25 Jahre Deutsche Einheit und Partnerschaft - Eindrucksvolle Eröffnung der noch bis 24. Oktober gehenden Ausstellung „Friedliche Revolution im Kreis Geithain" in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof
Ausstellungseröffnung in der Bücherei im Bahnhof: v.l.n.r. Bernd Richter vom Heimatverein Geithain, Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, Geithainer Partnerschaftsbeauftragte Gaby Sporbert, Veitshöchheimer Partnerschaftsbeautragter Oswald Bamberger und Bürgermeister Jürgen Götz
Das diesjährige Wochenende steht in Veitshöchheim ganz im Zeichen des 25jährigen Jubiläums der Partnerschaft mit der sächsischen Stadt Geithain. Als erster Akt der Jubiläumsfeierlichkeiten und gleichzeitig in Erinnerung an die ebenfalls 25 Jahre zurückliegende Wiedervereinigung Deutschlands ging am Donnerstagabend in der Bücherei im Bahnhof die Eröffnung der noch bis 24. Oktober gehenden Ausstellung „Friedliche Revolution im Kreis Geithain“ über die Bühne. Zusammengetragen und erstellt hatte sie Bernd Richter vom Heimatverein Geithain. Der studierte Physiker war vor der Wende 20 Jahre als Software-Entwickler berufstätig, ehe er dann als Amtsleiter von 1990 bis zu seiner Pensionierung vor zehn Jahren in der Landkreisverwaltung für das Ausländerrecht zuständig war.
Zur Feier des Jubiläums erwartete Bürgermeister Jürgen Götz dann am Freitagabend den am 28. Juni 2015 im zweiten Wahlgang mit 52,7 Prozent neugewählten Bürgermeister Rudolph Frank. Frank löste die bisherige Geithainer Bürgermeisterin Romy Bauer ab, die vor sieben Jahren damals noch für die CDU noch mit 62,4Prozent ins Amt gespült wurde und nun parteilos nur noch 29,3 Prozent erhielt. Mit Frank kamen im Rahmen einer Bürgerreise 90 Geithainer nach Veitshöchheim, um gemeinsam bis Sonntag die Jubiläums-Feierlichkeiten zu begehen und um die Partnerschaft zu festigen, die vor allem auch durch die persönlichen Beziehungen der Menschen miteinander lebt.
Bei einem offiziellen Festakt am 3. Oktober um 17 Uhr wird der inzwischen 77jährige Wolfgang Boetsch, als damaliger Bundesminister ein Zeitzeuge der Wiedervereinigung, die Festrede halten. Am 4. Oktober findet um 9.45 mit den Geithainer Gästen ein ökumenischer Gottesdienst in der Christuskirche statt.
Gekommen war auch Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, der am 1. Mai 1990 zusammen mit Geithains Bürgermeister Heinz Herzog die Partnerschaft zwischen den beiden Orten mit seiner Unterschrift in Gang gesetzt hatte. Kinzkofer erinnerte daran, dass es der damalige Gemeindekassier Ludwig Kneitz war, der in Geithain seinen aus Veitshöchheim stammenden Schulkameraden besuchte und von Kinzkofer den Auftrag erhalten hatte, sich nach einer Partnerstadt in Sachsen umzusehen. Er habe dies sehr wörtlich genommen, denn schon zwei Tage später sei der Geithainer Bürgermeister Heinz Herzog vor seiner Tür gestanden, um Nägel mit Köpfen zu machen. Nachdem am 1. Mai 1990 die Partnerschaftsvereinbarung zwischen Geithain und Veitshöchheim in Veitshöchheim unterzeichnet wurde, trat diese dann endgültig mit deren Ratifizierung in Geithain am 3. Oktober 1990 in Kraft.
Bernd Richter überreichte einige Exemplare des Buches "Die Friedliche Revolution 1989/1990 im ehemaligen Kreis Geithain" an Bürgermeister Jürgen Götz. Das Buch kann in der Bücherei ausgeliehen werden.
