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Mainfrankensäle Veitshöchheim - Blick zurück in das Jahr der Eröffnung 1981

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Volksblatt vom 22.9.1981

Im Polonaiseschritt die Säle in Besitz genommen

Rund 10.000 Menschen strömten am Wochenende zu den Eröffnungs-Veranstaltungen in die Mainfrankensäle
Bei freiem Eintritt bot die Gemeinde übers Wochenende eine Serie von Veranstaltungen, unter denen der Schwarz-Weiß-Ball am Samstagabend (linkes Foto) deutlich am besten besucht war. Es gab keine Karten mehr. Flotter ging‘s am Sonntagabend bei einem Ball für die Jugend zu (Mitte), bei dem sich auch Erwachsene nicht ausschlossen. Zahlreiche Darbietungen Im Foyer erfreuten die Besucher an zwei Tagen der offenen Tür. Dazu gehörte auch der Auftritt der Veitshöchheimer Musikschule unter Leitung von Barbara Metzger (rechtes Bild).

Bei freiem Eintritt bot die Gemeinde übers Wochenende eine Serie von Veranstaltungen, unter denen der Schwarz-Weiß-Ball am Samstagabend (linkes Foto) deutlich am besten besucht war. Es gab keine Karten mehr. Flotter ging‘s am Sonntagabend bei einem Ball für die Jugend zu (Mitte), bei dem sich auch Erwachsene nicht ausschlossen. Zahlreiche Darbietungen Im Foyer erfreuten die Besucher an zwei Tagen der offenen Tür. Dazu gehörte auch der Auftritt der Veitshöchheimer Musikschule unter Leitung von Barbara Metzger (rechtes Bild).

VEITSHÖCHHEIM

Das war mehr, als die Verantwortlichen der Gemeinde zu wünschen wagten, als sie sich den Veranstaltungsreigen zur Eröffnung ihrer Mainfranken-Säle einfallen ließen. Man gewann am Wochenende den Eindruck, daß es sich kein Veitshöchheimer entgehen ließ, das Elf-Millionenbauwerk zu besichtigen, entweder bei einer der für alle Altersstufen angebotenen Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen, oder beim „Tag der offenen Tür“.

Rund 10.000 Menschen kamen an zwei Tagen.

Bürgermeister Erich Steppert dürfte mit einer Hoffnung recht behalten, wenn solche Begeisterung auch weiterhin anhält: Bei einem Eröffnungsempfang vor Vertretern aller örtlichen Einrichtungen und Vereine, den Gemeinderäten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, erklärte er, mit den Mainfranken-Sälen solle auch das gesellige und kulturelle Leben des Ortes, sowie die Freizeit und Erholung etwas in Schwung gebracht werden. Letztlich hofft der Bürgermeister nun, daß auch alle Zuschüsse zur Finanzierung des Tagungszentrums am Mainnfer rechtzeitig abgerufen werden können. Steppert appellierte deshalb an die am Bau beteiligten Firmen, ihre Schlussrechnungen so schnell wie möglich zu stellen.

Mainfrankensäle Veitshöchheim  - Blick zurück in das Jahr der Eröffnung 1981

Manche mutige Entscheidung habe der Gemeinderat vor und während der Bauzeit mitgetragen, erinnerte sich Steppert. Auch deshalb sei Veitshöchheim anderen Bauherren von Kongreß- und Tagungszentren zeitlich etwas voraus. Im übrigen gestand das Ortsoberhaupt: Hätte Würzburg zum Zeitpunkt der Planung bereits ein Kongreßzentrum besessen — das Veitshöchheimer wäre nie und nimmer genehmigt worden. So allerdings sei die Fremdenverkehrsgemeinde Veitshöchheim in eine Marktlücke gestoßen.

Steppert erläuterte auch, wie es gerade zu diesem Projekt kam: Genehmigung für den Bau einer Dreifachturnhalle habe es für Veitshöchheim damals ebensowenig gegeben, wie für den eines Hallenbades. Dabei sei die Idee für das Veranstaltungszentrum geboren worden. Aus dem Konjunkturförderungsprogramm seien schon 1977 rund 6,9 Millionen DM zugesagt worden. Hinzu kommen noch Staatsgelder für die „Stärkung der Wirtschaftskraft“ und aus dem Topf für „Freizeit und Erholung“. Immerhin entstanden im Zentrum ja auch Kegel- und Saunaanlagen.

Gewisse Sorgen, der Boden in diesem Bereich könnte allmählich unterkühlt werden, machte man sich, weil die Wärmepumpe dem Grundwasserspiegel 17 Liter pro Sekunde entziehe, berichtete Steppert.

