Eine traumhaft schöne Wanderung der NaturFreunde entlang dem geschichtsträchtigen Ludwigskanal und durch die wildromantische Schwarzachschlucht, einem der schönsten Geotope Bayerns
Vom P+R-Parkplatz in Burgthann aus führte die erste Etappe der vom 1. Vorsitzenden Jürgen Schrader der NaturFreunde Würzburg e.V. am letzten Sonntag organisierten Wanderung auf einer Länge von 9 Kilometer entlang dem historischen Ludwig-Donau-Main. Ein kleines Meisterwerk war seine Realisierung, dass er schon kurz nach seiner Einweihung nicht mehr zeitgemäß war, sein Schicksal.
1846 wurde dieses von König Ludwig I. 1832 befohlene Bauwerk offiziell eingeweiht und die ersten großen Frachter, die mit Seilen von Pferden gezogen wurden, konnten die 178 Kilometer lange Strecke befahren. Sie benötigten für die Fahrt von Bamberg nach Kehlheim ca. sechs Tage und mussten dabei 100 Schleusen überwinden. Bis zu 3000 Arbeiter waren zeitweise an diesem Bau beschäftigt. Sie wohnten dann in großen Gemeinschaftsbaracken.
Doch schon wenige Jahre nach der Eröffnung wurde der Kanal für den Frachtverkehr unrentabel. Die Eisenbahn fuhr ihm den Rang ab und der erwartete Güterverkehr von der Nordsee zum Schwarzen Meer und umgekehrt fand nicht auf dem Kanal, sondern auf der Schiene statt.
Seit 1995 befindet sich im Südflügel der Burg Burgthann das Bayerische Ludwig-Donau-Main-Kanal-Museum.
Der Ludwigskanal wird in Burgthann und Umgebung einfach nur „Der Alte Kanal” genannt. Ein romantisches Relikt, übrig geblieben aus Zeiten der Industrialisierung, heute aber wichtiger Bestandteil der Naherholung.
Es nutzen nicht nur Wanderer, Jogger, Nordic Walker und Radfahrer die kilometerlangen Treidelwege für ihre Aktivitäten, auch bei vielen "Nicht-Sportlern" ist er beliebtes Ausflugsziel.
Heiß begehrt als Wohnhäuser sind heute die Schleusenwärterhäuser, die damals nach einem Musterplan mit strenger Typisierung an den 100 Schleusen errichtet wurden, da die Häuser doch alle der gleichen Funktion zu dienen hatten. Die oftmalige Lage der Schleusenwärterhäuser, weit von der nächsten Ortschaft entfernt, bedingte, dass meist nur mit grösserem Zeitaufwand die nötigen Besorgungen möglich waren. Da weiter davon ausgegangen werden konnte, dass die meisten Bewohner verheiratet seien und die Lage besonders für die damals vielen Kinder kritisch sein könne, wurde eine gewisse Autarkie angestrebt. So hatte jedes Haus zur Aufbesserung des kleinen Einkommens und zur Versorgung mit Frischmilch einen kleinen Stall, in dem Kleinvieh, wie Ziegen etc. gehalten werden konnten. Ferner wurde - soweit die Kanaldämme nicht für das Futter der Tiere ausreichten, zusätzlicher Grundbesitz zur Verfügung gestellt werden.
Eine Augenweide war vielerorts die tolle Vegetation entlang der 9-Kilometer-Strecke.
Insgesamt wurde der Ludwigskanal zehnmal auf Trogbrücken, sogenannten Brückkanälen (heute: Kanalbrücken), über Flüsse, Straßen und Einschnitte geführt. Ursprünglich waren 13 Brückkanäle geplant, die drei größten wurden jedoch aus Kostengründen durch hohe Erddämme ersetzt. Heute sind die beiden unweit voneinander liegenden Brückkanäle über die Schwarzach (im Bild) und den Gauchsbach erhalten.
