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LWG Veitshöchheim erforscht Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Stadt- und Gebäudeklimas

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Klimafassaden der Zukunft: An der Klima-Forschungs-Station im Würzburger Stadtteil  Hubland werden seit 2018 intelligente  Begrünungsmöglichkeiten für Gebäudefassaden  untersuch

Klimafassaden der Zukunft: An der Klima-Forschungs-Station im Würzburger Stadtteil Hubland werden seit 2018 intelligente Begrünungsmöglichkeiten für Gebäudefassaden untersuch

LWG-Pressemitteilung vom 31.5.2021: Artenreiche Wandbegrünung - Wir hängen den Garten an die Wand!

Auf eine besondere grüne Entdeckungsreise ging es am Dienstag, den 25. Mai 2021, am „Extremstandort Fassade“. Denn wo Städteversiegelung und stark wärmespeichernde Baukörper den Klimawandel anheizen, schwindet der Platz für Pflanzen und Tiere.

Deshalb untersucht die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Kooperation mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) die Funktion wandgebundener Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Stadt- und Gebäudeklimas.

Ziel ist es, mit klug geplanten Wandbegrünungskonzepten die Klimawirksamkeit von modernen Gebäudetechnologien effizienter zu machen und gleichzeitig einen diversen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dort zu schaffen, wo durch die Städteverdichtung natürlicher Lebensraum verloren geht.

Lebensraum Gebäudefassade

Bisher wurden im Forschungsprojekt „Klima-Forschungs-Station“ Optik, Funktionalität, Pflegeaufwand sowie Klimawirksamkeit der Vertikalbegrünung betrachtet. In der derzeit laufenden 3-jährigen Projektphase werden mit Fokus auf Biodiversität an der Hauswand speziell ausgewählte, heimische und nicht heimische Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für die Wandbegrünung – und ihre Wirkung auf heimische Blütenbesucher – getestet.

Modulares Grün: Rund 60 Kilogramm bringen die  Begrünungsmodule auf die Waage, die u. a. auch mit trockenheitstoleranten Pflanzen versehen  wurden.

Modulares Grün: Rund 60 Kilogramm bringen die Begrünungsmodule auf die Waage, die u. a. auch mit trockenheitstoleranten Pflanzen versehen wurden.

Dafür wurden am vergangenen Dienstag vorgepflanzte, rund 60 Kilogramm schwere Vertikalmodule an der Fassade der Klima-Forschungs-Station angebracht und aufwendig verkabelt. Eigens für Wildbienen konzipierte Nistmodule und natürliche Nistmaterialien wie z. B. Totholz sollen dabei einen naturnahen Lebensraum für unterschiedlichste Insekten in luftiger Höhe schaffen. Untersucht wird dann, ob diese „Insekten-Penthouse-Wohnungen“ angenommen werden.

Hightech im Einsatz: Dr. Michaela Reim vom  ZAE überprüft vor Montage der  Begrünungsmodule die Sensoren. Diese erfassen  mikroklimatische Daten und geben Aufschluss  sowohl über Kühleffekte im Sommer als auch  Dämmeffekte im Winter.

Hightech im Einsatz: Dr. Michaela Reim vom ZAE überprüft vor Montage der Begrünungsmodule die Sensoren. Diese erfassen mikroklimatische Daten und geben Aufschluss sowohl über Kühleffekte im Sommer als auch Dämmeffekte im Winter.

Klima-Forschungs-Station: Pflanze trifft Bauwerk
Auch in den Innenstädten sind die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker zu spüren: städtische Hitzeinseln sind die Folge. Der Grund dafür ist der hohe Anteil versiegelter Flächen und stark wärmespeichernde Baukörper, die die Wärme noch bis in die Nacht hinein abgeben. Gleichzeitig fehlt der Platz für Begrünung in den engen Straßen. Dabei sind Pflanzen und Bäume nicht nur wichtige Sauerstoffspender und Feinstaubfilter. Durch ihre Transpirationskühlung und Verschattungseffekte leisten sie vielmehr auch einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung städtischer Hitzeinseln. An der Klima-Forschungs-Station werden unterschiedliche innovative Fassadenbauweisen und Werkstoffe in Verbindung mit Fassaden- und Dachbegrünung beforscht.

