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Neujahrsempfang der 10. Panzerdivision in der Veitshöchheimer Kaserne: 2024 bringt tiefgreifende personelle und strukturelle Veränderungen - Führungswechsel von Kommandeur und Stellvertreter im September

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zum siebten Mal unter dem Wappen der 22.000 Angehörige zählenden 10. Panzerdivision ging am Freitagmorgen (19. Januar 2024) in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim ein Neujahrsempfang der Bundeswehr über die Bühne. Für Divisionskommandeur Generalmajor Ruprecht von Butler und seinem Stellvertreter und Standortältesten Brigadegeneral Michael Podzus war es zugleich ihr Letzter. Der 64jährige Podzus, seit Oktober 2016 auch Kommandeur der Divisionstruppen wird am 5. September 2024 nach acht Jahren in Veitshöchheim in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger soll in Kürze vom Ministerium bekannt gegeben werden. Acht Tage später geht  dann am 13. September der Appell zur Verabschiedung des Generalmajors von Butler nach dreieinhalb Jahren in der Balthasar-Neumann-Kaserne über die Bühne. Wie der 56jährige verlauten ließ, wird er zur Leitung des NATO Joint Warfare Centre in Stavanger in Norwegen abkommandiert. Dies ist eine multinationale und dienstübergreifende NATO-Organisation mit 261 militärischen und zivilen Mitarbeitern aus siebzehn Nationen, als Ausbildungszentrale der NATO für das gesamte Spektrum der gemeinsamen Kriegsführung auf operativer Ebene.

Neuer Divisionskommandeur wird der 56jährige Jörg Torsten See, der die 10. Panzerdivision ganz gut kennt, hatte er doch als Brigadegeneral von Oktober 2016 bis April 2019 das Truppenkommando über die Panzerbrigade 12 in Amberg inne. Mit Ernennung zum Generalmajor fand er dann bis dato Verwendung als Stellvertretender Generalsekretär der Abteilung für Verteidigungspolitik und -planung im Internationalen Stab des NATO-Hauptquartiers in Brüssel.

Es waren an die 350 Gäste, neben den militärischen und zivilen Führungskräften der Division auch zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Kirche,  Justiz, Polizei und dem sonstigen öffentlichen Leben, die voller Spannung den Lagebericht des Divisionskommandeurs und seinen Ausblick auf das Jahr 2024 verfolgten.

Zum seit fast zwei Jahren dauernden Krieg in der Ukraine stellte von Butler fest, dass der Wille des ukrainischen Volkes seine Freiheit und Werte zu verteidigen, sehr viel schwerer wiege, als die Frage, ob dort die modernsten Waffensysteme zum Einsatz kommen. Die Unterstützung für die Ukraine dürfe nicht enden und Russland dürfe nicht einfach diesen Krieg so gewinnen. Denn wir müssten sonst damit rechnen, so der Kommandeur, dass dies geradezu den Appetit anrege, das auch mit anderen Ländern zu machen.

Was Krieg wirklich bedeutet, sei ihm so richtig bewusst geworden und habe ihn unheimlich bewegt, als er vor kurzem ein Panzerwerk in Litauen ansehen konnte, wo in die Ukraine gelieferte   Leopard-Panzer mit Gefechtsschäden repariert werden, in denen Menschen beim Einsatz gestorben sind. Deutlich habe er vor Augen aber auch die Qualität deutschen Wehrmaterials gehabt. Im Gegensatz zum russischen T 72, der wie auf Twitter zu sehen, grundsätzlich immer explodiere, sei der Leopard 2 nicht abgebrannt und könnten Schäden wieder instandgesetzt werden, etwa durch Aufschweißen einer Platte und viele Besatzungen hätten wegen des guten Materials auch überlebt.

 Rückschau 2023

In seiner Rückschau auf 2023 stellte der Divisionskommandeur fest, dass die 10. Panzerdivision 10 mit ihren 22.000 Soldaten, die hier aus Veitshöchheim unter seiner Verantwortung geführt werden, das sind immerhin zehn Prozent der Bundeswehr, dass sich die Waffengattungen seiner Division verändert haben. So verlor diese 5000 Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall, die in diesem Frühjahr der Division Schnelle Kräfte in Stadtallendorf unterstellt werden, bis auf drei Bataillone, die zu den Divisionstruppen der Panzerbrigade 12 in Cham kamen. Dafür wurde ihr am 29. März 2023 in Veitshöchheim bei einem feierlichen Appell auf der Schlossterrasse des Hofgarten die von Brigadier General Gert-Jan Kooij befehligten 2500 Soldaten der  13. Light Armoured Brigade in Oirschot unterstellt - (siehe nachstehender Link).

