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Lesung des Autoren Robert Menasse in der Bücherei im Bahnhof: Ein EU-Roman am EU-Mittelpunkt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Robert Menasse am EU-Mittelpunkt in Gadheim

Ob alle Menschen Brüder werden, wenigstens irgendwann, bleibt in Robert Menasses zweitem Europaroman »Die Erweiterung« dahingestellt. Für den ersten Roman dieser Gattung »Die Hauptstadt« erhielt der im positiven Sinne streitbare Autor 2017 den Deutschen Buchpreis. »Die Erweiterung«, erschienen 2022, geht nun gewissermaßen aufs Ganze. Wie kann ein vereintes Europa perspektivisch aussehen, welche Bedingungen sollen für die Mitgliedstaaten gelten, wer soll aufgenommen werden, wer vielleicht besser draußen bleiben? Drängende Fragen angesichts der von Klimawandel bis allgemeinem Rechtsruck krisenbehafteten Lage, denn Europa »macht« sich nicht von allein, seine Ausgestaltung liegt bei uns allen.

Als Romancier hat Robert Menasse eine eigene, fantasievolle, aber gerade dadurch sehr prägnante Sicht auf die Dinge. Er legt den poetischen Finger in die Wunde nicht nur bürokratischer Auswüchse, sondern auch menschlicher Kleinheiten. Der figurenreiche, raffiniert komponierte Text wurde von der Presse zu Recht hochgelobt. Er hat viel zu sagen, ist trotz der Komplexität des Themas sehr flüssig geschrieben, und er vereinigt Elemente verschiedenster Genres: Krimi, Thriller, Liebesroman, Dystopie. Und vielleicht ein bisschen Fantasy.

Nach Veitshöchheim passte der Roman zudem besonders gut, denn die »Bücherei im Bahnhof« liegt nur ca. vier km vom momentanen EU-Mittelpunkt entfernt. Damit ist sie dennoch nur die zweitnächste am Mittelpunkt, Güntersleben unterbietet sie sozusagen um 900 Meter. Zumindest laut Google Maps.

Vor ausverkauftem Haus – es waren sogar Gäste aus Berlin und Osnabrück extra angereist – präsentierte sich Robert Menasse gewohnt souverän, publikumszugewandt und diskussionsfreudig.

Den Abschluss des Abends bildete lokale Gastfreundschaft in Form von fränkisch-mediterranem Fingerfood. Zubereitet hatten es Monika Oechsner und Stefanie Dutz, beide gelernte Gastronominnen, sowie Kurt Wallat. Einen schmackhaften Beitrag lieferte zudem die ehemalige Büchereileiterin Elisabeth Birkhold.

Die aktuelle Büchereileiterin bedankt sich ganz herzlich für die Unterstützung, natürlich auch bei ihrem Team Verena Schmidt, Alexander Rogowski und Katharina Otto.

Der prominente Autor jedenfalls blickte erfreut auf Veitshöchheim, und ein klein wenig reifte zumindest am späteren Abend vielleicht die Erkenntnis, dass sich Europa kulinarisch vermutlich leichter einigen lässt denn politisch.

Bericht: Astrida Wallat - Fotos Kurt Wallat

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