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Energetische Sanierung der Bundeswehrwohnanlage: Gemeinderat befasste sich mit der Gestaltung der Außenanlage - Grünenantrag zur Regenwasser-Versickerung abgewiesen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

So sieht der von Garten- und Landschaftsbau Gondosch, Veitshöchheim in Zusammenarbeit mit den Gärtnermeistern der Gemeinde gefertigte Gartengestaltungsplan für die 4800 Quadratmeter großen Freiflächen rund um die drei Wohnblöcke der im Eigentum der Gemeinde stehenden Bundeswehrwohnanlage in der Gartensiedlung aus. Diesen billigte der Gemeinderat in der Sitzung am letzten Dienstag nach 50minütiger Beratung gegen zwei Stimmen. Zu dessen Realisierung wird nun eine Ausschreibung durchgeführt.

Die per Kleinstauftrag über  5.000 Euro  von Bürgermeister Jürgen Götz beauftragte Firma Garten- und Landschaftsbau Gondosch, Veitshöchheim hatte einen Plan vorgelegt und die Kosten grob geschätzt auf 234.000 Euro mit einer Muschelkalkmauer als Sichtschutz und an Stelle dessen als 28.500 Euro günstigere Alternative einen Erdwall als Sichtschutz.

Um Kosten einzusparen, entsprach nun das Gremium dem Vorschlag des Bürgermeisters, einen Mix aus Muschelkalkmauer und Erdwall als Sichtschutz vorzusehen, so wie hier für Wohnblock 2 dargestellt. Das bedeutet, dass der Sichtschutz zwischen den frei begehbaren Wegen und den Mieterterrassen bzw.-balkonen einerseits durch eine Muschelkalkmauer mit Bepflanzung als Art Hochbeet und andererseits durch das Modellieren eines bepflanzten Erdwalls geschaffen wird. Dadurch können 14.000 Euro eingespart werden. Das mit Muschelkalksteinen umsäumte Hochbeet sorgt für eine besondere Struktur der Grünanlage, für eine bessere Wasserhaltung und ermöglicht eine höhere Artenvielfalt und eine bessere Anwachsphase. Beide Sichtschutzvarianten sollen mit Abstand zu den Terrassen ausgeführt werden, um die spätere Rückschnittpflege zu erleichtern.

Wohnblock 2 - Heidenfelder Straße 24 - 28

Von den verbleibenden Baukosten von 220.000 Euro gehen 41.000 Euro ab, die auf die zweijährige Fertigstellungspflege durch die bauausführende Gartenbaufirma entfallen, wodurch die Bauhofgärtner entlastet werden.

Der Vorschlag, auch bei den straßenseitigen Pflanzflächen (im Bild Wohnblock 2) einzusparen, wurde von UWG-Mann Stefan Oppman, als Gärtner im Bauhof beschäftigt, nicht gut geheißen. Die im Plan mit Bauhofgärtnern und LWG abgestimmte intensive Bepflanzung in Höhe von 25.500 Euro spare beim späteren Pflegeaufwand. Um diesen zu minimieren, ist in der obigen Kostenschätzung auch ein Betrag von 20.000 Euro für eine Tröpfchenbewässerungsanlage enthalten.

Pflanzplan Wohnblock 1 - Heidenfelder Straße 20 - 22 - bereits fertiggestellt

Pflanzplan Wohnblock 3 - Wolfstalstraße 30 - 34 - Außendämmung noch im Bau

Ein enorm großer Posten der Kostenschätzung sind die Blickschutzelemente zwischen den Terrassen untereinander mit rund 56.000 Euro. Um Kosten einzusparen, soll hier nochmal nachjustiert werden.

Man darf gespannt sein, was nun das Ausschreibungsergebnis für Kosten bringt.

Grünen-Antrag auf Vertagung und Wasserrückhaltung auf dem Grundstück abgelehnt

Bevor das Gremium sich mit der Garten-Planung  der Firma Garten- und Landschaftsbau Gondosch im Detail auseinandersetzen konnte, hatte es sich zunächst mit einem Eilantrag der Grünen-Fraktion zu befassen, die Planung von der Tagesordnung zu nehmen, was nach langer Diskussion gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion abgelehnt wurde.