Neben dem Einsatz von Soldaten der Division in Mali, im Irak und nun auch wieder bei Kvor, liege der Schwerpunkt ganz klar an der Ostflanke der NATO in Litauen, wo die 10. mit dem PzBtl. 363 aus Hardheim mit vielen anderen Gruppenteilen eine eFP-Battle-Group stellt.

Der Generalmajor freute sich, dass auch die Kommandeure der multinationalen Partner den sehr weiten Weg zum Empfang nach hier gefunden haben. Die dreiwöchige Simulations-Übung „Schneller Degen 23“  der 10. Panzerdivision erstmals in der neuen Gliederung "Division 2025, im November im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in Wildflecken mit 2200 Übungsteilnehmern aus 14 Ländern, erstmals mit neuer niederländischer Brigade, habe gezeigt, wie ausgezeichnet die Zusammenarbeit mit der neuen niederländischen Brigade und auch mit der litauischen Brigade Eiserner Wolf funktioniert hat. von Butler: "Je mehr wir zusammengerückt sind, desto näher sind wir uns gekommen und desto besser haben wir uns verstanden.“ Die gut funktionierende Zusammenarbeit der Division mit Niederländern, Litauern und auch mit der 14. Rapid Deployment Brigade (Schnell verlegbare Brigade) in Tschechien dem NATO Divisionsstab des Multinationalen Division Zentrums in Ungarn sende ein starkes Signal. - (siehe nachstehender Link)

Die 10. stellt für die Schnelle Einsatzgruppe der NATO eine Brigade. DereVerlegung und Gefechtssituation wurde vom 27. April bis 14. Mai 2023 auf einem großen Übungsplatz auf Sardinien geübt.

Ein Kriegsszenario durch eine dreimalige dynamische Gefechtsvorführung und das feierliche Gelöbnis von Rekruten sind am 18. Juni die Highlights beim Tag der Bundeswehr in Veitshöchheim mit schätzungsweise weit über 20.000 Besuchern (siehe nachstehender Link).

Ein Schwerpunkt ist für die Zehnte auch die intensive Ausbildung ukrainischer Soldaten sehr speziell am Gerät wie Schützenpanzer Marder, Infanterieausbildung wie Räumung von Sprengfallen. von Butler: "Hier wird die Entsetzlichkeit eines Krieges ganz deutlich. Dieses Training werde auch in diesem Jahr von April bis August 2024 fortgesetzt.

 Ausblick 2024

Ab 2024 soll in mehreren Schritten die Neuaufstellung einer deutschen Kampfbrigade in Litauen (Litauenbrigade 42) mit bis zu 4800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 zivilen Personen starten. Im April wird unter anderem ein Vorkommando gesandt.

Die Division werde aber auch Anfang April 250 Soldaten als Schutzkompanie aus der Deutsch-Französischen Brigade für Kvor ins Kosovo abordnen.

Ein Schwerpunkt für die Division ist laut von Butler  2024 die Grand Quadriga 2024 mit vier verschiedenen Übungsphasen zwischen Januar und Juni.  Rund 13.000 von 62.000 Heer dienenden Soldaten werden zusammen mit den NATO-Partnern an der Übungsserie Quadriga 2024 in Deutschland und anderen europäischen Ländern teilnehmen. Die Zehnte wird nach von Butlers Worten ihre Einsatzbereitschaft hochfahren und aus jeder ihr vier Brigaden im Wesentlichen im April und im Mai ein Bataillon mit insgesamt  5000 Soldaten über See, Luft, Eisenbahn und Straße nach Litauen verlegen, um zu demonstrieren: "Wir sind in der Lage zu kommen." Zur ganzen Division 25 gehören mit den Verstärkungskräften 30.000 Soldaten. Mit 5000 Soldaten könnten die gesamten Verfahren abgebildet werden.

