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Aus dem Gemeinderat: Lindentalstraße soll 2024 bis 2027 für 7,8 Millionen Euro ausgebaut werden - Schutzstreifen für bergwärts fahrende Radfahrer vorgesehen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Die Anlieger der 1300 Meter langen Lindentalstraße müssen sich nächstes Jahr vier Jahre lang auf vollgesperrte Teilabschnitte einstellen. Bereits im Februar 2017 fasste der Gemeinderat den Baubeschluss für den Ausbau der Lindentalstraße  mit umfangreichen Kanalbaumaßnahmen und Wasserleitungsauswechslungen. 

Über 6 1/2 Jahr später stellte nun am Dienstag Planer Dipl.-Ing. (Univ.) Hans-Ulrich Hoßfeld aus Bad Kissingen seine Entwurfsplanung mit Gesamtkosten von 7,8 Mio. Euro vor, die das Gremium mit großer Mehrheit absegnete.

Nicht zuletzt aus Finanzierungsgründen soll die Baumaßnahme in zwölf Bauabschnitten, verteilt auf die Jahre 2024 bis 2027 ausgeführt werden. Begonnen werden soll im nächsten Jahr von unten nach oben ab der Schönstraße, aber laut Hoßfeld gleichzeitig auch in der Heinestraße. Die Bauabschnitte sind immer komplett gesperrt.

Es ist laut Bürgermeister Jürgen Götz die teuerste Straßenbaumaßnahme, die die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten in Angriff nimmt. Sie übertrifft sogar die Kosten von 6,0 Mio. Euro für die 2020 abgeschlossene gesamte Erschließung des 13,9 Hektar Sandäcker mit 1700 Meter Anliegerstraßen.

Straßenbaumaßnahmen der Gemeinde bzw. Beteiligung in den letzten zehn Jahren

  • 🚘2013 Heidenfelder Straße: 0,38 Mio. Euro (300 Meter)
  • 🚘2014/2015 Friedensstraße: 1,24 Mio. Euro (340 Meter)
  • 🚘2015 Erschließung der  8,5 Hektar großen Gewerbegebietserweiterung: 1,0 Mio. Euro (800 Meter)
  • 🚘2016 Tiergartenstraße: 0,7 Mio. Euro (160 Meter)
  • 🚘2016 Oberdürrbacher Straße: 1,0 Mio. Euro (660 Meter)
  • 🚘2018 Günterslebener Straße bis Geithainer Allee: 2,4 Mio. Euro (1150 Meter)
  • 🚘2018 Würzburger Straße bis Parkstraße: 0,2 Mio. Euro (160 m)
  • 🚘2020 Erschließung 13,9 Hektar Sandäcker: 6,0 Mo. Euro (1700 Meter Anliegerstraßen)
  • 🚘2022 Ausbau Kreisstraße Wü 3 nach Gadheim durch Landkreis: 5,0 Mio. Euro (2000 Meter)
  • 🚘2022 Kirchstraße: 3,8 Mio. Euro (225 Meter)
  • 🚘noch laufend: Mainsteg geschätzt: 10,0 Mio. Euro (300 Meter mit Rampen)

Ein Trost für die Anlieger: Sie müssen sich nicht wie 2017 noch angekündigt an den Straßenbaukosten von 4,4 Mio. Euro beteiligen, jedoch wie alle Bürger im Ort an den Kosten für den Kanalbau von 2,8 Mio. Euro und den Wasserleitungsbau von 0,6 Mio.  über die Gebühren und Beiträge mitfinanzieren. Planer Hoßfeld kündigte an, für den Straßenbau bis Ende des Monats Oktober staatliche Fördermittel zu beantragen. In der Vergangenheit wurden vergleichbare Maßnahme zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst. Erst nach Eingang des Förderbescheides könne dann die Maßnahme öffentlich ausgeschrieben werden.

In den Gesamtkosten hat der Planer 1,7 Mio. Euro für die Entsorgung von Bodenmaterial veranschlagt, da ab 1. August 2023 die neue Ersatzbaustoffverordnung (EBV) mit verschärften Regelungen in Kraft getreten ist, um mehr Recycling am Bau zu ermöglichen.

