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Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof erstrahlt in neuem Glanz - In jedem Raum viel Atmosphäre und eine eigene Stimmung

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

630.000 Euro wurden seit Januar von der Gemeinde Veitshöchheim in die Bücherei im Bahnhof investiert, um sie in ihrem 30. Jubiläumsjahr entsprechend den geänderten technischen Möglichkeiten und den veränderten Bedürfnissen der Nutzer ins 21. Jahrhundert zu führen. Die Corona-Pandemie machte jedoch Bürgermeister Jürgen Götz und seinem Büchereileiter Martin Wehner eine Strich durch das Vorhaben, die offizielle Wieder-Eröffnung und das Jubiläum mit geladenen Gästen, einer Veranstaltungswoche mit zahlreichen Veranstaltungen für alle Altersgruppen und dem beliebten Sommerflohmarkt groß zu feiern.

Über die gelungene Fertigstellung freuten sich gleichwohl am Mittwochmorgen im kleinen Kreis in der vorderen Reihe v.l.n.r. Bürgermeister, Büchereileiter,  Sibylle Ebner, die Leiterin der Außenstelle Würzburg der Bayerischen Staatsbibliothek, die für die neu beschaffte Einrichtung eine staatliche Förderung von 75.000 Euro in Aussicht stellte und Architekt Bruno Bruckner zusammen mit dessen Mitarbeiter Jonas Dürr, den Fachplanern Markus Gallena und Jürgen Rudolf, den Mitarbeiterinnen des Referates Bautechnik-Hochbau der Gemeinde Sabine Hartmann und Juliane Strifler,  Wehners Mitarbeiterinnen Yvonne Bräunig, Verena Schmitt und Susanne Lohse sowie die ehemalige Büchereileiterin Elisabeth Birkhold. Dazu gesellten sich der Veitshöchheimer Künstler Peter Stein, der seine Ausstellung in der Bücherei eröffnete und im Hintergrund an der Wand ein Bild präsentiert, das er für die Eröffnung der neugestalteten Bücherei geschaffen, sowie Frein Annette von Droste, die den Ankauf des Gemäldes ermöglichte (siehe nachstehenden Link auf eigenen Bericht).

Wegen Corona musste die Bücherei neun Wochen lang schließen. Der Umbau, insgesamt zwölf Firmen waren vor Ort tätig,  ging in dieser Zeit durchgehend weiter, der Zeitplan konnte trotz einzelner Lieferschwierigkeiten eingehalten werden. In dieser Zeit hat sich laut Büchereileiter Martin Wehner die Nachfrage nach digitalen Angeboten (E-Books und Musik-Streaming) stark erhöht. Wehner, der Ende Dezember in Ruhestand geht, hofft, ab Oktober wieder auf erste Veranstaltungen. Die Bücherei ist inzwischen wieder zu den normalen Öffnungszeiten für die Ausleihe von Medien zugänglich, es gelten jedoch selbstverständlich die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln.

Obwohl in den letzten Wochen nur ein reiner Ausleihbetrieb möglich war und noch zahlreiche Handwerker im Haus tätig waren, nehmen  die Besucher- und Ausleihzahlen wieder zu und nähern sich wieder den „Vor-Corona-Zeiten“ an. Im Vorjahr kamen fast 60.000 Leute in die Bücherei, die 138.000 Medieneinheiten entliehen.

Nach den Feststellungen des Büchereileiters kommt die Neugestaltung bei den Besuchern sehr gut an. Eine Leserin habe sogar geäußert, sie würde am liebsten in die Bücherei einziehen.

So gab es denn auch viel Lob vom Bürgermeister für Wehner und seinem Team, die 25.000 Medien in Kisten zu verstauen und dann wieder in die neuen Regale einzuräumen hatten und daneben auch noch bis auf die neunwöchige Schließung die Ausleihe in Teilbereichen sicherzustellen hatten. Wehner: "Dank der tollen Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten war es ein Vergnügen."

Bürgermeister Jürgen Götz hob besonders die kreativen Ideen des Architekten Bruno Bruckner, Würzburg hervor, die alle begeistert hätten und dankte ihm für die Einhaltung des Budgetrahmens und des Zeitplans.

