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Veitshöchheimer Berufsförderungswerk bildete erfolgreich weitere Blinde zu Schriftdolmetschern für Hörgeschädigte aus - Doppelte Inklusion

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nach der Zeugnisübergabe v.l.n.r Werner Hagedorn (LV Schwerhörige und Taube), Monika Weigand, Peter Grieb (beide BFW-Projektleitung), Alexandra Schlotterer (Absolventin), Christoph Wutz (BFW-Geschäftsführer), Sandra Pilz (Absolventin) und Heidrun Wehmeyer (SDI)

Nach der Zeugnisübergabe v.l.n.r Werner Hagedorn (LV Schwerhörige und Taube), Monika Weigand, Peter Grieb (beide BFW-Projektleitung), Alexandra Schlotterer (Absolventin), Christoph Wutz (BFW-Geschäftsführer), Sandra Pilz (Absolventin) und Heidrun Wehmeyer (SDI)

dazu gesellten sich auf diesem Foto inks Bernise Riviére (Verbavoice) und rechts Gerda Hoh (Dozentin IFD Würzburg) und der gehörlose Matthias Bruder

dazu gesellten sich auf diesem Foto inks Bernise Riviére (Verbavoice) und rechts Gerda Hoh (Dozentin IFD Würzburg) und der gehörlose Matthias Bruder

Das Berufsförderwerk für Blinde (BFW) in Veitshöchheim hat zum zweiten Mal erfolgreich "Schriftdolmetscher“ für hörgeschädigte Menschen ausgebildet. Das bundesweit  einmalige Konzept kommt sowohl Sehbehinderten als auch Hörgeschädigten und Gehörlosen zu Gute. Mit Hilfe moderner Computertechnik wandeln Schriftdolmetscher das gesprochene Wort synchron in Schrift um und erleichtern so Hörgeschädigten den Alltag in vielen Bereichen.

Die Blinden Sandra Pilz und Alexandra Schlotterer konnten nach einer neunmonatigen Ausbildung bei einer Feier im BFW-Seminarsaal in Anwesenheit von an der Ausbildung beteiligten Partnern  die von Heidrun Wehmeyer vom SDI und Peter Grieb vom BFW übereichten aussagekräftigen und anerkannten Zertifikate persönlich in Empfang nehmen. Die beiden anderen Absolventen Martin Knopf und Melanie Hambrecht waren per Skype zugeschaltet.

BFW-Geschäftsführer Christoph Wutz zeigte sich euphorisch, vor zwei Jahren mit dem Schriftdolmetscher ein neues Projekt erfolgreich auf den Weg gebracht zu haben. Er sprach von einem Leuchtturmprojekt, das offenbare, wie das BFW Würzburg seine Aufgabe sehe, nämlich den Mut, neue Wege zu gehen, neu zu denken und sich neu zu vernetzen

Er lobte die Absolventen, mit ihrem Mut und ihr Engagement seien sie ein Vorbild dafür, dass vieles möglich sei, wenn man sich nur traue. Er wünschte ihnen auf ihrem weiteren beruflichen wie privaten Lebensweg weiterhin den gezeigten Elan und den Mut

Besonders dankte Wutz neben seinen für den Kurs zuständigen Mitarbeitern Monika Weigand und Peter Grieb den Ausbildungs-Partnern, der Dolmetscher-Agentur VerbaVoice und dem Sprachen- und Dolmetscherinstitut (SDI), beide in München ansässig. VerbaVoice habe für die praktische Ausbildung die Konferenzsoftware zur Verfügung gestellt und Hospitationen und praktische Einsätze ermöglicht. Das SDI schließlich war Partner in allen Belangen der Prüfung, das die Teilnehmer auf Herz und Nieren geprüft habe, so dass den Absolventen aussagekräftige, anerkannte Zertifikate überreicht werden konnten.

