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Sanierungsträger legte Dokumentation über die Veitshöchheimer Altorsanierung vor

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Am 28. Februar 2012 hatte der Gemeinderat zum  Abschluss der Altortsanierung beschlossen, auf die Erhebung von Ausgleichsbeträgen, soweit nicht im Rahmen von Ordnungsmaßnahmen erfolgt,  zu verzichten. Gleichzeitig hob er die am 18.8.1981 in Kraft getretene Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Altort Veitshöchheim“ auf.

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Infolge dessen ließ die Verwaltung nach Inkraftreten der Aufhebungssetzung am 12.3.2012  bei den im Geltungsbereich des Sanierungsgebietes liegenden Grundstücke (siehe vorstehender Plan) die Sanierungsvermerke im Grundbuch löschen. Anfang Juni 2013 legte nun als letzten Akt der Altortsanierung die Bayerische Landessiedlung als Sanierungsträger der Gemeinde den  Schlussbericht über die durchgeführte Sanierung vor.

 Dieser Bericht kann hier eingesehen werden (Link auf pdf.Datei)


Hier eine Zusammenfassung:

"Veitshöchheim, die Perle am Main, hat allen viel zu bieten. Eine komfortable Hotellerie und Gastronomie, historische Sehenswürdigkeiten und vor allen Dingen aber im sanierten Altort seinen dörflich erhaltenen Charme.“ So preist ein Film die Vorzüge unseres Ortes. Entscheidend zu diesem Bild beigetragen hat die nun zum Abschluss gebrachte Altortsanierung.

Bereits 1970 im Studien- und  -Modellvorhaben noch vor Erlass des StBauFG 1971 gefördert, stand die zunächst beabsichtigte Flächensanierung mit zwei Neubauten in der Bahnhofstraße in der Kritik. Der Gemeinderat lobte deshalb1976 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb aus. Als Preisträger erstellte die Architektengemeinschaft Öttl/Hofmann einen Rahmenplan mit Bestands- und Nutzungsanalyse. Auf dieser Planungsgrundlage wurden dann ab 1980 Bebauungspläne für Teilbereiche und die Sanierungsziele im 1981 förmlich festgelegten Sanierungsgebiet erstellt. Ab 1984 erfolgte dann die Durchführung nach dem neuem StBauFG. Seit 1973 ist die Bayerische Landessiedlung GmbH (BLS) als Sanierungsträger der Gemeinde Veitshöchheim tätig.

In Veitshöchheim flossen über 15 Millionen Euro in die Sanierung über das von der BLS treuhänderisch verwaltete Sanierungskonto. Bildeten in den frühen Jahren Grunderwerb, Abbruch, Neuordnung und Wiederverkauf von Grundstücken den Schwerpunkt der Tätigkeit der BLS für die Gemeinde, so war es später die Neugestaltung des Straßenraumes und im letzten Jahrzehnt primär die Durchführung privater Ordnungsmaßnahmen.

Der Altort wurde gegenüber dem Schattendasein in den 60er bis 80er Jahren, als ihm viele Bewohner den Rücken kehrten, deutlich aufgewertet, zumal er sich in seiner Grundstruktur nicht veränderte.

Städtebauliche Mängel wie zu hohe bauliche Dichte mit Scheunen und Nebengebäuden, zu kleine Grundstücke, Verfall der Bausubstanz, mangelnde Wohnraumqualität wurden erfolgreich durch den Aufkauf und der Neuordnung von Grundstücken zur Wiederbebauung nach Abbruch der Bausubstanz beseitigt.

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Obwohl die Zustimmung zu den geplanten Sanierungsmaßnahmen sehr groß war, wie die Umfrage aus den 70er Jahren zeigte, waren die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern zum Teil sehr langwierig, wie der vorstehende Artikel aus der Mainpost vom 25.01.2002 beschreibt.