Vertikaler Lebensraum: Dr. Katja Arand integriert  verschiedene Nisthilfen und stellt dadurch das zur  Verfügung, was verputzte Hauswände nicht bieten  können: Lebensraum für Insekten.

Vertikaler Lebensraum: Dr. Katja Arand integriert verschiedene Nisthilfen und stellt dadurch das zur Verfügung, was verputzte Hauswände nicht bieten können: Lebensraum für Insekten.

Natürliche Klimaanlage
Im Forschungsprojekt werden verschiedene, bereits auf dem Markt erhältliche Wandbegrünungssysteme mit vertikalen oder horizontalen Vegetationsflächen auf ihre Praxistauglichkeit getestet. So trägt die Fassadenbegrünung entscheidend dazu bei, dass sich der Bürger gerade in den heißen Sommermonaten wohler fühlt – im Freien, wie auch im Gebäude.„Durch ihre Verdunstungsleistung unterstützt das vertikale Grün auch das Klima im Gebäude und spart dadurch eine energieintensive Kühlung durch Klimaanlagen ein“, so Dr. Michaela Reim vom ZAE Bayern. Die klimatischen Auswirkungen, auch im Innenraum, werden im Versuchsaufbau mit verschiedenen Sensoren gemessen.

Förderung der Biodiversität in Innenstädten
Fassadenbegrünungen können jedoch nicht nur als natürliche Klimaanlage dienen, sondern auch zur Förderung der Biodiversität in Innenstädten entscheidend beitragen.

“Wildbienen, von denen es deutschlandweit über 550 Arten gibt, spielen bei der Bestäubung und damit auch bei unserer Lebensmittelproduktion eine zentrale Rolle. Nur finden diese im immer mehr verdichtenden Innenstadtbereich kaum Nahrungsquellen und Lebensräume“, betonte Dr. Katja Arand, LWG-Projektleiterin. Daher wurde bei der Bepflanzung der Module nicht nur auf eine standortgerechte, sondern auch auf die bienenfreundliche Auswahl der Pflanzen geachtet.

Bienen-Penthouse: Deutschlandweit gibt es über  550 Wildbienenarten. Etwa ein Drittel davon  beziehen bereits bestehende Hohlräume wie z. B.  Käferfraßgänge. Der Versuch soll nun zeigen, ob die künstlichen Nisthilfen angenommen werden.

Bienen-Penthouse: Deutschlandweit gibt es über 550 Wildbienenarten. Etwa ein Drittel davon beziehen bereits bestehende Hohlräume wie z. B. Käferfraßgänge. Der Versuch soll nun zeigen, ob die künstlichen Nisthilfen angenommen werden.

Blütensnack für Bestäuber
Die Module wurden u. a. mit der sehr früh blühenden Strahlenanemone, ursprünglich von Bulgarien bis Kleinasien beheimatet, oder der üppig blauviolett-blühenden Katzenminze aus dem Mittelmeerraum bepflanzt. Der Einsatz von nicht heimischen Pflanzen kann hierbei den Versorgungsengpass ausgleichen. Dieser Engpass entsteht, dem Klimawandel geschuldet, im früheren Abblühen der heimischen Wildpflanzen. Durch eine angepasste Pflanzenwahl und sich damit überschneidende Blühperioden wird so das Nahrungsangebot für Bienen und andere blütenbesuchende Insekten zwischen März und Oktober gesichert.

Kleine Pflanze – große Wirkung: Die auf den  ersten Blick unscheinbare Strahlenanemone spielt  gerade im Frühjahr eine große Rolle. Denn mit  ihrem Blütenangebot liefert sie ein erstes  Nahrungsangebot für früh fliegende Bienen und  Hummeln.

Kleine Pflanze – große Wirkung: Die auf den ersten Blick unscheinbare Strahlenanemone spielt gerade im Frühjahr eine große Rolle. Denn mit ihrem Blütenangebot liefert sie ein erstes Nahrungsangebot für früh fliegende Bienen und Hummeln.

Fotos © LWG Veitshöchheim

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