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Kost und Logis frei im zehnten internationalen Workcamp der Gemeinde Veitshöchheim mit Teilnehmern aus elf Nationen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Ein gelungenes Beispiel für die internationale Völkerverständigung
Nicht alltägliche Gäste beherbergt seit dem 3. noch bis zum 18. August die Gemeinde Veitshöchheim im Naturfreundehaus. In dieser Zeit verbringen hier 13 junge Leute im Alter von 16 bis 29 Jahren  aus  Usbekistan, Ungarn, Spanien, Südkorea, Japan, Venezuela, Thailand, Kolumbien, um täglich fünf  Stunden für etwas Sinnvolles  zu arbeiten, Spaß zu haben und ohne hohe Kosten gemeinsam ihre Freizeit zu gestalten.  Sie sind Teilnehmer eines internationalen "Work-Camps", das die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Bundesverein "Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) ausrichtet.   

Auf dem Foto oben überreicht Bürgermeister Rainer Kinzkofer den Gästen Willkommenspräsente v.l. vordere Reihe: die Campleiterinnen Zuhra Fathulina (29 Jahre) aus Usbekistan  und Linnea Schuchert (22) aus Duisburg, Rebeka Rutterschmid (17) aus Ungarn, José Guevara Cardonna (18) aus Kolumbien, Mizuho Takeuchi (Japan), die gemeindliche Jugendpflegerin Valentina Stele; hintere Reihe: Alvaro Navarro Valero (18) aus Venezuela, Rocio Vega Rodrigo (23) aus Spanien, Virgina Pozzi (18) aus Italien, Haewon Cho (22) aus Südkorea, Erika Shimizu (21) aus Japan, Gabriel De Lemos (17) aus Brasilien, Phasiri Honsa Junior (16) aus Thailand und Taehyun Noh (24) aus Südkorea.

Tradition

Der Internationale Jugendaustausch hat in Veitshöchheim Tradition, seit  Bürgermeister Rainer Kinzkofer im Amt ist.  Bereits von 1987 bis 1993  veranstaltete die Gemeinde alljährlich einen solchen Gemeinschaftsdienst. Diese wurden dann ab 1995 bis 2002 und 2005 durch Jugendfreizeiten mit Teilnehmern aus den Veitshöchheimer Partnerstädten abgelöst. Da jedoch in den Partnerstädten kaum noch Jugendliche Interesse für diesen für sie nahezu kostenlosen Jugendaustausch zeigten, entschloss sich die Gemeinde 2010, 2011 und auch heuer wieder, eines von bundesweit rund 100 Workcamps der ijgd zu ermöglichen.

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So war es nun bereits zum zehnten Mal seit der Premiere im August 1987 der Fall, dass  Bürgermeister Rainer Kinzkofer Jugendliche aus der ganzen Welt in Veitshöchheim bei einem Empfang im Rathaus  willkommen heißen konnte, die sich alle zuvor noch nicht kannten und die erstmals an einem ijgd-Camp teilnahmen.

Der Gemeinde kostet ihr vorbildlicher Beitrag zur internationalen Völkerverständigung heuer rund 5.000 Euro. Kinzkofer: "Wir betreiben diesen Aufwand gerne, auch in der Hoffnung, dass hiesige Jugendliche die Möglichkeit nutzen, an Camps der Partnerorganisationen der ijgd im Ausland teilzunehmen." Diese seien nicht nur billige Ferien. Sie eröffnen nach seinen Worten interkulturelle Erfahrungsfelder und biete Jugendlichen einen Rahmen, in dem sie sich aktiv und selbstverantwortlich mit sich, mit Menschen aus anderen Kulturen und mit den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen können.

