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Bei der Eröffnung des Pionier-Rundweges „Bio-Landwirtschaft und Wildlebensräume“ des Gadheimer Biolandwirts Johannes Römert am EU-Mittelpunkt ging es um Klimaresilienz und Wertschöpfung

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Erinnerungsfoto an die Eröffnung des Pionier-Rundwegs „Bio-Landwirtschaft und Wildlebensräume“ des Gadheimer Biolandwirts Johannes Römert am EU-Mittelpunkt im Veitshöchheimer Weiler Gadheim  v.l.n.r. Hans Fiederling (Kreisrat), Jagdpächter Michael Hein (Jagdpächter), Beate Hofstetter (Gemeinderätin), Rico Neubert (Regionalmanager Landkreis Würzburg), Christina Feiler (Gemeinderätin), Landrat Thomas Eberth, Hans Koppenhagen (Leiter Don Bosco-Außenstelle Markushof Gadheim), Bürgermeister Jürgen Götz, Andreas Hopf (Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern mbH),  Harald Blankart (Leiter AfELF Kitzingen-Würzburg i.R.), Joachim Omert (Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken),  Biolandwirt Johannes Römert, Janina Herrmann (Projektmanagerin der "Öko-Modellregion stadt.land.wue" am Landratsamt Würzburg), Bernhard Schwab (Bereichsleiter Landwirtschaft AFELF Karlstadt), Teresa Öchsner (Heimatagentur Regierung von Unterfranken), Benjamin Roos (LWG-Institut Stadtgrün und Landschaftsbau), Dr. Herbert Siedler (Amt für Landwirtschaft Würzburg).

Der 2,0 Kilometer lange Rundweg ist ein von der Öko-Modellregion stadt.land.wü. gefördertes Öko-Kleinprojekt, der das nächste Vierteljahr an 13 Stationen die Öffentlichkeit darüber informieren will,  was Bio-Landwirtschaft heißt, was auf den Feldern des Bio-Landwirts  Johannes Römert wächst, welche Bewirtschaftung Flora und Fauna hat, wie die nachhaltig und umweltschonenden erzeugten Früchte auf unseren Tellern landen und welche Wildlebensräume in unserer Agrarlandschaft vorhanden sind. Den Rundweg initiert hatte Römert zusammen mit Harald Blankhart (Leiter AfELF Kitzingen-Würzburg i.R.) und Bernhard Schwab (stv. Leiter AfELF Karlstadt).

 

Weil wir alle von Produkten des Landwirtes ernährt werden, war  für Landrat Thomas Eberth  die Eröffnung des Rundweges ein ganz besonderer Tag. Solche Informationspfade seien zunehmend wichtiger, so sagte er, um zu erklären, was wann in der Flur passiert, was  der Landwirt gerade und warum er es tut, was da auf den Feldern wächst und was aus diesen Produkten wird, was sie für den Boden, für die Luft, für die Insekten, für das Niederwild  und damit für das ganze Ökosystem letztendlich erreichen. Eberth: "Deshalb finde ich es toll, dass Gemeinde, die Jagd, die Landwirtschaft in einem Boot sitzen und diese Idee auch mit dem Ökomodellregions-Projekt verbunden ist und dafür 3000 Euro beigesteuert werden konnten."

Wenn dann noch in unmittelbarer Nähe Fasane auf den Feldern zu sehen sind, so der Landrat, zeige sich, dass Landwirtschaft auf naturschonende Weise funktioniere und Biodiversität erzeuge und dass auch ein Miteinander geben könne.

Der Bayerische Bioland- und LVÖ-Vorsitzende Thomas Lang kam etwas verspätet frisch aus dem Landtag, wo das Thema Öko-Landwirtschaft akut war. Es sei für ihn sehr wichtigen Herzensanliegen, bei  der Bevölkerung das Thema Ökolandbau zu setzen, da nicht bekannt sei, was diesen ausmacht, von Humusaufbau über Biodiversität bis hin am Ende zu einer gewissen Wertschöpfung.

Lang: "Wir brauchen eine Landwirtschaft, die klimaresilient ist, was nur durch den Ökolandbau passieren kann. Wir müssen die Wertschöpfung in der Region halten, kurz "BioRegio" genannt und die Lebensmittel müssen am Ende das kosten, was tatsächlich investiert wurde und bei den Biolandwirten was hängen bleibt." Deren Aufwand und zugleich auch ihre gesellschaftliche Leistung seien enorm. 800 Euro pro Hektar und Jahr erbringe der Ökolandbau an Umwelt und Klimaleistung. Die mit dem Rundweg dokumentierte Verbindung der nachhaltigen Lebensmittel vom Acker bis auf den Teller ist Lang etwas Besonderes.