Umweltreferent Günter Thein hatte bemängelt, dass das Niederschlagswasser der über 1.800 Quadratmeter großen Dachfläche vollständig in den Kanal abgeleitet wird. Nach den Vorstellungen der Grünen hätte sich die Bundeswehrwohnanlage als  Immobilie der Gemeinde hervorragend dazu geeignet, ein Musterbeispiel für Regenwasserrückhaltung zu etablieren. Er verwies darauf, dass die Gemeindeverwaltung zurzeit Förderrichtlinien für Versickerung erarbeitet. Es sei deshalb nicht darstellbar, dass bei eigenen Entscheidungen die Versickerung nicht berücksichtigt wird.

Der Bürgermeister trug dazu vor, dass im Oktober 2019  der Gemeinderat die damals auf 28.000 Euro bezifferten Kosten für einen Landschaftsplaner mit Erfahrung in der Versickerung von Niederschlagswasser dem Gemeinderat zu hoch erschienen und deshalb auch keine Beauftragung erfolgte. Die Verwaltung sollte die Kosten für Planung und Bau der Versickerungsfläche sowie der übrigen Baumaßnahmen an der Außenanlage separat feststellen und anschließend dem Gemeinderat erneut zur Entscheidung vorlegen.

Das Thema Versickerungsflächen sei jedoch so speziell und erfordere fundiertes Fachwissen, auch mit Erfahrungen. Es sei deshalb nicht jeder Landschaftsplaner in der Lage, solche Versickerungsflächen zu planen, so auch wegen der Haftungsfrage nicht die GaLaBau-Spezialisten im Haus. Das Hochbaureferat habe deshalb keine belastbare Kostenschätzung für eine Versickerungsfläche eruieren und damit auch im aktuellen Planstand abbilden können.

Es helfe auch nicht, wie von den Grünen vorgeschlagen, die Regenwasserrückhaltung auf der Fläche der Bundeswehrwohnanlage unter Einbeziehung der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) zu planen, da die LWG nur beratende Funktion habe und kein Planungsbüro sei. Wenn 2019 schon allein die Planung mit Versickerung 28.000 Euro kosten sollte, dann hätte laut Bürgermeister die Versickerungsanlage mehr als 100.000 Euro gekostet.

Um weiterzukommen, habe er deshalb  als Kleinstauftrag für 5.000 Euro die örtliche Gartenbaufirma beauftragt, einen Plan ohne Versickerungsflächen zu machen. Inzwischen seien schon bereits alle Fallrohre der Regenrinnen installiert und an das Kanalnetz angeschlossen. Für eine Versickerung müssten die Fallrohre zusammen geführt und der Versickerungsanlage zugeführt, Notüberläufe aber dennoch an den Kanal angeschlossen werden. Es könnte deshalb wohl in diesem Jahr kein Garten angelegt werden. Wegen der schon sehr langen Bauzeit sei eine weitere Baustelle den Mietern nicht weiter zumutbar.

CSU-Ratsmitglied Oswald Bamberger brachte vor, er könne sich noch an seine Kindheit vor dem Bau der Bundeswehrwohnanlage erinnern,  dass sich nach starken Regenfällen in diesem Gebiet viele Pfützen und auch kleiner See gebildet habe, wo die Kinder, im Winter Schlittschuh liefen. Die Erfahrung der Firma Automotive Wegmann zeige, dass deren auf der Hochfläche mit einem sehr hohen Aufwand installierte Versickerungsanlage nicht funktioniere und die Böden hier schlecht sickerungsfähig seien. Dies habe man auch schon bei der Ablehnung der Auftragsvergabe an den Landschaftsplaner im Oktober 2019 hier im Gremium diskutiert und deshalb seien auch alle Anschlüsse der Dachentwässerung an den Kanal erfolgt.

