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Projektchor ViaVicis begeisterte in der Veitshöchheimer Vituskirche mit Liedern über Mensch, Gott, Liebe und Natur von der Romantik bis zur Moderne

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein außergewöhnliches Konzert erlebten am Samstagabend an die 100 Gäste in der Vituskirche in Veitshöchheim. Unter der Leitung von Hubert Hoche entführte der im Herbst 2012 gegründete Projektchor "ViaVicis" eine Stunde lang in filigran verwobene geistliche Klangwelten aus der Romantik bis zur Moderne, makellos klar und weich artikuliert. Elf Sopran-, acht Alt-, fünf Tenor- und fünf Bass-Stimmen intonierten  hohen musikalischen Ansprüchen gerecht werdend, Chorwerke von John Farmer, Thomas Morley und Pierre Passerau (alle 16. Jahrhundert),  Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy (19. Jahrhundert), sowie  Bob Chilcott, Howard Helvey, Sarah Quartel und Nicholas Myers (alle in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren).

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Günther Rupkalvis freute sich, dass er den Chor für ein Benefizkonzert zugunsten des neuen generalsanierten Kindergarten St. Martin gewinnen konnte, der in diesem Jahr wieder in seine neuen Räumlichkeiten in der Sendelbachstraße zurückkehren wird. Die nach dem Konzert eingesammelten Spenden gehen an den Trägerverein für die Anschaffung von Spielmaterial außerhalb des normalen Budgets des Kindergartens.

Die meisten der 19 Sängerinnen und zehn Sänger aus der Region Würzburg, Marktheidenheideld, Lohr und Aschaffenburg singen regelmäßig in örtlichen Gesangvereinen. ViaVicis ist für sie Gelegenheit, bei der Einstudierung besonderer und eher ungewöhnlicher Chorwerke an ihre Grenzen zu stoßen.

Chorleiter Hubert Hoche studierte Komposition und Dirigieren an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar. Anschließend absolvierte er ein Aufbaustudium - Komposition - bis 2000. Weiterführende Studien bei Prof. Michel Philippot (Paris), Bernhard Higink und Jan Cober. Als Komponist schreibt er für alle Besetzungen - von Solowerken bis hin zu Kompositionen für Sinfonieorchester.

Der erste Teil des von Sabine Kohlhepp moderierten Konzerts stand unter dem Motto "Mensch und Gott".

Den Auftakt bildete "Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen" aus dem Jahr 1878, in dem der tiefreligiöse Johannes Brahms die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes stellt, weshalb er Leid zulässt, obwohl er allmächtig ist, es zu verhindern.

Es folgte "God so loved the world" des Briten Bob Chilcott (* 1955) mit der Aussage, dass Gott die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.

Als drittes Stück erklang "Trust in Jehova", eine Auftragskomposition des Dirigenten Hubert Hoche, die dieser als Trilogie zum Martin-Luther-Jubiläumsjahr 2017 schuf, basierend auf Psalm-Texten der Luther-Bibel wie "Es ist besser auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf den Menschen zu verlassen."

Den ersten Teil beendete das Lied "O gracious light" des US-Amerikaners Helvey Howard (*1968), eine englische Übersetzung eines griechischen Lobliedes aus dem 3. Jahrhundert an Jesus Christus, den im herrlichen Glanze des himmlischen Vaters alle Geschöpfe verherrlichen.

Der zweite Teil des Konzerts widmete sich dem Motto "Mensch, Liebe und Natur".

Den Auftakt bildete das Lied "Winter's Night" des 32jährigen US-Amerikaners Nicholas Myers,  eine einfühlsame Beschreibung einer kalten, stillen Winternacht im Jahr 2011, in der Schneeflocken leise zur Erde fallen und die Welt sich über Nacht verändert und Schönheit, Stille, Frieden in der Natur einzieht.

Als Kontrast dazu ertönen dann Frühlings- und Volkslieder von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847), einem der bedeutendsten Musiker der Romantik, dessen Werke eine positive Grundstimmung ausstrahlen, heiter, gefühlvoll, erstaunt, neugierig. Die drei Volkslieder op. 41 beschreiben den Lebenskreislauf eines Liebespaares, glücklich, traurig, "wie es eben ist".

Nur der Frauenchor sorgt dann für Abwechslung mit dem Lied "Songbird" der zeitgenössischen kanadischen Musikpädagogin Sarah Quartel (*1982) über singende und jubilierende Vögel und das Gewusel an einer Vogeltränke im Frühling.

Die letzten drei Lieder stammen alle aus dem 16. Jahrhundert. Das erste ist das englische Madrigal "Fair Phyllis I Saw Sitting All Alone" von John Farmer (1570 - 1601). Dieses "Singgedicht" als wichtigste musikalische Gesangsform der Renaissance und des Frühbarock schildert die Geschichte einer jungen, alleine ihre Schafe hütenden Schäferin, bis ihr Geliebter sie findet und in einem Kuss mit ihr versinkt.

Von dem englischen Renaissance-Komponisten Thomas Morley (1557 - 1602) stammt das mehrstimmige Gesangsstück "Now is the month of maying" aus dem Jahr 1595, in dem vergnügte Burschen tanzen und spielen, jeder mit seiner Liebsten ins Heu geht.

Krönender Abschluss einer grandiosen Gesangstunde ist schließlich das lustige Chanson  "Il est belet bon" des französischen Tenors Pierre Passerau (1509 - 1447), in dem sich eine Ehefrau vom Lande über ihren gutmütigen und fleißigen, aber auch trotteligen Ehemann lustig macht. Als er die Hühner füttert, konnte das Publikum auch Hennengeschrei vernehmen. Als Zugabe servierte der Chor dem begeisterten Publikum dieses Lied in einer dahingaloppierenden Gangart.

Fotos (c) Dieter Gürz

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