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Trotz großer Hitze kamen über 800 Weinfreunde beim ersten kulinarischen Weinschlendern im Veitshöchheimer Sonnenschein auf ihre Kosten

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nun kann es losgehen: Die Fränkische Weinkönigin Klara Zehnder aus Randersacker gab sich heute morgen kurz nach zehn Uhr die Ehre, symbolisch das Startband für das "Weinschlendern am Sonnenschein" zu durchschneiden, das die Gemeinde Veitshöchheim heute bis 18 Uhr erstmals veranstaltete.

Der Weinkönigin assistierten dabei v.l.n.r.  Bürgermeister Jürgen Götz, die örtliche Symbolfigur des Bacchus, des römischen Gottes des Weines, in Gestalt von Gemeinderatsmitglied Oswald Bamberger und der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Arthur Steinmann.

Was in vielen Weinorten im Fränkischen Weinland Tradition hat, ging so heute erstmals auch in Veitshöchheim bei heißen Temperaturen und reichlich Sonnenschein über die Bühne.  Auf dem 2,5 Kilometer langen Rundweg durch die Veitshöchheimer Weinberge hatten die Gäste, nach den Worten des Bürgermeisters auf den Spuren des Weingottes Bacchus wandelnd, die Qual der Wahl, an sechs Stationen unter  25 edlen Tropfen aus der Lage "Sonnenschein" zu probieren, die die acht Weinbaubetriebe Bürgerspital Würzburg, Weingut Reiss, Weingut am Stein, Weingut Gebr.Geiger jun., Weingut A.&M. Klüpfel, Weingut Hessler, Weinbau Joe Schmitt und Weinbau Glückert zur Verkostung anboten.

Damit der Wein nicht nur gut mundet, sondern auch gut bekommt, war auch für eine gute Grundlage gesorgt. Nicht alltägliche kulinarische Köstlichkeiten des Esswagens von Heike Baumann (u.a. Tapas - wie auf dem Foto links zu sehen, Hotdog, Gemüsespieße, Hamburger), von  Fischzucht Schlereth (Meefischli, Karpfenknusper und Fischbrötchen) und Vesper der 87 Bar Breunig verführten ebenso den Gaumen wie die exquisiten Rebsorten.

Mit einer Novum-Rebsorte im Fränkischen Weinland wartete dabei an der Station 1 der Veitshöchheimer Winzer Oskar Glückert auf: Er ist hier der einzige, wie der Weinbaupräsident bestätigte, der vor vier Jahren im Zeichen des Klimawandels 500 Pflanzen der mediterranen, also in Südeuropa beheimateten Malvasier-Rebsorte erwarb und im Weinberg hinter ihm (Foto unten) setzte. Ursprünglich kommt der Malvasia-Wein wohl aus Kleinasien und wurde in der Antike von der Insel Kreta aus in die Welt gebracht.

Der von der Weinkönigin präsentierte Früher Roter Malvasier 2017 von Glückert, war auch für sie Neuland. Dieser Wein antiken griechischen Ursprungs geht mit 88 Öchsle in die Richtung von Silvaner, hat aber mehr Säure. Wie der Winzer berichtet, ist diese Rebsorte mit ihren großen rötlichfarbenen Beeren und großen Blättern  sehr genügsam und pflegeleicht, durch die dickere Schale auch resistenter und faule weniger. Sie vertrage so auch die Sommerhitze sehr gut und verbrenne nicht. Nach zwei Wachstumsjahren konnte Glückert bei der ersten Weinlese 2016 einen Ertrag von 300 Litern und im Vorjahr trotz Dauerbegrünung von 400 Litern erzielen.

"Mal was anderes, was man sonst so noch nicht kennt" war Steffen Keller aus Güntersleben recht angetan vom Malvasier, den er so süffig fand, dass es nicht bei einem Versucherle blieb.

Rosen im Weinberg und ein selbst gebauter Bildstock: Oskar Glückert, auch beruflich im Weinbau des Bürgerspitals tätig, ist mit Leib und Seele auch ein tradtitionsbewusster Winzer (im Bild mit Weinbaupräsident, Weinkönigin und Bacchus-Symbolfigur). Wenn die Rosen in voller Blüte stehen, geht es nach seinen Worten auch seinen Rebstöcken gut.

