"Mit Ihnen geht das Herz unserer Gemeinde" - Bewegender Abschiedsgottesdienst der Diakonin Claudia Grunwald nach achtjähriger Tätigkeit in der Veitshöchheimer Christuskirche
Am Sonntagnachmittag enthob in der Christuskirche Dekan Dr. Wenrich Slenczka im Rahmen eines Gottesdienstes die Diakonin Claudia Grunwald formal von ihren Dienstpflichten in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Veitshöchheim-Güntersleben-Thüngersheim.
Grunwald hatte vor acht Jahren am 1. September 2015 ihre zu 75 Prozent in Veitshöchheim und zu 25 Prozent am Ökumenischen Zentrum Würzburg-Lengfeld (ÖZ) aufgeteilte Stelle als Diakonin angetreten.
Aufgrund der seit Jahren zurückgehenden Mitgliedszahlen der Evangelischen Landeskirche in Bayern (ELKB) verabschiedete diese im Frühjahr 2021 einen neuen Landesstellenplan mit “berufsübergreifenden” Stellenbesetzungen und einem rund zehnprozentigen Stellenabbau. Infolgedessen wurde nun zum 1.9.2023 auch Grunwalds Stelle in der Christuskirche im Zuge der Strukturreform auf eine halbe Stelle gekürzt.
So war es nun nichts Ungewöhnliches, dass Claudia Grunwald als Diakonin sich berufsübergreifend um die dementsprechend ausgeschriebene dritte Pfarrstelle in Dinkelsbühl bewarb und diese nun nach einstimmiger Wahl durch den dortigen Kirchenvorstand in Vollzeit bereits zum 1. September 2023 übernahm mit allem, was dazugehört. Pfarrer Riedel beglückwünschte Grunwald, nun keine gestückelte Stelle mehr zu haben, sondern alles an einem Ort, das klinge wie ein Sechser im Lotto.
Der Dekan segnet im Bild die scheidende Diakonin und ihre Familie
Grunwalds Einführung in Dinkelsbühl wird am Samstag, 16. September 2023 um 11 Uhr in der Paulskirche sein, mit anschließendem Gemeindefest. Wie Pfarrer Johannes Riedel bekanntgab, kann, wer Interesse hat, an diesem Tag nach Dinkelsbühl kommen und die Diakonin auf diesem Weg begleiten. Während sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter Ida nach Dinkelsbühl umzieht, verbleiben ihre sehr stark in örtlichen Vereinen verwurzelten Söhne Jakob und Bastian hier in Veitshöchheim.
"Das gibt's doch nicht" - lautete die Losung der Diakonin Claudia Grunwald, die sich wie ein roter Faden durch ihren Abschieds-Gottesdienst zog, der einschließlich der Grußworte zweieinhalb Stunden dauerte. Sie führte mit kritischen Worten viele Begebenheiten aus dem Zeit- und Ortsgeschehen auf, die sie sprachlos, wütend und ohnmächtig machen würden. ,
In ihrer letzten Predigt in der Christuskirche widmete sich die Diakonin dem im Lukas-Evangelium beschriebenen Wunder, wie Jesus zehn Aussätzigen neues Leben schenkt.
Und sie rief dann auch die ihr in ihrer achtjährigen Tätigkeit hier in der Christuskirche und im ÖZ geschenkten besonderen Momente in Erinnerung, so die mit dem Ehrenamtspreis der ELKB 2020 ausgezeichneten Krippenspielaktionen an Heilig Abend oder im Jahr der Pfarrer-Vakanz 2021 von ihr unter Corona-Bedingungen allein durchgeführten sechs kleinen Konfirmationsgottesdienste an einem Wochenende. Im Bereich der Jugendarbeit waren beispielhaft die Basteleien und der Adventsverkauf zugunsten der Kindernothilfe e.V. sowie die Durchführung der ökumenischen Kinderbibelwochen, die prompt dieses Jahr durch ihr Ausscheiden nicht stattfinden konnten. Viel Freude hatte die Diakonin an der religionspädagogischen Begleitung der Menschenskinder-Kita. Einen besonderen Stellenwert hatte bei ihr aber auch die Seniorenarbeit in St. Hedwig oder im Seniorenkreis der Christuskirche.
Als besondere Herausforderung zu meistern war die Zeit rund um Umbau der Christuskirche mit Auszug, Sommer-Gottesdiensten auf der Baustelle, Grundsteinlegung und Wieder-Einzug.
Grunwald: "Wichtig war mir, dass mich meine Familie immer unterstützt hat. Sowohl mein Mann als auch unsere drei Kinder brachten sich immer wieder und gerne ein. Dafür bin ich unendlich dankbar." Familienmitglieder brachten sich ein im Jugendausschuss, in der Teamerarbeit, beim Gemeindefest, der Weihnachtsbaumaufstellung, Gottesdienstdurchführung, sanitätsdienstliche Betreuung, fotografische Begleitung, Weiterbildungen u.v.m.
Erinnerungsfoto mit Geistlichen, die dem Abschiedsgottesdienst von Claudia Grunwald beiwohnten
Am Sonntagnachmittag war in der Christuskirche "der Tag, den wir alle gefürchtet haben", stellte denn auch Manfred Hohmeier, der stellvertretende Vorsitzender im Kirchenvorstand fest.
