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Ergänzt um Stimmungsbericht der Künstlerin Sophie Brandes: Der Gitarrist Joe Krieg und der Saxophonist Dierk Rumig begeisterten mit Jazz-Klassikern beim dritten Sommerkonzert im Veitshöchheimer Syngogenhof - Eindrucksvoll gewürdigt von Sophie Brandes

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Gitarrist Joe Krieg und der Saxophonist Dierk Rumig zogen am Sonntagabend beim dritten Sommerkonzert im Veitshöchheimer Synagenhof die 50 Zuhörer mit ihrem spannenden, abwechslungsreichen und nicht alltäglichen Jazzprogramm "Art of Duo" in ihren Bann.

Sie begeisterten mit Musik aus der großen Zeit des Jazz in Minimalbesetzung. So traten sie in einen echten Dialog ein und entlockten dadurch den Klassikern lebendige und faszinierende Facetten.

Die beiden Musiker sind seit vielen Jahren nicht mehr aus der Würzburger Musikszene wegzudenken, jeder für sich, aber auch beide zusammen. Kennengelernt haben sie sich an der Würzburger Hochschule für Musik, wo beide 2002 ihren Abschluss machten. Seit der Zeit entstanden immer wieder gemeinsame Projekte  wie Konzertreihen mit Auftritten beispielsweise im Omnibus, Tourneen und CD Produktionen.

Fotos Dieter Gürz

Zum Konzert hat die Veitshöchheimer Künstlerin Sophie Brandes ihre Eindrücke in bemerkenswerter Weise festgehalten und dabei offenbart, dass sie nicht nur malerisch, sondern  auch literarisch etwas drauf hat. Hier ihr Artikel:

Alone together – im Synagogenhof

Ein Sommerabend ist das, wie aus dem Bilderbuch. Eine grüne Insel zwischen alten Mauern. Wir befinden uns im umschatteten Innenhof des Jüdischen Museums in Veitshöchheim. Das musikliebende Publikum kennt diesen stimmigen Platz schon seit ein paar Jahren, seit das Veitshöchheimer Kulturamt (Dr.Edelmann/H.Schwander) die geschätzte  Sommer-Konzertreihe ins Leben gerufen hat.

Die coronabedingt locker verteilten Plätze mit viel Zwischenraum sind alle belegt. Das ist nichts Ungewöhnliches in Zeiten,in denen die meisten Kulturveranstaltungen zur hochgeschätzten Rarität geworden sind.

Aber auch deshalb, weil mit den beiden Interpreten des heutigen Jazz-Konzerts. Jo Krieg und Dierk Rumig keine Unbekannten die Bühne betreten. Im Gegenteil:das groovende Jazz-Duo ist nicht wegzudenken aus der Würzburger Jazz-Szene.

Häufig treten sie zusammen auf, zum Beispiel im Omnibus’ und anderen Lokalitäten. Beide kennen (und schätzen) einander schon ewig. Schon aus Studienzeiten. Beide haben ihre Ausbildung an der Musikhochschule Würzburg absolviert.

Jo Kriegs Leidenschaft gehört von Beginn an der Jazz-Gitarre.

Dierk Rumig, der sowohl  die Holzblasinstrumente bestens beherrscht als auch am Klavier ausgebildet ist,steht in der Szene allerdings besonders als Saxophonist hoch im Kurs. Für den heutigen Abend stehen sowohl  Tenorsaxophon als auch Sopransaxophon auf dem Programm. Letzteres erklärt Rumig zu seinem Favoritinstrument. ’Weil es so filigran und transparent im Klang ist, erklärt der Künstler. Und man versteht bald, wie das gemeint ist.

“Wir haben noch keinen Strom“, beginnt Jo Krieg seine Ansage des Programms, ohne Mikrophon. Dem war schnell abzuhelfen. Und was das kongeniale Duo in den folgenden 75 Minuten erklingen lässt, ist alles andere als  ohne Strom’.

Mit zwölf Interpretationen  zum Teil bekannter Jazz-Klassiker lassen die beiden den ehrwürdigen Synagogenhof zu einem idealen Klangraum werden.

Auch (oder gerade) als Jazz-Laie, als den ich mich bezeichnen würde, fühle ich mich eingefangen, wenngleich auch wundersam bewegt durch ihr ausbalanciertes einfallsreiches Zusammenspiel. Es berührt, wenn das Duo die altbekannten  Tunes wie ‚Automn Leaves’, ’There will never be another You’ oder ‚Softly as in a morning sunrise’ auf ihre eigene Weise interpretiert. Verhalten, nachdenklich  oder in temperamentvollen, atemlos schnellen und immer auch blitzgescheiten ‚Koloraturen’.

Immer wirkt ihr Zusammenspiel bewusst dialogisch. Ein Musiker ‚Sagt’etwas auf seinem Instrument,der Partner ‚antwortet’. Das  wirkt gekonnt ,routiniert. Und doch, sagt Jo Krieg, improvisiere man öfters mal etwas überraschend anders, als es eigentlich abgesprochen war. Schließlich kennt man sich – das sei auch die ‚künstlerische Freiheit.

Im sechsten Titel ‚Alone Together’ stimmen  beide nachdenklich reflektierende Töne an. Dann spielt der Gitarrist eine originelle Eigenkomposition, die, wie er sagt, ihn an seine Oma namens ‚Schlips’ erinnert.

Und Dierk Rumig führt vor seiner eigenen Solo-Nummer  auf seinem Sopransaxophon der Zuhörerschaft eine Klarinette vor:
“Wissen Sie warum ich die immer mit dabei habe?“ und gibt auch gleich die Antwort: “damit ich nicht bei jedem Konzert gefragt werde, ob das eine Klarinette ist, worauf ich immer spiele.“ Ein Scherz. Sein Sound ist brillant.

Das Konzert neigt sich zum Ende. Bei dem folgenden gemeinsamen Stück ‚Little Smile’, Rumigs Lieblingsstück, wirkt ihr ineinanderfließender Sound fast träumerisch. Und ein später Sonnenstrahl hat sich einen Weg in den Synagogenhof gebahnt, in dem nun am Ende einige ZuhörerInnen genießerisch die Augen schließen.

Eigentlich würden die beiden hiermit zum Ende kommen. Aber da wird gerade gesagt: zwischen Veitshöchheim und Würzburg ist Stau. Und so kehren die beiden großartigen Musiker noch einmal auf die kleine Open-Air-Bühne zurück und schenken uns noch ein Nachspiel mit ‚Wave’, in dem sie noch einmal alles zeigen, was sie drauf habe.

Ihre brillanten Läufe und spannenden Kontrapunkte – in einem immer interessanten ‚Zwiegespräch’, in dem keiner dominiert, beide gleichberechtigt zum Zuge kommen. Spielt noch weiter, möchte man ihnen zurufen. Auf jeden Fall aber:spielt bald wieder für uns.

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