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Ausstellung "Städtebauliches Planungskonzept für das Gebiet Am Geisberg/Sandäcker“ im Veitshöchheimer Rathaus

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

 luftbild.jpg

 

Ein überzeugendes städtebauliches Gesamtkonzept erbrachte die Mehrfachbeauftragung von Architekten für die Erstellung eines Strukturplanes für die fast 28 Hektar großen Gebiete „Sandäcker“ und „Am Geisberg“ nördlich der Kreisstraße WÜ3 oberhalb und unterhalb der Querspange „Geithainer Allee.

Sie bilden nach dem Flächennutzungsplan der Gemeinde die letzten großflächigen Wohn-Entwicklungsgebiete Veitshöchheims, nach dem die letzte Baugrunderschließung der Gemeinde im August 2004 im Gebiet „Speckert VI“ nördlich der Gartensiedlung ihren Abschluss fand.

Ein von der Gemeinde ausgewähltes Beurteilungsgremium bewertete Ende Januar die vier anonym eingereichten Planunterlagen, die nun einschließlich der Bewertungen im

Obergeschoss des Rathauses

bis einschließlich Freitag, 2. März 2012

während der allgemeinen Dienststunden öffentlich ausgestellt sind.

Bei der Ausstellungseröffnung zeigte sich Bürgermeister Rainer Kinzkofer beeindruckt über die Qualität der vier Arbeiten und über die Erkenntnisse, die die Mehrfachbeauftragung erbrachte.

Nach Abschluss der Ausstellung, so der Bürgermeister, werde sich der Gemeinderat mit der Angelegenheit befassen und über die weitere Vorgehensweise entscheiden.

 

Vorgeschichte 

Viele der 40 Grundstückseigentümer im 138.400 Quadratmeter großen Gebiet „Geisberg“ unterhalb der Geithainer Allee hoffen bereits seit Jahrzehnten auf die bereits 1967 im Flächennutzungsplan vorgesehene Ausweisung als Bauland.

Im September 2007 beantragte dann auch eine Interessengemeinschaft von 22 der 41 Grundbesitzer des 133.873 Quadratmeter großen, als Sondergebiet oberhalb der Geithainer Allee ausgewiesenen Bereichs „Sandacker“ in ein Wohngebiet umzuwidmen.

Bei der Beratung der verschiedenen Entwicklungsvarianten der daraufhin vom Architekturbüro Holl im Auftrag der Gemeinde für beide Gebiete erstellten Machbarkeitsstudie traten im Gemeinderat im Juli 2008 sehr unterschiedliche Meinungen zu Tage, so dass sowohl der Antrag, beide Gebiete, als auch der Antrag, nur das Gebiet Geisberg weiter zu entwickeln, keine Mehrheit fand.

Nicht wie erhofft, erbrachte dann das im September 2008 in Auftrag gegebene und 2010 präsentierte Verkehrsgutachten neue erschließungstechnische Erkenntnisse.

Der Gemeinderat hatte deshalb Anfang Februar 2011 vier ausgewählte Architekturbüros ausgewählt, für das Gesamtgebiet in einem Rahmenplan Lösungsvorschläge für die künftige Form der Bebauung, die Erschließung und die Freiräume darzustellen und eine Bauabschnittsbildung für die notwendige stufenweise Erschließung des Gesamtgebietes aufzuzeigen. Dabei sollten neben städtebaulichen Komponenten auch die demografischen Entwicklungen hinsichtlich des Wohnungsgemenges sowie erschließungstechnische, ökologische und energetische Gesichtspunkte einfließen.

