Veitshöchheimer Gemeinderat beschließt WLAN-Zugang an Grund- und Mittelschule nach Ausbau der Breitbandanbindung
Mit einem strahlenden Gesicht und voller Erleichterung konnte am Dienstag-Abend Stefan Dusolt, der Rektor der Grundschule Veitshöchheim den Nachhauseweg von der Gemeinderatsitzung antreten. Das Gremium hatte unter TOP 5 einstimmig dem von ihm und seiner Konrektorin Julia Heres gestellten Antrag auf WLAN-Zugang der Eichendorff-Grundschule entsprochen. Selbstverständlich soll nach dem Willen des Gemeinderates auch die Mittelschule einen WLAN-Zugang erhalten. An der Eichendorffschule sind derzeit in der Grundschule neun Klassen mit 229 Schülern und in der Mittelschule zwölf Klassen mit 232 Schülern untergebracht.
Die Beschlussfassung erfolgte allerdings unter dem Vorbehalt "nach Ausbau der Breitbandanbindung". Denn das Schulzentrum, so stellte Bürgermeister Jürgen Götz fest, ist diesbezüglich laut Ausdruck der Telekom noch ein "schwarzes Loch". Warum dies so ist, habe man nach zahlreichen Gesprächen und Kontaktaufnahmen mit der Telekom noch nicht herausfinden können.
Die Schulleitung hatte in ihrem Schreiben an die Gemeinde um Überprüfung gebeten, ob der vor zehn Jahren vom Gemeinderat gefasste Beschluss, WLAN an Schulen zu vermeiden, aufgehoben werden kann.
Nach dem Vortrag des Bürgermeisters ist es so, dass bis heute keine wissenschaftlich fundierten Nachweise existieren, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung belegen. Dennoch nehme der Bayerische Landtag und auch das Gesundheitsministerium eine kritische Haltung in Bezug auf WLAN an Schulen ein.
Demgegenüber sehe der Masterplan Bayern Digital 2 des Bayerischen Kultusministeriums weitere Fördermittel für den Breitbandanschluss und WLAN im Etat des Finanzministeriums seit 1. Juni 2018 an Schulen vor.
Daneben verweis Götz ganz tagesaktuell auch die vom Bund gestartete Offensive, mit der Deutschlands Schulen vom Jahr 2019 an schrittweise mit Digitaltechnik wie Tablets und WLAN ausgestattet werden und digitale Lerninhalte nutzen und Lehrkräfte entsprechend weitergebildet werden können.
(Ob es dafür direkte Fördergelder des Bundes gibt, hängt nach der vom Bundestag beschlossenen Grundgesetzänderung noch von der Zustimmung des Bundesrates in seiner Sitzung am 14. Dezember 2018 ab. Einige Länder plädieren dafür, dass der Bund die notwendigen Mittel den Ländern beispielsweise durch eine andere Verteilung der Mehrwertsteuer zur Verfügung stellt.)
Die Nutzung digitaler Geräte durch Schüler erweitern laut Schulleitung die Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung auf vielfältige Weise. Die Infrastruktur eines Klassenzimmers sollte idealerweise die drahtlose Verbindung aller digitalen Endgeräte für alle Schüler ermöglichen. Voraussetzung sei eine entsprechende Netzwerkinfrastruktur und Internetanbindung mit ausreichender Bandbreite (nicht weniger als 100 Mbit/s). Auch die zentralen Dienste wie beispielsweise Mevis-Mediathek in der Schule könnten sinnvoll genutzt werden.
Um eine effektive Nutzung von Schülerendgeräten im Unterricht einzusetzen, sei es natürlich auch entsprechend wichtig, eine verfügbare Internet-Bandbreite nutzen zu können.
Idealerweise soll man im Schulbereich laut Empfehlung des Bundesamtes für Strahlenschutz die Strahlung so gering wie möglich halten. Man könnte dies tun, in dem man, so Götz, WLAN nur für Unterrichtszwecke einschaltet und eine sogenannte Lernzone einrichtet mit Ausschaltmöglichkeit.
Zu beachten seien weiter eine Absicherung gegen rechtliche Risiken und Schadsoftware, getrennte Netze für Lehrer und Schüler und Router mit größtmöglichem Abstand zu Schülern und Lehrern.
Am Gymnasium Veitshöchheim, so der Bürgermeister, funktioniere dies schon wunderbar. Er verwies auf die Auszeichnung des Gymnasiums als "digitale Schule".
Götz: "Dies ist die Zukunft. Man kann zu WLAN stehen wie man will. Aber wir können uns dieser Sache nicht mehr entziehen. Es ist heute so, dass der Unterricht zeitgemäß erfolgen soll und die Kinder den Umgang mit dem digitalen Medium lernen sollen." Wenn die Kinder nach Hause gehen, gebe es dort auch WLAN.
Der Gemeinderat habe deshalb auch beschlossen, WLAN an öffentlichen Orten einzurichten, so im Rathausinnenhof, in der Mainlände, im Schwimmbad.
Unter Beachtung der Empfehlungen des Bundesamtes für Strahlenschutz wurden keine Bedenken seitens des Gremiums gegen den WLAN-Zugang der Eichendorffschule gesehen. Grundschuldirektor Dusolt verwies darauf, dass diesem auch der Elternbeirat zugestimmt habe.
"Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass wir einen schnelleren Internetzugang für den Schulbereich bekommen", betonte der Bürgermeister.
(Anmerkung: "Ab heute Highspeed-Internet für Veitshöchheim - Über 4200 Haushalte können ab sofort schnelles Internet nutzen", so hieß es auf Veitshöchheim News am 17.3.2016, als der Bürgermeister und ein Telekomvertreter den Datenturbo-Schalter für das schnelle Internet in Veitshöchheim von 5 auf 100 MBit/s betätigten. Ein ganzes Jahr hatte die Telekom 1,5 Millionen Euro in Veitshöchheim in den flächendeckenden Breitbandausbau bis 100 MBit/s investiert und dazu im Ort 14 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und flächendeckend 22 Multifunktionsgehäuse mit modernster Technik installiert. Nicht nachvollziehen ist deshalb, dass dass Schulzentrum laut Bürgermeister ein "schwarzes Loch" ist. Laut Auskunft des Tiefbaureferates wurde beim Ausbau der Günterslebener Straße ein Lehrrohr verlegt, so dass ein Anbieter das Schulzentrum ohne Grabarbeiten mit einem Glasfaserkabel versorgen könnte.
Der Bayerische Finanzminister hatte am 19. Juni 2018 geäußert, dass bislang bayernweit 90 Prozent der Haushalte mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde und 80 Prozent mit 50 Megabit und mehr ins Internet können).
Auf Nachfrage von Stefan Oppmann erklärte Götz, dass in der Schule LAN-Anschlüsse in allen Klassenräumen verlegt wurden, die jedoch nur begrenzt den Einsatz von PCs oder Laptops ermöglichen. Bei der anstehenden Generalsanierung der Eichendorffschule müsse man überprüfen, so der Bürgermeister, ob die durchgeführte Verkabelung unter dem Gesichtspunkt des Brandschutzes dann noch zu halten ist.
Der einstimmige Beschluss lautete: "Der Gemeinderat beschließt WLAN an der Grund- und Mittelschule einzuführen je nach Bedarf und nach Ausbau der Breitband-Anbindung."
Es gibt nach Auskunft von Rektor Otto Eisner derzeit an der Mittelschule zwei ausgestattete EDV-Räume mit 18 bzw. 15 Schülerarbeitsplätzen. Der Internetzugang sei jedoch mit nur maximal 17 Bit/s völlig unzureichend.