Andreas Hopf ist Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern mbH, die in Pöttmes bayernweit die Vermarktung der  Erzeugnisse aller Ökobetriebe, insbesondere auch des Anbauverbandes Bioland selber aktiv in die Hand nimmt, um sich nicht in die Abhängigkeit großer kapitalgesteuerter Agrarhändler zu begeben. 

Mit den verschiedenen Stationen des Rundweges könne man jedem Verbraucher die hier angebauten gesunden Lebensmittel und die vielen Vorteile des Ökolandbaus in Flora und Fauna vermitteln, mit dem Ziel, dass dieser dies dann auch honoriere und die Lebensmittel aus bioregionaler Erzeugung auch zu kaufen.

Als Hintergrund des Rundweges verwies Hopf auf intensivste Bemühungen, dass auch hier im Landkreis Würzburg  regionale Produkte nicht nur in Hofläden, sondern vermehrt auch in Supermärkten und Discountern platziert werden, die man an den Logos der Anbauverbände und am Biosiegel Bayern erkenne, bei Römert eben von Bioland. Damit kaufe man auch ein Stück Natur ein und Bio sei nicht immer automatisch teurer. So würde seine Gesellschaft schon demnächst bei der EDEKA-Nordbayern auch Römerts Produktpalette wie Mehl, Haferflocken und andere Sachen platzieren.

Hopf: "Wir wünschen auch Verbraucher, die beim Sonntagsspaziergang ein Biofeld sehen und dann am Montag im örtlichen Supermarkt die Produkte kaufen."

Wie Biolandwirt Johannes Römert sagte, bewirtschaftet er seit Mitte 2016 als GbR-Betriebsgemeinschaft  mit dem landwirtschaftlichen Veitshöchheimer Betrieb Baake (ehemals Bernd Müller) ihre gesamte Fläche nach den Bioland-Richtlinien ökologisch. So baut Römert auf seinen 90 Hektar von ihm bewirtschafteten Feldern  Luzernengras (Foto), Weizen, Dinkel, Winter- und Sommerhafer, Sojabohnen, Linsen, Lupinen und Zuckerrüben an. Außerdem gibt es Blühflächen. Dies alles wird auf den Bildtafeln des Rundweges anschaulich erläutert, ebenso was sich im Bodenleben tut, wie das Grundwasser geschützt wird, also was der  Ökolandbau anders als die  konventionelle Landwirtschaft macht, damit der Verbraucher weiß, wie der Unterschied ist.

Auf den Tellern der Verbraucher landen die Früchte über die Verarbeitung in den Mühlen im Bioland-Verband. So könnte in jedem Produkt, dass die obengenannten Früchte enthält und das Bioland-Zeichen trägt sein Erzeugnis enthalten.

Wenn beispielsweise im Main-Center Mehlig bei der Südzucker verarbeitetes Bio-Rübenzucker angeboten wird, dann kommen Rüben auch von ihm.

Mit eingebunden wurden auch die Jäger und der Markushof. So sind auf den Tafeln des Rundweges auch Wildlebensräume wie Wald, Hecken, Feldgehölze und Blühflächen beschrieben.

Harald Blankart, der Ende April  in Ruhestand gegangene Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AfELF) Kitzingen-Würzburg erläuterte, wie bei seinen Besuchen in Gadheim die Idee zu dem Projekt entstand und dafür auch die Öko-Modellregion stadt.land.wü. begeistert und in Zusammenarbeit mit  ihrer am Landratsamt Würzburg angestellten Projektmanagerin Janina Herrmann umgesetzt werden konnte.

An der Station -"Bio-Luzernengras" erläuterte Biolandwirt Römert, dass dieses Gras der Motor des Biolandbaus ist. Er nutzt die Luzerne nach Mähen, Häckseln und Ausstreuen als natürlichen Dünger, von den Inhaltsstoffen her in der Wertigkeit von Pferdemist ist. Ein Riesenvorteil sei, dass es den Humusaufbau fördere, die Distel nachhaltig unterdrücke und auch noch die nachhaltigen Kulturen mit Nährstoffen versorge.

