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Die zwölf Sterne der Europafahne standen in Veitshöchheim symbolhaft im Mittelpunkt eines außergewöhnlichen Open Air-Gottesdienstes

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein Open Air-Gottesdienst der besonderen Art, wohl einmalig in der bislang fast 60jährigen Geschichte der Veitshöchheimer Pfarrei Kuratie Heiligste Dreifaltigkeit, ging heute auf dem neben der Kirche liegenden Spielplatz an der Sudetenstraße über die Bühne. Als Altar diente eine steinerne Tischtennisplatte und die Gläubigen, darunter auch einige Familien mit ihren Kindern, hatten sich bei schönem Wetter im weiten Rund auf mitgebrachten Campingstühlen oder Decken niedergelassen.

Zur tollen Atmosphäre trug mit flotter Musik die Liedermacherin Gertraud Wackerbauer aus Würzburg auch mit eigenen schönen Liedern wie "Lass die Sehnsucht in mir wachsen, mach sie groß und mach sie weit" mit sprituellem Tiefgang und Nachklang bei. Fasziniert waren die Kinder von ihrem "Frogsong".

In den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellte Pfarrer Robert Borawski die zwölf fünfzackigen Sterne auf azurblauem Hintergrund der Europafahne, die 1955 vom Europarat auf Vorschlag von Robert Schumann als dessen Flagge eingeführt und 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen wurde.

Dass der EU 1986 tatsächlich genau zwölf Länder angehörten, war reiner Zufall. Die Sterne auf der Flagge symbolisierten nie die Mitgliedstaaten. Deshalb wurden auch keine Sterne hinzugefügt, als sich die EU erweiterte. Die Europäer dagegen haben die Zwölf für ihre Flagge gewählt, weil diese Zahl Vollkommenheit und Vollständigkeit symbolisiert. Der Tierkreis hat zwölf Zeichen,  Jesus berief zwölf Jünger in seinen inneren Kreis  und nach seinem Tod sollen zwölf Apostel die zwölf Stämme Israels bekehren. In der griechischen Mythologie gibt es zwölf Götter, das Jahr hat zwölf Monate und die Uhr hat zwölf Stunden. Die Sterne auf der Europaflagge sind folglich auch so platziert wie die Ziffern auf einer Uhr. Außerdem zeigen alle Sternenspitzen genau nach oben.

Der Pfarrer nannte noch eine weitere Deutung, nämlich dass dieses Symbol dem in der  Apokalypse der Johannes-Offenbarung genannten Sternenkranz entspreche, wo es heißt: „Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen." Da zudem der 8. Dezember, an dem der Ministerrat die Flagge beschlossen hat, der Festtag der Unbefleckten Empfängnis Marias ist, die Farbe blau traditionell als Farbe der Gottesmutter gilt und das in der zitierten Bibelstelle genannte apokalyptische Weib vielfach mit Maria gleichgesetzt wird, so in der der italienischen Renaissance-Malerei (Mariologie), berufen sich manche katholische Kreise, so auch der Veitshöchheimer Pfarrer auf diesen Symbolgehalt der Flagge.

Robert Schumann, Gründervater der Europäischen Einigung, so Borawski, sei sein eigener Erzfeind gewesen, denn er wurde als deutscher Staatsbürger geboren und dann Franzose, als die Region Elsass-Lothringen nach dem Ersten Weltkrieg 1919 Teil Frankreichs wurde. Schumanns Sehnsucht sei die Aussöhnung Deutschlands und Frankreichs und nach einem gemeinsamen Leben in Frieden und Freiheit gewesen.

Borawski: "So denken auch wir darüber nach, welche Sehnsüchte und Wünsche Menschen haben können, für sich persönlich und auch für die Gesellschaft, für die ganze Welt."

So wurde dann auch das Lied "Wünsche schicken wir wie Sterne zum Himmel hoch in weite Ferne" zum Mittelpunkt des Gottesdienstes. Natürlich schicken wir die Wünsche nicht ins "Universum", so der Pfarrer, sondern senden unsere Bitten für die Menschen und die Welt zu Gott.

Der Pfarrer war dann mit einem Korb voller Sterne unterwegs. Die Kinder der Familien konnten sich einen Stern nehmen, sich überlegen, was ihre Wünsche sind, wie  "Wir wünschen allen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden einen Stern der Hoffnung" oder "die in Not leben, einen Stern der Gerechtigkeit."

Die Kinder brachten dann ihren Stern nach vorne zum Altar.

Alle die gekommen waren, besonders die Kinder, hatten ihre helle Freude daran, im Freien endlich wieder ohne Maske  singen und mit feiern zu können und der Pfarrer, endlich mit den Kindern wieder gemeinsam das Vaterunser beten zu können.

 

Danach gab es dann für alle noch ein Getränk und eine Brezel.

Fotos Dieter Gürz

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