Deutschlands Sprichwörter-Papst Rolf-Bernhard Essig ließ in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof zum „Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung“ die Katze aus dem Sack
Jeder kennt die Situation: Man ist gestresst, und unversehens „hat man einen Blackout“. Und manches DSDS-Sternchen ist nicht nur deswegen schon mal „in der Versenkung verschwunden“. Dass es sich allerdings hier um Redensarten handelt, die wie so manche andere aus dem Bereich des Theaters kommen, wissen nur die wenigsten. Der als Deutschlands Sprichwörter-Papst bekannte Autor Rolf-Bernhard Essig brachte Licht ins Dunkel. Mit seinem Vortrag „Das Sprichwort als Kosmopolit“ eröffnete er in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof den „Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung“.
Die Deutschlehrkräfte des Gymnasiums Veitshöchheim Jutta Merwald, Thomas Lazarus und der Stellvertretende Schulleiter Michael Schmitt packten die Gelegenheit beim Schopf und boten ihren Elftklässlern dieses kurzweilige Eintauchen in die Welt der Sprichwörter und Redensarten. Und sie wurden nicht enttäuscht: Im amüsanten Dialog mit seinem jugendlichen Publikum erläuterte Essig nicht wissenschaftlich trocken, sondern eher „locker vom Hocker“ auch die vielfach antiken und biblischen Hintergründe geläufiger Redewendungen. So erfuhr eine erheiterte Schülerschaft, weshalb man gerade „Eselsbrücken baut“, kein anderes Tier als „das Schwein pfeift“ und warum es gerade das „Kamel“ ist, das „durch ein Nadelöhr geht“.
Im Laufe des kurzweiligen Vortrags „staunte“ das junge Publikum regelrecht „Bauklötze“ angesichts des Reichtums unserer Sprache an solchen bildhaften Wendungen und ihrer originellen Herkunft. Doch nicht nur die Tierwelt muss herhalten, wenn es darum geht, unsere Sprache farbiger zu gestalten. Dass das „Sprichwort ein Kosmopolit“ ist, bewies der Autor anhand einer Vielzahl von Völkerstereotypen. Ob es nun „die feine englische Art“ ist, die wir schätzen, oder weshalb uns etwas „spanisch vorkommt“, fast jedes Land hat seinen besonderen Niederschlag in unserer Sprache gefunden.
Essigs origineller Art, altüberlieferte Redensarten zu erklären, ist es zu verdanken, dass die Schüler nicht „nur Bahnhof verstanden“ und nun noch mehr „Bock haben“ werden, sich mit den besonderen Eigentümlichkeiten unserer Sprache auseinanderzusetzen, zu denen sie gewiss nicht „wie die Jungfrau zum Kind gekommen“ sind.