Rechts auf der Folie abgebildet ist weiter die Übungsserie "War-Fighters", um mit den USA adaptiv bleiben zu können. von Butler: "Eine Verteidigung Europas ohne die Unterstützung der USA ist in den nächsten Jahren nur erfolgreich, wenn wir einen ganz anderen Aufwand an Haushaltsmitteln bis zur Einführung einer Wehrpflicht schaffen. Wer sich einbildet, dass wir dies erfolgreich ohne US-Unterstützung  machen könnten, liegt da falsch. Vor dem Hintergrund der US-Wahlen in diesem Jahr ist eine stabile Regierung, die sich zum Engagement auch in Europa bekennt, für unsere Sicherheit, unseren Frieden, unsere Freiheit von ganz besonderem Interesse. Wir müssen in der Lage sein, unter einem US-Korps zu agieren."

Was der Kommandeur abschießend noch ansprach, ist bei der Bundeswehr das Fehlen von Fähigkeiten wie bei  der Flugabwehr und vor allem Munition. Von dem Vorrat von 30 Tagen Munition, die die Division 25 zum Kämpfen brauche, sei sie weit entfernt.

Erinnerungsfoto des Divisionskommandeurs bei seinem letzten Neujahrsempfang in Veitshöchheim mit besonderen Gästen v.l.n.r. Generalleutnant a.D. Gert Verstl (der 88jährige war von 1986 bis 1989 Divisionskommandeur der 12. Panzerdivision), Generalmajor Roman Náhončík (Kommandeur der CZE Landstreitkräfte), Generalmajor Tibor Králik (Multinational Division Centre), Generalmajor Ruprecht von Butler (Kommandeur 10. Panzerdivision), Dr. Josef Schuster (Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland), Jürgen Götz (1. Bürgermeister der Garnisonsgemeinde), Dr. Paul Beinhofer (Regierungspräsident a.D.), Rainer Kinzkofer (Altbürgermeister Veitshöchheim), Dr. Adolf Bauer (Altbürgermeister Stadt Würzburg), Brigadegeneral Michael Podzus (stv. Divisionskommandeur und Standortältester), Sebastian Remelé (Oberbürgermeister Schweinfurt), Thomas Eberth (Landrat Landkreis Würzburg) und Oberst Aurelijus Motiejūnas (Eiserne Wolf Brigade in Litauen).

Für die die sehr gute Kooperation und enge Zusammenarbeit  des Divisionsstabes überreichte der Divisionskommandeur an Bürgermeister Jürgen Götz das vom Bundesverteidigungsminister Boris Pistoris an ihn für besondere Verdienste um die Bundeswehr  verliehene Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold.

 

Symbolische Scheckübergabe an das Bundeswehrsozialwerk  in Höhe von 2500 Euro (2000 Euro vom Adventskonzert und 500 Euro Sammlung Stab) von der Heeresmusikerin Hauptfeldwebel Valerie Walter und an Oberst i.G. Kim Frerichs (Initiator der Sammlung im Stab) an Oberstleutnant Wolfgang Schwörer, Bereichsleiter SÜD des Bundeswehrsozialwerkes.

Mit einer Förmlichen Anerkennung zeichnete der Divisionskommandeur Major Martin Kretschar,  dem Kompaniechef der 4. Kompanie des der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ seit 1. April 2023 unterstellten Panzergrenadierbataillon 212 in Augustdorf im Kreis Lippe in NRW, der in Eigeninitiative beispielhaft eine Schleppdrohne für Munition zur Drohnenabwehr konstruiert hat.

Den Empfang begleitete musikalisch das Holzbläserquintett des Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Valerie Walter mit der
Eröffnungsfanfare "La Réjouissance" aus der Feuerwerkmusik von G. F. Händel und den Musikstücken "Aragonaise" aus „Carmen“ von Georges Bizet und "
Ah! Chloris" von Reynaldo Hah.

und zum Abschluss sangen alle die Bayern- und die Nationalhymne mit.

Militärdekan Alexander Prosche stimmte  mit besinnlichen Worten auf das neue Jahr ein.

Den Neujahrsempfang organisierte Oberstleutnant Wolfgang Hagedorn.

 

Fotos Dieter Gürz

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O
Außerordentlich gut gelungener Post . Danke für die umfassende Information. Es macht einen alten Soldaten froh zu wissen , dass die "Zehnte" ein Aushängeschild dere Bundeswehr ist.
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