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Bei den Modernisierungsmaßnahmen war die Wiederherstellung der Synagoge, eines kleinen einfachen Barockgebäudes aus dem Jahre 1727, das umfangreichste und für die Gemeinde bedeutendste Projekt in der Maßnahmen-Liste. Vor Beginn der Sanierung wurde die ehemalige Synagoge als Feuerwehrgerätehaus genutzt und sollte zu einer Galerie umgebaut werden. Die Pläne waren bereits fertig und die Finanzierung gesichert. 1986, während der Umbauarbeiten, fanden sich unter dem aufgefüllten Betonboden im Erdgeschoss Bruchstücke einer steinernen Synagogeneinrichtung, die als Lesekanzel rekonstruiert werden konnte. Ihr Standort ließ sich anhand der Fundamente im Gebäude eindeutig bestimmen. Weitere sehr wichtige Funde, wie sakrale Schriften und Objekte wurden unter dem Dach in der sogenannten Genisa vorgefunden. Sie gewähren einen Einblick in die fast 300-jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde in Veitshöchheim.  Gegen die Umplanung, die Synagoge zu restaurieren und wieder als Gebetshaus zu nutzen und daneben zusätzlich ein jüdisches Kulturmuseum zu errichten, bestanden anfangs erhebliche Bedenken innerhalb der Gemeinde. Als Argumente gegen dieses Vorhaben wurden hohe Bau- und Folgekosten angeführt. Die religions- und kulturgeschichtliche Bedeutung und der wissenschaftliche Stellenwert der Funde waren aber letztendlich doch ausschlaggebend für die erfolgreiche Verwirklichung des Museums. Der Innenhof ist nun alljährlich Schauplatz der gemeindlichen Sommerkonzerte.

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Auf privater Seite bedeutete trotz Förderung die Modernisierung und Erweiterung des Weißen Lamms einen großen finanziellen Kraftakt durch den neuen Eigentümer.

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In das 11,5 Hektar große Sanierungsgebiet flossen 3/4 der Mittel in den verkehrsberuhigten Ausbau mit der vom Zuschussgeber vorgeschriebenen Pflasterung mit Porphyrsteinen von Straßen und Plätzen. Die unzureichende Verkehrssituation wurde durch den Bau der Mainuferstraße, der Umgestaltung der Mainlände und dem Bau des Parkdecks nördlich des Hofgartens verbessert. Mit Sanierungsmitteln wurden über 200 Parkplätze im Altort geschaffen.

Es sind nun wieder viele junge Familien im Altort,  Dienstleistungsbetriebe wurden erhalten und ausgebaut, viele Allgemeinarzt- und Facharztpraxen siedelten sich an.

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Im Fremdenverkehr kamen vier neue Hotelbetriebe, neben dem Weißen Lamm, das Hotelcafe Müller, das Spundloch und das Hotel am Main, sowie in jüngster Zeit auch viele Ferienwohnungen im Altort hinzu (jetzt über 300 Betten). Auch die örtliche Gastronomie mit über 20 Gaststätten und Cafés hat nun ein reichhaltiges Angebot.

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Das Kulturangebot wurde u.a. durch das Jüdische Kulturmuseum Synagoge Veitshöchheim und das Kulturzentrum im historischen Bahnhofsgebäude (Foto) deutlich verbessert, der Wohn– und Freizeitwert erheblich gesteigert.

Bewährt haben sich im Sanierungsgebiet die Festlegungen der Ortsgestaltungssatzung und das Fassadenförderungsprogramm, für das seit 1985 jährlich 20.000 € im Haushalt für Sprossenfenster, Natursteinsockel, Klappläden bereitgestellt worden.

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Als segensreich für Einheimische, Besucher und Wirte erwies sich vor allem, dass für die im Rahmen der Altortsanierung neugestaltete, als Fußgängerzone ausgebildete Mainlände das Verschwenken der Straße zum Main hin den Gaststätten einen Freiraum eröffnete. Veitshöchheim ist eine der wenigen Gemeinden am Main, in denen so der Fluss nicht abgeschottet vom Ort, sondern erlebbar ist. Auch noch im Oktober laden hier die am Mainufer liegenden Lokale zum Sitzen, Genießen und Entspannen im Freien mit Blick auf den Main ein.

Mit zum Erfolg der Altortsanierung beigetragen hat zweifellos die Bayerische Landessiedlung GmbH (BLS) als Sanierungsträger der Gemeinde Veitshöchheim.

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Eine „Renaissance“ gegen Ende der Sanierung brachte in allen Bereichen ab 2008 die mit der Goldmedaille gekrönte Teilnahme „Veitshöchheim blüht auf“ am Wettbewerb „Entente Florale Deutschland 2009“.

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Auch nach Abschluss der Sanierung investierte die Gemeinde weiter wie beispielsweise in die Erneuerung des Spielparadieses, der Schaffung einer Kneippanlage und eines öffentlichen WCs. So ist es den Gemeindegärtnern zu verdanken, dass sie im Rahmen von „Veitshöchheim blüht auf“ besonders einfallsreich das florale Outfit aufpolierten und den Altort noch attraktiver machten. Dazu bei trägt auch der alljährlich vom Verschönerungsverein seit 30 Jahren organisierte Blumenschmuckwettbewerb.

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