Aus hydraulischen Gründen müssen die Kanalrohre in der Lindentalstraße ausgetauscht und auf einen Durchmesser von 1200 Millimeter verstärkt sowie auch das Wasserleitungsnetz erneuert werden. Für die Neuverlegung der Gas- und Stromleitungen der Energie werden die erforderlichen Erdarbeiten mit der Maßnahme ebenfalls mit ausgeschrieben. Auch die Mikrorohrverbunde einschließlich Glasfaser sind beinhaltet. 

Vorgesehen ist generell eine Fahrbahnbreite von 6,0 Meter in Asphalt und beidseits ein 1,5 Meter breiter gepflasterter Gehweg, was jedoch aufgrund der unterschiedlichen Verkehrsraumbreiten von 8,0 bis 10,0 Meter nicht überall möglich ist.

Differenzen gab es im Gremium hinsichtlich der Verbesserung des Radverkehrs, zu der das Planungsbüro drei Varianten untersucht hatte. Die Grünen-Fraktion hatte für eine Fahrradstraße nach Variante 3 plädiert, um auf dieser Hauptroute des Radroutenkonzepts der Gemeinde ein Signal mit der ersten Fahrradstraße im Ort zu setzen, auf der der Radverkehr dominant gegenüber dem Autoverkehr ist und freie Fahrt hat. Die große Mehrheit des Gemeinderats hielt dagegen die Variante 1 für am ausgewogensten und am sinnvollsten.

So wurde gegen die Stimmen der drei anwesenden Grünen-Mitglieder die Variante 1 beschlossen, die vorsieht,  bergwärts auf der Südseite der Fahrbahn einen Schutzstreifen 1,50 Meter zu markieren, der von der Schönstraße bis zum Setzweg wegen des beengten Straßenraums nur 1,25 Meter breit ist.

Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, werden die Längsparksplätze aufmarkiert und in den nördlichen Einmündungsbereichen eine Zick-Zack-Markierung aufgebracht.

Die beschlossene Variante 1 bedeutet, dass Fahrzeuge nach Ausbau auf der gesamten Länge von 1300 Meter nicht mehr hier, sondern nur noch auf der Nordseite ihr Auto abstellen können. Laut Berechnung von Hoßfeld sind das nur noch 38 statt bisher 52 Fahrzeuge. In der Diskussion wurde deshalb angeregt, aufgrund der Sperrungen während der Bauzeit Ersatzparkplätze und am oberen Ende in der Sackstraße weitere Parkflächen für die Anlieger auszuweisen. Der Bürgermeister sicherte eine Überprüfung zu.

Bewertung der Varianten durch das Ingenieurbüro

Das Planungsbüro hatte zur Radverkehrsführung diese drei Varianten untersucht und wie nachstehend bewertet: 

➢ Variante 1: Schutzstreifen für Radfahrer auf die gesamte Länge
➢ Variante 2: Kombination aus Schutzstreifen und Gehweg mit Radfahrern frei
➢ Variante 3: Kombination aus Schutzstreifen und Fahrradstraße

 

 

Ausschnitt Fahrradstraße:im Bereich Heinestraße - Aufgrund der gegebenen Straßenkörperbreiten
könnte nur vom Seeweg bis zur Querung „Sandäcker“ eine Fahrradstraße ermöglicht werden (zuvor ab der Schönstraße nur ein Schutzstreifen).  Der rote Asphalt ist am Anfang und am Ende der Fahrradstraße herzustellen. Vor ankommenden Einmündungen in die Fahrradstraße ist es sinnvoll, roten Asphalt einzubauen, um einbiegende Autos darauf hinzuweisen, dass sie sich nun auf einer Fahrradstraße befinden.

Der Vergleich der möglichen Varianten ergab laut Planer eindeutig die Vorteilhaftigkeit der Variante 1. So werde gerade der doch in weiten Bereichen nur beschränkt zur Verfügung stehende Verkehrsraum optimal genutzt und gerade die bergwärts fahrenden Radfahrer durch den Radfahrerschutzstreifen eine verbesserte Sicherheitssituation erhalten.  Bei Variante 1 gilt die Rechts-vor-Links-Regelung, durch auch die Radfahrer beim Bergabwärtsfahren abgebremst werden.