Buchpräsentation "Vom Turm geschaut, Heft 14 - Die Friedliche Revolution 1989/1990 im ehemaligen Kreis Geithain" in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof
Bernd Richter ist seit zweieinhalb Jahren Vorsitzender des 1990 gegründeten Geithainer Heimatvereins, der sich die Erhaltung und Pflege des kulturellen Erbes, die Erforschung der Regionalgeschichte, die Bewahrung von Sitten und Bräuchen und die Liebe zur Heimat gestellt als Ziel gestellt hat.
Ein wesentlicher Schwerpunkt bildete seither die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in der Publikationsreihe "Vom Turm geschaut". Seit 1990 wurde in der Regel alle zwei Jahre ein Heft der herausgegeben, so zuletzt das Heft 14 mit dem Titel "Die friedliche Revolution 1989/90 im Kreis Geithain". In ihm wird die Regionalgeschichte von Geithain und Umgebung von damals ausführlich behandelt und damit auch für künftige Generationen in gedruckter Form bewahrt. Dieses 324 Seiten umfassende Buch mit vielen Zeitzeugenberichten von Geithainer Bürgern stellte Richter nun in seiner Lesung hier in Veitshöchheim vor. In Geithain hatte er dieses Buch am 10. Oktober des vergangenen Jahres in der Geithainer St. Nikolaikirche über 100 interessierenden Zuhörern präsentiert. 25 Jahre zuvor fand nämlich in der überfüllten Nikolaikirche am 31. Oktober 1989 zum Reformationsfest das erste große Friedensgebet mit anschließender Demonstration durch die Innenstadt von Geithain statt.
Richters umfangreiche Quellenstudium (diese Quellen sind in der Ausstellung zu sehen - siehe Foto) ergab, dass Geithain mit dem Status Kreisstadt nur hinsichtlich der gesamten Region Geithain betrachtet werden kann. Deshalb stehen im Titel des Heftes die Worte "im Kreis Geithain". So finden auch Bad Lausick, Frohburg und Kohren-Sahlis in den Darstellungen ihren Platz. Neben der chronologischen Aufführung der Ereignisse, die sich an objektive Kriterien hält, kommen auch Autoren zu Wort, die ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen schildern. Diese beziehen sich nicht nur auf den jeweiligen Heimatort, sondern binden insbesondere auch die Vorgänge in Leipzig - und zum Teil auch in Berlin - ein, denn viele beteiligten sich jeden Montag an den Demonstrationen um den Leipziger Ring, insbesondere auch an dem entscheidenden 9. Oktober 1989, mancher begab sich nach der Maueröffnung einen Monat später sofort nach Berlin.
Richter hielt einen kleinen Rückblick auf diese bewegende Zeit, die nach seinen Worten uns geeint hat in dem Streben nach Freiheit, nach der Überwindung der Bevormundung durch einen Parteiapparat, der den Menschen jahrzehntelang suggerieren wollte, doch nur das Beste für das Volk zu tun. Bürger, die anderer Meinung waren und sich nicht fügten, erlitten Repressalien, wurden inhaftiert und dann oft in den Westen abgeschoben, für harte Währung verkauft.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann in der Sowjetischen Besatzungszone in der sich - wie zum Hohn - im Namen "demokratisch" nennenden DDR, wie auch in den anderen von der Roten Armee besetzten Ländern Osteuropas die Sowjetisierung des gesamten öffentlichen und auch des privaten Lebens. Auf die Nazi-Diktatur folgte die "Diktatur des Proletariats", deren Ziel es war, jede Oppositionsbewegung von Anfang an zu unterbinden.
Andersdenkende wurden unter dem Mantel der Demokratie gnadenlos unterdrückt. Wer glaubte, eigenes Gedankengut im Widerspruch zur säkularen "Staatsreligion" äußern zu dürfen, konnte mit seinem Irrtum Leib und Leben gefährden, ganz abgesehen vom Verlust der persönlichen Freiheit. Der bereits während der Zeit der Nazi-Diktatur begonnene Versuch, das Christentum zu unterdrücken, wurde in den Nachkriegsdiktaturen des Ostblocks umfassend fortgesetzt mit dem Ziel, den Marxismus/Leninismus als neue "Religion" zu installieren.
