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Gemeinde Veitshöchheim erweitert Waldfriedhof für über 120.000 Euro um neuartige Anlage "Lebensfluss" mit 221 Urnen-Erdgräbern/-Kammern

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Etwa 1000 Quadratmeter groß wird das neue Urnengrabfeld im Veitshöchheimer Waldfriedhof sein, das im Bild Bürgermeister Rainer Kinzkofer und sein Friedhofsreferent Klaus Krautschneider (re.) inspizieren.

Dabei stellte ihnen der zertifizierte Friedhofsplaner Thomas Struchholz (li.)  seine Neukonzeption vor, mit der die Gemeinde neue Wege im Bestattungswesen beschreitet.

PlanWaldfriedhofUrnenanlage.jpg PlanWaldfriedhofUrnenanlageLegende.jpg

Auf der lichtdurchfluteten Fläche im Nordosten des Waldfriedhofs sind in unterschiedlichen Bereichen insgesamt 135 Urnenerdgräber und 86 Urnenkammern für verschiedene Bestattungsarten vorgesehen. Unter dem Leitthema "Lebensfluss" wird anstelle der bisher starren Ausrichtung der Grabreihen, alles fließender, schlängelt sich ein Schotterbett durch die Fläche und entstehen dadurch halbrunde, von einander getrennte Räume mit Sitzmöglichkeiten, die zur Meditation, Besinnung und zum Gebet einladen. Die Schotterspur führt symbolisch auch über ein Brücklein, vom Diesseits ins Jenseits und verliert sich im Efeu der Randbepflanzung. Wie der Veitshöchheimer Gemeinderat und Friedhofsplaner erläuterte, ist vorgesehen Steinmetze und Gärtnereien aus der Region einzuladen, für einzelne Bereiche themenbezogene Vorschläge für die künstlerische Gestaltung der Grabstelen und die Bepflanzung zu liefern, um eine gewisse Vielfalt zu ermöglichen. Diese sollen dann nach Auswahl durch die Gemeinde in das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung aufgenommen werden. Künftig sollen nämlich einzelne Bereiche bereits vorab vollständig einschließlich Grabstelen angelegt werden, so dass Hinterbliebende dann vor Ort den Urnenplatz auswählen können, der ihnen am besten hinsichtlich Motiv und Gestaltung am besten zusagt. Bei einer Bestattung muss dann nur noch die Grabstele mit einer Inschrift versehen werden, um alles andere, auch um die Pflege des Grabplatzes, braucht sich der Bürger nicht mehr zu kümmern.

Für die Realisierung dieses neuartigen Projekts rechnet Struchholz mit Kosten von 113.000 Euro. Hinzu kommen noch seine Planungskosten.

Fertigstellung bis Allerheiligen

In der jüngsten Hauptausschuss-Sitzung am 23. April hatte das Gremium diese neue Gestaltungs-Form bereits gut geheißen und damit  die Weichen für die zukünftige Bestattung von Urnen gestellt. Wie es hieß, sei ein Friedhof auch ein Aushängeschild für eine Gemeinde. Bis Ende Juni möchte Struchholz nun in die Ausschreibung gehen, so dass das neue Urnengrabfeld heuer spätestens an Allerheiligen seiner Bestimmung übergeben werden kann.


FotoBestand3Urnenwand.jpg

Ausgangspunkt für die Neukonzeption war, dass in der bestehenden Urnenwandanlage des Waldfriefhofes nur noch wenige Grabstätten vorhanden sind. Der ursprüngliche Gedanke, keine Pflege bei der Bestattung in Urnenwänden zu haben, erwies sich laut Bürgermeister  als Trugschluss. Es habe sich fast täglich ein teilweise ungepflegter Zustand des Gesamtbereiches gezeigt, so dass der Bauhof ständig mit Aufräumarbeiten befasst sei.

Der Hinterbliebene möchte nämlich nach wie vor am Bestattungsort trauern, auch wenn er nur einmal im Jahr vorbei kommt. Diese Möglichkeit ist an den Urnenwänden nur sehr stark eingeschränkt möglich und war so nicht angedacht.  Ein rigoroses Entfernen von Blumenschmuck und Kerzen würde jedoch auf Unverständnis stoßen.

