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Günter Stadtmüller beim Veitshöchheimer Neujahrsempfang (Teil 3): In der heutigen Zeit können wir alles gebrauchen, was aufheitert, was Spaß macht

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Den von Bürgermeister Jürgen Götz in seiner Rede beim Neujahrsempfang in den Mainfrankensälen geäußerten Wunsch, nicht nur zu kritisieren, sondern auch das Positive herauszustellen, was unsere Gesellschaft leistet, griff im  dritten Teil  der Veranstaltung der dieses Mal sich besonders fein herausgeputzte Veitshöchheimer Kabarettist Günter Stadtmüller auf: "Was bin ich unserem Schöpfer dankbar, hierher in die Perle des Rokoko gezogen zu sein, wo es ständig voran geht, wo ständig investiert, erneuert und gebaut wird, wo beispielsweise momentan eine Altersresidenz entsteht und zwar vom feinsten." Er habe sich gedacht, da fehlt jetzt nur noch eine Zusteigemöglichkeit in den ICC mit direkter Verbindung nach Hamburg.

In seiner unnachahmlichen Art begeisterte er einmal mehr über eine halbe Stunde lang die 380 Gäste im Saal mit seinem selbst verfassten kurzweiligen, humorvollen Jahresrückblick, nachdem sein Versuch, mit künstlicher Intelligenz, der sogenannten Chat GPT seine Rede zu erstellen, der absolute Reinfall war und alles durcheinander geworfen hatte.

2015 war Stadtmüller selbst für sein jahrzehntelanges kulturelles Engagement als Gründer und Spiritus Rektor des Kabaretts "Frei & Frank"  sowie als Regisseur fünf Jahre lang in den Anfängen des Theaters am Hofgarten und ab 1992 bis vor einigen Jahren der Theatergruppe der LWG ausgezeichnet worden. Wie schon seit 2016  sorgte der pensionierte Mittelschullehrer wieder für das Sahnehäubchen beim Neujahrsempfang am Sonntagmorgen.

Sehr lang zog sich seine Begrüßungszeremonie hin, in der er teils humorvoll, ironisch, sarkastisch, satirisch und spaßig seine Pfeile abschoss und Pointen einbaute und so das Publikum immer wieder zum Lachen brachte.

Die Stegheiligen der Vergnügungssüchtigen Familien Veitshöchheim beim Rosenmontagszug 2023 (daruner auch Mitglieder der Kolpingsfamilie)

So begrüßte er u.a.:

  • 👍 die Hobbykünstler der Kolpingsfamilie, denen er anstelle von Basteleien empfahl, wie auf dem Foto als Stegheilige, den Höchheimer Steg fertigzubauen
  • 👍 alle Eigenheimer, auch Herrschaften von dort oben, aus dem neuen Ghetto
  • 👍 die Feuerwehrler, was diese ehrenwerten Leute wieder alles gelöscht haben im vergangenen Jahr, gut manchmal war es auch nur der eigene Durst
  • 👍 die Mitglieder des Männergesangvereins, was haben sie wieder so schön beim Adventskonzert gesungen, entzückend!
  • 👍 beim Kirchgang war es wieder so ein schönes Bild, all diese Fahnenabordnungen, diese Uniformen und Trachten, phänomenal und dazu unsere umtriebige Blaskapelle, und da sagen viele, die Kirche ginge die Bachgasse runter, von wegen, da gings die Meegasse nuner, und das mit Tschinderassa Bumderassa und dann hinein in die Mainfrankensäle, zu Weißwürscht und Brezel, und alle mit Stolz geschwellter Brust
  • 👍 nicht zu vergessen die Geflügelzüchter, auch ein ganz rühriger Club mit einer Ausstellung, wo man sehen konnte, wie der schlesische Kröpfer in blau oder der goldfarbige Italiener abschnitt
  • 👍 oder alle Schützen, ob klein- oder großkalibrig oder auch mit Pfeil und Bogen, mit ihren schicken Uniformen bei offiziellen Anlässen und ihr tolles Motto "Schießen lernen - Freunde treffen - bei uns ist das möglich"
  • 👍 herausgeputzt ebenso die VCC-Elferräte mit ihren Narrenkappen oder Zipfelmützen beim Weihnachtsmarkt, neuerdings holt man sich mit Halleluja, Hosianna und Helau erst den Segen in der Kirche
  • 👍 die Freunde vom Verschönerungsverein, die sich für die schöne Gestaltung unseres Ortes einsetzen, das ist aller Ehren wert,
    • 👍 und da sind Leute im Verein, denen ist nichts zu viel, die sind sich für nichts zu schade, die scheinen jeden Tag extra einen Bocksbeutel zu leeren, nur um damit den Garten aufzupeppen
    • 👍 und da ist 2009 bei Entente Florale der Ort ja so was von aufgeblüht, wurden vom Verein damals 20.000 Blumenzwiebeln extra gesteckt, hats auch in der Kirchstraße gegrünt und geblüht, konnte er so damals immer einen frischen Strauß mitbringen, ja sowas sollte man wiederholen, das tue gut der Seele und dem Geist

