Sprachzertifizierung der Veitshöchheimer Kindertagesstätte "Menschenskinder"
Zum Abschluss der zweijährigen Sprachberatung in der evangelischen KITA "Menschenskinder" überreichte Sprachberaterin Marion Hammer (2.v.r.) der KITA-Leiterin Sabine Krug (Mitte) die offizielle Zertifikatsurkunde. Mit ihnen freuen sich über diese Auszeichung v.l. Diakon Dirk Rottmann vom Träger der Einrichtung, Bürgermeister Rainer Kinzkofer und die für Unterfranken zuständige evanglische KITA-Fachberaterin Christiane Leclaire.
„Literacy“, diesem englische Begriff, für den es keine wörtliche deutsche Übersetzung gibt, kam in den letzten beiden Jahren in der evanglischen Kindertagesstätte (KITA) Menschenskinder in Veitshöchheim eine große Bedeutung zu. Er meint im weitesten Sinne die Fähigkeit, mit Sprache und Texten umgehen zu können.
Die KITA war eine von 90 in ganz Unterfranken, die seit Oktober 2008 an dem Projekt Sprachberatung des bayerischen Familienministeriums teilnahm. Gemeinsam mit der Sprachberaterin Marion Hammer vom evangelischen KITA-Verband ging es darum, in der Kita optimale Bedingungen für den Spracherwerb bei den Kleinen schaffen.
170 Stunden lang war so Hammer als Coach für die Einrichtung tätig, gab Tipps, wie die Erzieherinnen die Kinder optimal in Sachen "Literacy" fördern können.
Groß war die Freude, als nun zum Abschluss des Projektes in einer kleinen Feier bei Kaffee und Kuchen die Sprachberaterin das Zertifikat der KITA-Leiterin Sabine Krug in Anwesenheit von Bürgermeister Rainer Kinzkofer und Vertretern des KITA-Trägers und des Elternbeirates überreichte.
„Die Sprache erschließt die Welt und ist das grundlegende Bildungsmittel.“ Mit diesen Worten beglückwünschte Bürgermeister Rainer Kinzkofer in seinem Grußwort die Einrichtung, zur Zertifizierung, die im Interesse unserer Kindersehr bewundernswert, vorbild- und beispielhaft sei. Nach dem Motto „Je früher desto besser“ sei bei der Bildung jede Investition in die Förderung von Kindern gerade auch im Sprachbereich von großem Vorteil. Der Bürgermeister versäumte es nicht, auch die Vorleistungen der Gemeinde in diesem Bereich herauszustellen. Die fünf örtlichen KITAs seien bei den Plätzen für unter Dreijährige mit einem Versorgungsgrad von 37 Prozent schon vorbildhaft. Soweit die Gemeinde bei den äußeren Voraussetzungen Einfluss hatte, habe sie erheblich investiert.
Das Projekt „Sprachberatung“ war nach den Worten der KITA-Leiterin Sabine Krug eine unheimlich aktive und harte Zeit, da zu Beginn gerade die Kinderkrippe eingerichtet war und der Umbau mit Umzug bevorstand. Die Sprachberaterin Hammer war denn auch voll des Lobes über Krug und ihr Team, wie sie dazu auch noch zusätzlich die 170 Stunden Sprachberatung neben dem alltäglichen KITA-Betrieb stemmten.
Wie Krug reflektierte, haben sich aber all die Mühen gelohnt, da gerade in der zweiten Phase während des Umbaus und Rückumzugs die Gesichtspunkte „Sprache und Bildungsplan“ sehr gut bei der Gestaltung der Räume und Abläufe berücksichtigt werden konnten. Bei Literacy gehe es schließlich auch darum Raumatmosphäre zu schaffen, verschiedene Materialien besonders zur Verfügung zu stellen oder ein Netzwerk aufzubauen mit der Bücherei oder den Lesescouts des Gymnasiums.
Wie die Sprachberaterin Hammer in Erinnerung rief, wurde viel in Kleingruppen gemacht, oft auch im großen Team, wurden mit den Kindern Theaterstücke eingeübt, der Umgang mit Bilderbüchern geschult, Fortbildungen zum Erst- und Zweitspracherwerb, zur phonologischen Bewusstheit und zum Schriftspracherwerb durchgeführt. Es galt auch in den neuen Räumen eine Literacy-Umgebung zu schaffen, wo die Kinder spielerisch mit der Schriftsprache konfrontiert werden. Schließlich wurde die Schreibwerkstatt ausgebaut, ein Literacy-Center, sprich eine Rollenspielecke eingerichtet, die Leseecke umgestaltet. Eine Rolle spielten auch der Zweitsprachenerwerb und die interkulturelle Erziehung, wo es galt, dass alle Kinder eine Liebe zu anderen Sprachen und Kulturen bei sich entdecken. Bei Emigrantenkindern wurde gezielt darauf eingegangen, wie man Sprache fördern kann. Hammers wichtigster Tipp: "Man muss im Alltag, Zeit zu haben, um mit den Kindern zu reden."
Die Tipps der Sprachberaterin versuchen die Erzieherinnen in Veitshöchheim kindgerecht um zu setzen. Sie legen vor allem Wert auf ganzheitliche Erziehung. So dürfen die Kinder die Buchstaben im wahrsten Sinne "be-greifen", das heißt mit allen Sinnen erfahren.
Verändert hat sich durch das Projekt auch die Arbeitsweise im Team. Bei den Teambesprechungen brauchen die Erzieherinnen nun mehr Zeit, um ihre Bildungsarbeit zu reflektieren, sich über Kinder auszutauschen und auch Themen zu besprechen, was beispielsweise die geschlechtsspezifische Erziehung im Kindergarten bedeutet, was ihr Ziel bei der ästhetischen Erziehung ist.
TV-Touring-Film
Stolz sind alle auch über den von TV-Touring in der KITA während der Auslagerung im Pfarrhaus im März 2010 anlässlich des großen Literacy-Tages in Würzburg gedrehten Filmes, der anschaulich das Sprachberatungsprojekt vor Augen führt.
Zu sehen ist hier auch die Vorleseoma Christl Becker, die schon seit über neun Jahren sie jeden Dienstag in den Kindergarten kommt und bei den Kleinen die Liebe zu Büchern und Literatur weckt.
Der Filmbeitrag kann nach Anklicken dieses Links auf der Seite von TV-Touring aufgerufen werden