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Infogang Station 2 - Neubau Höchheimer Steg: Bürgermeister und WNA sind guter Hoffnung, dass Lupp den Bau im neuen Jahr zu Ende führt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

An der zweiten Station am neuen Mainsteg begrüßte Bürgermeister Jürgen Götz Silke Buchsot, die Projektleiterin und Baubevollmächtigte des Wasserstraßenneubauamtes (WNA) sowie Hauke Wessel, Leiter des Sachbereichs Brücken beim WNA.

Den 120 Interessierten erläuterte der Bürgermeister zunächst die Historie. So wurde der alte nach Ludwig Volk benannte Mainsteg  am 24. Juli 1967 als reine 2,20 Meter breite Fußgängerbrücke eingeweiht, an deren Unterhalt sich Veitshöchheim mit 25 Prozent, in den letzten Jahren teilweise auch mit 50 Prozent beteiligte.

Aufgrund des Ausbaus der Fahrrinne des Mains Ende der 80er Jahre wurden die Schiffsanpralllasten für Pfeiler und Oberbau nach DIN zuletzt 2003 erhöht und ein Lichtraumprofil von 6,40 Meter auch bis zu den Ufern festgesetzt.

Die Gemeinde Margetshöchheim wurde 2006 als Baulastträger vom WNA über die nicht gegebene Schiffstoßsicherheit informiert. Es wurde dann eine Ertüchtigung des alten Steges untersucht. Schließlich kam man zu dem Ergebnis, dass ein Stegneubau die sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung ist. Ende 2010 konnten sich die beiden Gemeinden auf einen gemeinsamen Standort hier in Höhe der Mainfrankensäle einigen. Dieser war in Veitshöchheim höchst umstritten, was zu einem Bürgerbegehren führte, das aber wegen eines Formfehlers nicht weiterverfolgt wurde.

Vorgaben an den Planer waren, so Götz, eine filigrane und leichte Konstruktion des Steges als Seilhängebrücke, die mit einer Breite von 3,0 Metern gleichermaßen von Fußgängern und Radfahrern nutzbar ist. 

Meilensteine des Neubaus waren laut Bürgermeister die Verwaltungsvereinbarungen im Jahr 2014 zwischen der Wasserschifffahrtsverwaltung (WSV) und Margetshöchheim über die Kostenaufteilung und  zwischen den beiden Gemeinden im Jahr 2016  mit hälftiger Teilung der Bau- und Unterhaltskosten sowie die Bauvertragsunterzeichnung zwischen der WSV und der Firma Lupp als Generalunternehmer im August 2020 mit Baukosten von 8,4 Mio. Euro (davon entfallen 1,1 Mio Euro auf den Abbruch des alten Steges), von denen 48 Prozent der Bund und 52 Prozent die Gemeinden tragen. Die Gemeinden wiederum erhalten durch den Freistaat Bayern eine Förderung von 3,1 Mio. Euro nach dem GVFG, sodass nach den Worten des Bürgermeisters auf die beiden Gemeinden ein Eigenanteil von 900.000 Euro entfällt.

Veitshöchheimer Jahreschronik 2021: Von den Gesamtkosten von 9.843.000 Euro einschließlich Rückbau des alten Steges haben die beiden Gemeinden 5.064.000 Euro und den Rest der Bund zu tragen. Vom Gemeindeanteilsbetrag erkennt der Freistaat Bayern 4.408.000 Euro als zuwendungsfähig an. Bei einer Förderquote von 70 Prozent verbleibt bei den Gemeinden ein Eigenanteil von 1,9 Millionen Euro zuzüglich sonstiger Bauausgaben von 650.000 Euro, sodass Veitshöchheim und Margetshöchheim jeweils rund 1,3 Mio. Euro zu leisten haben.

Baubeginn war dann mit der Baufeldübergabe im September 2020. Götz: "Es kam dann kurz vor Fertigstellung völlig überraschend für uns alle im August 2022 zur einseitigen Vertragskündigung durch die Firma Lupp, so dass wir alle erst einmal geschockt waren." Er habe dann mit seinem Bürgermeisterkollegen Waldemar Brohm versucht zu vermitteln und Gespräche zu führen, wie es möglich wäre, die Baumaßnahme doch zu Ende zu bringen, ohne vor Gericht streiten zu müssen.