An dieser Station sind auch die Merkmale der im Kreislauf wirtschaftenden Bio-Landwirtschaft dargestellt, die Bernhard Schwab (AELF Karlstadt) vorstellte. Deren positiver Effekt sei die Pflege des Bodens, als Speicher für Wasser und zur CO²-Bildung der Wurzeln. Auch sei die biologische Vielfalt auf dem Feld ein Regulativ für Krankheiten und Schädlinge, zur Bewahrung der Lebensgrundlagen und dass der Mensch eine lebenswerte Zukunft braucht. Die Ökolandbau sei ein Teil dieser Entwicklung.

Umgestellt auf Bio hat Römert 2016. Er verwendet im Gegensatz davor seitdem keinen Mineraldünger und keine Herbizide mehr. Durch das Aufbringen der Luzerne verlagere er den gesammelten Stickstoff. Um jedoch den Verlust an Verlust an Phosphat und Kali auszugleichen muss er Mist und Öko-Kompost vom Werk in Wernfeld ausbringen, der zu 80 Prozent aus der Biotonne komme, also im Kreislauf. Er bat deshalb darum, die Biotonne sauber zu befüllen.

Aufgrund der Erfahrungen der letzten sieben Jahre sagt Römert: "Wir bleiben dabei, machen weiter und verbessern uns jedes Jahr."

An dieser Station erläuterte Joachim Omert (Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken), dass es in Bayern 35 staatlich anerkannte Öko-Modellregionen (ÖMR) gibt. Seit 1. Oktober 2021 gehört auch der Landkreis Würzburg dazu, der mit der Stadt Würzburg zusammenarbeitet. Nach dem bayerischen Landesprogramm BioRegio 2030 sollen bis 2030 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Bayern ökologisch bewirtschaftet werden.

Die von seinem Amt finanzierte, beim Landratsamt angestellte Projektmanagerin Janina Herrmann hat sich das Ziel gesetzt, mit Klein-Projekten wie jetzt dem Rundweg „Bio-Landwirtschaft und Wildlebensräume den Öko-Landbau in der Region zu stärken und mehr Bio aus der Region auf die Teller der Region zu bringen aber auch zur Einkommenssicherung der Landwirte beizutragen. Sie wirbt für den Öko-Landbau und regionale Bio-Lebensmittel, die auch vermehrt in der Außer-Haus-Verpflegung, etwa in Schulen, Kliniken oder Senioreneinrichtungen verwendet werden sollen. Fertig ist die Neuauflage des Einkaufsführers „regional.bio.fair“ für Stadt und Landkreis.

Auf Römerts Acker im Hintergrund wird es in ein paar Wochen bunt: Der Bio-Landwirt hat hier zur Stärkung der biologischen Vielfalt zertifizierte Blühmischungen gesät. Bürgermeister Jürgen Götz erläuterte, dass die Gemeinde Veitshöchheim bereits 2009 anlässlich der Teilnahme Veitshöchheims am Wettbewerb "Entente Florale 2009"  in Zusammenarbeit mit dem Landwirt Bernd Müller eine 5000 Quadratmeter Fläche in den heutigen Sandäckern mit einer mehrjährigen blütenreichen Saatgutmischung der LWG eine blütenreiche Landschaft zu schaffen.

Seit 2020 gewährt die Gemeinde laut Bürgermeister Landwirten, die durch die Anlage von mindestens 1000 Quadratmeter großen Blühstreifen zur Sicherung der Artenvielfalt beitragen, einen Zuschuss von 0,17 Euro/Quadratmeter/Jahr für max. 5000 Quadratmeter mit einer Laufzeit von sechs Jahren mit Verlängerungsoption.

Michael Hein, einer der beiden Jagdpächter, die seit zwölf Jahren, die Gadheimer Flur bejagen, stellte fest, dass die Vernetzung nicht nur für die Insekten, sondern auch für den Wildlebensraum des Niederwildes in der Flur eine große Rolle. Er bedankte sich für das große Verständnis der Gadheimer Landwirte für die jagdlichen Belange.

 

Der Acker hier liegt im Wasserschutzgebiet des Trinkwasserbrunnens der Gemeinde am Naturfreundehaus.  Wie Römert sagte, eignet sich Öko-Landbau hervorragend zur Bewirtschaftung von Äckern, die in Wasserschutzgebieten liegen.

Wie der Bürgermeister erläuterte, beträgt die engere Schutzzone 49 Hektar, die weitere 198 Hektar. Die Gemeinde fördere in diesen seit 20 Jahren den Verzicht auf eine mineralische Stickstoffdüngung.

