Ökumenische Einsegung des modellhaften Urnen-Bestattungsquartiers "Lebensfluss" im Veitshöchheimer Waldfriedhof an Allerheiligen
Den Gräberbesuch an Allerheligen nahmen der katholische Ortspfarrer Robert Borawski und die evangelische Pfarrerin Silke Wolfrum.zum Anlass, das von der Gemeinde neu geschaffene Bestattungsquartier "Lebensfluss"im Veitshöchheimer Waldfriedhof einzusegnen.
Der 835 von Papst Gregor IV. eingeführte Allerheiligen-Feiertag ist den "alltäglichen Heiligen" gewidmet, die Gott einen Platz in ihrem Leben einräumen im Glauben auf die Auferstehung. So ist es Brauchtum, an Allerheiligen Friedhöfe zu besuchen und die Gräber zu schmücken. So fanden denn auch im Veitshöchheimer Waldfriedhof vor der Segnung der Gräber, Lieder, Gebete und Fürbitten für die Toten statt, um ihnen bei der Vollendung mit Gott zu helfen.
Der Musikverein begleitete musikalisch die Liedtexte wie "Wir sind nur Gast auf Erden".
Nach der Segnung der Gräber durch die Geistlichkeit griff Bürgermeister Jürgen Götz zum Mikrofon und erläuterte das neue Maßstäbe in der Urnenbestattung setzende modellartige Projekt, das sich die Gemeinde 120.000 Euro kosten ließ. Ausgangspunkt war laut Bürgermeister Jürgen Götz der zunehmende Bedarf für Urnenbestattungen.
So hatte der Gemeinderat 2013 entschieden, für eine neue Grabanlage anstelle der bisher starren Ausrichtung von Urnenwänden oder Grabreihen hier alles fließender und landschaftlich ansprechend gestaltet in Form des neuen Gräberfeldes mit 135 Urnenerdgräber und 86 Urnenkammern auf einer etwa 1000 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Fläche. Hier ist eine Vielzahl von Urnenbestattungen als Alternative für die Urnenwandanlage möglich.
Das sich hier durch die Fläche schlängelnde Schotterbett, mit dem Brücklein soll laut Bürgermeister an einen Fluss, den Lebensfluss erinnern. Ein Fluss nehme bei seiner Mündung ins Meer eine andere Daseinsform an. Im Flussbett besteht die Möglichkeit, Segelboote als Grabmale mit Inschrift zu erwerben.
Jürgen Götz: "Hier in dieser Urnenanlage, mit den halbrunden, von einer getrennten Räumen und Sitzmöglichkeiten können wir beten, uns besinnen und meditieren über den diesseitigen Lebens in ein, uns noch unbekanntes, nach unserem festen Glauben ewiges Leben bei Gott." Es habe sich gezeigt, dass wir Menschen nach wie vor das Bedürfnis haben, am Bestattungsort zu trauern, selbst wenn dies bei manchem nur einmal im Jahr, meistens an Allerheiligen, der Fall ist.
Der örtliche Landschaftsarchitekt Thomas Struchholz (im Bild) hat hier dieses neue Bestattungsquartier "Lebensfluss" entworfen, welches nach den Worten des Bürgermeisters im Einklang mit der Natur harmonisch in die Umgebung der Waldszenerie eingebettet ist. Die Anlage erscheine gepflegt und sauber, ohne steril zu wirken. Dies werde durch ganzjährige Pflege durch professionelle Kräfte gewährleistet.
Einzelne Bereiche wurden so bereits vollständig mit Grabstelen angelegt, so dass Hinterbliebene vor Ort den Urnenplatz auswählen können, der ihnen hinsichtlich Motiv und Gestaltung am besten gefällt.
Steinmetze und Friedhofsgärtner sind nämlich bei diesem mustergültigen Projekt in Vorleistung gegangen. Die 35 Stelen wurden vom Steinmetzbetrieb gestellt und vorfinanziert. Sie haben einen Wert von insgesamt 100.000 Euro. Die jeweilige Stele ist mit Erwerb der Grabstätte zu kaufen. Bei einer Bestattung muss dann nur noch die Grabstele mit einer Inschrift versehen werden, um alles andere, auch um die Pflege des Grabplatzes, braucht sich der Bürger nicht mehr zu kümmern. . Hier erfolgt durch die beauftragte Gärtnerei jährlich eine dreimalige Wechselbepflanzung vor den Stelen.
Besondere Bedeutung an diesem Grabfeld hat auch das fast drei Meter hohe Signum der Steinmetzgemeinschaft, welches den Grenzstein des Lebens darstellen soll. Die Steinsäule aus Tittlinger Grobkorn stellt im übertragenen Sinne einen Leuchtturm dar, in dessen vier Seiten ein Glasstreifen eingearbeitet und als Abschluss der Säule eine Glaspyramide aufgesetzt ist. Die Gemeinde ließ sich diese "Kunst am Bau" 17.648 Euro kosten. Es sind dies die reinen Materialkosten, die Arbeitszeit berechneten die Steinmetze nicht.
Die Schotterspur führt so symbolisch über ein Brücklein, vom Diesseits ins Jenseits und verliert sich im Efeu der Randbepflanzung. Am Ende des Weges nach dem Brückle gibt es auch eine Grabstätte i für die Beisetzung von ungeborenen Leben, den „Sternenkindern".
Bodengleiche Gräber für bis zu zwei Urnen gibt es entlang des nördlichen Weges in einer Rasenfläche mit Bepflanzung und einer einheitlichen Beschriftungsplatte sowie der Möglichkeit, Blumen und Grablichter abzustellen.
In dem rechts vom Schotterbett mit Dauergrün eingefassten Bereich hat der Angehörige die Möglichkeit einen eigenen Grabstein bis maximal 80 Zentimeter aufzustellen und selbst das Grab zu pflegen.
Bürgermeister Jürgen Götz sagte am Ende seiner Ansprache zu den nur noch wenigen Anwesenden: "So lassen Sie uns heute an Allerheiligen in ganz besonderer Weise all derer gedenken, die diesen Grenzstein des Lebens bereits passiert haben und nun auf der anderen Seite des Lebensflusses in einem anderen vollkommenen Leben bei unserem Herrn angelangt sind."