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Claudia Schönmüller ist die neue Leiterin der Bayerischen Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Claudia Schönmüller ist die neue Leiterin der Bayerischen Gartenakademie an der
LWG Veitshöchheim - Foto Karl-Josef Hildenbrand © LWG Veitshöchheim

Seit August leitet Claudia Schönmüller die Bayerische Gartenakademie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Sie hat den Posten von Marianne Scheu-Helgert übernommen, die in den Ruhestand gegangen ist.

Claudia Schönmüller bringt laut Pressemitteilung der LWG vom 26.10.2023 viel Erfahrung für den Posten mit: Sie ist gelernte Obstbauerin, diplomierte Gartenbauwissenschaftlerin und arbeitet schon seit zehn Jahren an der LWG. Auch in ihrer Freizeit hat die Natur einen hohen Stellenwert und dient als Ausgleich – egal ob im Garten, im kleinen Hobbyweinberg, in Obstwiesen oder beim Waldspaziergang.

Für Claudia Schönmüller ist der Herbst die schönste Jahreszeit – wegen des Dufts von reifem Obst in der Luft, der bunten Herbstfärbung und des besonders weichen Lichts.

Im folgenden Interview stellt sie sich näher vor:

Frau Schönmüller, welche Rolle spielt der Garten bei Ihnen zu Hause?

Der Garten ist für mich ein Ort der Entspannung und Selbstverwirklichung. Hier kann ich neue Ideen umsetzen und mein Umfeld gestalten. Nachdem wir lange Zeit einen sehr großen Garten hatten, ist es eine kleine Herausforderung, mich damit jetzt auf weniger als 100 Quadratmeter zu beschränken. Der Vorteil ist, dass ich mich mehr um Details kümmern und viel intensiver beobachten kann, was in den einzelnen Bereichen passiert.

Haben Sie eine Lieblingspflanze?

Als gelernte Obstbauerin schlägt mein Herz natürlich für einen Obstbaum: Mein Favorit ist ganz klar die Quitte. Sie ist anspruchslos, schnittverträglich und bereichert den Garten durch dekorative Blüten im Frühjahr und leuchtende Früchte im Herbst. In der Küche findet die vielseitige Frucht vom süßen Quittenbrot und Gelee bis hin zur Verfeinerung herzhafter Lammgerichte Verwendung.

Welche fünf Dinge gehören in jeden Garten?

Auf jeden Fall eine Regentonne oder Zisterne, um Gießwasser zu sammeln! Außerdem Wasser, das leise plätschert – es gibt wenig, was mehr entspannt. Wichtig ist außerdem eine hochwertige Gartenschere. Es sollte auch mehrere Sitzplätze geben, um den Garten aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen Tageszeiten genießen zu können. Nummer 5 ist ein farbenfroher Sonnenschirm als Hingucker und Schattenspender.

Was sind für Sie Garten-Gewinner und Garten-Verlierer?

Gewinner sind natürlich all die wärmeliebenden Pflanzen, die nun bei uns wachsen. Ich erinnere mich, dass meine Oma früher im Herbst die Dahlien ausgegraben und überwintert hat. Das ist heute in manchen Gegenden nicht mehr notwendig und trägt natürlich dazu bei, dass die Pflanzen eher in den Gärten vorkommen. Aber auch die exotischen Obstarten und Gemüse wie Feigen oder Süßkartoffeln sind eine Bereicherung.

Schwieriger wird es mit Pflanzen, die weniger gut mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen. Hier in Unterfranken kennt man das ja schon lange, aber nun sind auch Regionen betroffen, in denen es früher kein Problem war, Hortensien oder Rittersporn zu kultivieren. Bei manchen Pflanzen kann man ein wenig gegensteuern. Früher hat man den Rebstock an die sonnige Südwand gepflanzt, jetzt wählt man lieber die West- oder Ostseite, um Hitzeschäden an den Früchten vorzubeugen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die bayerischen Freizeitgärtnerinnen und -gärtner?

Der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen und auch das Auftreten neuer Schädlinge stellt uns alle vor große Herausforderungen. Unser Umfeld verändert sich und damit auch die Gärten. Immerhin haben wir in Bayern ungefähr 136.000 Hektar Gartenfläche – das ist fast so viel Fläche wie die ausgewiesenen Naturschutzgebiete umfassen. Sie bilden ein Reservoir für unterschiedlichste Arten, aber auch für Kultursorten, die sich nicht für den professionellen Anbau eignen. Damit liegt bei den Gartenbesitzerinnen und -besitzern auch ein Stück Verantwortung für den Umgang mit diesen Flächen. Natürlich ist der Garten Privateigentum – seine Gestaltung und Nutzung wirkt aber auch auf die Umgebung. Hier wünsche ich mir, dass die begrüßenswerte Entwicklung zu mehr Vielfalt und Grün in den Gärten sich weiter fortsetzt und weitere Anhänger findet.

Was ist jetzt die größte Herausforderung für Sie in der neuen Funktion als Leitung?

Wir stehen in der Gartenakademie genau wie in der Gesellschaft vor einem Generationenwandel. In den nächsten fünf Jahren wird die Hälfte meiner Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gehen. Wir verlieren damit einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz. Mein Ziel ist es, diesen so umfassend wie möglich auf die nächste Generation zu übertragen – so wie es auch in Familien und Familienunternehmen geschieht. Gleichzeitig freue ich mich auf die Ideen und Impulse von neuen Kolleginnen und Kollegen. Beides zusammen gibt sicher eine gute Mischung, die die Gartenakademie nur bereichern kann.

Welche Schwerpunkte möchten Sie in der neuen Funktion als Leitung setzen?

Kernkompetenz der Gartenakademie wird weiterhin unsere Beratungsfunktion sein, die wir über Seminare, Pressearbeit, Informationsmaterial und natürlich über das Gartentelefon ausüben.

Unser Ziel ist, neben den vielen Angeboten, die im Internet verfügbar sind, als neutrale, unabhängige und wissenschaftlich geprägte Institution – ein Besucher nannte uns mal den “TÜV“ für den Freizeitgartenbau – zu bestehen und wahrgenommen zu werden. Wir möchten dabei noch stärker auf Multiplikatoren setzen, d.h. Fachinformationen und auch Konzepte über unsere Partner bayernweit sichtbarer machen.

Ein Ansatz sind beispielsweise unsere Kinderworkshops, die wir seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit externen Partnern anbieten. Dieses Angebot möchten wir über Kooperationen erweitern – wir liefern die Konzepte und Ideen und die Umsetzung erfolgt z.B. in Vereinen, Urban-Gardening-Gruppen, Kindergärten und Schulen.

Apropos Urban Gardening – hier fände ich es spannend, die Ansätze weiterzuentwickeln und grüne Inseln in Form von Tiny Forests oder Agroforstflächen in die Städte zu bringen und damit die Lebensqualität dort zu steigern.

Dann gibt es auch noch die Idee, inklusive Führungskonzepte zu gestalten, das Thema Therapiegärten nochmal auf die Agenda zu nehmen – ich denke, die Ideen werden uns nicht so schnell ausgehen.

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