"Glücksritterin" Angie aus Charlotte (USA) zu Besuch in der alten Heimat

Im Ferienhaus von Bernd Wiek in der Unteren Maingasse in Veitshöchheim waren dieser Tage illustre Gäste anzutreffen. Im Mittelpunkt stand dabei die 52jährige Angie Adams-Purtell (hinten rechts mit Ehemann John). Die in der Gartensiedlung mit fünf Geschwistern aufgewachsene Tochter des hiesigen Oberlehrers Artur Knötgen war 1988 mit ihrer damals neunjährigen Tochter Patricia in die USA ausgewandert und machte dort ihr Glück.

Sie ist ein Beispiel für den "American way of life", hinter dem die Idee steht, dass jeder - unabhängig von seiner Herkunft - seinen Lebensstandard durch Entschlossenheit, harte Arbeit und Begabung entscheidend verbessern kann.

Über viele Jahre hinweg hatte Angie (auf dem Foto vor ihrer Elementary School, der Vitusschule im Veitshöchheimer Altort) fast keine Kontakte mehr zu ihrer alten Heimat, vor allem auch nicht mehr zu ihren vielen Cousins und Cousinen. Das änderte sich rapide, seit auch in Deutschland immer mehr Leute in Facebook posten. So kam sie nicht nur mit Verwandten in Kontakt, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte, sondern konnte sich seit zwei Jahren auch durch in Facebook geposteten Beiträge auf Veitshöchheim News informieren, was so in ihrer alten Heimat los ist.

So hatte sie denn viel beim Genuss von Franken-Wein im  Wiek`schen Ferien-Hof (Foto)  zu erzählen.

Nach ihrer Auswanderung verbrachte Angie ihr erstes Jahre in Chicago, ehe sie nach North-Carolina kam. Sie arbeitete zunächst  für eine Sprachschule als Deutsch-Lehrerin.

Besonders stolz war sie damals auf ihre Tochter Patricia. Als Neunjährige kam diese ohne jegliche Englisch-Kenntnisse in die Staaten. Doch bereits zwei Jahre später avancierte sie an ihrer Schule zur "Best English-Spelling" Schülerin. Top-Leistungen erbrachte sie später auch in ihrem Bachelor- und Master-Abschluss, so dass sie eine Anstellung im Pentagon in Washington fand.

Auch Patricia war nun mit ihrer Mutter nebst Ehemann Collin und Sohn Cameron  (Foto)  nach Veitshöchheim gekommen, hatte sie hier doch in der Familie ihres Onkels Winfried ihre ersten drei Lebensjahre verbracht.
Ihre beruflich äußerst erfolgreiche Karriere startete Angie, als sie nach North-Carolina übersiedelte. 1994 fand sie nach einer Ausbildung am Fayetteville Technical Community College (FTCC) als Immobilienmaklerin bei Wilkinson & Associates eine lukrative Beschäftigung. Angies harte Arbeit und Beharrlichkeit zahlte sich aus. Nach nur drei Jahren Maklertätigkeit erreichte sie den Multi-Millionen-Dollar-Producer-Status und wurde Top-Sales Agent des Jahres. Sie machte damit  ihre Real Estate Brokerage-Gesellschaft und ihre Familie sehr stolz. Seit dem Sommer 1998 lebt Angie in Charlotte in North-Carolina und genießt, wie sie betont, dort jede Minute.

Die 1776 nach Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, der deutschen Gemahlin des englischen Königs Georg III., benannte Stadt  ist mit ihren über 730.000 Einwohnern nach New York der zweitwichtigste Bank- und Finanzplatz der Vereinigten Staaten. Hier hat die größte US-Bank, die Bank of America ihren Hauptsitz und die Stadt nimmt den ersten Platz ein im Ranking als beliebteste Stad der gesamten USA, in die umgezogen wird, weiter hinsichtlich "wirtschaftliche Stärke", "Anzahl der Akademiker in Bezug auf die Bevölkerung" sowie  "Amerikas beste Lebensqualität" . In der Kategorie "Beste Stadt für Unternehmer und Unternehmensgründer"wird Charlotte auf Rang zwei geführt.

Kein Wunder, dass sich hier in der in einer Hügellandschaft wie in der Toskana eingebetteten Stadt, dem Mittelpunkt einer internationalen Metropolregion mit südlichem Flair und vielen  Brunnen und Straßencafés auch Angie sehr wohlfühlt. 