Mainfrankensäle Veitshöchheim  - Blick zurück in das Jahr der Eröffnung 1981

Architekt Walter Schilling freilich sah das so: Die Wärmepumpe liefere aus dem reichlich vorhandenen Grundwasser nach dem Gas die Sekundärenergie für das Bauwerk. Es sei eine ebenso schwierige, wie reizvolle Aufgabe gewesen, die Mainfranken-Säle mit allen ihren Funktionen zu planen, fuhr Schilling fort. Dabei habe er sowohl die städtebauliche Komponente, mit der nahegelegenen Barockanlage, als auch die wirtschaftliche Vertretbarkeit des Bauwerkes beachten müssen. Schließlich sollten die Hauptfunktionen noch äußerlich sichtbar und ein Bezug zur Mainlandschaft geschaffen werden. Ob das alles gelungen sei, werde in Zukunft wohl auch der Grad der Nutzung durch die Bürger zeigen.

Die kamen in Scharen zum festlichen Ball am Samstagabend. Nur 500 konnten sich allerdings zu den Glücklichen zählen, die eine Freikarte erhielten. Erwartungsvoll betraten sie den dezent geschmückten Saal, der viele durch behagliche Funktionalität begeisterte.

Wie ein zündender Funke wirkte da die Eröffnungsmelodie der Big-Band des Heeresmusikkorps 12, die mit einer klassischen Auswahl aus ihrem umfangreichen Repertoire stets für gehobene Stimmung und eine volle Tanzfläche sorgte. Wurde den Damen bereits behn Eintritt je eine Rose überreicht, so rühmte Bürgermeister Erich Steppert ihren Charme und ihre Eleganz, bevor er als Höhepunkt des Festballes die Polonaise eröffnete.

Mit diesem geschrittenen Tanz durch die Räumlichkeiten der Mainfranken-Säle sollten die Bürger symbolisch ihr neues Kultur- und Freizeitzentrum in Besitz nehmen. Und ihre Reaktion zeigte, daß der Eröffnungsball ein Volltreffer war.

„Das Ganze ist eine Wucht“, bekannte Hermine Abele spontan und Gisela Hohmann schätzte „die gepflegte Atmosphäre“. Auch der 19jährige Schüler Winfried Halbleib zeigte sich trotz der Größe des Raumes von der Atmosphäre beeindruckt und lobte die „flotte Musik“. Er hielt auch den freien Eintritt unter Hinweis auf die Verwendung von Steuergeldern als gerechtfertigt.

Einige andere Stimmen hätten einen Eintrittspreis durchaus als angemessen erachtet Helmut Scholz, wohl Senior unter den Besuchern, sah den Wert dieser Veranstaltung vornehmlich in der Kommunikationspflege.

Zahlreiche Lobesworte über diesen festlichen Ball waren zu hören. Dank nahezu optimaler Rahmenbedingungen und eines festlich gestimmten Publikums entwickelte er sich zu einem glanzvollen Auftakt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in den Mainfranken-Sälen.

Am Samstag eröffnete ein Platzkonzert des Heeresmusikkorps 12 die Tage der offenen Tür. Viele Tausend kamen. Demonstrationen der Vereine und Institutionen füllten am Wochenende den großen Saal.

Die musikalische Umrahmung besorgte die Veitshöchheimer Blaskapelle unter der Leitung von Edwin Wald.

400 Senioren erlebte in einem Nonstop-Programm am Sonntag den Volkstanz- und Trachtenverein Würzburg 03 mit einer Jugendgruppe.

Die Jugend der Turngemeinde glänzte mit einer Reifen- und Bändergymnastik.

Fini Pröstler erinnerte mit ihren 80 Lenzen an Veitshöchheims alte Zeit.

Anton Vornberger, mit 93 Jahren Veitshöchheims ältester Bürger, konnte aus der Hand von Bürgermeister Steppen Blumen und ein Bocksbeutelgeschenk entgegennehmen.

Großen Beifall fanden Gerhard Curschmann und Peter Schilling von der Veitshöchheimer Musikschule mit einem Trompetensolo.

Nicht weniger Beifall heimsten der Männergesangverein und der gemischte Chor der Turngemeinde, Marianne Arntz mit fränkischen Mundartgedichten und Georg Schmitt am Xylophon ein.

Für den reibungslosen Ablauf zeichnete der Leiter des Veitshöchheimer Fremdenverkehrsamtes, Jens Braunschmidt, verantwortlich. Er hatte als vielbeschäftigter Organisator, die Ansage stets gut im Griff. Während die Senioren-Veranstaltung mit dem Lied „So ein Tag“, schloß, kämpften im Untergeschoß unter der Federführung des Keglervereins Würzburg, die Kegler um das Bundeskegel-Sportabzeichen. Etwa 600 Teilnehmer werden hier in den nächsten Wochen 70000 bis 80 000 Kugeln schieben.

Schnell vergriffen waren auch die Freikarten für jenen Schwarz-Weiß Ball, der speziell für Veitshöchheims Jugend am Sonntagabend in den neuen Mainfranken-Sälen organisiert war. Treffend meinte Bürgermeister Erich Steppert, bevor die Tanzcombo „Neuland“ des Heeresmusikkorps 12 aufspielte: „Ich wußte gar nicht, daß die Jugend so hoch ‘naufgeht!“ Recht zahlreich war nämlich auch das „ältere Semester“ vertreten. Man hatte bei der Verteilung der Karten nicht streng darauf geachtet, daß diese nur an Jugendliche gingen. Natürlich waren alle Gäste willkommen, zumal dann doch einige Plätze freiblieben. Die Gründe dafür mögen gewesen sein, daß sich mancher Jugendliche doch eher einen Beat-Abend gewünscht hatte, oder einige praktizierten, was Fremdenverkehrsreferent Braunschmidt bemerkte: „Wir gehen zwar nicht hin, aber Karten woll‘n wir auch haben“.

