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2. Station INFOGANG der Gemeinde - Geschichtsträchtige herrschaftliche Bauten um den Rathausinnenhof

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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An der zweiten Station im Rathausinnenhof (Erwin-Vornberger-Platz) rief die gemeindliche Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann auf der Treppe zum Mittelbau im Innenhof des Rathauses in Erinnerung, wie sich hier die Nutzungen seit Mitte des 18. Jahrhunderts veränderten, als der Hofgarten in Veitshöchheim sich vom einfachen Quartier und Jagdgelände zu einer stattlichen Sommerresidenz mit einer eindrucksvollen Gartenanlage entwickelte.

 

Link auf Einführung  


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1748 und 1749 ließ Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads, zu einem Zeitpunkt, als die letzte Hexe im Bistum im Kloster Unterzell verbrannt wurde, direkt neben dem Garten das Obere Schloss und das Untere Schloss abreißen und durch große Gebäude ersetzen die er zur Versorgung des Hofgartens benötigte.

HofgartenmodellAusschnit Veitshoechheim Hofgarten Gartenplan von Johann Anton Oth um

Ehemals erstreckte sich das Gelände des Hofgartens, wie aus dem Modell links und dem perspektivischen Plan des Hofgärtners Johann Anton Oth  nach der Umgestaltung unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim um 1779 zu ersehen ist, bis zur Bebauung an der Bahnhofstraße. Zunächst befanden sich hier die Gärtnereigebäude des Fürstbischofs mit Gewächshäusern, Eiskeller und Fleischkammern und der Hechtsee (Trapezsee).

PlanHofgartenRathaushof

Um 1750 entstand hier am nordwestlichen Rand des Hofgartens inmitten des damals kleinen Dorfes eine für die damalige Zeit riesige Anlage mit großen Gebäuden, die dokumentieren, dass damals der Fürstbischof hier eine kleine Residenzstadt einrichten wollte.

An Stelle des Oberen (Wasser-)Schlosses errichtete man als Wirtschaftsgebäude eine dreiflügelige Anlage mit Quartieren für Diener, mit Stallungen, Remisen, Wäscherei, Büttnerei, Lagerräumen und weiteren Wirtschaftsräumen. Von diesem Gebäude gelangte auch man direkt in den Küchengarten des Hofgartens (Quartier rechts von der Kirche). 

Wo das Untere Schloss stand, das einem Bruder des Fürstbischofs Julius Echter gehörte, entstand der Kavaliersbau mit Räumen für Gäste, Kavaliere, Hofkaplan und Hofmedicus, mit einer Ritterstube, geheimer Kanzlei und Speisezimmern.

Direkt gegenüber dem Kavaliersbau und in direkter Nähe zu den Wirtschaftsräumen wurde nach einem Entwurf von Balthasar Neumann der Küchenbau errichtet. Es handelt sich um einen langgestreckten, zweigeschossigen Bau mit einer Länge von 37 m. Hier waren die Küchenmeisterei und Mundküche untergebracht sowie Lakaienwohnungen, aber auch Wohnungen für Trompeter und Waldhornmeister. An der Südseite gelangte man durch ein Treppenhaus in den oberen Stock und in die anschließenden Wirtschaftsgebäude. Kavaliersbau und Küchenbau waren durch einen eingeschossigen Bau für die Hofgartenwachen verbunden.

Nur wenige Jahrzehnte wurden dann all diese Gebäude genutzt, um fürstbischöfliche Gäste zu bewirten.

 


Nach der Aufhebung des Hochstiftes im Rahmen Säkularisation im Jahr 1803 pachtet Großherzog Ferdinand von Toskana das Schloss mit Garten von 1806-1814. Er lässt Küchen-, Karpfen- und der Hechtsee (Trapezsee) verfüllen.

 

Nach der Eingliederung des Würzburger Gebiets in das Königreich Bayern im Jahr 1814 wird Veitshöchheim  Sommerresidenz des Kronprinzen Ludwig. Er verhindert die geplante Einbahntrasse für den Bau der Ludwigs-West-Bahn direkt durch die Mittelachse des Hofgartens und verfügte, dass die Trasse außerhalb des Gartens zu errichten ist, wohin sie auch unter König Maximilian II. gelegt wird.

Im 19. Jahrhundert, so recherchierte Dr. Edelmann, waren die ehemals fürstbischöflichen Gebäude relativ ungenutzt. Sie gehörten der königlichen Krongutsverwaltung. 1852 hatte der damals neue Ortspfarrer Georg Karch von Wermerichshausen die Einrichtung einer Kinderbewahranstalt beantragt. Da jedoch dann die Zugangstore nicht mehr geschlossen werden und die Bevölkerung rein könnte, stimmten dem die "Königlichen" wegen des schlechten Leumunds der Veitshöchheimer nicht zu ("es gibt hier viele Individuen, die infolge unmoralischen Verhaltens in großer Armut und übelst verleumundet sind und von denen Verunreinigungen, Diebstahl und Feuer drohen").  

