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Am 1. Februar 2020 0.00 Uhr ist der Veitshöchheimer Ortsteil Gadheim der neue EU-Mittelpunkt - Offizielle Einweihungsfeier mit MP Söder soll im März stattfinden

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"Mit dem Brexit verschiebt sich der geographische Mittelpunkt der Europäischen Union ins unterfränkische Gadheim!" So berichtete heute der Fernsehsender Sat1 kurz nach 17.30 Uhr in seinen Nachrichten (siehe nachstehender Link auf Video).

Vorausgegangen war eine Pressekonferenz, zu der  Bürgermeister Jürgen Götz wegen des großen Medieninteresses um 15.00 Uhr in den Rathaussaal eingeladen hatte (im Bild v.l.n.r. der Gadheimer Landwirt Walter Dieck (inoffizieller Ortssprecher) Bürgermeister Jürgen Götz, die Gadheimer Landwirtin Karin Kessler (auf ihrem Acker befindet sich der neue EU-Mittelpunkt) und die gemeindliche Kulturreferentin Karen Heußner.

Wie der Bürgermeister vor den Medienvertretern erläuterte, ist eine offizielle Einweihungsfeier erst im März geplant, zu der er auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erwartet. Derzeit befinde er sich noch in der Terminfindung mit der Staatskanzlei in München. Zu dieser Einweihung sollen auch Vertreter aus Westerngrund, dem bisherigen EU-Mittelpunkt eingeladen werden.

Der Bürgermeister sieht dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zum 31.1.2020  mit gemischten Gefühlen entgegen.  Ab diesem Zeitpunkt werde der geografische Mittelpunkt der EU in Veitshöchheim, Ortsteil Gadheim, liegen. Da das Interesse an diesem bereits mit Fahnenmasten sichtbar gemachten Ort schon seit einiger Zeit groß ist, erwartet er, dass nun zahlreiche interessierte Besucher kommen. Götz: „Das dadurch verstärkte Interesse am Ort Veitshöchheim ist natürlich erfreulich und wir sind auch ein bisschen stolz auf einen einzigartigen und herausgehobenen Platz bei uns“.

Andererseits sei der Verlust Großbritanniens in der EU ein Signal aufgekündigter Zusammenarbeit mit einer Gemeinschaft, deren Ziel Konsens, Solidarität und ganz besonders Frieden unter Nachbarn ist. „Unter diesem Aspekt würden wir auf die Ehre lieber verzichten“, sagt Jürgen Götz dazu, „aber diese Entscheidung haben wir nicht zu treffen“.

Wie Bürgermeister Jürgen Götz in Erinnerung rief, habe er kurz vor dem 1. April 2017 durch die Meldung eines französischen Geographie-Instituts  auf Radio Gong mitbekommen, dass der geographische Mittelpunkt bei einem Austritt Großbritanniens nach Gadheim wandern soll.

Die Gemeinde Veitshöchheim ergriff die Initiative und pachtete hier über dem Maintal von der Landwirtin Karin Kessler tausend Quadratmeter Acker. Zur Gestaltung der Fläche, so Götz, habe er Gespräche mit verschiedenen Institutionen am Ort geführt, mit dem Ziel diese mit ins Boot zu holen. So beteiligte sich auch das Institut für Landespflege der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.  In einer Seminararbeit erstellten Studierende der Technikerschule Planalternativen, die dem Gemeinderat vorgestellt wurden. Gärtnermeister und Vorarbeiter Sebastian Heller vom gemeindlichen Bauhof fertigte darauf aufbauend einen Pflanz- und Gestaltungsvorschlag.

In Eigenleistung wurden mit Hilfe der GaLaBau-Auszubildenden des Markushofes Wege gebaut, eine Fläche als Rondell gepflastert, Büsche gepflanzt, drei Fahnenmasten aufgestellt. In einen Muschelkalk-Findling wurde ein rotweißer Messstab genau am Messpunkt 9 Grad, 54 Minuten und 7 Sekunden östlicher Länge; 49 Grad, 50 Minuten und 35 Sekunden nördlicher Breite eingehauen.

