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Spektakuläre Rettung von Hornissen im Geisbergbad

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Im Geisbergbad befand sich in einer Kopfweide auf der Liegewiese zum Schwimmerbecken hin ein Hornissennest. Nachdem Hornissen unter Artenschutz stehen, wurde der von der Unteren Naturschutzbehörde eingesetzten, im Ort ansässigen Umsiedler Johann und Gabriele Stimmler verständigt, die im Beisein der Feuerwehr Veitshöchheim heute nach 20 Uhr das Hornissennest in einer für alle Anwesenden beeindruckenden Aktion versetzten. Der Bereich der Liegewiese war zuvor zum Schutz der Badegäste großräumig mittels eines Trassierbandes gesperrt worden

Die Rettungsaktion dauerte 100 Minuten, bis die Hornissen-Königin ins neue Behältnis verfrachtet war, das über Nacht vor dem mit einer Motorsäge freigelegten Nest aufgehängt wurde, in der Hoffnung, dass die noch nicht abgesaugten Hornissen bis zur Baderöffnung am nächsten Morgen den Weg zu ihrer Königin finden.

Neueste Meldung, 19.8., 8.30 Uhr: Am Morgen befand sich die Königin noch im Behältnis, saugte Stimmler nochmals ab, so dass die wenigen Hornissen, die noch in der Gegend umherschwirren und noch nicht den Weg in die Waben gefunden haben, keine Gefährdung mehr für die Badegäste darstellen dürften.

Link auf Fotoalbum

Die Aktion war für alle Anwesenden ein spektakulöses Schauspiel, denn die im Scheinwerferlicht agierenden Naturschützer  erinnerten in ihren blassgelben Vollschutzanzügen an Astronauten auf dem Mond. Es fehlte nur noch die Schwerelosigkeit.

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Die Rettungsaktion war zugleich auch ein Lehrbeispiel für die anwesenden Kommandanten und Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr, wie man mit viel Geduld auch in schier aussichtslos erscheinenden Situationen doch noch erfolgreich zum Artenschutz beitragen kann (Im Bild erläutert Johann Stimmler den Feuerwehrführungskräften seine beabsichtigte Vorgehensweise).
Hornissen stehen nämlich unter Artenschutz. Deshalb dürfen bewohnte Nester in der Bundesrepublik nicht vernichtet, sondern nur mit Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde von geschulten Kräften wie eben die Veitshöchheimer Johann und Gabriele Stimmler umgesetzt werden. Beide gehören dem Arbeitskreis "Hymenopteren" des in Veitshöchheim ansässigen Landesbundes für Vogelschutz an. Eile war geboten, denn die Badegäste, die auf der Liegewiese unter der Kopfweide Sonnenschutz suchten, in der eine Hornissenkönigin ihr Nest gebaut hatte, fühlten sich durch die ihr Nest im Tiefflug anfliegenden Hymenopteren stark verunsichert und bei hektischen Bewegungen von Kindern kam es auch schon vermehrt zu Stichen, wie die Bademeister berichteten.

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Nur beim näheren Hinsehen sah man die kleine Öffnung im Kopfbereich der Weide. Die etwa 35 Millimeter große Königin hatte hier im Frühjahr in einem Hohlraum allein ihr Nest gegründet, in dem sie die erste Wabe und den Beginn der  weißlichen Schutzhülle aus einer papierartigen Masse aus zerkautem Holz fertigte. In die Wabe legte sie befruchtete Eier, aus denen Larven schlüpften, die sie selbst bis zur Verpuppung (Foto rechts im Nest sichergestellt) mit Insekten fütterte.  Aus diesen Larven entstanden dann die Arbeiterinnen, auch Hilfsweibchen genannt, die der Königin dann alle Arbeiten abnahmen und so auch wie in der Bildmitte zu sehen den Hohlraum mit der Schutzhülle bis auf eine kleine  Öffnung unten vollkommen abdichteten. Aus dieser Öffnung an der Unterseite des Nestes lassen die Tiere auch ihren Kot fallen. Da ein großes Volk etwa ein halbes Kilogramm Insekten pro Tag frisst, kommt hier ganz schön was zusammen.

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Als erstes saugte Stimmler die Wächterinnen in einen an einen Staubsauger angeschlossenen Ansaugkasten.

Dann stand der ehrenamtliche Naturschützer vor dem Problem, wie er aufgrund der sehr engen Höhlenöffnung an die etagenweise aufgebauten Waben herankommt.

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Es dauerte eine längere Zeit, bis er mit einer Kettensäge einen Keil zur Freilegung des Nestes freischneiden konnte. Zwischendurch hatte er achselzuckend schon aufgeben wollen. Als ihn jedoch die Feuerwehrkommandanten und Vertreter der Gemeinde klarmachten, dass Menschenschutz Vorrang vor Naturschutz hat und notfalls das Nest von einem speziellen Kammerjäger vernichtet werden muss, machte er dann doch noch weiter.

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Aus dem so freigelegten Nest konnte Stimmler dann mit einem Messer die Waben herausschneiden und schließlich voller Freude auch vermelden, dass er in einer auch die Königin gesichtet hatte. Die Waben einschließlich Königin versetzte er dann etagenweise in einen Umsetzkasten.

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Schließlich wurde nochmals abgesaugt, die über 300 Hornissen im Ansaugkasten mit Stickstoff eingeschläfert und in den Umsetzkasten geschüttet, dieser bis auf zwei kleine  und mit Honig als Nahrung beschmierte Öffnungen abgedichtet und über Nacht vor dem Nest aufgehängt. Am nächsten Morgen brachten dann die Stimmlers den Hornissenkasten ins Waldgebiet am "Seelein" und gaben damit dem Volk eine neue Heimat.

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