Zum Zahlungsfluss erklärte der Bürgermeister, dass Vertragspartner der Baufirma Lupp einzig das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) als Bauträger ist, das im Auftrag der Gemeinde Margetshöchheim überwacht, dass die Ausführung den Regeln der Technik entspricht, komplett abrechnet und auch noch nach der Abnahme für Gewährleistungs-Mängel zuständig ist. Das WNA sei deshalb auch zuständig, die Rechnungen der Firma Lupp nach Überprüfung auf deren Rechtmäßigkeit zu begleichen.

Das WNA stelle dann für den gemeindlichen Anteil der Gemeinde Margetshöchheim eine Rechnung, die den kommunalen Anteil bezahle und die Hälfte davon wiederum der Gemeinde Veitshöchheim in Rechnung stelle. Margetshöchheim sei dann zuständig, bei der Regierung von Unterfranken die Fördergeldes des Freistaates abzurufen und davon die Hälfte an Veitshöchheim weiterzureichen. Die Gemeinde Veitshöchheim, so Götz, erfülle ihre Zahlungsverpflichtungen sofort und habe sich diesbezüglich nichts vorzuwerfen.

Hauke Wessel, Leiter des Sachbereichs Brücken beim WNA, übernahm den Part, Stellung zur Vertragskündigung der Firma Lupp zu nehmen, die beanstandet hatte, dass die vom WNA vorgenommene Kürzung von Abschlagsrechnungen um ca. 2,0 Mio. Euro unberechtfertigt seien. Wessel: "Wir sind der Meinung, dass die Kürzungen zu Recht erfolgten und sehen deshalb die Kündigung als unwirksam an, haben uns aber zu Gesprächen mit der Baufirma  unter Einbeziehung der Gemeinden bereits erklärt. Wir haben eine Zwischenvereinbarung geschlossen, um bis Ende des Jahres die Meinungsverschiedenheiten zu klären und nach Möglichkeit mit der Firma den Bau zu Ende zu führen."

Der Bürgermeister ergänzte, dass zu einzelnen Abschlagsrechnungen begleitende Unterlagen wie Aufmaße fehlen würden. Dann gebe es Nachträge, die dem Grunde nach zwar berechtigt (z.B. Bodenbeschaffenheit beim Aushub), aber in der Höhe diskussionsfähig seien. Schließlich gebe es dann noch als dritte Kategorie Nachträge, die aus der Sicht des WNA dem Grunde nach nicht berechtigt seien. Zur Klärung sei nun auch eine Meditation und auch die Oberbehörde des WNA eingeschaltet, so dass Götz guter Hoffnung ist, dass es eine Einigung gibt und im Frühjahr die Baumaßnahme fortgesetzt werden kann.

Schließlich erklärte Projektleiterin Buchsot, ohne auf die einzelnen Differenzen eingehen zu wollen: "Wir sind alle bemüht, mit Lupp einen Konsens zu finden, mit dem alle zufrieden sein können und die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden. Aber für den Falll, dass eine Einigung mit der Baufirma bis Ende des Jahres nicht möglich ist, werden wir die Baumaßnahme zu Ende führen und die restlichen Bauarbeiten neu ausschreiben."

Vorstellung des Bauprojektes

WNA-Projektleiterin Silke Buchsot stellte den Bau der an zwei Pylonen freihängenden Tragseilbrücke anhand der Karte und den Bildern im Hintergrund in allen Details sowie auch den Bauablauf vor.

Auf diesem Foto ist zu sehen, dass die 122 Meter lange Seilbrücke, mit einem aus 19 sechs Meter langen Fertigteilen hergestellten Brückendeck, mit einer  freien Höhe von 7,90 Meter über dem Main für durchfahrende Schiffen eine ausreichende Kopffreiheit ermöglicht. Die beiden mit je einem 16 Meter langen Widerlager beginnenden Rampen sind 96 Meter in Margetshöchheim und 93 Meter in Veitshöchheim  lang, was eine Gesamtlänge der Brücke von 311 Metern ergibt.