Geteilter Meinung über die Veranstaltung war man beispielsweise in der Jugendgruppe der Kuratie Veitshöchhejm. Ihr Gruppenführer Thomas Marchhäuser zeigte sich insgesamt doch erfreut über das Angebot des Bürgermeisters an die Jugend, gelegentlich Beat-Parties im Zentrum veranstalten zu dürfen, ohne dafür Miete zahlen zu müssen. Allerdings müsse sich jemand finden, der dafür die Verantfortung übernimmt und für Ordnung sorgt. Für die Musik bei solchen Tugendveranstaltungen fand sich Rainer Wegner, zweiter Leader der Gruppe „Deep Water“ aus Veitshöchheium. Er könne dafür sorgen und auch die Anlage der Gruppe zur Verfügung stellen.

SahilikJv.M./S.

Mainfrankensäle Veitshöchheim  - Blick zurück in das Jahr der Eröffnung 1981

Auszug aus der Veitshöchheimer Jahreschronik 1981

Einen enormen Arbeitsaufwand sowohl des Gemeinderates als auch der Verwaltung verursachte der Neubau der Mainfrankensäle. Alle Mühen haben sich gelohnt und plangemäß konnte zum 19./20.9.1981 die Eröffnung mit einem bunten Reigen von Veranstaltungen stattfinden.

Die Gemeinde besitzt nun ein modernes, vielfältiges und repräsentatives Veranstaltungszentrum, das allen Ansprüchen des heutigen Tagungs- und Veranstaltungswesens gerecht wird und das bereits überregional einen ausgezeichneten Ruf genießt, gut genutzt wird und in einschlägigen Fachzeitschriften als neues kulturelles Zentrum angepriesen wird.

Besonders hervorgehoben wird, dass die Anlage in ihrer äüßeren Form und den landschaftsgestaltenden Elementen besticht und sich hervorragend in das städtebauliche Konzept und in das Ortsbild einfügt.

a) Beschreibung der AnIage

  • abteilbarer Saal (690 m²) mit 800 Plätzen
  • Foyer mit Buffet (250 m²)
  • Konferenzraum mit 100 Plätzen (125 m²)
  • Gaststätte Frankenstuben mit 75 Plätzen und Fränkischer Weinstube mit 26 Plätzen sowie Sitzterrasse (125 m²)

sowie im UG

  • Kegelstube im UG mit 70 Plätzen und 14 vollautomatische Kegelbahnen
  • Fitnesszentrum mit Sauna, Massage, Solarium
  • Verkaufskiosk

Die Mainfrankensäle haben eine Gesamtnutzfläche von 3.202 m² mit einem umbauten Raum von 17.709 m³.

Der Außenberich umfaßt mit Grün- und Wegeflächen, Rollschuh- und Festzeltplatz 15.400 m². Darin enthalten ist das Parkraumgebot mit 250 Pkw- und 21 Busstellplätzen. Mit einer Auffahrtrampe und Hilfen in den Toiletten wurde auch an Behinderte gedacht.

b) Finanzierung Gesamtkosten 11 Mio. DM

Die Gesamtkosten betragen einschließlich des noch zu bauenden Rollschuhplatzes und des eventuefl noch auszuführenden Bootshafens 11 Millionen DM. Diese wurden finanziert:

  • 6.220.000 DM Eigenmittel
  • 3.850.000 DM Zuschüsse
  • 930 000 DM zinsgünstige Darlehen

Ein Darlehen auf dem freien Kapitalmarkt mußte nicht aufgenommen werden.

c) Verpachtung

Nach monatelangen Beratungen konnte die endgültige Fassung des Pachtvertrages für den gastronomischen Bereich der Mainfrankensäle (Gaststätte, Weinstube und Kegierstube) rechtzeitig vor Öffnung genehmigt werden.

Für den Saalbereich und für den Konferenzraum hat sich die Gemeinde das Recht der Vermietüng vorbehalten.

Die Fitnessräume (Sauna, Solarium und Massage) sind ein eigener Pachtteil. Sie wurden an einen staatlich geprüften Masseur verpachtet.

d) Nutzung

Sämtliche örtlichen Vereine und Vereinigungen erhalten einmal jährlich die Säle miet- und betriebskostenfrei. Der Konferenzraum steht dem genannten Personenkreis grundsätzlich miet- und betriebskostenfrei zur Verfügung.

Die Mainfrankensäle sollten künftig auch von Jugendlichen in Verbindung mit Vereinen bzw. örtlichen Organisationen besser genutzt werden. Es sollte möglich sein, für ein geringes Eintrittsgeld monatlich eine Tanzveranstaltung zu organisieren.

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