Dennoch regte sich bald Widerstand in der Bevölkerung. Zuerst weitete sich eine Demonstration der Arbeiter in der Ostberliner Stalinallee am 17. Juni 1953 zu einem Volksaufstand, der innerhalb weniger Stunden die ganze DDR erfasste, dann jedoch genauso schnell von sowjetischen Panzern blutig im Keim erstickt wurde. Zu den Opfern gehörte auch der Geithainer Arbeiter Eberhard von Cancrin: er wurde am Folgetag von den Sowjets auf der Abraumkippe bei Espenhain erschossen.
In den 1980er Jahren lag die Wirtschaft in den Ostblockländern immer mehr am Boden, die Versorgung der Bevölkerung war nicht mehr gewährleistet, die Regale blieben oft leer. Die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung nahm zu. Ohne den von Franz Josef Strauß 1983 vermittelten Milliarden-DM-Kredit- als Gegenleistung für den Abbau der Selbstschussanlagen an der Grenze - hätte die DDR ihren internationalen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können- die DDR wäre bankrott gewesen.
Die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit hatte 1989 die Menschen in den Staaten des Warschauer Paktes zu kettenaktionsartigen Taten angeregt. Wesentlichen Anteil an der Zuspitzung der Situation in der DDR hatte Ungarn. Anfang 1989 erreichten die ungarischen Reformen ein Stadium, in dem offen eine enge Zusammenarbeit mit den westlichen Ländern angestrebt wurde.
Nach dem Paneuropäischen Picknick am 19. August, bei dem erstmals mehrere Hundert DDR-Flüchtlinge ungehindert in den Westen gelangten, war dann ab 11. September die Grenze zu Österreich für die DDR-Flüchtlinge endgültig offen. Am 30. September 1989 verkündete Außenminister Hans-Dietrich Genscher den Prager Botschaftsflüchtlingen ihre Ausreise. Der Eiserne Vorhang wurde immer löchriger.
Nur in der DDR ignorierte die Partei- und Staatsführung die Vorgänge im eigenen Land und diejenigen in den sie umgebenden Staaten. Im Mai 1989 wurden die Kommunalwahlen nach dem alten Muster mit den Einheitslisten der Nationalen Front durchgeführt. Bewerbungen von einzelnen Kandidaten waren im Prinzip nicht möglich.
Auch in Geithain trauten sich die Ersten, ihren Protest öffentlich auszudrücken. Am 26. April 1989 prangerte Hartmut Rüffelt in seinem Betrieb, dem VEB Musikelektronik Geithain, auf einer 2 x 3 m großen Wandzeitung für jedermann gut lesbar unter der Überschrift "Und wir hätten wieder eine Zukunft" die Zustände im Land an. Am 1. Mai wurde die Tafel von der Staatssicherheit entfernt.
In den Tagen vor dem 40. Jahrestag der DDR sammelte Hartmut Rüffelt Unterschriften für die Zulassung des Neuen Forum. Am 5. Oktober wurde er deshalb von seiner Arbeitsstelle weg durch die Stasi verhaftet.
Ein anderes Vorkommnis demonstriert, wie gefährlich die leiseste Kritik damals war: Thomas Pilz aus Geithains Ortsteil Niedergräfenhain wagte seine Glasnost-Fotos in der Kreisausstellung zu platzieren, die anlässlich des 40. Jahrestages der DDR in der Geithainer Postturnhalle veranstaltet wurde. Damit löste er einen Eklat aus.
Am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, feierte sich die Staats- und Parteiführung mit großem Pomp in Berlin, unbeeindruckt von den Zuständen im Land und der Stimmung unter der Bevölkerung. Die Polizei ging in vielen Orten brutal gegen die Demonstrierenden vor, so auch in Leipzig: Ausgestattet mit Wasserwerfern, Schild, Helm, Schlagstöcken und Hunden trieben die Polizisten mehrere tausend friedlich demonstrierende Bürger auseinander und internierten über 200 von ihnen in Pferdeställen.