Bürgermeister Jürgen Götz erklärte, gleichwohl das Thema Wasser in den Fokus zu nehmen. So strebe er bereits mit der Turngemeinde eine Zuammenarbeit  für einer Versickerung aller Dachflächen der TGV-Sportanlage an, um diesem Thema gerecht zu werden.

So sprachen sich denn auch für die CSU Simon Kneitz und für die UWG Stefan Oppmann dafür aus, jetzt eine Entscheidung zu treffen, da sonst der Bauablauf und die Fertigstellung der Wohnanlage sich erheblich verzögern werde. Eine Vertagung mache aufgrund der vorgebrachten Argumente keinen Sinn.

So wurde denn der Antrag auf Vertagung gegen die Stimmen der Grünen-Fraktionen ebenso abgelehnt wie auch ihr Folgeantrag, die Möglichkeit des Zisternenbaus zur Bewässerung der Gartenanlage. Letzteres  hätte nach den Worten der gemeindlichen Hochbauarchitektin Susanne Hartmann zu größeren Erdarbeiten uind Arbeiten an den Regenwasserrohren und damit zu  erheblichen Verzögerungen und Mehrkosten geführt. Eine Untersuchung dazu hätte dem Hauptausschuss erst im Mai zur Entscheidung vorgelegt werden können.

Die energetische Sanierung der BW-Anlage eine 4,8 Mio. Euro Investition

Die etwa zu 90 Prozent von derzeitigen und ehemaligen Bundeswehrangehörigen bewohnte Anlage mit 42 Drei-Zimmer-Wohnungen und je sechs Zwei- und Vierzimmerwohnungen wird als KfW-Effizienzhaus 85 saniert, mit der Folge, dass die Gemeinde die gesamte Investition mit einem  KfW-Förderdarlehen mit 17,5 Prozent Tilgungszuschuss bei einer Laufzeit von 20 Jahren mit einem effektiven Jahreszins von minus 1,41 Prozent rentierlich ohne zusätzliche Haushaltsbelastung finanzieren kann.        

Die Baumaßnahme umfasst, die Fassade neu zu dämmen, die Dächer zu sanieren und in diesem Zusammenhang auch die oberste Geschoßdecke und die Kellerdecken zu dämmen, die ungenützten Kamine und die alten Balkone abzubrechen und gegen vor die Fassade gestellte Stahlkonstruktionen zu ersetzen, die Terrassen zu erneuern sowie die zentrale Heizanlage auszutauschen gegen effiziente Gasthermen mit Erneuerung der Warmwasserversorgung und Installation von Solarthermie auf den Dächern

Es ist nach den Mainfrankensälen, Ratskeller und Mittelbau im Rathaushof  und seit 2016 der Eichendorffschule eine weitere Immobilie der Gemeinde, die sie seit zwei Jahren sehr aufwändig für 4,8 Mio. Euro im Vollzug des 2011 verabschiedeten Klimaschutzkonzeptes (Energieleitplan) quasi als Leuchtturmprojekt energetisch saniert. Bis auf die Ertüchtigung der Grünanlagen wurden bereits alle Aufträge vergeben. Bislang ist laut Bürgermeister der Kostenrahmen eingehalten worden.

Sämtliche gärtnerische Gestaltungen wurden  nach den Feststellungen des Hochbaureferates bereits 2009 mit der Sanierung der Gartenwege ersatzlos entfernt, da aus damaliger Sicht die Fassadensanierung bald starten sollte. Seitdem wurde in die Grünanlagen nichts mehr neu investiert.

