Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Gymnasium Veitshöchheim weihte kurz vor Schuljahresende die aufwändige Installation "Anti-Mobbing-Vertrag" ein - Alle Schüler und Lehrer stehen mit ihrer digitalen Unterschrift für "Geben wir Mobbing keine Chance" ein

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ihren Ruf als eine der nachhaltigsten Schulen Deutschlands und dem 2011 verliehenen Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ alle Ehre machte heute erneut das Gymnasium Veitshöchheim. Die Schüler v.l.n.r. Lucia Hirn, Aicha Cherif, Simon Rockenstein, Clemens Fensterle, Andreas Schäßburger, Maria Baier und Lilly Argauer enthüllten zusammen mit dem stellvertretenden Schulleiter Dr. Bernhard Brunner (hinten rechts)  kurz vor dem Schuljahresende an der Wand im ersten Stock neben dem Treppenaufgang eine aufwändige Wandinstallation, die einen sogenannten Anti-Mobbing-Vertrag aufbereitet, der von der Schülermitverwaltung (SMV) selbst in dreijähriger Arbeit erstellt wurde. Es handelt sich dabei um eine Vereinbarung, die alle Mitglieder der Schulfamilie untereinander mit ihrer digitalen, auf der Tafel lesbaren Unterschrift schließen, um Mobbing zu verhindern und ihm keine Chance zu geben.

 Maria Baier und Clemens Fensterle stellten anschließend in drei Durchgängen der gesamten Schulfamilie mit derzeit über 560 Schülern (ohne den Abiturjahrgang) den Anti Mobbing Vertrag vor.

Im Bild versammelte sich in der ersten Runde die Unterstufe auf den Galeriegängen der Aula. Alle unterzogen sich zuvor einem Schnelltest. Seit an der Schule Schnelltests durchgeführt werden, gab es laut Brunner noch keinen einzigen positiven Corona-Fall am Gymnasium.

Fotos Dieter Gürz

Text auf der Wandinstallation: Geben wir Mobbing keine Chance!

Der Vertrag bezieht die gesamte Schulfamilie mit ein, also Schüler, Lehrer und Mitarbeiter. Wir als Gemeinschaft stellen uns klar gegen Mobbing und sorgen für ein Schulklima, in dem sich jeder Einzelne wohlfühlen kann. Von diesen Werten sind wir als Schulfamilie überzeugt und wollen dafür gemeinsam einstehen:

Der Gemobbte ist nie schuld Es gibt keine Rechtfertigung für Mobbing
Wegschauen ist mitmachen Ich schaue nicht weg
Gewalt ist niemals die Lösung, in keinem Fall Ich löse Konflikte durch Worte
Auch Cyber-Mobbing ist Mobbing Ich bleibe respektvoll gegenüber jedem, auch in sozialen Medien
Äußerlichkeiten, Interessen, Schwächen und Stärken jedes Einzelnen werden respektiert und sind kein Anlass für Mobbing Denn jeder hat die gleiche Würde. Die Stärken anderer sind nicht deine Schwächen und die Schwächen anderer nicht deine Stärken.

Mit deiner Unterschrift stehst du für diese Werte ein und sorgst dafür, dass unsere Schule ein kleines Stück besser wird, für dich und für unsere Gemeinschaft.

Wie das Vertragswerk entstand

Wie Studiendirektor Dr. Bernhard Brunner rückblickend sagt, ging die Initiative für einen Anti Mobbing-Vertrag der Schulgemeinschaft vor drei Jahren unter anderem von der damaligen Schülersprecherin Josefine Feiler aus, die bei einem SMV-Seminar von anderen Schulen von diesem Konzept gehört und es mitbrachte.

Ein besonderer Event für die SMV, die versucht zusammen mit den Lehrkräften und der Schulleitung ein angenehmes Schulklima herzustellen, ist der alle zwei Jahre stattfindende SMV-Tag, den die teilnehmenden Schüler selbst gestalten, organisieren und ausführen dürfen.

Beim letzten SMV-Tag im Juli 2018 (seitdem konnte wegen dem Corona-Lockdown keiner mehr stattfinden) hatte sich der Workshop "Anti Mobbing-Vertrag" unter der Regie von Josefine Feiler erstmals mit der Frage beschäftigt, welche Gedanken in einen Vertrag aufgenommen werden sollten, der als "Erinnerung" an Selbstverständlichkeiten dient, beispielsweise "Jeder hat die gleiche Würde",  "Was Mobbing ist, entscheidet  der Angegriffene selbst" oder  "Zuschauen ist Mitmachen".

Das Thema war dann etwas in der Versenkung verschwunden, aber zu Beginn des Schuljahres wollte dann die SMV bei einer digitalen Umfrage wissen, wer schon Erfahrung mit Mobbing gemacht hat, wer schon Opfer war oder wer selbst gemobbt. hat. Brunner: "Wir mussten feststellen, dass fast die Hälfte der teilnehmenden Schüler angegeben hat, dass sie schon mal in ihrem Leben Opfer von Mobbing waren." Dies habe gezeigt, dass Mobbing ein Problem ist, das unterschwellig auch das Gymnasium Veitshöchheim hat. Die Idee, dass sich Schulfamilie auf ein paar Regeln einigt, einhält und das Ganze in einem Vertrag festgeschrieben wird, wurde nun wieder von der Schüler-Projektgruppe  weiter bearbeitet.  Als das Regelwerk fertig war, wurde es durch alle Schulgremien geschickt, dem Lehrerkollegium, dem Elternbeirat und dem Schulforum und dann noch einmal ein bisschen verändert, bis ein Konsens vorlag.

Dann habe man überlegt, wie man das Regelwerk zum Leben erweckt, damit es nicht nur als ein Papier in der Ablage landet. So wurde Idee geboren, es durch eine Installation ins Haus zu stellen. Ein Grafikbüro aus Nordrhein-Westfalen machte dann einen Entwurf  und der Förderkreis sichert zu, die Kosten von rund 2.500 Euro zu tragen. 

Laut Brunner war die fertige Installation schon längere Zeit im Keller, wurde aber aufgrund des Lockdown bislang nicht veröffentlicht. Dies war dann beim Schulfest vorgesehen, das leider ausfallen musste.

Nach der Vorstellung des Anti Mobbing-Vertrages gingen Schülerteams durch alle Klassen, um die digitalen Unterschriften einzusammeln. Durch die digitale Form können, so der Stellvertretende Schulleiter ohne Probleme die jedes Jahr neu hinzukommenden Fünftklässler aufgenommen und die Abiturienten ausgeklinkt werden. Es werde zwar kein  juristischer Vertrag unterschrieben, so Brunner, aber in dem ein Schüler unterschreibt, komme der Unterschrift eine gewisse moralische Verbindlichkeit zu, habe damit jeder und jede die Möglichkeit, sich aktiv gegen Mobbing zu positionieren und sich auch über die Unterschrift hinaus Gedanken darüber zu machen.

Brunner hat die Hoffnung, dass allein schon die Darstellung der Mobbing-Thematik im Schulhaus durch die Installations-Tafel die Sensibilität zu diesem Thema verändert.

Ansprechpartner für Mobbing-Opfer sind die  vier Stufenbetreuer, der Schulpsychologe, die von den Schülern jährlich gewählte Verbindungslehrkraft (zur Zeit Christine Gaillard) und auf Schülerseite die Streitschlichter.

Kommentiere diesen Post