Zu den Bodenverhältnissen sagte Landwirt Römert, dass sein Betrieb die unterschiedlichsten Böden bewirtschaftet, die es in der Gadheimer Flur gibt, von steinigen Äckern wie im Hintergrund, Sandböden, bessere Lehmböden bis zu welchen die staunass sind.

Bei steinigen Böden wie im Bild,  benötigen Bio-Linsen eine Stützfrucht, wie hier in Form von Hafer, beides erstmals heuer hier angesät.

Hier steht Römert vor einem seiner wenigen Felder, wo der ph-Wert hoch genug ist, um erstmals Lupinen als Eiweißlieferanten anzubauen und damit auch die Fruchtfolge aufzulockern.

Auf dieser Tafel wird informiert, was die Unterschiede zwischen ökologischen und konventionellen Anbau sind. Bei Bio ist der durch eine abwechslungsreiche Fruchtfolge und den Verzicht auf Mineraldünger  der Humusgehalt in der Regel höher und damit auch die Bodenfruchtbarkeit. Es sind mehr Bodenmikroorganismen und Bodentiere wie Regenwürmer in der Erde und es wird mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden.

Die Sojabohne ist für Römert  erst durch den Biolandbau und nur  interessant, wenn sie genügend Wasser bekommt und der Mähdrescher ganz runtergefahren werden kann, was beides auf steinigen Böden ausscheidet.

Bei seinem ersten Weizenfeld auf dem Rundgang stellte Römert fest, dass dies für den Biobauern die anspruchsvollste Anbauart ist, die nur nach Kleegras mit seinem hohen Stickstoffgehalt erfolgen könne oder wie hier nach Zuckerrüben.

Bei den auf einigen Äckern im Umkreis von zwei Kilometer zu sehenden Zelten wie hier im Hintergrund auf Römerts Weizenfeld um  Versuchskäfige der Uni Würzburg, in denen von Masterstudenten die Lebensräume von Wildbienen untersucht werden, die zu 66 Prozent ihre Nester im Boden anlegen. Versuchskäfige befinden sich auch auf einem von Römert vor zwei Jahren angelegten Luzernenfeld ebenso nebendran an einer Hecke sowie auf einer Blühfläche des Landwirts Walter Dieck.

Römert: "Ich bin sehr gespannt, was bei diesen Versuchen herauskommt."

Beschrieben werden an dieser Station die hohe Wertigkeit von Gehölzen in der Flur. 

Die Früchte dieser Walnussbaum-Allee werden vom Markushof in der Küche, in der Bäckerei und Konditorei im Rahmen der Ausbildung verarbeitet.

Erläutert wird an einer weiteren Station der Wildlebensraum im Bereich der vom Markushof rund um sein Gelände angelegten, das ganze Jahr blühenden Hecke mit überragenden Hainbuchen, Wildkirschen, Schneeballarten, Hartriegel, Pfaffenhütchen und als Füller unten Hundsrosen und der Liguster, wo auch Früchte dran sind.

Los ist hier, so Jagdpächter Michael Hein nicht wie auf dem Schild und auch in der Natur zu sehen, der Fasan.  Für Hein ist die Hecke ein unglaublich wichtiger Lebensraum für Tiere, von den Insekten, Kriechtieren, Vögeln bis zum Fasan, zu den Rebhühnern und zum Feldhasen.

Hier an der Zufahrt zum Parkplatzgelände des Markushofes wird nach den Worten von Benjamin Roos  vom LWG-Institut Stadtgrün und Landschaftsbau noch ein Informationsschild aufgestellt, um auf die Bedeutung von Streuobstbäumen in der Landschaft hinzuweisen, die im Hintergrund am Ende der Ortsdurchfahrt von Gadheim zu sehen sind. davor als Unternutzung ein gerade abgeerntetes Schnittblumenfeld.

Letzte Station ist dann die Don Bosco-Außenstelle Markushof Gadheim, an der Ausbildungsleiter Hans Koppenhagen das Berufsbildungswerk vorstellte, mit seinen zehn Ausbildungswerkstätten ,120 jungen Menschen, davon 80 in Ausbildung und 40 in der Berufsvorbereitung, 40 Mitarbeitenden und 36 Internatsplätzen, Ausbildungshotel mit 45 Betten und sieben Veranstaltungsräumen auf einem acht Hektar großen Gelände.

 

Zum Abschluss vor dem Schlusshock im Biergarten des Markushofes dankte Harald Blankart allen, die zu diesem beeindruckenden Projekt Ideen geliefert, es vorbereitet und durchgeführt haben.

Text und Fotos Dieter Gürz

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