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LWG-Präsident Kolesch hinterlässt mit dem Vinomax markanten Wegweiser in der Weinkulturlandschaft

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zur sogenannten "Kalt"-Eröffnung des "Vinomax", dem 17. Magischen Ort des Frankenweins - terroir-f in der Thüngersheimer Weinbergslage Scharlachberg hatten am Freitag-Mittag der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Dr. Hermann Kolesch und der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann  eingeladen. Aufgrund der aktuellen Lage rund um das Corona-Virus war der zugelassene Personenkreis beschränkt: Auf dem Erinnerungsfoto v.l.n.r LWG-Präsident Kolesch, Thüngersheims Bürgermeister Michael Röhm, Susanne Müller (Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Fränkisches Weinland), stellv. Landrätin Christine Haupt-Kreutzer, CSU-Landtagsabgeordneter Manfred Ländner, die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer und Weinbaupräsident Artur Steinmann. 

Sie sind weithin sichtbare wie markante Wegweiser in der Weinkulturlandschaft und eine architektonische Verkörperung des terroirs: Die Magischen Orten des Frankenweins – terroir-f. Mit dem, im europäischen Weinbau bisher einzigartigen Konzept, haben sich diese künstlerisch gestalteten Botschafter der Region zu wahren Besuchermagneten entwickelt. Denn gerade die fränkische Weinkulturlandschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der emotionalen Wahrnehmung des Weinanbaugebietes Franken.

Nach dem „Gastauftritt“ auf der Landesgartenschau Würzburg (2018) bekam das ausgehend vom Leitfossil des Fränkischen Muschelkalks, dem Ceratiten, konzipierte Vinomax hoch oben am Scharlachberg ein zweites Leben – und eine neue Bestimmung. Nachdem die rund 400 Einzelteile in Handarbeit wieder zusammengesetzt wurden, informiert der 17. Magische Ort des Frankenweins im LWG-Versuchsweinberg Scharlachgrund in Thüngersheim über den Themenbereich „Wein & Wissenschaft“ und wird dabei auch zum „Grünen Klassenzimmer“.

 

LWG-Präsident Hermann Kolesch sagte zurückblickend, dass es zu schade war, das Vinomax nur einmal auf der LGS zu zeigen.

Er habe sich deshalb schon in der Planungsphase Gedanken gemacht, angesichts der sehr dynamischen Entwicklung im ZweiUferLand, was den Weintourismus angelangt, wie die wunderbare Region, auf der einen Seite der Wein, auf der anderen Seite die Streuobstwiesen, noch mehr Frequenz bekommen könnte. Für das Thema Wandern gebe es hier ein wahnsinniges Potential, so auch viele Naturschutzgebiete.

 

Die gedrehte Figur des Vinomax, das im Namen vereinigte Wortspiel Wein und Audiomax,  habe sich angeboten, wie auf der LGS Wein und Wissenschaft als Hörsaal, als grünes Klassenzimmer hier im Scharlachsgrund weiterzuspielen.
Neben der touristischen Seite im Zentrum der weinbaulichen Forschung findet hier nach seinen Worten alles statt, was für den Weinbau in den nächsten Jahren zukunftsweisend sein wird. 

Kolesch: "Wir wollen der Weinwirtschaft Antworten geben, auf den Klimawandel, was die Bioversidität angeht (Steinriegel, Begrünung, Saatmischungen), alles was hier läuft zur Förderung, beim Umbau von Rebflächen  ohne Ertrags- und Qualitätsverluste.

Weitere Themen sind die Beikrautregulierung in Steillagen und Versuche, was die Zukunft der Rebsorten angeht. 

Von der LGS nach hier verpflanzt wurde auch der  Rebgarten, in dem Tradition und Moderne aufeinandertreffen. Zur Züchtungsarbeit der LWG gehöre nämlich auch, so führte LWG-Präsident Kolesch aus,  alte Rebsorten wiederzuentdecken, den sogenannten Alten Fränkischen Satz und so den Winzern zu zeigen, was man aus diesen Weinen  machen kann, auch ganz moderne Weine.

Kolesch:  "Wir haben viel alte heimische Sorten, die unter den Klimabedingungen des Mittelalters oder später nicht geeignet waren, aber jetzt ein günstiges Potential , spät reifend und eine gute Säurestruktur haben wie Adelfränkisch, Vogelfränkisch oder Weißer Heunisch. Es ist vorstellbar, dass sie langfristig Müller-Thurgau oder Bacchus ersetzen, für die es hier einfach zu heiß wird."

 

In den um den Vinomax neu angelegten Weinbergsflächen darf natürlich der Silvaner nicht fehlen, geht doch die erste urkundliche Erwähnung des fränkischen Silvaner-Rebenanbaus auf das Jahr 1659 zurück.

Mit Cabernet Sauvignon, Merlot oder Chardonnay lassen sich aber auch internationale Weinsorten erkunden, die künftig die fränkischen Rebflächen erobern könnten.

„Der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg macht Franken künftig auch für den Anbau von klassischen südlichen Weinen mehr und mehr interessant“, betont LWG-Weinexperte Josef Engelhart.