Zwei Tage später, am Montag, dem 9. Oktober, veröffentlichte die Leipziger Volkszeitung Äußerungen von Kampfgruppenkommandeuren, dass man nicht scheuen werde, auch Waffen einsetzen, wenn es in Leipzig wieder zu einer Montagsdemonstration kommt. Die Werktätigen in den Betrieben, die Studenten in den Hörsälen wurden aufgefordert, an diesem Tage nach der Arbeit bzw. nach den Vorlesungen das Stadtzentrum zu meiden, in ihre Wohnungen zurückzukehren und dort zu verbleiben. Die Krankenhäuser mussten Blutkonserven bereithalten und sich auf eine Notsituation vorbereiten.
Die Menschen ließen sich davon nicht beeindrucken und strömten- auch aus den umliegenden Städten und Gemeinden - nach Leipzig. Mehr als 70 000 zogen nach dem Friedensgebet mit Kerzen in den I-länden um den Ring, stellten diese vor der Stasizentrale an der "Runden Ecke" ab. Sie skandierten "Keine Gewalt!" und "Wir sind das Volk!" Der Machtapparat kapitulierte vor diesem beeindruckenden friedlichen Protest und beorderte die Panzer und die um dieses Gebäude positionierten Scharfschützen zurück.
Unter den Demonstranten war auch der Geithainer Frank Böttger, dem es als einem der Letzten am 9. Oktober gelang, dem Friedensgebet in der überfüllten Nikolaikirche beizuwohnen. Der dort verteilte Appell ist noch in seinem Besitz, jetzt hier in der Ausstellung zu sehen und auch im Buch abgedruckt.
Böttger schreibt: "Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das mich auf dem Nachhauseweg begleitete. Allein aus der Stadt brauchten wir mindestens eine dreiviertel Stunde. Auto an Auto fuhren auf der B 95 und in Kesselshain standen etwa 20 Leute mit Kerzen und grüßten die Autofahrer und jubelten ihnen zu. Auch in Geithain standen vereinzelt Kerzen in den Fenstern. Herrlich - dieses Gefühl dabei gewesen zu sein und vielleicht ein Stück Geschichte live miterlebt zu haben!"
In den folgenden Wochen wurden es immer mehr Menschen, Hunderttausende, die jeden Montag um den Ring zogen und auf Plakaten ihren Protest ausdrückten. Aus der Losung "Wir sind das Volk!" wurde bald "Wir sind ein Volk!"
Die evangelischen Pfarrer taten sich in den Oktobertagen anfangs schwer, auch die Kirchen im Leipziger Umfeld für Friedensgebete öffnen zu lassen. Noch Mitte Oktober äußerte deshalb der Geithainer Pfarrer Helmut Scholz, wer beten wolle, solle sonntags in die Gottesdienste kommen. Doch die Menschen ließen sich nicht beirren. Zuerst kamen am 25. Oktober über 500 Menschen in die überfüllte Bad Lausicker St. Kilianskirche zum Friedensgebet und noch einmal so viel demonstrierten anschließend durch die Stadt zur Schule, wo zur gleichen Zeit die Stadtverordnetenversammlung tagte.
In Geithain versammelten sich dann am 31. Oktober anlässlich des Reformationsfestes in der überfüllten St. Nikolaikirche mehr als 1500 Personen. Jeder, der ans Mikrofon trat, stellte nach dem Vortragen seiner Bitte und einem kurzen Gebet eine Kerze vor dem Altar ab.
Am folgenden Wochenende, am 5. November, sahen s ich die Oberen von Partei und Rat des Kreises gezwungen, auf einem Forum im Geithainer Stadion sich den Fragen, Forderungen und Protesten der Bevölkerung zu stellen - unter ihnen der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung, Rolf Müller, und auch der Chef der Kreisdienststelle Geithain des Ministeriums für Staatssicherheit, Karlheinz Moeller. Es waren ihre letzten öffentlichen Auftritte. Mancher der aus dem ganzen Kreis Erschienenen konnte seine Wut nicht unterdrücken und gab laut seine Meinung kund, jedoch alles in friedlichem Rahmen. Die Berichte auf der Kreisseite der LVZ gaben nur zaghaft und andeutungsweise das Geschehen wieder.
Im Gegensatz dazu waren die im Oktober und November 1989 fast täglich zu erstattenden "Lageeinschätzungen" der SED-Kreisleitung an die Bezirksleitung von erstaunlicher Realität. Richter konnte kaum seinen Augen trauen, als er im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig in diese Berichte Einblick nehmen konnte.
