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Gemeinde Veitshöchheim regeneriert Trinkwasserbrunnen "Kalter Berg" und ersetzt Förderpumpe - Gesamtkosten 25.000 Euro

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde

Seit Anfang des Jahres 2008 sprudeln aus dem gemeindeeigenen Brunnen "Kalter Berg" in Höhe des Naturfreundehauses durchschnittlich 175.000 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr (genehmigt ist sogar eine jährliche Wasserentnahme von 190.000 Kubikmeter). Nach Berechnungen des Veitshöchheimer Tiefbaureferates lieferte der Brunnen so in den letzten zehn Jahren rund 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.

Der Zahn der Zeit macht jedoch auch vor Trinkwasserbrunnen nicht halt. Sie „altern“. Durch Ablagerungen wird der Zufluss im Laufe der Jahre immer geringer. Durch eine regelmäßige Brunnenregenerierung kann jedoch die „Lebensdauer“ eines Brunnens verlängert werden..

Wie aus einer Pressemitteilung der Gemeinde hervorgeht, wurde deshalb nach zehn Jahren Förderung „rund um die Uhr“ erstmals eine solche Generalüberholung mit Pumpenaustausch durch die darauf spezialisierte Osel Bohr GmbH in Bamberg mit Gesamtkosten von 25.000 Euro durchgeführt.

Als erstes untersuchte die von der Gemeinde beauftragte Firma die Brunnenverrohrung durch Befahrung mit einer TV-Kamera gründlich auf Schäden. Dazu musste sie vorher alle Einbauten aus dem Brunnen entfernen, so die Brunnenpumpe mit Fördersteigrohr, Peilrohr für Lichtlot und ein weiteres Peilrohr für eine Wasserstandsmesssonde.

Erfreulich war, dass die Brunnenrohre keine strukturellen Schäden aufwiesen. Alle Schweißnähte waren nach den Feststellungen des gemeindlichen Tiefbautechnikers Joachim Keßler intakt. Es gab keine Risse in den Rohren, keine Eindrückungen und auch keine Querschnittsveränderungen. Ein Teil der Filterschlitze war jedoch mit Filterkies (Unterkorn) „verstopft“. In Teilbereichen hatten sich Ablagerungen an den Rohren abgesetzt (Verockerungen durch Eisen und Mangan), was auch die Filterschlitze beeinträchtigte.

Kern der von der Firma Osel GmbH eingesetzten Brunnenservice-Multianlage  ist  ein überaus leistungsstarker Kran auf einem  geländegängigem LKW mit einer extrem schallgeschützten Hochdruckanlage - Foto: Gemeinde

Kern der von der Firma Osel GmbH eingesetzten Brunnenservice-Multianlage ist ein überaus leistungsstarker Kran auf einem geländegängigem LKW mit einer extrem schallgeschützten Hochdruckanlage - Foto: Gemeinde

Aufgrund der festgestellten Schäden führten dann die Mitarbeiter der Osel GmbH durch effektive hydro-mechanische Verfahren in Kombination mit Druckwellen und Impulsen eine mechanische Regeneration der Brunnenverrohrung durch. Hierzu wurde ein rotierender Wasserstrahl mit Hochdruck auf die Brunnenverrohrung gerichtet. Dieser erzeugte auch eine „Tiefenwirkung“ bis in den dahinterliegenden Filterkies. So konnten alle Ablagerungen entfernt und die Filterschlitze wieder freigelegt werden, wie eine zweite TV-Befahrung nach der Regeneration und dem anschließenden „Klarpumpen“ des Brunnens ergab.

Als letztes erfolgte schließlich der Einbau der neuen Brunnenpumpe. Die alte Pumpe hier noch einmal einzubauen, so argumentierte Bürgermeister Jürgen Götz, wäre unwirtschaftlich gewesen. Diese sei nach zehn Jahren Laufzeit an Ihrem voraussichtlichen Lebensende angekommen und habe zudem durch Verschleiß immer mehr Strom verbraucht, um die gleiche Pumpleistung zu erzielen. Die neue Pumpe verbrauche dagegen allein schon ohne Berücksichtigung des Verschleißes acht Prozent weniger Strom als ihr Vorgängermodell. Die Stromkosten betrugen bisher 20.000 Euro jährlich. Die neue 12.000 Euro kostende Pumpe amortisiere sich deshalb allein schon durch die Stromeinsparung bis zur nächsten wohl wieder in zehn Jahren anstehenden nächsten Brunnenregenerierung mit Pumpenaustausch.

Foto: Gürz
Foto: Gürz

Historie eigener Trinkwasserbrunnen der Gemeinde Veitshöchheim

Der 1951 zur Versorgung der neuen Gartensiedlung in Betrieb genommene Sendelbachbrunnen mit einer Jahresfördermenge von 120.000 Kubikmetern entsprach 1985 aufgrund des Nitratgehalts von 60 Milligramm pro Liter nicht mehr einer EG-Norm, die damals den oberen Grenzwert auf 50 festlegte.

Da auch das Schutzgebiet problematisch war, bestand das Gesundheitsamt auf eine Schließung des Brunnens. Nach Auswertung von Luftbildern brachte schon die zweite Versuchsbohrung des beauftragten Instituts IGI nicht weit davon entfernt im Gadheimer Wald im Jahr 1993 den erhofften Erfolg. Der Brunnenausbau verzögerte sich aber noch, bis es der Gemeinde gelang, dem Juliusspital den Wald für 2,8 Millionen Euro abzukaufen. So konnte erst im Februar 1998 der Brunnenausbau in unmittelbarer Nähe des Naturfreundehauses fertig gestellt werden.

Doch es dauerte noch weitere sechs Jahre bis zur Genehmigung der Grundwasserentnahme und der Ausweisung des 2,5 Quadratkilometer großen und drei Zonen umfassenden Schutzgebietes durch das Landratsamt Würzburg.

Nach diversen Leitungsverlegungen, Erstellen einer Zufahrt, des Brunnenvorschachtes, der technischen Ausrüstung und Einzäunung des Geländes konnte dann im Februar 2006 der neue Brunnen zunächst über den Hochbehälter Gadheim an das Trinkwassernetz angeschlossen und gleichzeitig die Trinkwasserförderung aus dem Sendelbachbrunnen eingestellt werden. Um die volle Förderleistung von 190.000 Kubikmeter auszunutzen, ließ die Gemeinde noch bis Dezember 2007 eine 2,7 Kilometer lange Verbindungsleitung zum Hochbehälter Am Geisberg verlegen.

Dadurch wurde es möglich, den Fernwasserbezug von zuvor 520.000 Kubikmeter pro Jahr und damit die Wasserbezugskosten um jährlich über 100.000 Euro zu reduzieren. Mit dem Eigen-Brunnenwasser werden seitdem über den Hochbehälter am Geisberg ein Drittel des Ortes, das sind der Altort, das Lindental und die tiefer liegenden Teile des Schenkenfeldes versorgt. Alle anderen Ortsbereiche sind in der Hochzone an die Fernwasserleitung des Zweckverbandes Fernwasserversorgung Mittelmain angeschlossen.

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