Da nun der Brexit tatsächlich eintritt, so der Bürgermeister, werden hier noch von einem Projektseminar des hiesigen Gymnasiums gestaltete Informationstafeln aufgestellt. Sitzgelegenheiten haben Aufenthaltsqualität geschaffen. Vom Platz eröffnet sich ein schöner Blick auf das Maintal.

Jedes Mal, wenn der Brexit-Termin erneut verschoben wurde, hatte dies nach seinen Worten ein riesiges Medieninteresse Folge. Neben zahlreichen deutschen Medien gab der Bürgermeister auch BBC und „Guardian“, der drittmeist gelesenen englischen Tageszeitung, Interviews, ebenso einem chinesischen Fernsehsender.

Zuletzt wurde auch der WDR mit seinem ARD Morgenmagazin auf Veitshöchhheim aufmerksam. Die "Perle am Main" mit dem schönsten Rokokogarten Europas kommt nun zu der besonderen Ehre, dass das ARD-Morgenmagazin während der Fußballeuropameisterschaft 2020 live von einer Open-Air-Bühne aus dem Innenhof des Veitshöchheimer Rathauses gesendet wird.

Das ARD-Morgenmagazin läuft alle zwei Wochen, jeweils montags bis freitags von 5.30 bis 9 Uhr. Alle halbe Stunde gibt es einen Sportblock. Dieser soll dann live aus Veitshöchheim kommen. Dort ist der WDR während der zweiten und vierten EM-Woche zu Gast, also vom 22. bis 26. Juni und vom 6. bis 10. Juli 2020.

Der Bürgermeister verwies noch voller Stolz darauf, "dass wir in Veitshöchheim und Gadheim (der Weiler wurde 1976 im Rahmen der Gebietsreform von Oberdürrbach, das Stadtteil von Würzburg wurde, nach Veitshöchheim eingemeindet) seit jeher einen europäischen Bezug haben." So stamme der Ortspatron, der heilige Vitus aus Sizilien, der durch und durch ein Europäer war.

Veitshöchheim sei weiter Garnisonsgemeinde der Bundeswehr, die seit über 50 Jahren den europäischen Frieden sichere. Hier sitze der Stab der 10. Panzerdivision, zu welcher auch die deutsch-französische Brigade gehöre.

Weiter habe Veitshöchheim vier Partnergemeinden, davon drei EU-Partner in der Toskana, der Normandie und in Tschechien.

Schließlich führe der europäische Jakobsweg durch Gadheim und weiter quer durch Europa bis nach Santiago de Compostella und im Ort verlaufe auch die "Mitteleuropäische Gasleitung", die zentrale Versorgungsipeline für den Kontinent.

Nicht zu vergessen der Hofgarten (mit französischer Gartenkunst) und das Schloss, die schon im 18. Jahrhundert internationale Künstler nach Veitshöcheim führten.

Wie die Landwirtin Karin Kessler erzählte, hat sie vor, im direkten Anschluss an den EU-Mittelpunkt auf ihrem 13.000 Quadratmeter großen Acker eine mehrjährig blühende Insektenwiese mittels Patenschaften anzulegen. Sie wirbt, wie auf der Tafel zu sehen, um Paten, die mit nur 40 Euro helfen können, jährlich 100 Quadratmeter Lebensraum für Bienen, Insekten und andere Wildtiere zu schaffen. Wie sie sagte, hat sie bereits 40 Patenschaften abgeschlossen.

Angesprochen wurde auch die zehnmonatige Sperrung der Kreisstraße von Veitshöchheim nach Gadheim in diesem Jahr, die die Zufahrt nach Gadheim erschwert. Die Buslinie 19, so der Bürgermeister, werde auf der Ausweichtrasse jedoch direkt am EU-Mittelpunkt vorbeikommen. Ob dann auch eine Haltestelle eingerichtet werde, sei noch offen.

 

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E
Und keine 4 Wochen später sind sämtliche Zufahrten bis Jahresende gesperrt!
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