Das Auffälligste der Neugestaltung ist die unterschiedliche Farbgebung der Räume Belletristik (blau), Sachbuch (gelb), Kinder und Jugend (rot) oder wie auf diesem Foto das moderne Outfit des Lesecafés mit piniengrünem und dunkelgrauem Wandanstrich und schallschluckenden weißen Elementen  an der Decke. Dies schafft Atmosphäre und gibt jedem Raum und somit jeder Abteilung eine eigene Stimmung, die zum Schmökern und zur ausgiebigen Nutzung einlädt.

So wurde in der Kinderbücherei  eine Lesehöhle installiert. Durch Öffnungen in der Decke werden vom Rokokogarten inspirierte Lichtmuster in die Höhle projiziert und umgekehrt auch aus der Höhle nach oben an die Decke.

Im Einzelnen wurden weiter alle Regale komplett erneuert, Lichtsituation und Akustik verbessert, die nicht historischen Böden wurden statt Teppich durch Parkett ersetzt, die Natursteinböden im Erdgeschoss überarbeitet, der Barrierefreiheit Rechnung getragen durch eine Rampe zur Kinderbücherei und einer elektrischen Eingangstüre, die Kinderabteilung und der Garten-Außenbereich atttraktiver gestaltet, die Medientechnik modernisiert und ergänzt sowie eine räumlich abgetrennte Lagerfläche für Stühle geschaffen. An der Zuordnung der Bereiche änderte sich nichts.

Ziel war es, dass die 830 Quadratmeter Raum bietende Bücherei für alle offensteht und ein Wohnzimmer für alle Bürger ist.. Architekt Bruno Bruckner: "Mit dieser Aufgabenstellung vor Augen, suchten wir nach einem Leitmotiv, das wir im benachbarten Rokokogarten in den Formschnitt-Hecken fanden, nämlich Räume im Raum schaffen." 

Von Erfolg gekrönt war so Bruckners Idee, die Regale nicht nur entlang der Wände aufzustellen. Dadurch entstanden offene und geborgene Räume, verdoppelte sich gleichzeitig die Regalfläche auf eine Länge von 990 Meter, da nun Bücher von außen und innen präsentiert werden.

Im Salon der Belletristik - Romane und Hörbücher wurden so in zwei gegenläufigen Winkeln Kabinette mit Nischencharakter gebildet.  Von der Raumfarbe ab hebt sich hier der neuverlegte Parkettboden.

Die neue Regalanordnung ermöglicht, die Bibliothek als Ausstellungsgebäude zu nutzen, was erstmals bereits zur Neueröffnung der örtliche Künstler Peter Stein bewerkstelligte. So platzierte er in den Durchblick zum Hofgarten der Abteilung Belletristik im Erdgeschoss eine Bleiplastik des Bildhauers Günther Berger (siehe gesonderter Bericht).

Die moderne Regaltechnik ermöglicht es, Bücher auch in Schräglage zu präsentieren, so wie hier in der Abteilung Sachbuch.

Im Obergeschoss wurden sämtliche Teppichbodenbeläge entfernt und durch haltbares Parkett ersetzt. 

Auf diese Weise gelang es, im Obergeschoss trotz der in 30 Jahren gewachsenen Medienmenge, einen Raum frei zu stellen, in dem sich nun Gruppen wie der Internet-Stammtisch für Senioren und Literaturkreise sich zum Gespräch treffen können oder auch Workshops veranstaltet werden können. Zur Verbesserung des offenen WLAN-Zugangs erhielt das OG einen weiteren Router.

Im Jugendbereich wurde der Arbeitstisch für Computernutzung so hoch ausgeführt, so dass ein "Alter" schon gar nicht auf den Hocker kommt und fast selbst erklärend dieser Raum den Jugendlichen vorbehalten bleibt.

Zentraler Raum war und ist das Lesecafé, einer Wiener Caféhaus-Tradition nachempfunden, mit  Flügel, Bühne und 60 Zeitungen im Abonnement, das jedem offensteht, ein Treffpunkt, wenn man im Ort unterwegs ist. Entlang der Fensterfront des Lesecafés wurden so im Bereich der Heizkörper Bänke  eingebaut und dazwischen Regale für die Zeitschriften.

