Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Slowenien stand im Mittelpunkt des Weltsgebetstages 2019 in der Veitshöchheimer Kuratiekirche

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Weltgebetstag  ist seit über 100 Jahren die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen, der am ersten Freitag im März in über 120 Ländern in ökumenischen Gottesdiensten begangen wird, heuer am 1. März. Es geht darum zu erfahren, wie wichtig es ist, Kirche immer wieder neu als lebendige und solidarische Gemeinschaft zu leben.

Jedes Jahr schreiben Frauen aus einem anderen Land der Welt die Gottesdienstordnung, so heuer Frauen aus Slowenien zum Thema „Kommt, alles ist bereit!“  Mit der Bibelstelle des Festmahls aus Lukas 14 wollen die slowenischen Frauen  aus dem Naturparadies zwischen Alpen und Adria zum Ausdruck bringen, dass Gastfreundschaft und Miteinander besonders für all jene Menschen gilt, die sonst ausgegrenzt werden wie Arme, Alte, Geflüchtete, Kranke und Obdachlose.

Hatte in den letzten Jahren auf örtlicher Ebene eine ökümenische Projektgruppe der beiden katholischen Kirchenemeinden und der evangelischen auch für Thüngersheim und Güntersleben zuständigen Christuskirche  zum Mitmachen eingeladen, so bezog heuer die Projektleiterin Andrea Huber auch die Kirchengemeinde aus dem Dürrbachtal mit in die Vorbereitung und die Durchführung der Gottensdienstfeier in der Kuratiekirche Heiligste Dreifaltigkeit mit anschließendem gemütlichen Beisammensein im Pfarrsaal mit ein.

Aufgrund der Faschingsferien hatte Huber den Termin vom 1. März auf den 8. März, also auf den Weltfrauentag verschoben.

Zu den Gebeten, Liedern und Geschichten sorgte der ökumenische Singkreis „Mit Herz und Stimme“ für die musikalische Gestaltung zusammen mit den Musikern Petra Wirth (Keyboard) , Henry Wirth (Percussion), Martin Kuhn (Gitarre) und Gertrud Gerhard (Blockflöte)..

Nach der Begrüßung durch Andrea Huber  von der katholischen Kuratie-Gemeinde informierte Uta Deitert aus dem Dürrbachtal die Gläubigen über das Land Slowenien. Es ist dies eine junge Demokratie mit kommunistischem Erbe und eines der kleinsten Länder der Europäischen Union. Von seinen gerade mal zwei Millionen Einwohnern sind knapp 60 Prozent katholisch. Obwohl das Land tiefe christliche Wurzeln hat, praktiziert nur gut ein Fünftel der Bevölkerung seinen Glauben. Bis zum Jahr 1991 war Slowenien nie ein unabhängiger Staat. Dennoch war es über Jahrhunderte Knotenpunkt für Handel und Menschen aus aller Welt. Sie brachten vielfältige kulturelle und religiöse Einflüsse mit. Bereits zu Zeiten Jugoslawiens galt der damalige Teilstaat Slowenien als das Aushängeschild für wirtschaftlichen Fortschritt. Heute liegt es auf der „berüchtigten“ Balkanroute, auf der im Jahr 2015 tausende vor Krieg und Verfolgung geflüchtete Menschen nach Europa kamen.

Fünf Frauen schlüpften in die Rolle slowenischer Frauen und trugen deren Erfahrungen vor, die jeweils Monika Klopsch von der evangelischen Christusgemeinde als Sprecherin kommentierte.

So berichtete Susanne Beer (2.v.l.) als Marjeta, Ende des Zweiten Weltkrieges geboren, wie sie als religiöser Mensch im sozialistisch-kommunstischen Jugoslawien Bürgerin zweiter Klasse war, nicht studieren konnte und deshalb als Gastarbeiterin im Ausland erlebte, was es heißt Flüchtling oder Gastarbeiterin zu sein.

Irmgard Friedrich-Mehling (3.v.l.) von St. Vitus erzählte als 34jährige Mojca, im 1991 neu gegründeten Staat Slowenien aufgewachsen, dass sie studieren konnte, zwei Kinder hat und sich wünscht , dass Familie und ihr Beruf als Forscherin leichter vereinbar wären.

Doris Schwitkowski (2.v.r.) schilderte las Marija, einer 80jährigen Frau auf dem Land, wie ihr arbeitsloser Sohn und dessen Familie von ihrer bescheidenen Rente aus ihrer Arbeit in einer Fabrik leben.

Christl Reuter (li.) von der evanglischen Christusgemeinde in Thüngersheim schlüpfte in die Rolle der 40jährigen Ema, Mutter von zwei Kindern, die seit ihrer Kindheit stark von Alkoholmißbrauch in ihrer Familie betroffen ist. Die Sprecherin verdeutlichte, dass auch bei uns viele die Augen davor verschließen, wie sehr Alkohol Leben zerstört, auch viele Jugendliche meinen, sie könnten sich ohne Alkohol nicht vergnügen.

Waltraud Sturm (re.) von St. Vitus berichtete als Natascha, einer Romni, wie viele Romas in Slowenien und Europa unter unzumutbaren Bedingungen leben müssen. Die Sprecherin betonte, dass es auch bei uns viel Ausgrenzung gibt und es uns schwer fällt, Menschen zu akzeptieren, die anders sind.

"Wir sind eingeladen, uns mit allen Menschen an einen Tisch zu setzen und Platz zu machen", deutete die Projektgruppe die zuvor von zwei Sprecherinnen vorgelesene zentrale Bibelstelle vom Festmahl im Lukas-Evangelium, zu dem Jesus Arme, Lahme, Krüppel und Blinde eingeladen hatte.

Die fünf Frauen, die in die Rolle slowenischer Frauen geschlüpft waren, nahmen dann Platz am gedeckten Tisch, den auch rote Nelken als Symbol für die Kultur in Slowenien zierten.

Nach der liturigschen Feier waren dann alle Gläubigen eingeladen, im Pfarrsaal  sich am gedeckten Buffet-Tisch zu bedienen und sich in geselliger Runde auszutauschen.

Die Kollekte im Gottesdienst geht in diesem Jahr an die Stiftung FNEB in Kolumbien, die Familien von gewaltsam Verschwundenen rechtlich berät und begleitet.

Fotos: D.G.

Kommentiere diesen Post