Link auf Vorbericht vom 2.2.2011 in Veitshöchheim News

Wie aus dem Vorbericht zu ersehen ist, gehörte ursprünglich auch Dr. Holl zum Kreis der vier auserwählten Architekten. Da er jedoch bereits aufgrund der Machbarkeitsstudie ausreichend die Thematik kannte, wurde im die Projektdurchführung übertragen und an seiner Stelle der Lehrstuhlinhaber für Wohnbauten an der TU Dresden Professor Carsten Lorenzen eingeladen worden. Dieser hatte in Veitshöchheim bereits 1986 mit dem dänischen Büro Vandkunsten mit großem Erfolg den wegweisenden und so auch umgesetzten Strukturplan für die Erweiterung der Gartensiedlung und die Planung für Sozialer Wohnungsbau-Mustersiedlung "Blaue Traube" erstellt.

 


Bewertung der eingereichten Arbeiten durch das Beurteilungsgremium

 

Mitglieder des Beurteilungsgremiums:

Rainer Kinzkofer, Erster Bürgermeister, Gem. Veitshöchheim

Oswald Bamberger, Zweiter Bürgermeister, Gem. Veitshöchheim

Michael Birk, Dritter Bürgermeister, Gem. Veitshöchheim

Thomas Struchholz, Gemeinderat, Gem. Veitshöchheim

LBD Manfred Grüner, Regierung von Unterfranken, Würzburg (Vorsitzender)

Dr. Hartmut Holl, Büro für Städtebau und Architektur, Würzburg

Johannes Mahl-Gebhard, Landschaftsarchitekt, München

Vorprüfung/Niederschrift:

Thomas Wieden, Büro für Städtebau u. Architektur, Würzburg

Gerhard Reichert, Gemeinde Veitshöchheim Bauverwaltung

Ursula Kuhn, Gemeinde Veitshöchheim Protokoll

 

Beurteilungskriterien:

- Gesamtidee

- Grünflächen

- Baustufen/Reiterhof

- Lärmschutz

- Topografie

- Erschließung

- Baustrukturen

- Flexibilität

 


 Ergebnis:

 

Die Arbeit Tarnzahl 1004 wird einstimmig als der beste Beitrag angesehen

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Verfasser:

  • Lorenzen Architekten GmbH, Waldemarstraße 33A, 10999 Berlin + Architekten Rössner + Waldmann, Geisbergstraße 7, 91056 Erlangen
  • Landschaftsarchitekten: Edgar Tautorat,Landschaftsarchitekt + Stadtplaner, Venusweg 11, 90763 Fürth

 

Das Preisgericht empfand die Arbeit 1004 als hervorragenden Beitrag und sieht in dem Entwurf zahlreiche Ansatzpunkte innerhalb des Gesamtkonzeptes, die bis zu einer Realisierung weiterverfolgt werden sollten, insbesondere hinsichtlich der Bauabschnittsbildung:

LorenzenPerspektivplan.jpg

Die Arbeit bietet ein überzeugendes Gesamtkonzept mit einem grünen Landschaftsanger, um den die Wohnquartiere angegliedert sind. Dadurch entsteht eine gute Strukturbildung, die eine abschnittsweise Erschließung ermöglicht.

Der große Grünraum in der Mitte liegt richtig in der Topografie und nimmt die großen bestehenden Heckenstrukturen überzeugend auf. Die Biotopvernetzung ist schlüssig. Der Grünraum wird westlich der Geithainer Allee festgesetzt und vernetzt sich mit weiteren schmäleren Grünstrukturen. Das System der Grünflächen ermöglicht auch die Aufnahme eines Regenwassermanagements.

LorenzenErlaueterung.jpg Erläuterungstext der Planer

Es entsteht ein durchgängiges Wegesystem jenseits der Straßenerschließung. Die bestehenden Anbindungen zur Lindentalstraße wurden aufgenommen. Die Arbeit versucht, Durchgangsverkehr von den Wohnquartieren fernzuhalten mit einem System von Wohnstraßen und Wohnwegen. Die Dimensionierung der Wohnwege erscheint in dieser Form bei Beachtung der RAST E allerdings schwer durchführbar.

Der vorgeschlagene Lärmschutzwall kann gut integriert werden und erfüllt seine Funktion.

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Die Baustruktur bietet eine gute Mischung aus verschiedenen Einfamilienhaus-Typen und Geschoßwohnungsbau.

