Ein Gewächshaus in der Veitshöchheimer Kuratiekirche - Aufrüttelndes Umwelt-Experiment "Schöpfer und Geschöpf" der Künstlerin Christine Schätzlein
Im Rahmen der bundesweiten Aktion "zeitgleich - zeitzeichen" zeigt der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) zeitgenössische Kunst an ungewöhnlichen Orten. Im Mittelpunkt steht heuer noch bis Ende Oktober der sakrale Raum in zehn unterfränkischen Kirchen, so ein Gewächshaus in der Kirche der Kuratie Heilige Dreifaltigkeit in der Veitshöchheimer Gartensiedlung.
Hier setzte die seit 1992 in Würzburg freischaffende Künstlerin Christine Schätzlein (Objekt- und Textilkunst, Installation, Malerei) unter dem Titel "memory of flowers" das Thema Ökologie und das gestörte Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt in unserer heutigen Konsum orientierten Gesellschaft um.
Es ist nach den Worten der Künstlerin ein Experiment, warum man gerade ein Gewächshaus in einen sakralen Raum stellt und das mit einem Kunstwerk bespielt. Ihre Bodeninstallation im Gewächshaus mit künstlichen Textilblumen auf einer zerrissenen Mülltüte soll darstellen, wie kitschig und zugleich dekadent viele Menschen mit der Natur umgehen. Sie soll entsprechend dem Arbeitstitel "memory of flowers" zugleich eine Mahnung sein, dass die Natürlichkeit und Echtheit von Blumen vielleicht irgendwann nur noch eine Erinnerung sein werden. Die Installation symbolisiere auch die Vergänglichkeit - Geburt, Leben, Tod.
Überflüssiges und Künstliches, so Schätzlein, stehe dem Umweltschutz und dem Erhalt der Ressourcen gegenüber. Es gehe nach dem Grundsatz "Global denken - lokal handeln" des Club of Rome darum, "Systeme und Prozesse einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten, in der jeder Einzelne im eigenen Umfeld damit beginnt."
Dazu gehöre der ökologische, sozial-gesellschaftliche Bereich ebenso wie die Missachtung der Menschenrechte und die Vernichtung durch Krieg und Gewalt. Die Schere von Armut und Reichtum klaffe immer weiter auseinander.
Vor Augen hat hier Schätzlein den Science-Fiction-Film "...Jahr 2022… die überleben wollen" (Originaltitel: Soylent Green) aus dem Jahr 1973, der schon vor über 40 Jahren mögliche Folgen der exzessiven Nutzung endlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung in einem Zukunftsszenario thematisiert. Hier gibt es nur noch für die Reichen Gemüse und Fleisch, für alle anderen die aus Leichen hergestellten Tabletten "Soylent Green".
Die Ausstellungsaktion, die seit 1996 alle drei Jahre der BBK organisiert, steht unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien Professorin Monika Grütters. Bei bundesweit 62 Projekten in 49 Städten zeigen rund 800 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke in der jeweiligen Region. So rückt für einen Monat die bildende Kunst gezielt ins öffentliche Interesse "Kunst hautnah quer durch die Republik".
Schätzlein: "Wir als Künstler und Verantwortliche hoffen, dass es uns allen gelingt, auf diese Weise zur Diskussion anzuregen mit interessanten Standpunkten und Meinungen. Die Kunst lebt von dieser Art der Bewegung und Begegnung, wenn sie nicht nur dekorativ sein möchte."
Weitere Ausstellungsorte | Künstler/in |
Pfarrkirche St. Mauritius Estenfeld | Constanze Hochmuth-Simonetti |
Martin-Luther-Kirche Würzburg- Frauenland | Frank Dimitri Etienne |
Pfarrkirche Gerolzhofen | Paraschiva BBoju |
Abtei Münsterschwarzach | Walter Bausenwein |
Heilig-Geist-Kirche Schweinfurt | Petra Blume |
Peter und Paul Evangelische Kirchengemeinde Bad Königshofen | Christine Wehe-Bamberger |
St. Michael Zeil am Main | Gabi Weinkauf |
Evangelische Kirche Schöllkrippen | Wolfgang Kuhfuß |
Christuskirche Aschaffenburg | Wiltrud Kuhfuß |