Naturfreunde nehmen Thema "Asyl" auf ihre Tagesordnung - Ziel: in Kooperation mit der Nachbarschaftshilfe auch vor Ort aktiv werden
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„Stell Dir vor es ist Flucht – und Du musst mit“
Eva Peteler und der Träger des Würzburger Friedenspreises 2011, Addis Mulugeta, zu Gast bei den NaturFreunden.
So voll war es bei einem Monatstreff im Naturfreundehaus schon sehr lange nicht mehr. Viele Mitglieder und Gäste wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen Informationen überdas derzeit wieder politisch missbrauchte Thema Asyl aus erster Hand zu erhalten.
Addis Mulugeta, ein Journalist aus Äthiopien, berichtete, warum er aus seinem Heimatland fliehen musste.
"Wenn du keine Regimekritik äußerst, kannst du in Äthiopien ein ruhiges Leben führen. Aber wenn du die Korruption und Willkür des Regimes öffentlich machst, den Ausverkauf von Land an ausländische Investoren mit dem Vertreiben der einheimischen Bauern anprangerst, landest du im Gefängnis und wirst gefoltert," berichtete der Journalist dem gespannt lauschenden Publikum von seinen Erfahrungen. Nach zweimaliger Inhaftierung flüchtete Mulugeta aus seinem Heimatland und landete in Deutschland, dort letztendlich in der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg.
Schnell erkannte er, auch Universitätsdozent in seinem Heimatland, dass perfektes Englisch nicht reicht. Das Erlernen der deutschen Sprache ist die Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben in seinem neuen Heimatland. Er büffelte Tag und Nacht und spricht inzwischen annähernd perfekt Deutsch. Auch hat er ein weiteres Studium an der Fachhochschule in Würzburg erfolgreich abgeschlossen.
Hier in Würzburg setzt Addis Mulugeta sein Engagement für seine Mitmenschen als Redakteur der spendenfinanzierten Zeitschrift Heimfocus fort. Dieses, von Eva Peteler herausgegebene Magazin in deutscher Sprache soll Misstrauen und Vorurteile gegenüber Asylbewerbern mit authentischen Informationen abbauen. Dafür wurde Addis Mulugeta 2011 mit dem Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet.
Frau Peteler ist Mitglied im Ausländerbeirat der Stadt Würzburg und ehrenamtlich aktiv in der Unterstützung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Sie berichtete den Zuhörern u.a. über das Leben der ca. 450 Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg.
Ihr Hauptanliegen sieht sie darin, hinter jedem Flüchtling/Asylbewerber den einzelnen Menschen zu sehen, mit all seinen Nöten und Ängsten, seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Stärken und auch Schwächen und Fehlern.
Auf die Frage aus dem Kreis der NaturFreunde, wie diesen Menschen nach all ihren traumatischen Erfahrungen - Gefängnis, Folter, Verlust von Familie und Heimat, Kampf ums nackte Überleben – Hilfestellung beim Orientieren in der neuen Umgebung gegeben werden kann, antwortete Peteler, dies geht am besten durch erste direkte Kontakte im Heimcafé in
der GU.
Auch das spendenfinanzierte Projekt (Vivovolo e.V., Sparkasse Mainfranken, BLZ 79050000, Kto 44936490, Stichwort: HEIMFOCUS) möchte die Kommunikation zwischen Bewohnern der GU und externen Besuchern fördern. Dorthin kann jeder Interessierte kommen und sich erst einmal orientieren.
Das Heimcafé ist immer montags von 19 bis 21 Uhr geöffnet. Für den Besuch ist jedoch eine Voranmeldung über die E-Mailadresse contact@heimfocus.net unbedingt notwendig, da man nicht ohne weiteres auf das Gelände der GU gehen kann.
Nach vielen Fragen aus der Versammlung machte zum Abschluss der Veranstaltung der Moderator Peter Glasbrenner von den NaturFreunden deutlich, dass der große Bedarf an Asyl viele Ursachen hat, die auch in unserem Wirtschaften liegen und alles mit allem zusammenhängt, wenn man genauer hinschaut.
Mit dem Zitat des Textes des Artikel 14 der UN-Menschenrechtskonvention „Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen“ wurde die auf viel Beifall gestoßene Informationsveranstaltung geschlossen.
Reinhold Gütling