Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Ein lehrreicher Ausflug in Sachen Naturheilkunde von P-Seminaristen des Gymnasiums in den Veitshöchheimer Bürgergarten

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Veitshöchheimer Bürgergarten von Karin Kissel am Mainufer nördlich der Kläranlage mausert sich mehr und mehr zum Lernort. Nach Vorschulkindern, Grund- und Mittelschülern war hier nun auch das P-Seminar "Medizin-Ethik" des Gymnasiums Veitshöchheim mit Seminarleiterin Beate Hofstetter zu Gast. Sie erlebten im Schatten eines großen Nußbaumes einen aus dem Rahmen fallenden Unterricht durch die Heilpflanzenexpertin.

Kissel holte weit aus, sprach von der Bedeutung des Eides von Hippokrates im 5. Jh.v.Chr. und über das Wirken des großen antiken großen Arztes Galen im 2. Jh.n.Chr.. Dieser verfasste umfangreiche Schriften zu wichtigen medizinischen Themen in arabischer Sprache, die laut Kissel bis ins 17.Jh. Basisliteratur in der Medizin blieben. Auf seinen jahrelangen Forschungsreisen habe er nach „einfachen Heilmitteln" in der Natur gesucht.

 

Erst im 11. Jh. seien dann durch Constantinus Africanus im Kloster Monte Cassino medizinische Schriften aus dem Arabischen ins Latainische übersetzt worden, die dem Abendland wichtige alte medizinische Kenntnisse übermittelten.

 

In erster Linie seien es Mönche gewesen, die "in Hülle und Fülle"  pharmazeutische Rezepturen und Mixturen abschrieben mit knappen Beschreibungen von Krankheiten und deren Behandlungsweisen. Von Klöstern würden auch Übersetzungen alter Schriften des Hippokrates stammen.

Die Klostergemeinschaften in ganz Euro wurden nach ihren Worten im Laufe der Zeiten zu Zentren der Bildung, der Künste, inbesondere auch im medizinischen Wissen und in der Heilung von Krankheiten. Klöster seien es auch gewesen die Spitäler für Kranke und Gebrechliche einrichteten, sich an der Heilung beteiligten.

 

Einen besonderen Bezug hat Kissel zum 724 n. Chr. gegründeten Benediktiner-Kloster Mittelzell auf der Insel Reichenau am Bodensee, das unter Abt Walahfrid STRABO von 842 bis 849 Glanz und Anziehung erlangt habe.Seinen Namen STRABO (der Schieler) habe er wegen eines Augenfehlers abbekommen.  Er habe nicht nur als Arzt der Seelen im tieferen Sinn, sondern auch als  Helfer und Hirt der Kranken, Armen und Fremden gewirkt.  Seine oberste Sorge und Pflicht habe nach den Regeln des Benedikt den Schwachen, den Kindern ,den Greisen und Kranken gegolten. Die Pflanzen seines Kräutergartens habe STRABO weitgehend als Heilpflanzen, als Heilmedizin angesehen.

Nach dem Vorbild des Hortulus im Kloster auf der Insel Reichenau entstanden auch im Veitshöchheimer Bürgergarten 24 mit einer Holzrahmung eingefasste Beete mit authentischen Pflanzen. Wie Kissel den P-Seminaristen beim Rundgang erläuterte, reicht die Liste der prächtig gedeihenden Strabo-Heilkräuterpflanzen von Schlafmohn, weiße Lilie, echter Wermut, Andorn, Königswurz, Katzenminze, Schafgarbe, Odermennig über Heilziest, Eberraute, Flaschenkürbis, Melone, Salbei, Raute, Kerbel bis hin zu Sellerie, Liebstöckel und Fenchel.

Während die Gemüsearten im Bürgergarten sich jedes Jahr gemäß Absprache in der Gruppe verändert, bleibe der individuell für jede Heilpflanze mit Holzerde, Kompost, Lehm und Sand aufgebaute Strabo immer unverändert. In jedem Beet stehe eine ganz besondere Heilpflanze, von denen etwa welche bei Bauchweh, Husten, Pickeln oder Verstopfung hilfreich sein können. Der Abt habe so vor über 1000 Jahren Menschen mit seinen Kräutern geheilt.

Die Heilpflanzen-Expertin vermittelte den jungen Besuchern die Bedeutung der Heilkräuter, die als Tee oder in Wasser, Wein oder Alkohol gelegt unheimliche Kraft hätten. Kissel schnitt dann einige ausgewählte Heil-Pflanzen wie Minze, Fenchel, Liebstöckel, Kerbel, Salbei und Zitronenmelisse ab und gab sie reihum an die Gäste weiter. Denen machte es sichtlich Spaß, den Duft und Geschmack der ausgewählten Heilpflanzen zu probieren.

Bewundert wurden besonders auch die essbaren Kalebassen (kürbisartige Gewächse), die getrocknet als Percussion-Instrumente genutzt werden können.

Dann galt es die geernteten Heilkräuter feinzuschneiden. Diese wurden schließlich in die vorbereitete Quark–Frischkäse-Yoghurtcreme gegeben, die allen auf den Franzosenbrot-Schnitten köstlich schmeckten und die im Nu verzehrt waren.

Kommentiere diesen Post