Ergänzt um Personentransport heute - Spektakuläre Feuerwehr-Flughelferausbildung durch die Staatliche Feuerwehrschule Würzburg auf dem Standortübungsplatz der Veitshöchheimer Kaserne
Am zweiten Flugtag heute Nachmittag wurde dann vor allem die Arbeit mit der Rettungswinde zum Einfliegen von Personal in unwegsames Gelände geübt, was die Schwindelfreiheit der mit Gehörschutz ausgestatteten Flughelfer voraussetzt, die auch keine Höhenangst haben dürfen. Fotos von der Arbeit mit dem Winch von Personen im Tandem am Seil zum Einsatz in unwegsamen Gelände und zur Personenrettung. Der Copilot bedient die Winde und weist aufgrund des gewaltigen Lärms mit Handzeichen ein. Durch den heftigen Wind der Rotorblätter ist das Besteigen der Kufen durch die Flughelfer kein einfaches Unterfangen, da sie sich am Seil drehen. Erst wenn ein zweites Seil im Flugzeug eingehängt ist, kann die Winch-Winde abgehängt werden. Dies muss von den Flughelfern künftig auch jährlich geübt werden bei einem Tageskurs der Feuerwehrschule Würzburg im Bergwachtzentrum in Bad Tölz. Die Hälfte der24 Flughelfer des Kurses in dieser Woche kommen aus Oberbayern, wo es die meisten Flughelferstandorte in den Bezirken gibt.
Wer am Mittwoch den ganzen Tag über auf den Hängen oberhalb des Wohngebietes Schenkenfeldes in Veitshöchheim den lautstarken Lärm von zwei Hubschraubern vernahm, die ständig über ein kleines Waldgebiet kreisten und beobachtete, wie diese immer wieder an Seilen Lasten transportierten und Wasserfontänen aus Behältern auf einem Waldstück niedergingen, musste Schlimmstes befürchten. Doch die Aktiven vor Ort konnten Entwarnung geben: Es handelte sich um eine großangelegte Übung der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg auf dem Standortübungsplatzgelände der Veitshöchheimer Kaserne.
Bei Waldbränden wie im letzten Jahr im Landkreis Miltenberg oder bei Unglücken in unwegsamem Gelände sind nämlich auch die Feuerwehren auf weitere Hilfe angewiesen. Dann sind sie froh, wenn sie Unterstützung aus der Luft bekommen.
Speziell für solche Fälle bildet die Staatliche Feuerwehrschule in Würzburg seit 1980 jährlich Spezialisten, die sogenannten Flughelfer in fünftägigen Kursen aus. Der Lehrgang gliedert sich dabei in einen theoretischen Teil und einen praktischen Teil, bestehend aus zwei Flugtagen.
Grundlagen der Hubschraubertechnik, Lasthakenkunde, Anschlagen von Außenlasten und die Bedienung sowie Pflege und Wartung der Außenlastbehälter zählen zu den Spezialkenntnissen in der Flughelfergruppe. Kenntnisse im Einzel- und Doppelwinchverfahren, das Auswählen von geeigneten Landeplätzen und das Einweisen von Hubschraubern werden als notwendiges Wissen ständig gelehrt und geübt. Zur eigenen Sicherheit ist Teil der Ausbildung zum Flughelfer auch die richtige Annäherung an einen schwebenden Hubschrauber.
Wie Michael Reitzenstein von der Staatlichen Feuerwehrschule erläuterte, gibt es in Bayern, insbesondere in waldreichen Gebieten 18 Standorte mit solchen Spezialgruppen mit im Durchschnitt 20 ehrenamtlichen Feuerwehraktiven, die vom Staat mit Gerätschaften bis hin zum 5000 Liter fassenden Wasserbehälter für Löschangriffe aus der Luft ausgestattet werden. In Unterfranken sind dies die Feuerwehren in Aschaffenburg und Bischofsheim in der Rhön. Im Bedarfsfall können aber auch die zwölf Ausbilder der Staatlichen Feuerwehrschule als Flughelfer einspringen.
