Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Global Health-Experte Michael Kuhnert sensibilierte Q11ler des Gymnasiums Veitshöchheim - Schüler veranstalten am 4. Adventswochenende auf Weihnachtsmarkt einen Flohmarkt für Mädchenheim in Indien

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Wieder einmal leitet Beate Hofstetter, Fachlehrin Französich/Latein/Ethik und Präventionsbeauftragte des Gymnasiums Veitshöchheim seit Beginn des neuen Schuljahres im September ein P-Seminar in der Q11, dieses Mal mit dem Titel "Sklaverei - von der Antike bis heute ?". Darin werden viele verschiedene Aspekte gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art betrachtet. Nach Carmen Schiller, der Gleichstellungsbeautragten des Landkreises Würzburg  vor drei Wochen  konnte Hofstetter gestern mit Michael Kuhnert (geb. 1961), einen weitgereisten Global Health-Experten als Referenten gewinnen, der seit 2013 Geschäftsführer des Missionsärztlichen Instituts Würzburg (MI) - Katholische Fachstelle für internationale Gesundheit ist.
 
Auf dem Foto oben begrüßt Hofstetter den Krankenpfleger und  Diplom-Theologen, der vor seiner Anstellung beim MI unter anderem als Entwicklungshelfer  in Lateinamerika in Elendsvierteln gelebt hat. Wie auf der Folie zu sehen, stellte Kuhnert den Q 11lern mit dem Mädchenheim Pathardi auch ein vom MI in Indien gefördertes Projekt vor, das das P-Seminar auf dem Weihnachtsmarkt am vierten Adventswochenende mit dem Verkaufserlös eines Flohmarkts und Dosenwerfen mit attraktiven Preisen unterstützen möchte.

Wie Kuhnert anhand von Fotoaufnahmen zeigte, kann mithilfe des vom MI ermöglichten Internats in Pathardi derzeit 40 Mädchen aus ärmsten Familien im Alter von sechs bis 17 Jahren, zuvor zu Hause in Hütten auf dem Boden schlafend, eine konstante Schulausbildung ermöglicht werden. Sie erhalten ein Quartier im Mädchenheim, Schulkleidung und die Möglichkeit zum Schulbesuch. Ihre Eltern sind den Großteil des Jahres als Wanderarbeiter im Zuckerrohranbau unterwegs, so dass  die Mädchen vernachlässigt ohne Unterbringung im Mädchenheim keine Schulausbildung erhalten würden. Im Heim müssten sie zunächst alle Basics lernen. Gestärkt werde vor allem ihr Selbstwertgefühl, so dass sie dann mit 17 Jahren befähigt und emanzipiert seien, selbst für sich zu sorgen.
Ein Problem sei nachwievor in Indien die Bevölkerungsexplosion, die von einer Milliarde im Jahr 2000 inzwischen auf 1,4 Milliarden gewachsen sein. So stehen auch in diesem Jahr 10 Millionen Toten 30 Millionen Geburten gegenüber. Eine verantwortete Elternschaft müssse ein wichtiges Ziel der Entwicklungspolitik sein.
Umgeworfen habe ihn bei seinem letzten Besuch  in Indien im Februar dieses Jahres, dass hier Frauen neben ihren Männern auf dem Bau arbeiten und schwere Steine schleppen müssen. Überhaupt seien Frauen für viele indische Männer Freiwald, seien Vergewaltigungen und Verbrennungen an der Tagesordnung. Behinderte und Alte würden bisher in Indien ganz durch das Raster der Entwicklungshilfe fallen.

Wie Kuhnert erzählt, war er 1982 zum ersten Mal in Kolumbien. Dies habe sein  Leben geprägt. In den 80ern war er immer wieder zwischen drei und sechs Monaten in den Slums von Cali, von 1993 bis 1996 dann als Entwicklungshelfer der AGEH (Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe).

Danach war er eineinhalb Jahre beim „Komitee Ärzte für die Dritte Welt“ (heute „German Doctors“), dann ab 1998 Länderreferent bei der Bischöflichen Aktion Adveniat in Essen, zuständig für Argentinien, Paraguay, Uruguay und teilweise auch für Peru. Von 2004 bis Ende2007 war er Entwicklungshelfer in Nordargentinien, ebenfalls wieder mit der AGEH (heute „Agiamondo“). Bis Ende 2012 wirkte er bei Adveniat, bis zu seiner Anstellung im Februar 2013 als Geschäftsführer des Missionsärztlichen Instituts.

Kuhnert: "Ich habe sowohl in Cali/Kolumbien als auch in Orán/Argentinein (die ärmste Region dort, gleich an der Grenze zu Paraguay und Bolivien) an der Basis mitgelebt, also in den Slums von Cali oder am Rande der Slums (Orán). Zielrichtung der Einnsätze waren die Verbesserung der Gesundheit, Mikrokredite, Wohnungsbauprogramme, Behindertenarbeit, Jugendarbeit. Im Zentrum stand immer das „Empowerment“ der Ärmsten, also die Befähigung/Ermächtigung, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. In Kolumbien war die Arbeit sehr poltisch und auch gefährlich."

In seinem Vortrag im Gymnasium verwies der Global Health-Experte auf die am 25. September 2015 von 193 Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York verabschiedete Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung mit dem Untertitel "Keinen zurücklassen".
Gesundheit dürfe deshalb auch kein exklusives Gut für wenige Privilegierte, sondern ein Menschenrecht für alle sein.

Dies hätten schon die Gründer seines Instituts vor fast 100 Jahren erkannt, dass jeder Mensch, ob Frau oder Mann, das Recht auf Gesundheit habe, ganz egal, wo und unter welchen Umständen er lebt oder welche Hautfarbe er hat.

Das MI erforsche deshalb Tropenkrankheiten und behandele die Erkrankten. Es berate Krankenhäuser in Afrika, Asien und Lateinamerika und bilde dort Gesundheitspersonal fort, damit es benachteiligten Menschen besser gehe. In Afrika südlich der Sahara, Indien und vielen Ländern Südamerikas würden noch immer unzählige Mütter und Kinder an behandelbaren Krankheiten sterben. Um die Gesundheitssysteme in den genannten Regionen sei es schlecht bestellt. Sie müssten dringend gestärkt werden.
 
Kuhnert schilderte, dass auch noch immer 200.000 Menschen jedes Jahr an Lepra erkranken, mehr als die Hälfte von ihnen stamme aus Indien.

Ende 2018 lebten weltweit 37,9 Millionen Menschen mit HIV, wobei sich 1,7 Millionen Menschen neu invizierten.  In Sachen HIV habe sich abere durch den von Bill Gates geförderten Global Fund  weltweit viel zum Positiven geändert.  Erkrankte Menschen in Afrika seien aber, so der MI-Geschäftsführer gegenüber Patienten aus Europa noch immer stark benachteiligt, da ihnen nur ein Drittel der 30 HIV-Medikamente zur Verfügung stünden. 

In armen Ländern sind laut Kuhnert nicht nur Infektionskrankheiten ein großes Problem, genauso drastisch seien die psychischen Erkrankungen.Psychisch krank mache die Menschen, dass sie nicht wissen, wie sie überleben sollen. Perspektivlosigkeit lässt nach Aussage des weitgereisten Global Health-Experten vor allem die Zahl der Suchterkrankten nach oben schnellen.

Kommentiere diesen Post