Über den Veitshöchheimer Ortsflohmarkt sind die Meinungen zweigeteilt - Viele sehnen sich wieder die Beschränkung auf den Altort herbei - Ein Stimmungsbild danach
Ein kurzer Rückblick
Ein Eldorado für genussvolle Schnäppchenjäger war vor der Coronapandemie traditionell am Feiertag Maria Himmelfahrt der von der Gemeinde Veitshöchheim für seine Bürger organisierte Altort-Flohmarkt, zu dem jedes Jahr auch viele Auswärtige sehr gerne nach Veitshöchheim aufgrund der tollen Atmosphäre kamen.
Das waren so noch Zeiten, als wie im Bild oben im Jahr 2018 der damals zum 14. Mal für die Bürger der Gemeinde organisierte Altort-Flohmarkt durch sein einmaliges Flair zu einem Highlight im Jahresablauf Veitshöchheims avancierte und über 300 Aussteller im Altort an diesem Tag mehr Besucher anzog, als das Weinfest im Rokokogarten an vier Tagen. Besonders entlang der Mainuferpromenade, wie im Bild zu sehen, machte das Flanieren Spaß, kamen die Passanten nur noch im Schneckentempo voran. Urlaubsfeeling pur war dann, wenn wie im Bild links aus dem Jahr 2016, Musikanten zwischen den Ständen aufspielten.
Wie es gestern aussah
Schon im Vorjahr hatte die Gemeinde aus Gründen der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung, insbesondere wegen aufgetretener Verkehrsprobleme, das Anbieten auf öffentlichen Flächen untersagt und dafür den "Altortflohmarkt" auf den ganzen Ort ausgedehnt.
Im Altort verlagerte sich dadurch das Geschehen von den Straßen weg in die Höfe und Gärten der Anwesen, sehr zum Leidwesen vieler auswärtiger Besucher, die eigens wegen des Flairs gekommen waren, in den Gassen des Altortes, insbesondere im Bereich der Mainuferpromenade, neben dem Rokokogarten das touristische Aushängeschild der Gemeinde, einen Stand angereiht an den anderen anzutreffen.
Wie diese gestern kurz nach Mittag in der Mainlände und in der Oberen Maingasse gemachten Fotos zeigen, war dieses Flair nicht mehr im Altort im Bereich der Mainuferpromenade anzutreffen. Wie dem digitalen Plan der Gemeinde zu entnehmen war, wurden heuer an 95 Standorten Flohmarktartikel angeboten. Die Hälfte davon lag außerhalb des Altortbereiches zwischen Tiergartenstraße und Friedhofstraße. Gegenüber dem Rekordjahr 2018 ist dies im Altortbereich nur noch ein Sechstel.
Das Geschehen spielte sich so, was von vielen einheimischen und auswärtigen Besuchern gleichermaßen bedauert wurde, im Altort in den Höfen und Gärten ab, bis auf die wenigen Flächen, die noch eine an die öffentliche Straße angrenzen, wie hier im Bild links von Elisabeth Maseizik, die hier am oberen Ende der Oberen Maingasse mangels eines Hofes noch einen schmalen Tisch auf der ihr gehörenden Fläche platzierte. Hier ist an den Wochenenden und Feiertagen sonst mehr los, wenn die Touristen zum Hofgarten strömen.
Allen Grund zur Freude hatte dagegen Dr. Martina Edelmann (linkes Bild - rechts - mit ihrer ehemaligen Kollegin Christine Hidringer), die den Flohmarkt seit Anbeginn nun schon zum 17. Mal an Maria Himmelfahrt organisierte. Nach Durchschreiten des Eingangstores ihres Wohnhauses in der Oberen Maingasse stauten sich im Durchgangsbereich zum Garten zeitweise die Besucher, die rein wollten, mit denen die raus wollten. Den Garten hatte die gemeindliche Kulturreferentin einem Freundeskreis zum Ausstellen überlassen, darunter auch einen eigenen Bereich für einen Kinderflohmarkt. Diese idyllische Flohmarkt-Oase war allein schon einen Besuch wert.