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Vor allem auch, seit sie vor zehn Jahren mit John Purtell einen neuen Lebenspartner fand, den sie vor fünf Jahren heiratete und mit dem sie eine neu erbaute großzügige 340-Quadratmeter-Villa bewohnt..

Da in Charlotte an die 200 deutsche Firmen wie Siemens oder BASF einen Sitz haben, ist sie als "German Real Estate Broker von Charlotte"  in der Lage, die nach hier aus der BRD einreisenden Arbeitskräfte und deren Familien mit der Gegend vertraut zu machen. Sie  konzipierte und verwaltet dazu ihre Website www.Alemanniasociety.org, auf der Angie auch eine umfangreiche Liste von deutschen und europäischen Speisen und Waren in Charlotte zusammenstellte. 

Angie, die die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, erzählt freimütig auf Facebook  auch über ihre Hobbys. Neben der Gestaltung von Websites gehört dazu ihr Interesse für Geschichte und Genealogie (Ahnenforschung). Sie ist weit gereist und besuchte  in den letzten Jahren neben ihrer Heimat auch Irland, Italien, Österreich,  Türkei und Guatemala und macht derzeit auch einen Trip nach Tschechien und die Slowakei.

Besonders liebt sie ihre beiden Shelties, die nach ihren Worten eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. In ihrer Freizeit ist sie daneben auch aktiv in verschiedenen sozialen Vereinen. Einer von ihnen ist die Alemannia Society, der größte deutsche Club in Charlotte. Hier ist sie bei den monatlichen Treffen im Waldhorn (www.Waldhorn.us) immer dabei.

Seit dem großen Banken-Crash vor drei Jahren in den USA ist jedoch auch ihre zuvor heile Welt in Charlotte etwas getrübt, gehen ihre Maklergeschäfte schlechter. Im Schnitt hätten 30 Prozent  der Hausbesitzer ihre Wohnungen wegen Überschuldung verlassen. In Deutschland hat es ihr besonders das Gesundheitswesen angetan. Obwohl sie monatlich 700 Dollar in ihre private Krankenversicherung zahlt, muss sie im Jahr noch eine Selbstbeteiligung bis zu 5.000 Dollar leisten.

Auf ihrer Facebook-Seite sagt sie über sich: "Ich bin eine Person des sozialen Gewissens, die das Verständnis und den Glauben an ein höheres Gut und das Gefühl hat, dass es eine intime Bindung unter Individuen gibt, auch solchen, die einander unbekannt sind und dass sich daraus Vorteile für uns alle ergeben."  

Keine Frage, dass sie auch ihre Freunde in den USA an ihrer Nostalgietour in der alten Heimat über Facebook teilnehmen lässt. "Schön, deinen Deutschlandbesuch im Facebook verfolgen zu können" lautet so eine der zahlreichen Kommentierungen zu den vielen Fotos, die sie auf ihrer Seite bereits über Veitshöchheim, Würzburg und das Umland veröffentlichte.

Facebook machte es auch möglich, dass sie neben vielen Verwandten im Würzburger Raum nach fast 40 Jahren auch ihren Cousin Henry Hartlieb ausfindig machte. Er lebt gar nicht mal so weit von ihr weg in Fort Myers in Florida. Das letzte Mal hatten sie sich gesehen, als er elf und sie acht Jahre alt waren. Groß war natürlich die Wiedersehensfreude zumal Henry auch noch 300 Fotos von der Zeit dabei hatte, als sie noch gemeinsam in Veitshöchheim, vor allem im Hofgarten spielten.

Nicht zuletzt ihre regen Facebook-Kontakte nach Deutschland veranlassten denn auch Angie vor zwei Jahren ihren 50. Geburtstag groß im Verwandtenkreis in Dettelbach zu feiern.

Inzwischen ist sie schon Stammgast im Ferienhaus Wiek in der Unteren Maingasse, in dem sie sich mit ihrem Mann unheimlich wohlfühlt. Sie hat es heuer bereits zum fünften Mal gebucht und wie sie sagt, bestimmt nicht zum letzten Mal.

Fotos bis auf Titelbild den Alben von Angie entnommen

© Text und Titelfoto Dieter Gürz