Bruckner: "Mit all unseren gestalterischen Maßnahmen wollten wir auch immer einen Mehrwert schaffen." So verbessert das Deckensegel die Raumakustik, werden als Ganzes zum Leuchter für den Raum. Ähnlich verhalte es sich bei der Verdunkelung im Raum, sind die zur Verdunkelung aufgesetzten Klappläden gleichzeitig zur Schallverbesserung Akustik-Absorber.

Das Geländer des Treppenpodestes wurde klappbar gemacht und so dieses erweiterbar zur Bühne. Bislang musste bei Veranstaltungen vor dem Treppenaufgang vom Bauhof ein Podest aufgebaut werden.  Hier wurden auch Lautsprecher  an der Decke eingebaut (links und rechts vom Beamer).

Die Bewirtungstheke wurde links neben Treppenaufgang verlegt. Auch dadurch verfügt das Lesecafé nun über eine etwas größere Veranstaltungsfläche.

 

Die Themen der Gestaltung führte der Architekt auch im Außenbereich fort: Auf der Leseterrasse formuliert der große Sonnenschirm den Binnenraum innerhalb der Balustrade.

Neue witterungsbeständige Lounge-Möbel  laden hier unter dem großen Sonnensegel zum Verweilen mit Blick auf das Hofgarten-Schloss ein. Das Geländer rings um die Terrasse wurde durch eine Absturzsicherung erhöht. Was noch fehlt sind weitere Blumentöpfe.

Im Lesegarten wird der Binnenraum durch den Sitzwinkel geschlossen und durch Hecken formuliert. Neben der bisherigen, noch wieder aufzustellenden Holz-Eisenbahn gibt es nun auch ein Trampolin, auf dem sich auch das Büchereiteam fit halten kann.

Im Verbindungsgang  zum Königpavillon ist durch eine klare Formensprache ein einheitliches Erscheinungsbild gegeben. Es werden hier nur noch ausschließlich Belletristik-Bücher präsentiert. Die Zeitschriften wurden ins Lesecafé verlagert.

Dies trifft ebenso auch im Verbindungsgang auf der anderen Seite des Lesecafés zur Kinderbücherei zu.

 In der Kinderbücherei wurden die Podeste durch eine stärkere Stufen-Treppe ersetzt, so dass hier auch eine ganz Schulklasse Platz nehmen kann. In den Abstufungen sind Behältnisse für Bücher eingebaut.  Hier fanden an der Decke an anderer Stelle im Haus abgebaute Leuchten eine Wiederverwendung.

Verlegt wurde ein strapazierfähiger, zum Verweilen einladender dicker Teppichboden aus Recycling-Material (verwebtes Fischnetz).

Die bisher im Verbindungsgang vor dem Eingang in die Kinderbücherei vorhandene Stufe wurde beseitigt und der Zugang mit geringer Steigung und Neuverfliesung barrierefrei ausgebaut.

Im Königspavillon verbleibt es bei der Nutzung "Filme- und CD-Verleih". Es wurde im Hintergrund ein Bildschirm installiert, um hier Kurzfilme anschauen zu können. Unter der Treppe lädt aus dem OG das nach hier verlagerte  runde Sofa ein.

Auch hier eignen sich die Wände für Ausstellungsobjekte, die zur Wiedereröffnungs-Ausstellung auch der Künstler Peter Stein nutzt.

Nicht mehr wiederzuerkennen ist das neugestaltete und neu möblierte Büro der Bücherei. Nach Verlegung einer Glasfaser-Querverbindung von der Bücherei im Bahnhof zur Gemeindeverwaltung konnten hier die drei störenden Server entfallen. Dies führt auch zu einer erheblichen Kosteneinsparung. Im ganzen Haus wurde die gesamte Elektrik-Installation einschließlich Datenleitungen erneuert.

Ein neuer Service für die Besucher sind die drei im Haus verteilten Info-Points für Recherchen im Medienbestand (im Bild im Obergeschoss vor der Sachbuchabteilung).

Neu ist im Eingangsbereich der Bücherei auch ein Stuhllager, dass durch eine Abtrennung vom Belletristik wurde und die Bestuhlung bei Veranstaltungen wesentlich erleichtert.

Fotos (c) Dieter Gürz

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