Am Ende der Veranstaltung war Oskar Glückert rundum zufrieden mit der Weinschlendern-Premiere. Für ihn heißt es: "Weiter so!"

Obwohl Veitshöchheim erstmals im Jahr 1097 schriftlich erwähnt wurde, belege eine Gemarkungsbeschreibung, so Bürgermeister Jürgen Götz in seiner Rede zu Eröffnung, dass schon im Jahr 779 in Veitshöchheim Wein angbaut wurde.

Der Würzburger Fürstbischof habe als Landesherr der Veitshöchheimer neben anderen Steuern und Abgaben immer auch einen Teil des Veitshöchheimer Weins erhalten. Als Abgabestelle diente die 1683 in der Herrnstraße eingerichtete fürstbischöfliche Kellerei (heute Staatliche Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau - seit 1902 das Aushängeschild von Veitshöchheim, was den Weinbau betrifft, damals noch als Königliche Lehr- und Versuchsanstalt im Rathaus untergebracht, jetzt an der Steige beheimatet).

Ein Plan von 1720 zeige, so Götz, dass es früher im Ort auch Weinberge in heute bebauten Flächen gab (so in Lodenstraße/Hofweg, in der Setz und in Sommer-/Winter-/Kerzenleite). So habe die Weinbaufläche 1830 noch 185 Hektar umfasst. Heute seien es in den Lagen Fachtel und Talberg (heute Veitshöchheimer Sonnenschein) nur noch etwa 23 Hektar. Diese Flächen wurden nach seinen Worten ab 1975 mit der Weinbergsflurbereinigung "maschinengerecht" und die Zuwegungen opitimiert.

Der Dank des Bürgermeisters galt neben den Weingütern und Essständen vor allem seiner Tourist-Info-Leiterin Dr. Petra Reichert-Südbeck, die seine Idee der kleinen Weinlagenwanderung aufgegriffen und zusammen mit seiner aus einer Winzerfamilie stammenden Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann tatkräftig umgesetzt habe.

Den Spruch "Wein ist eingefangener Sonnenschein" führte die Fränkische Weinkönigin Klara Zehnder zur Eröffnung vor Augen. Dies bedeute, so sagte sie, dass der Wein, das Teroir einer Region, eines Ortes einfangen soll, den Boden, die Lage, die Kunst des Winzers und ganz entscheidend das Klima, den Sonnenschein, der die Lagen verwöhnt. Zehnder: "Wir sind hier in einer erstklassigen Lage, in der große Weine entstehen können. Und hier haben wir gleich den doppelten Sonnenschein, einmal von oben und einmal von unten, wo die Trauben erwärmt werden durch die Hitze, den Sonnenschein, den wir dann im Glas wiederfinden können."

Solche Weinlagenwanderungen, die hier zum ersten Mal über die Bühne ging, würden zur Zeit gehypt. Dies habe damit zu tun, dass wir in einer Zeit leben, wo man viel im Büro vor dem PC sitze. Viele Leute würden es deshalb ganz besonders schön finden, mal wieder raus zu kommen, die Schönheit der Natur und die Landschaft zu genießen und zu sehen, wo der Wein wächst. Sie sei sich deshalb sicher, dass dieses Weinschlendern in Veitshöchheim nicht zum letzten Mal stattfinde.

Nach dem Motto "Wundervoll ist Bacchus Gabe" erheiterte zur Eröffnung Bacchus-Symbol-Figur Oswald Bamberger die Zuhörer mit dem selbstgereimten Gedicht:

"Wir stehen hier am hohen Punkt und schaun ins Land der Franken und sehen Reben, Wald und Wasser, wofür wir dem Herrgott danken. Der Gast fühlt sich hier wie daheim und ihm ist schnell gewiss: Mein Franken, das ist ganz gewiss, die Eingangstür zum Paradies. Wein vergoldet jeden Tag, scheucht hinweg des Daseins Plag, macht die Menschen froh und heiter, ihren Geist sehr viel gescheiter."