Die Grünen-Fraktion hatte mit einer der Presse nicht vorliegenden E-Mail an alle Gemeinderatsmitglieder kurz vor der Sitzung für eine Fahrradstraße nach Variante 3 votiert, um auf dieser Hauptroute des Radroutenkonzepts der Gemeinde ein Signal mit der ersten Fahrradstraße im Ort zu setzen, auf der der Radverkehr dominant gegenüber dem Autoverkehr ist und freie Fahrt hat. Der Fahrradstreifen biete dagegen nur eine vermeintliche Sicherheit, da aufgrund der parkenden Fahrzeuge auf der nördlichen Straßenseite und bei Gegenverkehr der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten werden können. Die große Mehrheit des Gemeinderats hielt dagegen die Variante 1 für am ausgewogensten und am sinnvollsten.

Planung laut Variante 1

 Abschnitt Schönstraße bis Setzweg

 

Abschnitt Setzweg bis Seeweg

 Abschnitt Seeweg/Heinestraße

 Abschnitt Heinestraße/Lessingstraße

Fotos Dieter Gürz

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D
Zuerst einmal großes Lob Ihnen, Herr Gürz, für den umfangreichen Bericht und die gründliche Recherche. <br /> Man schreckt natürlich erst einmal auf, wenn man die Summe von 6,7 Millionen liest. War die vergleichbar lange und in gleicher Qualität ausgeführte Günterslebener Straße doch fast zwei Drittel günstiger. Kostentreiber ist die Ersatzbaustoffverordnung, die noch vom Kabinett Merkel verabschiedet wurde, und die mit zweijähriger Übergangsfrist nun greift. Hier rächt sich die Aufschieberitis der Gemeinde, die nun mit sechsjähriger Verspätung das Projekt angeht. 1,7 Millionen, die wir eigentlich hätten sparen können.<br /> <br /> Als leidenschaftlicher Radfahrer kann ich auf den Schutzstreifen auch verzichten. Die Straße ist in der Regel wenig befahren, die Geschwindigkeit ist gerade durch den ruhenden Verkehr deutlich reduziert. Konflikte zwischen Rad- und Autoverkehr kommen eigentlich nicht vor, Unfälle sind mir auch keine bekannt. Ein Schutzstreifen würde die Straße optisch breiter machen, was natürlich zu höheren Geschwindigkeiten führen würde.<br /> Typisch für den Gemeinderat ist allerdings, dass über solche Details lange diskutiert wird, über grundsätzliches, wie etwa die Finanzierung, Einsparpotentiale, Anwohnerbeteiligung etc. hingegen nicht.<br /> <br /> Die Straßenmarkierungen für Sperrzonen in den Kurvenbereichen oder Parkflächen sind in meinen Augen überflüssig. In Kurvenbereichen ist Parken grundsätzlich nicht zulässig und die PKW-Fahrer haben bislang auch ohne Striche auf der Straße ihre Plätze gefunden. Effizienter wäre es, wenn die Verbote, wie etwa das Parken in den Kurven regelmäßig überwacht werden würde. Statt Kosten für die Fahrbahnmarkierung ließen sich so Einnahmen generieren. Und das Lehrgeld würde den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer dazu bringen, sich an bestehendes Recht zu halten. <br /> <br /> Das über den Kopf der Anwohner hinweg zu entscheiden scheint in Veitshöchheim mittlerweile Standard zu sein. Man sucht kein Gespräch mehr sondern präsentiert nur noch Beschlüsse. Als ehemaliger Gemeinderat kann ich hier nur noch den Kopf schütteln.<br /> <br /> Dieter Leimkötter
Antworten
G
Was mich als Anwohner in der Gartensiedlung interessieren würde, wie sieht es dort mit den Planungen hinsichtlich Straßen- und Gehwegsanierung aus. Seit Jahren sind stellenweise die Kanten der Gehwege weggebrochen und nicht nur für ältere und sehbehinderte Menschen ein Sicherheitsrisiko.
