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Staffelstab an der LWG übergeben: Dr. Jörg Hirsche folgt auf Andreas Maier – Landwirtschaftsministerin Kaniber würdigt Verdienste des scheidenden Präsidenten

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein feierlicher Moment im Zierpflanzen-Gewächshaus der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim: Vor rund hundert Gästen übergab am Donnerstag, 9. Oktober, der bisherige Präsident Andreas Maier symbolisch den Schlüssel der Landesanstalt an seinen Nachfolger Dr. Jörg Hirsche.

Die LWG, so Kaniber, sei „das zentrale Instrument, wenn es um den bayerischen Wein- und Gartenbau geht“. Bayern habe hier einen besonderen Anspruch: „Wir wollen die Besten sein – und meistens gelingt uns das auch.“ Es komme dabei nicht nur auf Gebäude oder Ausstattung an, betonte die Ministerin, „sondern auf die Menschen, die an der Spitze Verantwortung übernehmen und mit Herzblut anpacken“.

Kaniber bezeichnete die Landesanstalt als „Herzstück der ganzen Branche“ – als Innovationsmotor, Wissensspeicher und Denkfabrik zugleich. Besonders stolz sei sie, dass viele junge Menschen aus ganz Deutschland nach Veitshöchheim kommen, „weil man hier die beste Ausbildung bekommt, die man sich nur wünschen kann“.

In den vergangenen Jahren habe der Freistaat rund 25 Millionen Euro in die Modernisierung der LWG investiert – ein klares Bekenntnis zum Wein- und Gartenbau in Bayern. Angesichts der aktuellen Herausforderungen mahnte Kaniber dennoch, den Blick nach vorn zu richten: „Wir haben mehr Chancen als Probleme. Deshalb sollten wir weiter investieren und immer das Positive daraus ziehen, um eine gute Zukunft zu gestalten.“

Mit der Übergabe der Leitung an Dr. Hirsche komme die LWG in „sehr kompetente, zuverlässige und tatkräftige Hände“, sagte Kaniber. Hirsche hatte zuvor über drei Jahre das Referat für Weinbau und Gartenbau im Landwirtschaftsministerium geleitet und kenne die Strukturen und Aufgaben der Landesanstalt bestens.

Die Ministerin attestierte dem neuen Präsidenten „fachliche Kompetenz, menschliche Größe und Führungsstärke“. Diese Eigenschaften brauche es, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern – darunter die Neubauten des Instituts für Gartenbau, des Weinbauversuchsbetriebs und des Instituts für Weinbau und Oenologie sowie  Projekte wie Vertical Indoor Farming in Bamberg.

„Mit Dr. Hirsche haben wir einen leidenschaftlichen Fachmann an der Spitze, der Weinbau, Gartenbau, Imkerei und Schulbetrieb mit Herz und Sachverstand vorantreiben wird“, sagte Kaniber.

Gleichzeitig würdigte die Ministerin Maiers Engagement: „Andreas Maier hat die Landesanstalt engagiert und mit Weitsicht geführt. Der Freistaat Bayern ist ihm zu großem Dank verpflichtet.“ Für seine Verdienste zeichnete sie ihn mit dem Bayerischen Löwen aus.

Vom Student in Würzburg zum Präsidenten in Veitshöchheim

Für den neuen Präsidenten war die Rückkehr nach Veitshöchheim fast eine Heimkehr. Dr. Jörg Hirsche, 48, stammt aus Selb im Landkreis Wunsiedel, studierte Gartenbauwissenschaften an der TU München-Weihenstephan und promovierte an der Universität Würzburg. Nach Stationen als Lehrer in Landshut-Schönbrunn und im Landwirtschaftsministerium führte ihn sein Weg als Vertreter Bayerns auch an die EU-Vertretung in Brüssel. Seit 2022 leitete er im Ministerium das Referat für Weinbau und Gartenbau – nun steht er an der Spitze jener Einrichtung, die er schon während seiner Promotionszeit schätzen lernte.

„Heute hier zu stehen und die Leitung der Landesanstalt übertragen zu bekommen, macht mich beinahe sprachlos“, sagte Hirsche sichtlich bewegt. Schon damals habe ihn das Engagement und die Weitsicht der „LWG-Familie“ beeindruckt: „Noch bevor Klimawandel und Anpassungsstrategien in aller Munde waren, hat man sich hier längst mit diesen Zukunftsfragen beschäftigt und praxisnahe Antworten entwickelt.“

Die LWG, so Hirsche, stehe für Themen, die „unser aller Zukunft prägen“ – von Selbstversorgung und Klimawandelanpassung bis zu Biodiversität, Bildung, Genuss und Wohlbefinden. Dass die Einrichtung weit über Bayern hinaus bekannt sei, sei „nur möglich, weil hier alle an einem Strang ziehen“. Der neue Präsident nutzte den Festakt auch, um seiner Vorgängerarbeit Respekt zu zollen: „Sie übergeben mir ein gut bestelltes Haus – dafür herzlichen Dank, Herr Maier.“

Fünf Jahre mit Weitblick

Andreas Maier, 65, stammt aus Truchtlaching im Landkreis Traunstein und studierte Agrarwissenschaften in Weihenstephan. Nach seiner Laufbahn in der Landwirtschaftsverwaltung, unter anderem als Leiter des Amtes in Würzburg, übernahm er 2020 die Leitung der LWG. „Mir war wichtig, die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzuentwickeln“, sagte Maier rückblickend. Gemeinsam mit dem Personalrat habe man Verbesserungen in Bezahlung, Struktur und Arbeitsorganisation erreicht.

