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Nach 15 Jahren organsierte die Übergangsmanagerin Theresia Öchsner letztmals die Teilnahme der Mittelschule Veitshöchheim am bundesweiten "Girls-/Boys-Day"

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Seit 2008 beteiligt sich die Mittelschule Veitshöchheim am bundesweiten Aktionstag "Girls-/Boys-Day", der jungen Menschen eine „klischeefreie“ Berufsorientierung bietet, d.h. sie zeigen Berufe auf, in denen bisher nur wenige Frauen bzw. Männer arbeiten. Gleichzeitig bietet der Zukunftstag den Unternehmen und Institutionen eine gute Gelegenheit, sich als attraktiver Ausbildungsort vorzustellen. Auch in diesem Jahr nutzten wieder an die 50 Siebt- und Achtklässler diese Chance. Während die Mädchen aus den siebten Klassen  dieses Mal als geschlossene Gruppe nach Karlstadt in das Kupfer-Schmiede-Museum fuhr, wo sie in einem Workshop den Beruf der Spenglerin  kennenlernten und  am Ende  selbstgefertigte Objekte wie Armreif, Becher oder Blumenschalen mit nachhause nehmen konnten, besuchten die Jungs soziale Einrichtungen in den jeweiligen Heimatorten des Schulverbandes Veitshöchheim, Thüngersheim und Güntersleben, so acht Veitshöchheimer Jungs  von 8.30 Uhr bis 13.30 Uhr das Seniorenheim St. Hedwig. Von hier schoben die Jungs Bewohner im Rollstuhl durch den Hofgarten in die Bahnhofstraße zur Ausstellung historischer Geräte, die früher bei Bauern und Winzer im Ort im Einsatz waren.

In seiner Großgarage schilderte der 87jährige Urveitshöchheimer Edwin Wald aus eigener Erfahrung, wie in seiner Kindheit und Jugend im Ort Landwirtschaft und Weinbau betrieben wurden. Wald hat er seiner Kindheit und Jugend eine Zeit erlebt, als Veitshöchheim ohne all die Neubaugebiete noch ein ganz anderer Ort war, es allein im Altort 45 Bauern und 16 Heckenwirtschaften gab. An den Seitenwänden seiner Garage hat er historische Gerätschaften wie Sensen, Rechen, Gabeln aus Holz und auch kleine Dreschflegel aufgebaut, die in die 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts entführen.  Mit einem Quiz testete er Schüler und Bewohner, wobei dies für die anwesenden Senioren nichts Neues war. Anschließend durften die Jungen und die Alten verschiedene alte Geräte ausprobieren.

Wald hatte bei KoeBau Formschmied gelernt und war 44 Jahre Ausbildungsmeister in der Werkberufsschule für die Berufe Gießereimechaniker, Schmiede und Schweißer. In seiner Heimwerkstatt hat er die Landwirtschaft und den Weinbau, wie sie früher einmal waren, auch bildlich in Gusseisenform dargestellt, so wie links zu sehen, auch eine Vier-Generationen-Bauersfamilie vom Kleinkind bis zum Greis.

Anschließend ging es zurück nach St. Hedwig zum gemeinsamen Mittagessen, ehe dann noch ein Mitarbeiter von seinem Werdegang erzählte und Fragen beantwortete. Die Mädchen der siebten Klassen fuhren dieses Mal als geschlossene Gruppe nach Karlstadt in das Kupfer-Schmiede-Museum, wo sie  den Beruf der Spenglerin kennenlernten und selbstgefertigte  Objekte wie Armreife, Becher oder Blumenschalen mit nachhause nehmen konnten. Achtklässler machten ein Experiment im Sinne der Selbsttätigkeit, d.h. sie konnten sich in einer Liste mit verschiedenen Angeboten einbuchen,  lernten beispielsweise wie man ein T-Shirt ordentlich zusammenlegt oder beim Reinigungspersonal mithelfen.

Für Theresia Öchsner, war es der letzte Girls-/Boys-Day, den sie organisierte, denn sie  geht demnächst in Rente. Die bei der Service GmbH der Handwerkskammer für Unterfranken angestellte Übergangsmanagerin kümmert sich an der Mittelschule Veitshöchheim mit Unterstützung des Fördervereins schon seit Dezember 2006 mit ihrer "KompetenzWERKSTATT" und dem Modell der „Vertieften Berufsorientierung" (= VBO) um den Übergang der Schüler in den Beruf (seit 2018 auch für die Mittelschule Margetshöchheim). 