Der auf einer Edelstahlkugel mit passender Kugelschale gelagerte Pylon hat eine Länge von 25,5 Meter. Der Pyplon wird von zwei 22 Meter langen Abspannseilen gehalten. Die beiden armdicken Tragseile über den Main haben eine Länge von 124 Meter. Die Hängerseile sind mit 72 Seilklemmen an den Tragseilen und dem Überbau befestigt. Das Geländer ist 1,3 Meter hoch, der Handlauf mit integrierter Beleuchtung 1,1 Meter.

Auf Veitshöchheimer Seite waren zwölf bis zu 3,5 Meter tiefe Verbaukästen für die einzelnen Fundamente zu erstellen, um ein einigermaßen wasserfreies Arbeiten zu ermöglichen. Hierfür wurden auf beiden Mainseiten 400 bis zu 10,5 Meter lange Spundbohlen eingerammt, was eine Stahlspundwandfläche von 2500 Quadratmeter ergab mit einer Tonnage von 325 Tonnen. Hierbei wurden 2500 Kubikmeter Boden ausgehoben und 2.000 Kubikmeter Füllmaterial eingebaut.

Anschließend begann die Mikropfahlgründung. Insgesamt wurden 256 Pfähle von neun bis zu 20 Meter tief zur Verankerung der Fundamente (20 bis 40 Zentimeter) mit dem Untergrund in den Fels getrieben,

 

 

mit Bohrgeräten mittels Zementsuspension als Verpresskörper, auf Veitshöchheimer Seite 15 für den Pylon, 17 für die Abspannseile, acht je Stütze und Treppe und 34 für das Widerlager. Insgesamt wurden so 1500 Meter in den  Fels eingebunden.

Anschließend wurden die Fundamente und Sockel für Masten, Bügelböcke für die Abspannseile (links), Rampen-Stützen und Widerlager mit insgesamt 530 Kubikmeter Beton mit einer Bewehrung von 123 Tonnen betoniert.

 

 

 

Auf jeder Seite wurden dann ab November die Pylone aufgestellt.

 

 

 

Dann die Koppelungs- und die armdicken Tragseile in die Pylonspitzen eingehän, ebenso die 56 Hängerseile.

 

 

 

Die 19 Brücken-Fertigteile, die im Bild links innerhalb von drei Tagen in die Tragseile eingehängt werden, verschlangen 71 Kubikmeter Beton.

Insgesamt verschlang die Konstruktion von Brücke mit Rampen 120 Tonnen Stahl (aus Ungarn und Bulgarien geliefert) und zwölf Tonnen Edelstahl (aus Deutschland).

 

Die zwischen den Fertigteilen noch freien Fugen von 45 Zentimeter mussten verschalt werden, so dass überall noch Bewegung drin war.

 

Es mussten deshalb Wassertonnen auf dem Steg aufgebaut werden, um das Gewicht des noch nicht vorhandenen Fugenbetons auszugleichen, um die Gradiente der Brücke in der Höhe und der Lage richtig einstellen zu können.

Dies war der Stand der Arbeiten kurz vor der Winterpause an Weihnachten, die bis 22. Februar dauerte, wo dann die schon bewehrten Fugen vergossen wurden.

Es ging dann weiter mit den Schalungsarbeiten mit Bewehrung der Rampe, deren Traggerüst bereits im November aufgebaut wurde.

 

 

 

 

Ende März wurde die Statik des Traggerüst der Rampe vermessen

und die Rampe in drei Abschnitten betoniert. Die Fuge, die die Rampe mit  dem Überbau, wurde ausgespart und erst Mitte Juli 2022 als letzte Maßnahme aus einem Guss mit Beton geschlossen, um einen kraftschlüssigen Verbund zwischen Überbau und Rampen sicherzustellen, die nun eine Einheit, ein System bilden.

 

 

 

Wann der bereits fertig montierte, am 18. Juli 2022 mit einem Sonderfahrzeug angelieferte Treppenturm durch einen Spezialkran hochgehoben und in das Stützfundament eingepasst wird, ist nach der Kündigung des Bauvertrages durch die Fa. Lupp Anfang August 2022 völlig offen.

 

 

 

 

 

Alle Fotos Dieter Gürz

Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
Neubau Höchheimer Steg: Neunseitige Baudokumentation erstellt von Dieter Gürz
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