Sein besonderes Anliegen galt Forschung und Ausbildung. Unter seiner Ägide entstanden Projekte wie das Forschungsfeld Silvaner in Südfrankreich zur Untersuchung klimatischer Auswirkungen auf den Weinbau, die Weiterentwicklung der Bewässerungstechnologien oder autonome Traktoren im Versuchsbetrieb. Zudem habe er die Meisterprüfung stärker in die Technikerausbildung integriert – „ein Meilenstein für die Nachwuchsqualifikation“, wie Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, betonte.

Steinmann würdigte Maiers Einsatz für die Verbindung von Ökologie und Ökonomie im Weinbau und mahnte zugleich neue Lösungen für bedrohte Steillagen an. An Hirsche und die Ministerin gerichtet, warb er für eine gemeinsame Studie zum Erhalt dieser Kulturlandschaften. „Wir erzeugen in Franken einige der besten Weißweine der Welt – das muss stärker kommuniziert werden“, sagte Steinmann. Beratung und Förderung seien „zwei Seiten einer Medaille“, die man nur gemeinsam denken könne.

Andreas Maier freute sich sichtlich, als ihm der Weinbaupräsident  zur Versüßung seines Ruhestandes durch die Fränkische Weinkönigin einen Korb mit ausgesuchten Bocksbeutelweinen überreichte.

Viel Lob auch von Imkern und Mitarbeitern

Auch Stefan Spiegl, Präsident des Landesverbands Bayerischer Imker, würdigte Maier als „verlässlichen Ansprechpartner, der stets auf Augenhöhe zugehört hat“.

Besonders erfreulich sei, dass derzeit auf dem Campus das neue Institut für Bienenkunde und Imkerei entstehe – ein 19,2-Millionen-Euro-Projekt, das „Bayerns starke Unterstützung für die Imkerei“ sichtbar mache.

Michael Braun, Vorsitzender des Personalrats, beschrieb den scheidenden Präsidenten als „Führungspersönlichkeit mit großem Engagement und Weitblick“, die die LWG auch durch Krisen wie Pandemie, Klimawandel und Fachkräftemangel sicher geführt habe. Die Zusammenarbeit mit ihm sei „von Vertrauen, Offenheit und Augenhöhe geprägt“ gewesen.

An den neuen Präsidenten gewandt, sagte Braun: „Wir blicken mit Freude auf die gemeinsame Arbeit. Das Ziel ist, Wissen zu sichern, Fachkräfte zu gewinnen und die Landesanstalt weiter auf Erfolgskurs zu halten.“

 Zwei Bäume als Symbol

Ein symbolisches Geschenk hatte Hermann Berchtenbreiter, Präsident des Bayerischen Gärtnerei-Verbands, dabei: zwei klimaresistente Bäume für den Obstbaubetrieb „Stutel“ – eine Wildbirne für Hirsche und eine Cornelkirsche für Maier. Sie stehen für Kontinuität und Neubeginn gleichermaßen.

Dass die LWG auch in kultureller Hinsicht blüht, zeigte das zwölfköpfige Lehrerensemble der Sing- und Musikschule Veitshöchheim unter Leitung von Christina Stibi (re.), das den Festakt musikalisch umrahmte,  sehr zur Freude von Bürgermeister Jürgen Götz (li.)

Drei Stücke widmeten sich – auf Wunsch des scheidenden Präsidenten – dem Element Wasser: Vivaldis „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“ als Sinnbild des natürlichen Kreislaufs,
Smetanas „Moldau“ als Hommage an den Fluss des Lebens

und Charles Trenets „La Mer“ als Ausdruck von Leichtigkeit und Neubeginn. Zum Abschluss erklang Andrew Golds „Thank You for Being a Friend“ – ein musikalisches Dankeschön an alle, die die LWG tragen.

Der Leiter des Institutes für Weinbau und Oenologie Dr. Matthias Mend moderierte den Festakt und begrüßte laut Gästeliste an die 100 Personen, vor allem dem Who ist who des Wein- und Gartenbaus und der Imkerei in Bayern, darunter zahlreiche Verbandspräsidenten, Behördenleiter Vertreter aus dem Staatsministerium und viele regionale Kommunalpolitiker wie die Landräte Thomas Eberth (Würzburg) und Tamara Bischof (Kitzingen) sowie den Würzburger OB Martin Heilig.

 

Ein Tag des Abschieds und des Aufbruchs

Der Festakt war nicht nur ein Wechsel an der Spitze, sondern auch ein sichtbares Zeichen für das Miteinander, das die Landesanstalt prägt. „Dieser Tag gehört nicht nur zwei Personen“, hatte Hirsche in seiner Rede betont, „sondern der gesamten LWG-Familie – den Mitarbeitern, den Studierenden, allen, die mit Herzblut dabei sind.“ Der langanhaltende Applaus gab ihm recht.

Mit dem neuen Präsidenten an der Spitze und der Unterstützung aus Politik, Verbänden und Wissenschaft blickt die LWG nun nach vorn – auf eine Zukunft, in der Forschung, Bildung und Praxis weiterhin Hand in Hand gehen sollen. 

Fotos Dieter Gürz

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