Und so kommt der Kabarettist zu dem Schluss: In der heutigen Zeit können wir alles gebrauchen, was aufheitert, was Spaß macht. Gott sei Dank seien wir hier in einer speziellen Situation, hier im Ort des organisierten Frohsinns, wo ganz Deutschland nach Veitshöchheim blickt, ganz einfach, weil's einfach schön ist, da lässt sich's leben. Da werde der Zugang zum Amtssitz des Bürgermeisters nicht von wütenden Bauern versperrt und dieser müsse nicht mit Augenklappe rumlaufen, weil er Probleme nur halb sehen will.

Angesichts der  schlimmen Dinge, die in Israel und Palästina immer noch passieren,  kommt Stadtmüller zu dem Schluss, wenn die einen Fasching hätten, wo der Frohsinn herrscht, wo das Lachen den Leuten Freud macht, dort komme es nicht zu solch schrecklichen Taten, sind Lachsalven allemal besser als Gewehrsalven.

So könnten wir uns glücklich schätzen, dass es Männer wie den soeben mit dem Ehrenring der Gemeinde ausgezeichneten Bernhard Schlereth im Ort gibt, die für Freude und Frohsinn etwas übrighaben.

Ganz toll findet er es, dass wir jetzt einen Witzeweg im Ort haben, er nun bei einem Spaziergang oben am Gebrannten Hölzlein schon von weitem lautes Gelächter höre.

Ins Visier nahm er dann Pfarrer Nowak, dem er empfahl, im Pfarrhaus eine närrische Weinprobe abzuhalten.

Im Traum war er als Oberboss der neuen Veitshöchheimer Sicherheitswacht (VSV) wie ein scharfer Hund im Ort unterwegs, um dann wieder wach sich zu fragen, braucht diese unser Veitshöchheim mit all seinen besonnenen, verantwortungsbewussten, kontrollierten Bewohnern. Stadtmüller: "Ich denke, wir sind doch nicht in Neukölln oder am Heuchelhof!".

Ihr Fett ab bekam schließlich eine größere Gruppe von Leuten, die Einspruch erheben und alle möglichen Argumente wie zu viele Autos, Eingriffe in die Natur ins Feld führen, weil in ihrer Nähe ein Kindergarten gebaut wird. Er habe den leisen Verdacht, so der Kabarettist, dass es der Kinderlärm ist, der einen stört.

Dem Autor von Veitshöchheim News machte Stadtmüller das Kompliment, dass dieser die Nachrichten über den Ort so wunderbar formulieren kann mit den Worten "Ich bewundere das, wenn einer so schreiben kann, das würde ich auch gerne einmal können, und auch so viel, manchmal vermute ich ja, der will bestimmt seiner Frau bei der Hausarbeit aus dem Wege gehen."

Dies ist aber beileibe nichts gegen den Ideenreichtum und die Formulierkunst des begnadeten Kabarettisten Günter Stadtmüller, was er wie so oft schon beim Neujahrsempfang unter Beweis stellte, vom hellauf begeisterten Publikum mit langanhaltendem Applaus  und vom Bürgermeister mit einem festen Händedruck und mit einem Bocksbeutelpräsent belohnt.

Fotos Dieter Gürz

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