In den Außenbereichen waren dagegen weitgehend nur kritische Stimmen zu hören, wie hier in einem Gartenhof in der Egerlandstraße, wo sich im Lauf des Tages nur wenige Besucher verirrten und der Tag für die hier anbietenden jungen Familien mehr ein Nachbarschaftstreffen war. Sie alle hätten viel lieber einen Stand in der Mainuferpromenade gehabt.
In das gleiche Horn stieß auch Jura-Lehrstuhlinhaber Professor Eric Hilgendorf bei seiner Tour durch den Altort. Im Vorjahr hatte er in der Walter-von-der-Vogelweide-Straße nur wenige Gäste verzeichnet, so dass er heuer sich den ganzen Aufwand nicht mehr antun wollte.
Unzufriedenheit herrschte auch im Gablonzer Weg, wo im Platzbereich mehrere Anwohner Stände eingerichtet hatten und das Ganze mehr zum Plausch untereinander wurde. Auch hier beklagte man, dass die Gemeinde ihnen nicht mehr den Zugang im Altort ermöglicht.
Ein Anlieger der Danziger Straße wollte sich das nutzlose Herumsitzen nicht antun. Er hatte eine Kasse aufgestellt mit dem Hinweis: "Soviel geben, wie Sie mögen!".
Diese Dame wiederum vertrieb sich an ihrem Stand im Speckertsweg die Zeit mit dem Lesen eines Buches. Bis 15.30 Uhr wurde sie gerade Mal einen Artikel los.
Ziemlich vergebens auf Besucher wartete auch die Familie Knötgen in der Helen-Keller-Straße (Foto links).
Langweilig wurde es dagegen den Eheleuten Birkhold nur wenige Meter den Speckertsweg über die Kreuzung weiter nicht. Sie hatten diese Gäste zu sich auf ihre an den Stand auf dem Gehweg angrenzende Terrasse eingeladen. Wenn dann mal ab und zu ein Auto auf der Straße anhielt, waren sie gleich zur Stelle.
Etwas abseits vom Schuss liegt offenbar auch die Herrnstraße, obwohl noch zum gepflasterten Bereich des Altortes zählend. Gunda Bauer, zum ersten Mal mit der Familie ihrer Tochter dabei, war schon ziemlich enttäuscht, dass zu ihr bis eine Stunde vor Schluss nur so um 20 Leute gekommen waren und sich der ganze Aufwand nicht gelohnt hat.
Dasselbe gilt auch für die Familie Geis nur wenige Meter weiter.
Rundum zufrieden war dagegen die Ü25-"Tanzfieber"-Trainerin der Tanzsportgarde Sylvia Schraut, die zusammen mit ihrer Mutter Helga Wenger in der Oberen Maingasse an ihrem Stand auf einer privaten Straßen-Fläche ausgemusterte Sachen feilbot, die ihr die 36 Tänzerinnen ihrer Garde übergeben hatten. Der erzielte Erlös trage dazu bei, so Schraut, 120 Kostüme für die "Tanzfieber-Show" im nächsten Fasching mit sechs neuen Musical-Nummern zu beschaffen. Pro Gruppe benötigt sie bis zu 17 neue Kostüme nebst Zubehör wie Hüte und Perücken.
Viel los war so besonders an den Ständen, die direkt an den öffentlichen Straßenraum im Altort anschlossen, wie auch hier vor der stillgelegten Gaststätte Sonnenschein in der Mainlände.
Voller Stolz präsentiert hier im linken Bild die fünfjährige Pia ihre Zeichnungen in ihrem neuen Faschingskostüm mit Hut, das sie soeben beim Faschingskleidungs-Verkauf (Foto unten) des VCC in Conny Lydings Garten gleich nebenan mit ihrer Mutter erstanden hat.