Im November und Dezember 1989 wurden im Kreis Geithain Diskussionen insbesondere zu Fragen von Handel und Versorgung, zum Bau- und Wohnungswesen, zum Umweltschutz durchgeführt. Vom Kreistag wurde eine "Kommission zur Untersuchung von Korruption und Amtsmissbrauch" ins Leben gerufen, im Kreis und in den vier Städten konstituierten sich unter Einbeziehung von neu gegründeten Bürgerbewegungen Runde Tische, die sich im Wesentlichen die kurzfristige Lösung örtlicher akuter Probleme auf die Fahne schrieben. So stand zum Beispiel in Geithain die Suche nach neuen Räumlichkeiten für die asbestverseuchte Baracke der Makaranko-Schule im Mittelpunkt. In ihr wurden behinderte Kinder unterrichtet.
Am 5. Dezember 1989 zogen die Geithainer nach dem Friedensgebet vor das Stasigebäude in der Schillerstraße. Vertreter des Bürgerkomitees erzwangen den Zutritt und der Kreisstaatsanwalt versiegelte Schränke und Räumlichkeiten, um die letzten noch nicht verbrannten Unterlagen vor der Vernichtung zu sichern.
Eine der Forderungen dieser Tage in Geithain war die Rückumbenennung der Juri-Gagarin-Oberschule in " Paul-Guenther-Schule", nach dem Stifter, der als junger Mann ausgewandert in die USA, dort als Strumpffabrikant zu Wohlstand gelangte, den Bau finanziert hatte.
Bei der ersten freien und geheimen Volkskammerwahl im März 1990 erhielt die CDU, die gemeinsam mit der DSU und dem Demokratischen Aufbruch als Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" angetreten war, auch in Geithain die meisten Stimmen.
Viele Bürger wollten ihre Stimme zur ersten freien Kommunalwahl am 6. Mai 1990 nicht den ehemaligen Blockparteien geben, auch wenn die bisherigen Führungspersonen abgetreten waren. So kam es bereits im Herbst 1989 zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei; die Bürgerbewegungen formierten sich, unter anderem im Neuen Forum mit Bernhard Weiser in Geithain und mit Hartmut Rüffelt in Borna.
Im Frühjahr 1990 bahnten sich die ersten Beziehungen zu westdeutschen Gemeinden an und es kam zum Abschluss von Partnerschaftsvereinbarungen: Hier in Veitshöchheim unterzeichneten die Bürgermeister Heinz Herzog und Rainer Kinzkofer am 1. Mai 1990 die Partnerschaftsurkunde; ratifiziert wurde der Vertrag dann am 3. Oktober in Geithain.
Die das Buch ergänzende und noch bis zum 24. Oktober in der Bücherei ausgestellte Sonderschau „Wir sind das Volk!“ war vor einem Jahr im Geithainer zu sehen. Bürgerinnen und Bürger der Partnergemeinde Geithain waren bei den Ereignissen vor 25 Jahren dabei und haben mit Leihgaben zur Ausstellung beigetragen. Bernd Richter führte die Gäste durch die Ausstellung.
Bernd Richter: "Der 9. Oktober 1989 in Leipzig mit der großen Montagsdemonstration der 70.000 und der 9. November 1989 in Berlin mit dem Mauerfall gehören zu den schönsten Momenten der deutschen Geschichte.
Es gibt viel zu ändern, die Einheit Deutschlands ist nach 25 bzw. 26 Jahren leider längst noch nicht vollbracht. Der Mensch und die Natur müssen erneut in den Mittelpunkt gestellt werden.
Jeder muss Verantwortung übernehmen. Und nun wünsche ich diesem Buch viele interessierte Leser, vielleicht auch hier in Veitshöchheim! Vor allem wünsche ich mir viele junge Leser, die kaum Vorstellungen von einer Diktatur haben, die um die Gefährdung der Demokratie, wie wir Älteren sie erfahren haben, nichts wissen und die deshalb leicht von rechten und linken Demagogen verführt werden können. Zeitzeugen sind deshalb für die jüngere Generation so besonders wichtig.