Grandiose Leistung: Günter Röhm nach 75 Tagen, 3634 Kilometern und 26.625 Höhenmetern mit dem Rad unfallfrei, glücklich und dankbar in Santiago de Compostela gelandet
Zurecht voller Stolz lässt sich Günter Röhm an der Westfassade einer der prächtigsten Kathedralen der Christenheit ablichten.
Es ist geschafft. Glücklich und dankbar, 3634 Kilometer und 26.625 Höhenmeter unfallfrei und bei bester Gesundheit zurückgelegt zu haben, erreichte der 75jährige Veitshöchheimer Radpilger Günther Röhm nach 75 Tagen Fahrt auf dem Drahtesel sein Ziel Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens, neben Rom und Jerusalem der bedeutendste Wallfahrtsort der Christenheit (Link auf Vorbericht).
"Diese anstrengende, aber fantastische Pilgerreise wird mir unvergesslich sein!" berichtet er auf postalischem Weg aus dem an der spanischen Atlantikküste gelegenen Cedeira, eine CD mit diesen Fotos beilegend. Sie führte ihn über Rothenburg, Speyer, Metz, Dyon, Lyon, Montpellier, Girona, Barcelona. Zaragoza, Toledo, Madrid, Zamora, Ourense zum Reliquienschrein des Apostels Jakobus.
Hier lässt es sich der Radpilger (links) gut gehen im Kreise von Sportsfreunden auf einer "Dorf-Fiesta" in Sayaton, kurz vor Madrid, um gestärkt die letzten 700 Kilometer anzugehen.
Hier befindet sich der Pilger auf dem Camino de Santiago (Jakobsweg) bereits auf den letzten 50 Kilometern, kurz nach Lalin.
An der Pforte zum ehemaligen Kloster San Martin Pnario, heute von der Universität Santiago als Hospederina mit Mensa genutzt, verschenkt Günter Röhm nach seiner fünften und bisher längsten Pilgerreise sein Koga-Fahrrad, das ihm ein treuer Gefährte auf vielen Reisen war, an Roberto, der hier als Kellner arbeitet. Mit ihm ist Röhm seit seiner ersten Pilgerreise nach Santiago im Jahr 2002 befreundet. Hier in der Mensa hat der Pilger oft preiswert und gut gegessen.
Schon 1989 war Günter Röhm anlässlich seines 50. Geburtstages in das 1500 Kilometer entfernte Rom geradelt. Das Apostelgrab in Santiago war nun nach 2002, 2005 und 2007 bereits zum vierten Mal sein Ziel, jedes Mal auf unterschiedlichen Routen. Santiago de Compostela ist für ihn ein Traum. Auch seine Frau, die ihn hier nach seiner Ankunft besuchte, liebt wie er diese Stadt. Wie Röhm schreibt, genossen beide die Tage in Santiago, ehe sie anschließend mit dem Auto über Coruña durch Galicien, Asturien und Kantalonien längs der Atlantik-Küste nach Bilbao kamen. Von hier aus flog dann das Paar am zweiten Oktober gemeinsam zurück in die Heimat.
Akribischer Pilgerbericht
Der Abenteurer, der unterwegs seinen 75. Geburtstag feierte, führte auch dieses Mal wieder akribisch Buch. Von den 75 Reisetagen mit dem Fahrrad, war Röhm 58 Tage unterwegs. Rast legte er an dreieinhalb Regentagen, zwei Ruhetagen, einem Reparaturtag und zehneinhalb Besichtigungstagen ein. Im Schnitt fuhr er täglich 63 Kilometer und 460 Höhenmeter
Unterwegs viel gesehen
Wie auch auf seinen vorigen Pilger-Reisen hat er wieder viel gesehen: herrliche Kathedralen, alte Klöster, fantastische Kreuzgänge, Friedhöfe – ganz anders als bei uns - aber auch Schlösser, Burgen, Residenzen, Parkanlagen, herrschaftliche Häuser und viele kleine alte Wohngebäude, meist liebevoll gepflegt, auch verwahrloste, zahlreiche halb verfallene landwirtschaftliche Anwesen inmitten riesiger Felder. Auffallend an vielen Gebäuden waren Wappen, Kreuze und Gedenktafeln in Stein gemeißelt in hervorragender, handwerklicher Qualität.
Die Landschaften waren für ihn sehr abwechslungsreich. Die Wälder, längs von Flüssen und alten Kanälen, waren in Frankreich traumhaft schön. In Spanien waren die Straßen längs der Küste kurvenreich mit heftigen, meist kurzen Anstiegen, mit schöner Aussicht auf das Meer. Im Landesinneren wechselten sich oft karg und monoton, große landwirtschaftlich genutzte Flächen ohne jeden Baum mit Naturschutzgebieten und landwirtschaftlich reizvollen Abschnitten ab. Röhm: "Es war einfach alles dabei, inklusive vieler, vieler, Berge."
Kein Tag wie der andere
Der Tagesablauf eines Rad-Pilgers sieht immer gleich aus: fahren, fahren, fahren, trinken, essen, beten, fotografieren, Berichte schreiben, Pilger-Pass stempeln lassen, Route vorbereiten für nächsten Tag und Wäsche waschen. Röhm: „Aber kein Tag war wie der andere, jeder Tag interessant und schön. Es gab immer neue Erlebnisse, neue Probleme, neue Bekannte. Es wurde nie langweilig, die Tage waren einfach zu kurz.“
Die allabendliche Quartiersuche war oft nicht einfach. Als sehr hilfreich erwiesen sich die Officinas de Tourismo. Nur einmal blieb ihm nichts anderes übrig, in einem Refugio mit elf Stockbetten, aber mit fließend Warm- und Kaltwasser zu schlafen. Allerdings war er hier der einzige Gast. Sonst fand der Pilger immer Pensionen, Hostel’s und Hotel’s und meist erheblich billiger als bei uns in Deutschland.
Diese Reise war für Günter Röhm auch deshalb ein besonders Erlebnis, weil er sehr, sehr viel Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Zugehen auf den „fremden Pilger“ erfahren habe. Auch seine Fahrleistung habe man anerkannt und ihm dazu gratuliert. Darüber habe er sich sehr gefreut.
Keinerlei gesunheitliche Probleme
Kaum zu glauben, dass er noch im März vier Wochen auf Reha war, um sich von den Auswirkungen einer Tumorerkrankung im Halsbereich zu erholen. Umso erstaunlicher dass er trotz seines hohen Alters keinerlei gesundheitliche Probleme hatte. Röhm: "Ich konnte trotz aller Anstrengung diese Reise genießen."
Das Wetter sei am Anfang der Reise in Deutschland und Frankreich sehr schlecht gewesen. Nach dem Regen kam dann ein Sturm mit starkem Wind. Erst in Spanien wurde es schön und endlich warm, in „Inner-Spanien“ bis zu 43 Grad. Dies habe ihm aber keinerlei Probleme gemacht, denn er liebe die Wärme und vertrage die Hitze sehr gut.
Günter Röhm schreibt am Ende: "Ich bin glücklich und dankbar und sehe es als große Gnade an, dass alles so gut lief und habe täglich meinen Schutzpatron „S. Jac“ dafür gedankt."