Weinbaupräsident Artur Steinmann (links) beglückwünschte den LWG-Präsidenten als Spiritus Rector dieses magischen Ortes, dass hier kein Showroom entstanden sei, sondern hier etwas gelebt wird, um den Gästen, die nach Weinfranken kommen, die Landschaft interessant zu machen und man versteht, was die Winzer machen.

Er bezeichnete es als großartig, diesen Punkt als grünes Klassenzimmer zu schaffen, rund um eine Anlage, wo die Zukunft des Weins sein wird, wo die LWG als Institution vom praktischen Winzer weg wissenschaftliche Ergebnisse runterbricht und umsetzt. Sie zeige einerseits den Winzern, wie Weinbau im Einklang von Ökonomie und Ökologie möglich ist, ohne dass sie Defizite hinnehmen müssen, andererseits auch dem Verbraucher, "welche Visionen wir Winzer haben, welche Verbundenheit wir zur Natur haben und wir  die Produktivität immer im Einklang mit der Natur sehen".

 Für Steinmann sind die magischen Orte weltweit einmalig. Er kenne keine Weinbauregion, wo etwas so komplett zustandekommt, wo man die Dinge nicht von oben herunterprojiziert, sondern die Bevlkerung mit einbindet, wo die Gemeinde, die Winzer und auch andere Vereine aus dem Ort  mitmachen. So entstehe eine Identifikation zu diesen Orten, "so erleben wir, dass diese Orte richtig angegangen werden, die Menschen die Aussicht, den Weinbau, die Landschaft, die Region genießen können  und so ein positives Verhältnis zum Weinbau bekommen.

 

Der besondere Dank des Weinbaupräsidenten galt MdL Manfred Ländner (rechts), denn ohne den  50 Prozent-Zuschuss des Freistaates hätte dieser magischer Ort nicht auf den Weg gebracht werden können. Zur Finanzierung der magischen Orte tragen auch Gemeinden, Vereine und Sponsoren bei.

Bürgermeister Michael Röhm betonte, dass alle Thüngersheimer sich sehr freuen würden, als einziger Ort in Weinfranken nun zwei magische Orte zu haben, die sehr viel Weingeschichte verbinden, auf der einen Seite die Mythologie des Weines zurückgehend bis in die griechische Sagenwelt, und hier nun ganz modern der Standort, der für den Weinbau heute stehe, was er leisten kann.

 

Wie schon bei der LGS können im Vinomax die Besucher Filme über den Frankenwein sehen. Nach dem Motto „Die inneren Werte zählen“ sind über ein interaktives Panel 16 weinbauliche Themenfelder anwählbar, wie zur Gärung oder zum Terroir, aber auch zu kulturellen Themen wie Wein und Religion, Wein und Kunst oder Wein und Literatur. Auch kann man in die 16 übrigen magischen Orte des Frankenweins ´terroir f´ audiovisuell eintauchen.

Wie der LWG-Präsident sagte, sind auch Apps für Smartphones in Bearbeitung, wo die Themen in kleinen Clips abrufbar sind. Auch soll ein digitaler Schaukasten den Gast informieren.

In dem kleinen Hörsaal gibt es normalerweise  Platz für etwa 15 bis 20 Leute, aufgrund der Corona-Beschränkungen zur Zeit natürlich weniger.

Gezeigt wurde den Gästen bei der Kalteröffnung auch der Werbefilm der Studierenden über ihr Weinbauprojekt "bonjour l'amour"  (siehe nachstehender Link auf Video). Laut Kolesch sind bereits 85 Prozent der 2.000 Weinflaschen verkauft.

Am Ende der einstündigen Kalteröffnung gab es im Vinomax noch eine große Überraschung für den Ende Mai in Pension gehenden LWG- Präsidenten:

In einer Videobotschaft bedauerte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Dr. Hermann Kolesch nicht persönlich in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschieden zu können. Es sei ihr ein ganz wichtiges Anliegen ihm Vergelts Gott zu sagen von ganzem Herzen für seine Leidenschaft rund um den Wein, seine Verdienste rund um Franken aber auch für ganz Bayern

Kaniber: "Das was Sie gemeistert und geschafft haben, ist nicht nur ein Aushängeschild in der ganzen Welt, sondern bedeutet viel, viel mehr. Leidenschaft zu haben für einen guten Wein, aber das Drumherum nicht zu vergessen, die Verbindung von Wein und Architektur zu leben, auch das ist Ihnen gelungen. Wenn ich an Ihre Projekte denke, wo es um Kulinarik geht, um Kultur, um unser Land, dann fällt mir immer nur ein fröhlicher LWG-Präsident ein, der unglaublich visionär gehandelt hat."

Kolesch habe auch genau darauf geschaut, dass die jungen Menschen in ihrer Lehre und Ausbildung bestmöglich ausgestattet und fit gemacht werden, dass sie sich rund um ihr Wissen noch mehr anreichern, mit allem was dazugehört. Er habe es sich nicht nehmen lassen, selbst auch noch Vorträge zu halten und sein persönliches Wissen weiterzugeben.

Kaniber freute sich sehr, dass Kolesch dem Weinbau auch noch in Zukunft als Berater erhalten bleibe.

Fotos (c) Dieter Gürz

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