1902 wird dann die „Königliche Obst-, Wein- und Gartenbauschule“ mit Internat gegründet und hier in der Ortsmitte Veitshöchheim in den Hofgartengebäuden angesiedelt. Diese nutzte den Hofgarten im gesamten nördlichen Bereich als Anbaufläche. Man konnte da auch nicht rein, denn wo heute die Apotheke ist, war eine Mauer und ein Tor.

Der ehemals eingeschossige Mittelbau wird 1923 durch das heute noch erhaltene zweistöckige Gebäude ersetzt, mit den beiden historischen Gebäuden verbunden und hier Lehr- und Büroräume für die Landesanstalt eingerichtet.   

Nach dem Umzug der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in neue Gebäude am Ortsrand von Veitshöchheim im Jahr 1968 werden die Gebäude wieder frei und neu genutzt: der Kavaliersbau wird zum Rathaus, im Mittelbau ist eine soziale Einrichtung untergebracht und im Küchenbau wird die Gaststätte Ratskeller eingerichtet. 1970 wurde der Teil, wo heute Parkdeck und Kindergarten stehen, an die Gemeinde verkauft. Die Wirtschaftsgebäude hinter dem Küchenbau wurden 1972 abgebrochen, um Platz für das Haus der Begegnung zu schaffen. Die gemeindliche Kulturreferentin findet diesen Abbruch sehr schade, der heute aus der Sicht der Denkmalpflege sicherlich nicht mehr zulässig sei.


Sanierter Ratskeller - gastronomisches Aushängeschild der Gemeinde

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Ein Schmuckstück und ein gastronomisches Aushängeschild für die Gemeinde geworden ist nach den Worten des Bürgermeisters der im November 2011 wiedereröffnete, für 1,7 Millionen Euro mit 40 Gewerken von Grund auf energetisch sanierte und umgebaute Ratskeller (im Hintergrund) geworden. Das an den Rokokogarten angrenzende, dem Freistaat Bayern gehörende Gebäude wurde schon unter den Fürstbischöfen als Küchentrakt und ab 1902 auch von der Bayerischen Landesanstalt ähnlich genutzt, ehe es die Gemeinde 1974 nach Erlangen eines noch bis 2067 gehenden Erbbaurechtes zum Ratskeller umbaute.

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass der letzte Umbau im Gemeinderat nicht unumstritten war und es auch andere Vorstellungen gab. Mit dem neugeschaffenen Saal im Obergeschoss bietet jedoch nun das Baudenkmal nach Auflassung der bisherigen Fremdenzimmer verbesserte Möglichkeiten für Gesellschaften, Tagungen und Veranstaltungen. Bei der Renovierung konnte der originale barocke, von Balthasar Neumann errichtete Dachstuhl, freigelegt werden. Er überspannt den nach Neumann benannten Saal im oberen Stockwerk.

Alle Räume sind heller und flexibler geworden, vielfältiger, barrierefrei, teilweise mit Hofgartenblick. Dazu kommt eine moderne Küche und vieles mehr. Es gibt nun 190 Gastplätze (zuvor 120) und die Gastraumfläche erhöhte sich von 176 auf 256 Quadratmeter. Hinzukommen noch im Sommer 80 Sitzplätze im Freien  (Link auf Eröffnungsbericht)


Notwendige Sanierungsmaßnahmen im Bereich Rathaus, Mittelbau und Innenhof

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Nach den Worten des Bürgermeisters steht nun in den nächsten Jahren auch die energetische Sanierung von Mittelbau und Rathaus (Gebäude im Hintergrund - rechts Eingangstreppe zum Mittelbau, links hinten der Rathauskomplex) und hier vor allem auch die Erneuerung der Dächer an, was erhebliche Mittel notwendig mache.

Zur Diskussion stehe auch, den letztmals 1988 umgestalteten Innenhof attraktiver zu machen. Der Plattenbelag sei zum Teil kaputt und durch Setzungen würden sich bei Regen große Pfützen bilden. Auch ist laut Jürgen Götz die Nutzung der Rasenflächen für Feste und Veranstaltungen nur eingeschränkt möglich. Es hätten sich die Studenten der Staatlichen Technikerschule LWG in zwölf Semesterarbeiten Gedanken für eine optische und multifunktionale Aufwertung des Platzes gemacht. Diese im März 2012 dem Gemeinderat vorgestellten Arbeit würden durchaus gute Ansätze liefern (Link auf Vorbericht  + Link auf Bericht über Neugestaltungsvorschläge).

Der Bürgermeister ist nun gewillt, für die Umgestaltung des Innenhofes eine Planung als Schubladenprojekt aufzustellen für den Fall, dass es Töpfe mit Fördermitteln gibt und es sich die Gemeinde mit Eigenmitteln leisten kann.

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