B
Lieber Herr Leimkötter,<br /> <br /> vielen Dank für Ihren informativen Beitrag!<br /> <br /> Hält man sich an bestehendes Recht (Garagenverordnung, Mindestfahrbahnbreite, Parken vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen) wäre diese Straße samt Seitenstraßen so gut wie leer gefegt von parkenden Autos.<br /> <br /> Auch Einnahmen von Lehrgeld halte ich für unwahrscheinlich, da die Veitshöchheimer Verkehrsüberwachung bestehendes Recht "nicht" umsetzt bzw. durchsetzt!<br /> <br /> Die Information zu den 1,7 Mio. ist natürlich wieder ein Schlag ins Gesicht! Aber in einer Narrenhochburg wie Veitshöchheim wird die regelmäßige Verschwendung von Geldern wohl schmerzfrei toleriert, zumal weitere Straßen auf einen ähnlichen Ausbau sehnsüchtig warten!<br /> <br /> Ihre Meinung im letzten Absatz teile ich nicht! Für diese Entscheidung sind teuer bezahlte Straßenplaner und der Gemeinderat zuständig.<br /> Sofern das Ergebnis nicht den gewünschten Erwartungen entspricht, sollten Anwohner darüber nachdenken, den bestehenden Gemeinderat bei Neuwahlen neu zu besetzen!<br /> <br /> Viele Grüße<br /> <br /> Benjamin Bogner
B
Lieber Björn,<br /> <br /> dass Einbeziehen der Anwohner ist doch vollkommener Blödsinn!<br /> Aber das rechtswidrige Parken der Anwohner darf nicht verlagert werden!
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B
Wieso? <br /> <br /> Man hat es doch auch geschafft, in der Planungsphase die parkenden Fahrzeuge zu zählen. Da hätte man durchaus mal ein paar der Anwohner fragen können, was sie sich von einem Ausbau erwarten würden. Das allein reicht doch schon, um Bürgernähe zu zeigen.<br /> <br /> Ich erlaube mir zudem die Unterstellung, das keiner der Beschlussvorlagen im Sinne der Anlieger ist. Die Einzigen, an die man wirklich gedacht hat, scheinen die Radfahrer gewesen zu sein!<br /> <br /> Wir diskutieren hier immer noch über eine an sich unbedeutende Nebenstraße in Veitshöchheim und nicht über eine Hauptverkehrsader in einer Großstadt.
B
Als Radfaher bin ich diese Straße durchaus öfter bergwärts unterwegs.<br /> Ich halte den Schutzstreifen für nicht notwendig.<br /> Auch 1,50m bei 30kmh finde ich - als Radfahrer!! - übertrieben.<br /> Mir tut es leid für die Anwohner. Sie scheinen wohl kein Mitspracherecht bei der<br /> Gestaltung IHRER Straße gehabt zu haben, sonst wäre kein Parkplatz weggefallen.<br /> Auch die Anwohner benachbarter Straßen müssen nun zukünftig leiden.<br /> <br /> Wenigstens ist am Abstimmungsergebnis schön zu erkennen, dass radikale Parteien nicht zu Kompromissen bereit sind.
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R
Wenn die Gemeinde vor jedem Bauprojekt erstmal die Meinung der Anlieger einholen soll, wird in Veitshöchheim kein Kindergarten mehr gebaut, keine Schule erweitert und alle Bauprojekte ziehen sich endlos in die Länge. Genau für solche Entscheidungen gibt es doch den Gemeinderat als demokratisch legitimierte Vertretung der Bürgerschaft. Eine Gemeinde muss handlungsfähig bleiben.<br /> <br /> Jeder möchte überall beteiligt werden - ich kann dieses rumgeheule nicht mehr hören. <br /> <br /> Und dann spricht hier noch ein Ex-Gemeinderat auf, der seinen politischen Abgang noch nicht verkraftet hat. Wahnsinn...
U
Genau so ist es. Uns hat niemand gefragt oder in der Planung einbezogen. Politik von oben herab gegen den Bürger. Und das in unserem schönen Dorf.