Besonders hervorzuheben ist die modulartige Aufteilung der Wohnquartiere, die eine hohe Flexibilität bieten. In verschiedenen Varianten ist die Flexibilität des Bauprogramms nachgewiesen.

Der Standort eines Nahversorgungszentrums an der Günterslebener Straße ist gut gewählt.

LorenzenRealisierungsempfehlung.jpg

Der Nachweis der Baustufen ist überzeugend.

Insgesamt ist es dem Verfasser gelungen, eine der Situation angepasste, sehr schlüssige Gesamtidee zu entwickeln.

 

 


Tarnzahl: 1001 - Verfasser: Architekten BDA Kosig + Kosig, Am Hölzlein 57, 97076 Würzburg

 

KosigPlan.jpg

Bewertung:

Der Verfasser teilt seinen Entwurf inhaltlich in den Bereich Sandäcker und Geisberg, die unterschiedlich ausgebildet sind.

Im Bereich Sandäcker bildet er einen zentralen Grünbereich aus, der allerdings viel zu gering dimensioniert ist und keine Freiraumqualitäten erwarten lässt und sich nicht nachvollziehbar bis zur WÜ 3 entwickelt. Es fehlt eine Vernetzung mit dem Areal „Am Geisberg“.

Der Grünbereich „Am Geisberg“ berücksichtigt vor allem die dort vorhandenen Biotope mit dem Reiterhof, erscheint in seiner Ausformulierung im Hinblick auf das dort geplante Baufeld zu überdimensioniert.

KosigPlanErlaueterungen.jpg

Das Verhältnis der vorgeschlagenen Wohnungsstruktur auf 30 % Einfamilienhäuser und 70 % Geschoßwohnung ist diskussionswürdig. Die Lage der Geschoßwohnungen an der WÜ 3 ist richtig gewählt, aber mit der dargestellten Baustruktur hinsichtlich Topografie nicht realisierbar. Der vorgeschlagene Lärmschutz aus Garagengebäuden an der WÜ 3 ist unterbrochen und erscheint als nicht ausreichend.

Die Haupterschließung in Höhe des jetzigen Fußweges ist problematisch und erzeugt unnötigen Durchgangsverkehr. Die ringförmige Erschließung um die Geschoßwohnungsbauten stört den Grünraum und ist als Ring überdimensioniert.

Die Erschließung der Baugebiete am Geisberg über die vorhandenen Stichstraßen wird positiv bewertet bis auf die vorgesehene Anbindung der Garagengebäude am geplanten Kreisverkehr.

Die vorgesehenen Flächen für Sondernutzungen sind richtig platziert. Der Entwurf lässt sich in Bauabschnitten realisieren.


Tarnzahl: 1002 - Verfasser: Wegner Stadtplanung, Tiergartenstraße 4c, 97209 Veitshöchheim

Mitarbeiter: Dipl.-Ing. (FH) Franziska Klose, Architektin und Stadtplanerin

Dipl.-Ing. Cornelia Seifert, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin

WegnerPlan1 

Bewertung:

Der Verfasser schlägt ein klares und durch Grünflächen gut strukturiertes Konzept vor.

WegnerPlan4NutzungBaustruktur

Die Baufelder sind in ihrer Größe angemessen und auch flexibel nutzbar. Die Durchmischung Einfamilienhäuser/Geschoßwohnungsbau könnte jedoch noch stärker ausgeprägt sein.

Die Bebauung ist in sinnvollen Abschnitten realisierbar. Der Verfasser sieht den langfristigen Erhalt des Reiterhofes vor. Dies wird problematisch gesehen, da bereits jetzt Konflikte bestehen und diese sich auf Dauer verstärken.

Der Lärmschutz soll nur durch ein Abrücken der Bebauung erreicht werden. Dies erscheint jedoch nicht ausreichend. Gleichzeitig wird damit auch die durchgehende Grünfläche entlang der WÜ 3 stark beeinträchtigt und in ihrer Nutzung eingeschränkt.