Die Brandbekämpfung aus der Luft ist laut Reitzenstein in Bayern zwar eher selten. Durchschnittlich nur zehnmal pro Jahr sei sie im Freistaat notwendig. Im Notfall müsse aber trotzdem jeder Handgriff sitzen. Das rechtfertige den hohen Aufwand der Aus- und Fortbildung.
In den zwei diesjährigen Kursen in dieser und in der nächsten Woche lernen und üben je 24 Teilnehmer aus den 18 bayerischen Flughelfer-Standorten die Handgriffe und Fertigkeiten, um im Ernstfall als Bodenpersonal im Zusammenwirken mit Hubschraubern eine effektive Brandbekämpfung oder Hilfeleistung aus der Luft zu gewährleisten. Sie sind dann dafür verantwortlich sind, dass Personen- und Lastentransporte mit Hubschraubern sicher abgewickelt werden können. Die Lehrgangskosten übernimmt der Staat, die Lohnfortzahlung der von den Arbeitgebern freizustellenden Flughelfer die jeweilige Gemeinde, in der der Flughelfer der Feuerwehr angehört.
Lehrgangsleiter Andreas Lenz ist froh, dass seine Schule im Vorjahr nun für die praktischen Flugtage auf den Höhen des Standortübungsplatzes der Veitshöchheimer Kaserne ein abgelegenes, nicht einsehbares Übungsgelände mit herrlichem Weitblick bis nach Erlabrunn gefunden hat. Zuvor musste man für die zweitägigen Flugtage zum Flugplatz im mittelfränkischen Roth bei Nürnberg fahren. Zum Einsatz stehen der Schule Hubschrauber und Flugbesatzungen der Bayerischen Landespolizei und der Bundeswehr zur Verfügung.
Bevor es bei der Übung losging, gab es ein kurzes Briefing der in Dreiertrupps aufgeteilten Lehrgangsteilnehmer mit Hinweis vor allem der sicherheitsrelevanten Punkte. Gerade beim Anflug ist der Kontakt mit den Flughelfern sehr wichtig, weil die jeweilige Höhe von der Besatzung schwer einzuschätzen ist. Gemeinsam wurde der Kanal für den digitalen Funkverkehr festgelegt, denn die stete Kommunikation zwischen Einsatzleiter, Hubschrauberbesatzung und Bodentruppe ist bei solchen Einsätzen enorm wichtig.
Flughelfer in der Landezone haben so als Lotsen die Aufgabe, die Hubschrauber bei Start und Landung entsprechend einzuweisen.
Die Helfer übten immer wieder, Löschwasserbehälter an die Helikopter einzuhängen.
Des Weiteren wurden von den Flughelfern Lasten in Netzen verpackt und auch Löschwasserbehälter aus Tanklöschfahrzeugen befüllt.
Die Kommunikation wurde durch Funkkontakt untereinander und mit den Piloten abgewickelt. Der für die Sicherheit verantwortliche Co-Pilot überwachte, ständig auf den Kufen des Hubschraubers stehend, ob die Flughelfer die Seile auch richtig am Hubschrauber einhakten..
Michael Reitzenstein, ab Juli für die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehrschule zuständig, der seit Mitte April die ehrenamtliche Funktion des Kreisbrandrates ausübt, zeigt das Steuerelement, mit dem der Co-Pilot die in den 900 Litern fassenden Löschwasserbehältern eingebaute, durch Pressluft gesteuerte Hydraulik betätigt: Ein geringes Hochziehen des Behältermantels sorgt für ein breitflächiges, langsames Austreten des Löschwassers, ein vollständiges Hochziehen für ein punktgenaues Aufbringen des Behälterinhaltes, etwa in ein für den Feuerwehr-Spritzentrupp in unwegsamen Gelände bereitgestelltes Löschwasserbecken.