Hohmeier: "Mit Ihnen geht das Herz unserer Gemeinde und es ist aktuell noch nicht konkret sichtbar, wie es weitergehen kann mit jetzt nur noch einer halben Stelle."
Wenn man zurückblicke, was Claudia Grunwald alles gemacht und initiiert hat, werde schon jetzt deutlich, wie sehr sie der Kirchengemeinde fehlen werde und das nicht nur arbeitsmäßig, sondern auch in menschlicher Hinsicht.
"Sie haben unsere Kirchengemeinde in den acht Jahren wesentlich mitgestaltet und ihr ein Gesicht nach außen und innen gegeben," so Hohmeier.
Das Kirchenvorstandsmitglied fand zum Schluss neben den lobenden auch kritische Worte: "In einer Zeit, wo kirchliches Denken und christliches Handeln immer mehr abnimmt, ist eine Entwicklung mit Kürzung von Stellen und Schaffen von größeren Räumen zur seelsorgerischen Betreuung zwar nachvollziehbar, aber aus unserer Sicht der falsche Weg. Nur mit einer ansprechbaren Präsenz in jedem Ort kann die Zukunft der Kirche und damit auch der Stellenwert von christlichem Glauben in unserer Gesellschaft erhalten und gestärkt werden."
Als Dank und bleibende Erinnerung überreichte Pfarrer Johannes Riedel seiner scheidenden Diakonin als Abschiedsgeschenk der Kirchengemeinde einen Krankenabendmahlkoffer.
Für Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz sind die mit Familienunterstützung durchgeführten ökumenischen Kinderbibelwochen noch sehr gut in Erinnerung. Wenn er an das tolle Legodorf denke, welches die Kinder anlässlich des 925jährigen Ortsjubiläums im Vorjahr entstehen ließen, käme ihm heute noch die Gänsehaut. Er lobte, dass die Ökumene in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche der Diakonin immer ein sehr wichtiges Anliegen gewesen sei. Sie habe sich insbesondere hier in Veitshöchheim mit viel Leidenschaft, Empathie, neuen Ideen und mit viel Herz für die Menschen engagiert.
Ökumene wurde gelebt und gefeiert. Die vor kurzem in den Ruhestand verabschiedete katholische Gemeindereferentin Roswitha Hofmann würdigte denn auch mit einem Stück gewebten Stoff, zusammengefügt aus vielen bunten Fäden als Symbol für ein buntes Feld mit vielen gemeinsamen Erlebnissen und Erfahrungen, die für beide Kirchengemeinden wesentlich waren und ihnen Profil gaben, seien es nun die Ökumenischen Gottesdienste zum Valentinstag, auf der Steinhöhe am Pfingstmontag, mit der Sozialstation, im Altenheim St. Hedwig, bei den Schulgottesdiensten oder die gemeinsame Kinderbibelwoche.
Hofmann: "Es ist Claudia Grunwalds großer Verdienst, dass es gelungen ist, die Menschen mit einzubeziehen und sie zum eigenen Nachdenken über ihr Leben und ihren Glauben anzuregen und dem Gestalt zu geben." Der in den Stoff gewebte goldene Faden stehe für die besonderen Momente, in denen es ihrer evangelischen Kollegin um die einzelnen Menschen ging, um die Frohe Botschaft und den Wunsch, dass Gottes Geist Raum gewinnt in unseren Kirchen, in den Pfarrheimen, in den Gesprächen und Gottesdiensten.
Ein besonderes Arbeitsfeld war für die Diakonin an der die religionspädagogische Begleitung der Menschenskinder-Kita, wie deren Leiterin Barbara Thiele feststellte. Bei der Verabschiedung von Claudia Grunwald seien viele Tränen geflossen.
Lobende Worte für Grunwalds Arbeit im Seniorenheim St. Hedwig fand auch der für die Altenheimseelsorge im Dekanat zuständige Diakon Andreas Fritzsche.
Den unerschöpflichen Ideenreichtum der Diakonin bei ihrer Arbeit im ÖZ Lengfeld stellte besonders ÖZ-Vertrauensfrau Ingrid Rösemann heraus.
Ihre große Wertschätzung für die Diakonin brachte die Jugendvertretung der Christuskirche zum Ausdruck. Diese habe ein stets offenes Ohr für alle gehabt und viel Freude und Schwung in alle Aktionen gebracht. Auch sie hatten sich originelle Geschenke für die Diakonin und ihre Tochter Ida (links) zum Abschied einfallen lassen.
Dies wurde dann auch beim gemeinsamen Tanz "Cotton Eye Joe" von Rednex offenbar, den Claudia Grunwald mit den Jugendlichen zum Abschied aufs Parkett legte.
Hier noch ein Foto von den Fürbitten
Im Anschluss an den Gottesdienst fand in den Gemeinderäumen ein Empfang statt, den die örtlichen Profimusiker Bernhard von der Goltz und Rainer Schwander im Hintergrund musikalisch umrahmten.
alle Fotos Dieter Gürz