Aus dem Herzen sprach offenbar der Weingott bei dieser Gruppe. Diese hatten viel Spaß  und konnten nicht genug kriegen beim Weinschlendern im Sonnenschein in der Veitshöchheimer Lage Sonnenschein. "Es war so was von schön und wir haben es wirklich über sechs Stunden genossen", schwärmte Ingrid Hasga. Es sei hier in den Weinbergen so toll, meinte TGV-Übungsleiter Bernd Janocha, dass man nicht in Urlaub zu fahren brauche. Er äußerte sich deshalb begeistert über die Idee des Bürgermeisters, die Idylle der Weinberge für ein Fest zu nutzen. Er fand es aber schade, dass nur Wenige der über 40 örtlichen Vereine und Gruppierungen das Angebot der Gemeinde zu einem geselligen Treffen nutzten, um so auch ihre Solidarität mit der Ortsgemeinschaft zu zeigen.

Organisatorin Dr. Petra Reichert-Südbeck war aber durchaus zufrieden über die Besucher-Resonanz der Premierenveranstaltung, die auch ein niederländisches Ehepaar begeisterte, das zur Zeit auf Urlaub in Gemünden weilt. Wie die Touristinfo-Leiterin der Gemeinde am Ende feststellte, wurden beim Startpunkt an die 800 Weingläser an Gäste ausgegeben.

Zu diesen gehörte auch diese Gruppe, denen es laut Urteil des 29jährigen Felix Kunze ebenfalls so gut gefiel, dass sie trotz der Hitze von kurz nach elf Uhr bis zum Ende um 18 Uhr aushielt und die Weine aller acht Anbieter kostete, so dass sie sich recht beschwingt auf den Heimweg machten. An den genossenen Tropfen hatten sie nichts auszusetzen. Die Preise von 2,0 bis 2,5 Euro für 0,1 Liter Wein fand Toni Weber jedoch zu teuer. Er vermisste zudem an den Weinständen kleine Imbisse wie Brezeln oder Käse- und Schinkenstangen. Quasi als Anregung wurde in der Gruppe unisono die Meinung vertreten, eine Veranstaltungs-Zeit von 14 bis 20 Uhr wäre besser.

Gelobt wurde allseits auch der halbstündige Shuttle-Service vom Altort ins Birkental. Nach Auskunft des Busfahrers waren es an die 250 Leute, die dieses kostenlose Angebot nutzten.

Erstaunlich waren auch viele junge Familien mit ihrem Nachwuchs, teils auch mit Hund, unterwegs und genossen offensichtlich den Aufenthalt in der grünen Naturidylle und die tolle Aussicht auf den Main.

Blick zurück auf Veitshöchheim - der mittlere Talbergweg links ist Teil des neuen Panorama-Höhenweges des neuen Tourismusvereins Zweiuferland am Main - hier verläuft auch ein Teil des 2009 von der Gemeinde erstellten Wein-, Natur- und Kulturlehrpfades. Eine besonders imposante Aussicht bot sich den Weinschlenderern, wie  auf dem Foto unten zu sehen, auf dem Weg über den unteren Talbergweg zur Station 6.

Blick auf die Staustufe und Erlabrunn am Hessler-Weinstand.

"Für den Anfang war es nicht schlecht, wir sind zufrieden", resümierte Rudi Hepf, der den Stand des örtlichen Weingutes Hessler organisierte. Er plädiere deshalb dafür, das "Weinschlendern" beizubehalten.

Regen Umsatz verzeichnete Heike Baumann mit dem nicht alltäglichen Fingerfood ihres Esswagens.

Im Gegensatz dazu zog Stefan Wagner (Fischzucht Schlereth), der Meefischli,  Karpfenknusper und Fischbrötchen an der Station 4 neben dem Stand des Weingutes Gebr. Geiger jun. aus Thüngersheim anbot, die wenig zufriedenstellende Bilanz "Außer Spesen nichts gewesen." Der Aufwand sei für ihn enorm gewesen. Für ihn war das Wetter zu heiß. Gleichwohl sei die Stimmung unter seinen Gästen sehr gut gewesen.

 

 

Einen besonders idyllischen Aufenthalt zur Weinverkostung konnte der Thüngersheimer Weingutbesitzer Albert Klüpfel (links) seinen Gästen an seiner Weinbergshütte an Station 3 bieten.

Um die Mittagszeit noch wenig los war an der Station 5, den Ständen der Weingüter Bürgerspital und am Stein,

ebenso auch an der Station 6 mit Weinen des Weingutes Reiss und Weinbau Joe Schmitt und dem Imbiss der 87 Bar Breunig. Es dauerte eben so seine Zeit, bis  hier die Weinschlenderer zum Schlusshock ankamen.

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