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Zwischenbilanz des Veitshöchheimer Klimaschutzmanagers nach über zweijähriger Tätigkeit

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

BR-Interview mit dem Veitshöchheimer Klimaschutzmanager Jochen Spieß bei der ersten von ihm organisierten Repair-Café-Veranstaltung

BR-Interview mit dem Veitshöchheimer Klimaschutzmanager Jochen Spieß bei der ersten von ihm organisierten Repair-Café-Veranstaltung

Im September 2011 hatte das beauftragte Karlstädter Büro Haase dem Gemeinderat in einer Sondersitzung den Integrierten kommunalen Klimaschutz (Energieleitplan) vorgestellt, vom Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin mit einem Zuschuss von 57.000 Euro gefördert. Es wurde für notwendig erachtet, zur beratenden Begleitung bei der Umsetzung des Konzeptes, mit dem die Gemeinde in der Region eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnimmt, einen Klimaschutzmanager einzustellen.

Link auf Veröffentlichung des Klimaschutzkonzeptes der Gemeinde

Am 27. September 2012 bewilligte der Projektträger Jülich im Auftrag des BMU für den Klimaschutzmanager einen Zuschuss über 115.000 Euro. Bereits im März hatte die Gemeinde diese Stelle ausgeschrieben und im Juli den Diplom-Ingenieur (FH) Jochen Spieß unter 49 Bewerbern ausgewählt. Unmittelbar nach Eintreffen des Bewilligungsbescheides konnte der Arbeitsvertrag unterzeichnet und Jochen Spieß am 1. Oktober seine zunächst auf drei Jahre befristete Tätigkeit als Klimaschutzmanager aufnehmen. Er wurde als Stabsstelle direkt dem Bürgermeister unterstellt, um so seine hervorgehobene, ämterübergreifende Aufgabenstellung intern und extern zu dokumentieren.

Auf Wunsch des Gemeinderates zog Jochen Spieß nach über zweijähriger Tätigkeit folgende Zwischenbilanz:

  • Ein Liegenschaftsmanagement ist eine Referate übergreifende Aufgabe. Neben dem Energiemanagement sind der bauliche Zustand, die Einnahmen und Ausgaben sowie die Nutzung für ein Liegenschaftsmanagement relevant. Die Bestandsaufnahme der energetisch relevanten Daten der gemeindeeigenen Liegenschaften ist in Arbeit, in Zusammenarbeit mit dem Hochbau werden auch die baulichen Aspekte aufgenommen. Für ein nachhaltiges Liegenschaftsmanagement ist eine intensive Kooperation zwischen Hochbau, Kämmerei und Klimaschutzmanagement notwendig, ebenso wie eine geeignete Software, die von allen drei Referaten gepflegt wird.
  • Eine Evaluierung von Maßnahmen ist frühestens ein bis zwei Jahre nach der Umsetzung möglich, da erst dann relevante, auswertbare Daten vorliegen. Die theoretischen Emissionsminderungen von umzusetzenden Maßnahmen wurden immer vor Maßnahmenbeginn berechnet.
  • Die Vorarbeit zur Einführung eines Umweltmanagementsystems wurde geleistet, die Umsetzung braucht den politischen Willen und eine von oben dirigierte Struktur.
  • Aufgrund der Änderung des EEG ab August 2014 haben sich die Bedingungen für Bürgerenergieprojekte geändert. Derzeit laufen Gespräche mit Akteuren zur Initiierung von Bürger-Solaranlagen.
  • In Kooperation mit den relevanten Referaten sind folgende Maßnahmen in der Umsetzung: schrittweise Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchtmittel, Erarbeitung von Effizienzmaßnahmen im Bereich der Kläranlage, z. B. Optimierung Blockheizkraftwerk, Schlammtrocknung, Bau einer Photovoltaikanlage.
  • Die Erneuerung der Flurbeleuchtung Rathaus wurde abgeschlossen, ebenso wie die teilweise Erneuerung der Beleuchtung in der Eichendorffschule. Die Erneuerung der Beleuchtung in der Bücherei im Bahnhof ist für Ende 2014 vorgesehen. Für die Eichendorffschule wird mit Fördermitteln der DBU ein Sanierungskonzept entwickelt, eine Umsetzung von BA 2 ist für 2015 geplant. Für die Bundeswehrwohnanlage wurde mehrfach eine energetische Sanierung vorgeschlagen, trotz zudem bestehenden baulichen Mängeln wurde dies noch nicht in die Wege geleitet.
  • Im Bereich Verkehr wurden in Zusammenarbeit mit dem Agenda-21-Arbeitskreis ein Radwege- und ein ÖPNV-Konzept entwickelt. Für die Umsetzung beider Konzepte ist eine intensive Unterstützung der Kommunalpolitik notwendig.
  • Ein mit dem Hochbaureferat abgestimmter Vorgabekatalog für gemeindliche Energiestandards im Bereich Sanierung und Neubau von Liegenschaften wurde mehrfach vorgelegt.
  • Ein gemeindlicher Klimaschutzwettbewerb wurde ausgearbeitet und 2014 das erste Mal durchgeführt. Eine Fortsetzung in Zusammenarbeit mit „der Energie“ ist geplant, eine Erweiterung auf umliegende Kommunen wird geprüft.
  • Durch ein neues Konzept konnte die Nachfrage für die gemeindlichen Energieberatungen deutlich erhöht werden. In den zwei Jahren 2013 und 2014 wurden mit fast 100 Beratungen im Mittel ca. 10-mal so viele Beratungen durchgeführt wie in den Jahren zuvor. Neben den Energieberatungen wurde der kostenlose Verleih von Strommessgeräten durch die Gemeinde an BürgerInnen etabliert.
  • Mit dem Gymnasium Veitshöchheim wurden mehrere Schulprojekte zum Thema Klimaschutz durchgeführt. Ein weiteres Projekt zur Klimabildung gab es mit den „Naturfreunden“. Neben einem Fahrradtag, einer Fahrrad-Erlebnisrally, zwei Teilnahmen am Stadtradeln sowie einem Repair-Café wurden mehrere Infoveranstaltungen geplant und durchgeführt. Die Resonanz aller Teilnehmer war als äußerst positiv einzustufen. Weitere Veranstaltungen sind geplant.
  • Die Kooperation mit der örtlichen und regionalen Agenda-21- Gruppen ist intensiv und produktiv. Weitere Kooperationen mit anderen örtlichen, regionalen und bundesweit agierenden Akteuren bestehen ebenfalls (DBU, LfU, HWK, Energieberaterverein, ...)
  • Mit der Idee der Erlebnisorte Veitshöchheim wird versucht ein Klimaschutzprojekt im internationalen Förderprogramm leader zu platzieren. Weitere Projekte sind über die DBU und die Klimaschutzinitiative (BMU) gefördert.

Der Klimaschutzmanager zog am Ende folgendes Fazit:

„In zwei Jahren Klimaschutzmanagement konnten sowohl einige Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept, als auch in der Tätigkeit entwickelte Projekte geplant und teilweise auch umgesetzt werden. Er sieht das Klimaschutzmanagement als wichtige Einrichtung in der Gemeinde, die zumindest als beratendes und unterstützendes Instrument der Verwaltung die Nachhaltigkeit und Effizienz von Maßnahmen erhöht und für die Gemeinde eine Chance bietet, hinsichtlich des Klimaschutzes in Zukunft nicht vollständig den Anschluss zu verlieren.“

Hinweis: Jochen Spieß kündigte zum 31.3.2015 seinen Arbeitsvertrag bei der Gemeinde Veitshöchheim, weil er neue berufliche Herausforderungen in der Privatwirtschaft sucht.

Die Gemeinde hat deshalb die Stelle neu ausgeschrieben (Link auf Ausschreibung).

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