WegnerPlan6Gruen

Die Grünflächen sind insgesamt richtig platziert, jedoch in vielen Bereichen sehr gering dimensioniert. Die Biotopflächen bleiben – bis auf zwei Streifen im Reiterhof – unberücksichtigt.

Auf die Topografie ist in Ansätzen eingegangen, die vorgesehene Bebauung führt aber an der südlichen Seite des Lindentalgrabens evtl. zu Problemen.

WegnerPlan5VerkehrErschließung

Die Erschließung ist insgesamt sinnvoll und angemessen. Nur die Durchschneidung der Grünflächen im Bereich „Sandäcker“ erscheint unnötig. Die fußläufige Wegeverbindung von der Gartensiedlung zum Einkaufszentrum/Gewerbegebiet ist aufgenommen.

WegnerPlan2einbindungSiedlungsgefuege.jpg WegnerPlan3einbindungLandschaft.jpg Einbindung in Siedlungsgefüge und Landschaftsraum

Die Arbeit zeigt einige interessante Ansätze, wirkt aber insgesamt etwas schematisch.


Tarnzahl: 1003 - Verfasser: Auktor Ingenieur GmbH, Berliner Platz 9, 97080 Würzburg

AuktorPlan.jpg

Bewertung:

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Die städtebauliche Leitidee des Entwurfs wird bestimmt durch eine Grünachse, die das gesamte Planungsgebiet von Ost nach West etwa mittig durchzieht. Allerdings muss bezweifelt werden, dass die vorgeschlagene, geringe Breite des Grünraums diesem hohen Anspruch und dem damit verbundenen Nutzwert (Aufenthaltsqualität) gerecht werden kann.

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Zudem werden die Grünflächen durch die angedachte Verkehrsführung (Kreisverkehre) nochmals in der Qualität gemindert.

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Die äußere Erschließung mit Anbindung an die WÜ3 gegenüber der Einmündung „Am Schenkenfeld“ und dem Kreisverkehr am Main-Center scheint sinnvoll. Allerdings sollte die Durchwegung mit befürchtetem Abkürzungsverkehr zwischen Main-Center und Gartensiedlung verhindert werden.

Insgesamt ist es schwierig, das verkehrliche Erschließungskonzept innerhalb des Gebiets nachzuvollziehen, was sich auch in dem hohen Anteil von Verkehrsflächen mit ca. 19 % darstellt. Dies lässt sich auch nicht mit dem sehr hohen Anteil an Nettowohnbauland rechtfertigen.

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Der Vorschlag, den Schallschutz zur WÜ3 mit Gemeinschaftsgaragen und  Schallschutzwänden, gegebenenfalls mit Photovoltaikanlagen, zu bewältigen, wird als Idee anerkannt, kann jedoch durch die formale Gestaltung so nicht überzeugen. Zudem ist in Frage zu stellen, ob dies auch für die Geschoßwohnungsbauten ausreichend wäre, die gerade entlang der WÜ3 massiert werden.

Der Ansatz, die Bebauung weitgehend zur alternativen Energiegewinnung nach Süd bzw. Südwest auszurichten, wird anerkannt. Durch die meist kleingliedrige Struktur kann zudem der Topographie Rechnung getragen werden. Allerdings scheint die Anordnung und Beplanung der Baufelder zu unstrukturiert und wirkt beliebig.

Eine Bauabschnittsbildung, die fürdie notwendige, stufenweise Erschließung zwingend ist, wird seitens des Verfassers ist nicht vorgeschlagen.Auch Aussagen, zu welchem Zeitpunkt eine Verlegung des Reiterhofs, der vollständig überplant wurde, notwendig wird, fehlen.

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Eine Flexibilität innerhalb des Planungskonzepts scheint aufgrund der modularen Baustrukturen möglich, wird allerdings nicht nachgewiesen.

Insgesamt eine Arbeit, die innerhalb der verschiedenen Aufgabenfelder nur wenige Ansätze für eine weitere Vertiefung aufzeigt.



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