Die Übergangsmanagerin  unterstützte so bei der Berufswahl, der Wahl und Suche nach Praktikums- und Ausbildungsstellen bzw. Alternativen, der Praktikumsbegleitung, -betreuung und Nachbereitung, der Überarbeitung und Erstellung individueller Bewerbungsunterlagen und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und Einstellungstests.

Bürgermeister Jürgen Götz, der den alljährlichen Girls-/Boys-Day-Aktionstag  durch sein Erscheinen aufwertet, nutzte beim Termin bei Edwin Wald die Gelegenheit, um Öchsner für die tolle Arbeit, die sie in den 16 Jahre vertiefter Berufsorientierung (VBO) an der Mittelschule gemacht hat, ein dickes Dankeschön zu sagen, wie dies auch die ausgezeichnete Quote der Mittelschule Veitshöchheim zeige, was den Übertritt in das Berufsleben angeht. Für den Bürgermeister war es wunderschön anzusehen, wie an diesem Tag zu sehen,  Jung und Alt miteinander in Kontakt kamen und gegenseitig voneinander lernen konnten.

Wie Rektorin Martha Winter feststellte, spielt die VBO an ihrer Schule eine sehr wichtige Rolle. Viele Schüler hätten  Sorge, wenn sie die Schule verlassen und wissen, es geht in den nächsten Bereich der Wirtschaft. Dies mache Unruhe. Da sei es ganz wichtig, jemanden im Haus zu haben, der gute soziale Kontakte hat, der viele, viele Leute kennt, ein gutes Netz hat und den Schülern immer wieder auch Hilfestellung bietet und Mut macht und mit ihnen gemeinsame Schritte geht.

Neben den Girls-/Boys-Days haben sich auch die sonstigen Aktivitäten Öchsners für ihre Schüler wie intensives Bewerbungstraining, Praktikumsvermittlung, Technik-Rallye, Berufsinformationstage, Schülerfirma und der Einsatz von Ausbildern im Unterricht ausgezahlt. Vorrangig sei für die Sozialpädagogin stets gewesen, vor allem schwache, aber noch steigerungsfähige Jugendliche, die durch Umwege, Abbrüche und Sackgassen gefährdet sind, beruflich zu integrieren.

Eine Aktion, die viele Jahre seitens der Übergangsmanagerin auch viel Kraft gebracht hat und für die Schüler sehr wichtig waren, seien die alljährlichen Berufsinformationstage durch über 20 Firmen gewesen, die von ihr mit monatelanger Vorbereitung  organisiert wurden.

Weiter begleitete Öchsner die Schüler in den Praktikas, angefangen von der Suche nach Plätzen, die Betreuung während der Praktikas, für die Regelschüler, die nach der neunten Klasse die Schule verlassen, die in der achten und neunten Klasse durch Besuche von Betrieben einen Einstieg in die Berufsausbildung finden können, auch wenn die Noten vielleicht nicht ganz so strahlend sind. Die sei der Fall, wenn der Schüler im Praktikum zeigen konnte, er ist interessiert an dem Beruf, bereit sich anzustrengen, Anweisungen umzusetzen. Winter: "Dies wäre ohne den Einsatz von Frau Öchsner, die über Jahre hinweg immer wieder dabei war, nie aufgegeben hat, keinen hat hängen lassen, nicht möglich gewesen. Ich kann nur hoffen, dass die Stelle, wenn Frau Öchsner nun in den Ruhestand geht, fortgeführt wird, weil es für die Schüler eine ganz, ganz wichtige Unterstützung ist."

Laut Mainpost vom 10. März 2023 will nämlich die Landkreis-CSU auf den Prüfstand die vertiefte Berufsorientierung an sieben Mittelschulen im Landkreis stellen, weil ab 2024 damit jährlich 437.000 Euro oder 0,25 Prozent der Kreisumlage eingespart werden könnten. Dabei hatte noch der Kreistag im Juli 2020 kurz vor den Sommerferien beschlossen, für die nächsten sechs Jahre  die Förderung der VBO an den Mittelschulen festzuschreiben.

Fotos Dieter Gürz

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