Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Josef und Gertrud Müller feiern heute Diamantene Hochzeit - seit Oktober 1970 in Veitshöchheim verwurzelt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Seit 60 Jahren verheiratet sind Josef Müller und seine Frau Gertrud. Zum Fest der Diamantenen Hochzeit kam heute auch Veitshöchheims 2. Bürgermeister Elmar Knorz in die Gartensiedlung, um dem Jubelpaar mit einem Präsentkorb zu gratulieren.

Der 86jährige Josef Müller stammt aus dem kleinen Bauerndorf Diebach, seit 1972 Gemeindeteil der Stadt Hammelburg. Dort lernte der Landwirt und Eisenbieger im Jahr 1961 beim Kirchweihtanz seine Gertrud kennen, eine aus Polen kurz zuvor übergesiedelte Volksdeutsche, die er dann am 1. Juni 1963 in Diebach ehelichte. Im Oktober 1970 fand das Ehepaar in Veitshöchheim mit ihren drei Töchtern zunächst in einer Mietwohnung in der Heidenfelder Straße eine neue Heimat, nachdem der Josef hier in der Kaserne im zivilen Bereich eine Arbeitsstelle bis zu seinem Ruhestand fand. Im Januar 1974 konnten die Müllers das 1948 von Siedlern errichtete Einfamilienhaus erwerben, dass sie auch heute noch mit einer Tochter und deren Mann bewohnen und sich zu ihrem Jubelfest auch über den Besuch ihrer zwei Enkel und zwei Enkelinnen freuen.

Wenn die 81jährige auf ihre Kindheit in zurückblickt, dann war diese wenig erfreulich. Ihr 1783 im Zuge der Josephinischen Kolonisation gegründetes und nach 1804 dem habsburgischen Kaiserreich angehörendes Heimatdorf Josefsdorf liegt 20 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt im galizischen Karpatenvorland. Das Dorf gehört seit dem 1. Weltkrieg mit kurzer Unterbrechung durch die Nazi-Besetzung zu Polen. Wie Gertrud erzählt, durfte sie nach 1945, also seit ihrem dritten Lebensjahr kein Deutsch mehr sprechen, sondern polnisch und russisch lernen, musste sie die deutsche Sprache nach der Übersiedlung im Jahr 1959 in einer Förderschule für Spätaussiedler in Regensburg erst neu lernen, ehe sie dann anschließend in der Uniklinik in Würzburg eine Ausbildung als Hebamme machte und in diesem Beruf  in der alten Frauenklinik der Missio mit Leib und Seele arbeitete, bis sie dann nach ihrem zweiten Kind aufhörte. Von ihren elf Geschwistern hatte sie zwei Brüder, die im Alter von 17 Jahren durch die Nazis nach der Besetzung Polens zur Arbeit nach Deutschland in ein Bergwerk in Oberhausen mussten. Sie selbst hatte diese beiden Brüder erst mit 17 Jahren nach ihrer Übersiedlung 1959 kennengelernt, ihre älteste 1942 inmitten der Kriegswirren nach Australien ausgewanderte Schwester hatte sie nie gesehen. Ihr Vater war 1947, als sie gerade fünf Jahre alt war, von den Polen nach einem Gefängnisaufenthalt als Volksdeutscher ausgewiesen worden und sich nach Kauf eines alten Bauernhofes als Landwirt mit Pferdestall in Diebach niedergelassen. Die Mutter musste die ganze Zeit in Polen in den Gefängnissen Putzdienste verrichten.

Während Gertrud Müller sich im Frauenkreis der Kuratie-Kirchengemeinde u.a. als zweite Vorsitzende engagierte, beim Gartenfest beispielsweise 150 Leute mit Schnitzeln bekochte und auch heute noch die Senioren- und Herzsportgruppe der Turngemeinde aufsucht, frönte ihr Mann seinen Hobbys zuhause, so als leidenschaftlicher Gärtner, der 2009 bei "Veitshöchheim blüht auf" im Wettbewerb "Die schönsten Privatgärten" bei den naturnahen Gärten mit einem dritten Platz belohnt wurde (siehe nachstehende Folie). Auch heute noch versorgt er in seinen Hochbeeten seine Familie mit Gemüse und Salaten. Im Winterhalbjahr stehen dagegen auch heute noch Holzarbeiten bei ihm hoch im Kurs, fabriziert er Vogelhäuschen, Insektenhotels oder Knobelspiele. Seinen Geist trainiert er mit Sudoku.

Foto Dieter Gürz

 

Kommentiere diesen Post