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D
Zu kurz gedacht! <br /> <br /> Mit Kopfschütteln las ich den Bericht über die Gestaltung der Außenanlagen der Wohnanlagen Heidenfelder-/Wolfstalstraße. Fragwürdig sind nicht nur die 20.000 € für Rodungsarbeiten, die wir fremdvergeben, obwohl wir eine stattliche Truppe motivierter Forstarbeiter und Gärtner unterhalten, die wir hier einsetzen konnten. <br /> Oder dass uns der Sichtschutz der Terrassen fünfmal mehr Wert ist als die Ausstattung des Spielplatzes. Warum werden die Terrassennutzer bevormundet? Lasst ihn doch selbst entscheiden, ob er es lieber blickdicht oder offen möchte, und wer er es blickdicht möchte, dann darf er es gerne selbst errichten (und am Ende auch wieder rückbauen).<br /> <br /> Mich befremdet, wie mit dem Thema Niederschlagswasser umgegangen wird. 1.800 m² Dachfläche sammeln bei einem Jahresniederschlag von 500 l/m² immerhin 900.000 l Wasser. Wasser, das, so zeigt sich zunehmend, einerseits in den immer länger werdenden Trockenperioden wertvolles Gut ist, andererseits in den auch immer häufiger vorkommenden Starkregenereignissen eine Gefahr darstellt. Es geht hier nicht darum, Versickerungsflächen für dieses Wasser zu schaffen, sondern es einerseits zu nutzen, andererseits zu speichern und damit die Kanalisation zu entlasten. Konzepte, wie sie bei in der Landesanstalt entwickelt und zur Marktreife gebracht werden. Konzepte, die den sinnvollen Umgang mit Niederschlagwasser zeigen. Konzepte, die bei den letzten Baugebieten viel zu kurz gekommen sind. War im Speckert V eine Regenwasserzisterne noch Pflicht, so gibt es in den Sandäckern lediglich eine Empfehlung. Und wem zum Thema Regenwassermanagement nur über Versickerung einfällt, der denkt zu kurz. Das Argument, man hätte die Fallrohre schon an die Kanalisation angeschlossen, zeugt davon, dass hier kein problemorientiertes Denken erfolgt, sondern der einfachste Weg gegangen wird. Auch die Meinung „Wegen der schon sehr langen Bauzeit sei eine weitere Baustelle den Mietern nicht weiter zumutbar“ trifft den Kern nicht annäherungsweise. Ich komme jeden Tag an der Baustelle vorbei und wundere mich, wie wenig sich tut. Das macht die Bewohner mürbe. Da, werte Verantwortliche, könntet ihr zeigen, dass ihr euch um die Sorgen der Mieter kümmert, und nicht an der Grünflächenplanung. Die Grünfläche ist bereits da, wann sie neugestaltet wird, das muss doch nicht übers Knie gebrochen werden. <br /> <br /> Werte Gemeinderäte, werte Gemeindeverwaltung, ihr solltet die Probleme der Zukunft erkennen und an deren Lösung arbeiten. Ihr entscheidet heute, wie sich der Ort in Zukunft entwickelt. Vergebt diese Chance, diesen euch von den Bürgern gegebenen Auftrag, nicht!
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G
Nach langer Diskussion wurde der Antrag auf Vertagung gegen die Stimmen der Grünen Fraktion abgelehnt.<br /> Statt das Niederschlagswasser der etwa 1800 m2 großen Dachfläche auf dem Grundstück zurückzuhalten, zuerst für die Bewässerung der Bäume und der Grünanlage zu nutzen und den Rest, so weit möglich, zu versickern, wird es in den Kanal abgeleitet.<br /> Besonders bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen wird das Wasser die Kanalisation und die Kläranlage unnötig belasten. Bei Trockenheit werden dafür Bauhofmitarbeiter die Anlage gießen müssen.<br /> In mehreren Erklärungen (Wasseroffensive Bayern 2050 – Wasser neu denken, Niedrigwasserbericht) hat inzwischen auch die bayerische Staatsregierung den dringend notwendigen sorgsamen Umgang mit unseren wenigen Niederschlägen eindringlich angemahnt. Im Wasserhaushaltsgesetzt ist vorgesehen, dass Regenwasser auf dem Grundstück bleibt. Veitshöchheim wird damit seiner Vorbildfunktion nicht gerecht.<br /> <br /> Schade um die vertane Chance!
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