Werner Hagedorn, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Schwerhörigen und Ertaubten e.V.  sprach von Zweifeln, die er vor zwei Jahren beim Start der Ausbildung hatte, ob sich die blinden Schriftdolmetscher draußen in freier Wildbahn auch zurechtfinden. Im Herbst letzten Jahres habe er bei einer Veranstaltung eine blinde Schriftdolmetscherin des ersten Kurses im Einsatz erlebt. Alle seien begeistert gewesen, wie sie wie ein Weltmeister geschrieben habe. Alle Vorurteile und Zweifel seien seitdem beim Landesverband weggewesen. Es liege aber immer noch ein weiter Weg vor uns, denn es herrsche nach wie vor ein großer Bedarf von Schriftdolmetschern.

Monika Weigand, am BFW für Forschung und Entwicklung zuständig, gab humorvolle Einblicke über Kursverlauf und die vier Teilnehmer. Die neunmonatige Fortbildung zum Schriftdolmetscher sei etwas Besonderes, wofür man ganz besondere Menschen mit Mut, Engagement und Energie brauche. Denn sie sei der einzige Fernlehrgang am BFW, die Teilnehmer deshalb Exoten, die acht Mal zu Präsenztagen ins BFW kamen, um Dolmetschertechniken  und das Schreiben zu trainieren. So nahm Martin Knopf jedes Mal die weite Anreise aus Brenton Hall in der Nähe von New Castle in England, wo er auf einer Lammfarm wohnt, auf sich.

Alle vier Teilnehmer sind nach Weigands Worten nun Spezialisten mit besonderen Fertigkeiten, die nur ganz wenige können. Zur Erinnerung an die Ausbildung überreichte sie den beiden anwesenden Prüflingen einen kleinen Plüsch-Drachen, mit dem BFW-Logo versehen, als greifbares Abschieds-Geschenk, den man auch mal in die Ecke hauen kann. Den Drachen wählte sie sinnbildlich für das Dragon heißende Spracherkennungsprogramm.

Sandra Pilz, die ein ganz besonders gutes Prüfungsergebnis erzielen konnte, dankte Weigand  für die gelungene Ausbildung und die tolle Unterstützung. Inklusion sei ein großes Wort. Aber nicht jeder wisse, was es bedeute. Sie habe als Blinde über den Tellerrand blicken können, wie man mit Taubheit lebe. Sie freue sich nun darauf, Menschen mit Hörschädigung beim barrierefreien Umgang helfen und dabei interessante Dinge dazu lernen zu können.

Ein Schriftdolmetscher kann von Veranstaltern ab 42 Euro pro Stunde gebucht werden. Benötigt werde ein Internet-Anschluss und ein Beamer mit Leinwand. Kontakt sind über www.verbavoice.de möglich.

Die neuen Schriftdolmetscher brauchen für ihren Einsatz lediglich einen Internetanschluss. Sie loggen sich über die Online-Plattform von VerbaVoice ein, hören die Worte des Sprechers und geben per Spracherkennung den Live-Text ein. Der hörgeschädigte Nutzer kann dann den Live-Text auf der Leinwand, dem Laptop oder einem Smartphone lesen. So konnte der gehörlose Matthias Bruder  (Bildmitte) bei der Abschlussfeier die Reden zeitgleich auf dem Laptop mitlesen. Links von ihm Bernise Riviére von Verbavoice und rechts BFW-IT-Experte Ernst Heßdörfer.

Die neuen Schriftdolmetscher brauchen für ihren Einsatz lediglich einen Internetanschluss. Sie loggen sich über die Online-Plattform von VerbaVoice ein, hören die Worte des Sprechers und geben per Spracherkennung den Live-Text ein. Der hörgeschädigte Nutzer kann dann den Live-Text auf der Leinwand, dem Laptop oder einem Smartphone lesen. So konnte der gehörlose Matthias Bruder (Bildmitte) bei der Abschlussfeier die Reden zeitgleich auf dem Laptop mitlesen. Links von ihm Bernise Riviére von Verbavoice und rechts BFW-IT-Experte Ernst Heßdörfer.

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