War also bis vor einigen Jahren die Errichtung von Urnenwänden der große Trend bei der Urnenbestattung, erfolgt mittlerweile nach Kinzkofers Feststellungen wieder ein Umdenken hin zu Grabstätten, die die Möglichkeit bieten, eine persönliche Trauerhandlung vorzunehmen.


Umdenken bei der Urnenbestattung 

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Als Beispiel für eine solch gelungenene Neugestaltung wurde von Planer Struchholz der Friedhof in Karlsruhe genannt. . Dort wurde bereits der Wandel von den Urnenwänden weg zu landschaftlich gestalteten Urnengrabfeldern vollzogen, wie die vorstehenden Fotos zeigen. 


Planungskonzeption für den Veitshöchheimer Waldfriedhof

uebersichtsplan1.jpg  FotoBestand1

Im Waldfriedhof bot sich für die Anlage eines solchen neuzeitlichen Urnengrabfeldes  im hinteren Bereich die im Lageplan orange gekennzeichnete Fläche unter Berücksichtigung folgender Punkte als bestens geeignet an: 

  • Individualität: Der Einzigartigkeit des Verstorbenen wird Rechnung getragen
  • Intimität: Private Trauerarbeit wird ermöglicht
  • Einklang mit der Natur: Harmonische Einbettung in die natürliche Umgebung, viel Grün, schattenspendende kleinwüchsige Bäume
  • Auflösung der tradierten Friedhofsstrenge durch unkonventionelle Anordnung der Gräber
  • Pflegeleichtigkeit durch beauftragte Bepflanzung, aber auch individuelle Bepflanzung möglich
  • Sitzgelegenheiten: Möglichkeiten der Besinnung
  • Gepflegtheit und Sauberkeit, die nicht steril wirkt.

Geplant sind:

  • Bodengleiche Gräber entlang des nördlichen Weges in einer Rasenfläche mit Bepflanzung und einer einheitlichen Beschriftungsplatte sowie der Möglichkeit Blumen und Grablichter abzustellen. Hier ist eine Vielzahl von Urnenbestattungen als Alternative für die Urnenwandanlage möglich.
  • Gemeinschaftsgräber: Hier werden um eine Stele mit Namenschildern 8 -12 Bestattungsmöglichkeiten angeboten.
  • Individuelle Gräber bei welchen nach Maßgabe der Satzung eigene Grabsteine/Stelen errichtet werden können.
  • Themenbereiche bei denen eine Vielzahl von gleichen Grabsteinen/Stelen als Vorausleistung durch einen Steinmetz errichtet werden, die dann mit Kauf der Grabstätte mit erworben werden.
  • Geprüft wird noch über das Landratsamt Würzburg/Gesundheitsamt, inwieweit es möglich ist, ein Einstreugrab einzurichten. Hier würde in ein Grobschotterfeld die Asche verteilt, was in anderen Ländern schon alltäglich ist. Hier steht Thomas Struchholz mit den zuständigen Behörden in Kontakt, da diese Bestattungsform so bei uns noch nicht vorkommt. 

Durch den Einbau von Urnenkammern in den verschiedenen Bereichen ist nach Ablauf der Ruhefrist jederzeit eine Wiederverwendung der Grabstelle möglich, auch dürfen nur noch vergängliche Urnen ohne Schmucküberurnen aus Porzellan eingebracht werden. Es ist so gewährleistet, dass eine Nutzung der Anlage über einen langen Zeitraum, bis 80 Jahre, gegeben ist. Ferner wird je Grabstelle die Bestattung von zwei Urnen übereinander vorgesehen.


Realisierung

Vorgesehen ist der Ausbau der Gesamtanlage vom Wegebau und der Grundbepflanzung.

  • Es sollen dann zuerst von allen Bestattungsformen zwei Möglichkeiten angeboten werden, welche dann je nach Bedarf erweitert werden.
  • Hierzu wird die Pflege und weitere Bepflanzung an Gärtnereien vergeben, so dass so wenig wie möglich Arbeitsaufwand für den Bauhof anfällt.
  • Weiterhin werden Steinmetze um Vorschläge für Gemeinschafts- und Themengrabfelder bei einem Treffen aufgefordert. So kann eine gewisse Vielfalt gewährleistet werden.

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