Der Schwarzach-Brückkanal, der den Kanal bei km 95,2 zwischen den Schleusen 59 und 60 mit einer Höhe von 17,50 Metern über den Fluss trägt, gilt als technische Meisterleistung des Projekts. Die insgesamt 90 Meter lange Konstruktion aus mit Sandsteinmehl und Kalk verfugten Sandstein-Quadern überspannt das Schwarzachtal mit einem Bogen von 14,60 Metern Spannweite. Architektonisch orientierten sich die Planer an römischen Aquädukten. Dieser Brückkanal verursachte jedoch auch den größten Rückschlag des Projekts, als er, bereits 1841 fertiggestellt, 1844 nach einigen Reparaturversuchen fast vollständig abgetragen werden musste. Der Grund dafür war das zur Füllung des Raums zwischen den Flügelmauern der Südseite verwendete Material aus toniger Erde und Sand, das beim Ausgraben des Kanals anfiel. Es quoll bei der ersten Wasserung 1843 auf, verursachte bereits Stunden danach Risse in den Außenmauern und drohte, diese ganz zu sprengen. Beim Neuaufbau auf den alten Fundamenten wurde das Innere der Brücke dann hohl gelassen und die Widerlager mit Gewölben abgeschlossen.
Am Brückkanal lohnte sich für die Wandergruppe die einstündige Einkehr in den gemütlichen Biergarten der Waldschänke.
Hier verließ die Gruppe den Kanal und wanderte durch den Wald hinab zur Schwarzach. Auf weichen Waldwegen folgten sie nun dem Naturpfad durch die rund zwei Kilometer lange Schwarzachklamm mit ihren Felswänden, Höhlen und Nischen.
Die ruhige Schwarzach hat sich im Laufe von Millionen von Jahren tief in die Fränkische Alb gegraben.
Der extrem harte Burgsandstein hat dafür gesorgt, dass der Fluss eine schmale Schlucht in den Fels gegraben hat. Zu beiden Seiten ragen die Wände hoch auf und das regelmäßige Hochwasser hat Nischen und Höhlen aus den Felsen herausgespült.
So spazierten auch die NaturFreunde-Ausflügler begeistert durch das wildromantische Tal und genossen die spannenden Felsformationen. Seit 1936 ist die gesamte Schwarzachschlucht ein Naturschutzgebiet.
Mächtige Felswände gilt es zu umrunden, hier und da öffnen sich höhlenartige Löcher, alles wirkt sehr imposant und mächtig. Fast kommt man sich vor wie in einer Märchenwelt.
In Gesteinach wird die Schwarzach aus Richtung Schwarzenbruck kommend über eine Staustufe geleitet. Hier befindet sich das Flusskraftwerk Gsteinach. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Nur wenige Meter weiter Richtung Schwarzenbruck befindet sich auch das ehemalige Ausflugslokal Gsteinach. In den Felsen sind noch Türen und Fenster angedeutet.
Vor dem Ausgang der Schlucht war hoch oben über dem Wald trohnend, schemenhaft das 1562 erbaute Petz’sche Schloss zu sehen. Seit dem Jahr 1876 befindet sich das Schloss im Besitz der Familie von Petz, deren Wurzeln bis ins Nürnberg des 15. Jahrhunderts zurückreichen.
Am Ende der Schlucht erreicht die Gruppe Schwarzenbruck, wo ein leckerer Eisstand anzutreffen war. Von hier ging es dann im Schwarzachtal zur S-Bahn-Station Ochenbruck, wo die Gruppe, 14,5 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hatte und gerade noch, bevor es kurz zu hageln anfing, den Unterstand erreichte, ehe es dann zwei Stationen mit der S-Bahn zum Ausgangspunkt in Burgthann ging. Für alle Teilnehmer war die Wanderung trotz der insgesamt über vierstündigen An- und Rückfahrt mit mehreren Staus auf der A 3 ein tolles Erlebnis.
Fotos Dieter Gürz