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Infogang VH Teil 3: Gemeinde klärte über den Zustand des Gemeindewaldes und über waldtypische Gefahren auf - Nach 34jähriger Tätigkeit verabschiedete sich Forstwirt Jürgen Taupp

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Beim diesjährigen Informationsgang der Gemeinde war es ein Anliegen von Bürgermeister Jürgen Götz auf dem Weg zum EU-Mittelpunkt am Waldrand "Gebranntes Hölzlein" die 120 Teilnehmenden am Übergang von Wald in die Flur über den Zustand des 234 Hektar großen Gemeindewaldes zu informieren, der 22 Prozent der Gemeindefläche von 1056 Hektar insgesamt einnimmt.

Regelmäßige Waldbesucher würden nach seinen Worten die Veränderungen sehen: Aufgrund der anhaltenden Trockenheit stehen vertrocknete, rostrot verfärbte, teils hoch abgestorbene Bäume als Baumgerippe am und im Wald. Vor allem wenn die Bäume noch belaubt sind, sehe es an schönen Sonnentagen im Wald an vielen Stellen heller aus, komme mehr Licht auf den Waldboden, da vielerorts das schützende Blätterdach fehle. In einigen Bereichen, so Götz, könne stehendes Totholz, abgestorbene Bäume, nicht mehr entnommen werden. Diese Totholz-Anreicherung habe jedoch positive Auswirkugen auf die Biodiversität, da viele Pilze und Insekten, in der Folge auch Vögel und andere Tiere, von diesen zusätzlichen Strukturen profitieren.

Für den Aufenthalt im Wald bedeute dies jedoch eine deutliche Veränderung der waldtypischen Gefahren. Diesen Sommer habe es mehr Regen als die Jahre zuvor gegeben, im Jahresmittel aber nicht mehr Niederschlag als in den letzten Jahren. Götz: "Der Klimawandel und diese "Stressperioden" wirken sich auch auf unseren Wald aus. Schäden werden zum Teil auch für Nichtfachleute sichtbar." Manch einer habe beobachten können, wie neben Kiefern und Fichten auch Buchen, in geringem Maße auch Eichen, in diesem Frühsommer nicht mehr ausgetrieben haben oder nach dem Austrieb noch abgestorben sind.

Gleichzeitig werde die Biodiversität im Wald besonders in den Blick genommen. Die Gemeinde habe in ihrem Wald eine große Artenvielfalt zu bieten. Ein Großteil sei als Fauna Flora Habitat (FFH) eingestuft.

Wie steht es also um den Gemeindewald und wie wird er sich weiterentwickeln? Was tun wir in Veitshöchheim für unseren Wald? Darüber informierte dann Jürgen Taupp, der als gelernter Schlosser seit über 34 Jahren als Waldarbeiter bei der Gemeinde beschäftigt ist, Anfang der 90er Jahre die Ausbildung zum Forstwirt machte, 1993 zum Forstschutzbeauftragten für den Gemeindewald ernannt wurde und anschließend diverse Fortbildungslehrgänge der Waldbauernschule Scheyern absolvierte.

Es war dies am 30. September quasi sein letzter Arbeitstag, da für ihn am 1. Oktober die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit beginnt. Der Wald war für ihn, so der Bürgermeister, sein zweites Wohnzimmer. Er habe sich immer persönlich verantwortlich gefühlt für "seinen" Wald und sich über das erforderliche Maß hinaus mit seinen Ideen eingebracht, um den Wald in Veitshöchheim zukunftsfähig zu machen. Dafür sprach er ihm an der Stelle in diesem Kreis ein ganz herzliches Dankeschön im Namen der Gemeinde aus. Götz: "Wir werden ihn natürlich noch intern gebührend verabschieden."

Zu seinem Abschied erläutert der Forstwirt beispielhaft am Standort den Zustand des Gemeindewaldes im Distrikt Hölzlein, Abteilung Kleine Tonne. Es handelt sich hier um einen Standort, der mäßig frische Schichtsande über Ton hat.