Nach 14 Uhr durchschnaufen konnten diese Aussteller in einem Hof in der Oberen Maingasse und das köstliche Mittagessen genießen.
Vor dem Hoftor freute sich "Meegäßler" Linus Langer über ein soeben gemachtes Schnäppchen, ein altes Schachspiel aus den 50er Jahren. Der passionierte Schachspieler spielt wettkampfmäßig Schach in der Schachabteilung des TSV Rottendorf.
In der Mühlgasse bereicherte die Tagespflege Rhön den Ortsflohmarkt mit ihrem Sommerfest, bei dem sich auch die Flohmarktgäste sich mit Getränken, Bratwurstsemmeln und Kaffee und Kuchen stärken und bei Interesse sich auch noch einen Blick in die Einrichtung werfen konnten. Für musikalische Unterhaltung sorgte der Alleinunterhalter Klaus Wagner.
Auf rege Resonanz stießen so auch die in der Mühlgasse anzutreffenden Verkaufsstände - Gottseidank hielten sich am frühen Nachmittag nur wenig die Regentropfen in Grenzen, so dass die Plastikfolien wieder schnell weichen konnten.
Von der Mainlände fast unbemerkt, nutzten nur zwei Eltern mit Kindern im Bilhildiskindergarten das dem Netzwerk Kindergärten Veitshöchheim eröffnete Angebot der Gemeinde, im Turngarten der Vitusschule Kindersachen anzubieten.
Der sechsjährige Raphael (mit Brille) hatte für ihn nicht mehr interessante Spielsachen aussortiert, da nun im September für ihn mit der Einschulung ein neuer Lebensabschnitt beginnt und der Platz in seinem Kinderzimmer für neue Sachen benötigt.
"Die klingt gut" meinte an einem Stand in der Mainlände der Würzburger Alexander Immel, der letztmals vor 30 Jahren eine Gitarre in der Hand hatte und sich überlegte, ob er dieses Hobby wieder pflegen sollte. Der Sohn der Ausstellerin links, hatte sie kaum gespielt, nachdem ihm der Unterricht in der Musikschule doch nicht so zusagte.
Stammgäste seit jeher sind in der Mainlände die Eheleute Hohmann. Links präsentiert Josef voller Stolz ein altes individuell erstelltes Puppenhaus, für das ein Interessent 30 Euro hinlegte. Wie Josef sagt, spielte damit seine inzwischen 47jährige Tochter Silke. Der Vater seiner Frau Gisela hatte dieses seinerzeit tapeziert und mit einem Teppichboden ausgelegt. Seit Jahrzehnten stand es nun schon auf dem Dachboden.
Im Hof von Irene Schwarz in der Würzburger Straße gegenüber dem Hofgarteneingang bestand das größte Interesse für den unverkäuflichen Zug über der Hofeinfahrt.
Weitere Hof-Stände in der Oberen Maingasse und in der Mainlände
Eine Vielzahl von Ständen gab es in den Höfen der Unteren Maingasse.
Vorschlag für künftiges Verfahren
Von Ausstellern in der Gartensiedlung, die wieder gerne im Altort einen Flohmarkt-Stand haben möchten, wurde vorgeschlagen, in einer digitalen Map auf öffentlichen Flächen im Altort Stand-Parzellen mit Nummern einzutragen, die man dann im Internet ab einem bestimmten Datum für sich reservieren kann. Die von der Gemeinde dan n verbindlich zugeteilten Nummern müssten dann alle am Stand anbringen. Sollten sich in der Gemeinde keine Mitarbeiter finden, die die Stände am Vormittag kontrollieren, könnte man auch eine Security-Kraft wie am Rosenmontag einsetzen, die bei Mißständen für Abhilfe sorgt (vielleicht wäre das im nächsten Jahr auch ein Betätigungsfeld für die Veitshöchheimer Sicherheitswacht).
Fotos Dieter Gürz