Nach dem Trockenjahr 2018 fielen die Fichten auf dieser Fläche dem Borkenkäfer zum Opfer. Taupp: "Nachdem alle gefällt waren, haben wir einen Zaun gebaut und im Frühjahr 2019 Weißtannen und Elsbeeren gepflanzt." Diese beiden Baumarten seien Pfahlwurzler und können dadurch in tiefere Wasser führende Schichten gelangen. Die Elsbeere komme ohnehin mit trockenem Klima besser zurecht.

Ein großes Problem bereite auch das Eschentrieb-Sterben durch den aus Asien in den 90er Jahren eingeschleppten Pilz  "Chalara fraxinea" (auf deutsch: Falsches weißes Stängelbecherchen). Dieser befalle die Baumkrone oder den Stammfuß, wodurch die Esche absterbe und ganz plötzlich umfalle, weil fast keine Wurzeln mehr vorhanden sind.

Seit 2018 tritt laut Taupp bei uns infolge des Klimawandels immer häufiger die Russrindenkrankheit überwiegend beim Bergahorn auf. Der Baum werde von einer in Amerika als Rangerkrankheit bezeichnete Schlauchpilzgattung befallen und dadurch zuerst in der Krone welk, im späteren Verlauf reiße die Rinde auf und der Stamm ist von einer bis zu einen Zentimeter dicken schwarzen Schicht aus mikroskopisch kleinen Pilzsporen bedeckt. Der Parasit sei nicht nur für Ahornbäume gefährlich, sondern auch für Menschen. Wer die Sporen einatmet, laufe Gefahr, seine Lunge zu schädigen. Reizhusten, Atemnot und Entzündungen können die Folge sein. Umschneiden könne man diese geschädigten Bäume deshalb nur in Schutzanzügen mit  Maske. Bislang habe man betroffene Bäume im Schutz von Nebel gefällt und sie dann liegen gelassen, da sie nicht als Brennholz in Frage kämen.

Zum Totholz erklärte Taupp auf Nachfrage, das im Gemeindewald die Vorgabe besteht, dass jährlich auf einem Hektar 40 Festmeter Totholz liegen bleiben, dagegen aber nur sieben Festmeter geerntet werden. Im übrigen setze die Gemeinde auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung, wo die Naturverjüngung einen großen Stellenwert habe. So seien auf einer von Fichten geräumten 2000 Quadratmeter großen Fläche 19 Baumarten nachgewachsen und nur Weißdorn und Elsbeere nachgepflanzt worden. Die Natur komme damit zurecht,  so der Forstwirt, wenn man ihr die Zeit gibt.

Auch die seit Jahren bestehende Sperrung des Maintalwanderweges im Edelmannswald oberhalb der Weinberge wurde angesprochen. Leider sei es so, dass dort die Rotbuche wegen der geringen Humusauflage auf den dortigen Muschelkalkhängen zu einhundert Prozent ausgefallen sei, weil die Jahre 2018, 2019 extrem trocken waren. Taupp: "Ich kann nur jeden raten, von solchen Bäumen Abstand zu halten, denn man weiß nicht, ob ein Teil der Krone einfällt und ein dürrer Ast herunterkommt." Sein Kollege habe so dort einen schweren Arbeitsunfall zu beklagen. Deshalb habe die Gemeinde die Arbeiten dort eingestellt, weil ihre Waldarbeiter nicht die Mittel hätten, solche Arbeiten zu machen. Das Gelände lasse es einfach nicht zu, hier mit schweren Maschinen hinzukommen.

Zur Frage von Wolfgang Kraus (bei den NaturFreunden und im Verschönerungsverein aktiv), wann dieser gesperrte Eichblatt-Wanderweg als Teil des Mainwanderweges wieder benutzbar sei, sagte der Bürgermeister, dass es eine Vereinbarung mit dem Forstamt gebe, wonach abgewartet werden soll, bis die geschädigten Bäume von selbst umfallen. Erst nach Ablauf der gesetzten Frist ab 1.1.2025 werde versucht, den Weg wieder freizumachen.

Angesprochen wurde desweiteren auch, wie Waldexkursionen von Kindergärten gesichert werden.

Der Forstwirt beendete seinen Vortrag mit dem Eugen Roth-Zitat: "Zu fällen einen Baum braucht's eine halbe Stunde kaum, zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht es, bedenkt es, ein Jahrhundert."

Fotos Dieter Gürz

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