Zusammensetzung

Ein ijgd-Camp leiten erstmals Zuhra Fathulina aus Usbekistan, die in Mainz "Soziale Arbeit" studiert und die Deutsche Linnea Schuchert, die derzeit eine Ausbildung zur Heimerzieherin absolviert. Beide haben sich in Seminaren auf ihre Aufgabe vorbereitet, Gruppen- und Freizeitaktivitäten zu initiieren, die Eigeninitiative der Teilnehmer fördern und nach Möglichkeit die ganze Gruppe in Diskussionen und Entscheidungen einzubeziehen.

Die  fünf Achtzehnjährigen, zwei Siebzehnjährigen und die Thailänderin Phasiri Honsa Junio,  mit 16 Jahren das Küken in der Gruppe, sind alle für ein Jahr im Rahmen eines Schüleraustausches in Deutschland  und machen im Camp Ferien von ihren Gasteltern. Die restlichen Teilnehmer im Alter zwischen 21 und 24 Jahre sind alles Studenten, so auch der Südkoeraner Taehyun Noh, der in Seoul demnächst sein Journalismus-Master-Studium beginnt und angekündigt hat, in seiner Heimat über seine Erfahrungen in Veitshöchheim einen Report zu machen.

Täglich fünf Stunden im Einsatz in Holznagelhausen (Link auf Online-Bericht)

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Die ausländischen Gäste erhalten für ihren Einsatz in Holznagelhausen zwar keinen Lohn. Unterkunft und Verpflegung im Naturfreundehaus ist für sie jedoch frei. Sie müssen somit nur ihre Reisekosten und eine Anmeldegebühr von 80 Euro entrichten. Für die 18jährige Mailänderin Virginia Pozzi war die Anreise kein Problem, denn sie wurde von ihren Eltern vorbeigebracht, die während des Camps im Raum Nürnberg Urlaub machen.

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Auf dem Foto geben Ijgdler auf dem Abenteuerspielplatz das  Mittagessens an 113 Kinder  aus (v.r. Alvaro aus Caracas/Venezuela, Virgina aus Mailand/Italien, Rocio aus Burgos/Spanien, José aus Bogota/Kolumbien und Taehyun aus Seoul/Südkorea).

Der Einsatz auf dem seit 29 Jahren in Veitshöchheim über die Bühne gehenden Abenteuerspielplatz ist von 8.30 bis 14.00 Uhr für alle Pflicht, ebenso als Höhepunkt eine Hüttenübernachtung mit Nachtwanderung. Auf dem ASP können alle ihre Ideen und Fertigkeiten einbringen, lernen wie ein Jugendprojekt durchgeführt wird,  Arbeit in einem großen Team erleben, die deutsche Sprache im Alltag erlernen und viele neue Bekanntschaften knüpfen. "Ich hoffe ein bisschen mehr erwachsen und selbständig zu werden" so formulierte die 17jährige Ungarin Rebecca ihre Zielsetzung. Fast alle wussten nicht, worauf sie sich einlassen und selbst die Campleiterinnen konnten zur vor den Namen "Veitshöchheim" nicht richtig aussprechen.

Ganz neue Erfahrungen

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Keine Frage, dass die ijgdler auch bei der Grillfete des ASP-Fördervereins heute abend mitfeierten.

Für fast alle ist das Zusammenleben mit Menschen aus anderen Ländern, mit anderen Ansichten, anderer Religion, anderer Mentalität eine ganz neue Erfahrung. Der Einsatz auf dem ASP ermöglicht es ihnen darüber hinaus, auch das etwa gleichaltrige 25köpfige ASP-Team näher kennen und den Umgang mit Nagel und Hammer zu lernen.

Betreuerin Zuhra Fathulina: "Es war bei allen das Gefühl und der Wunsch, sich sozial zu engagieren, der uns nach Veitshöchheim brachte." Dieses Gefühl, so bestätigte sie dem Bürgermeister, habe sich bestätigt. Sie trafen nach Zuhras Worten auf ein nettes, hilfsbereites und stets fröhliches Team in Holznagelhausen, das eine super Zusammenarbeit ermögliche. So waren hier die ijgdler gleich am ersten Abend zu einer gemeinsame Grillfete eingeladen. Ijgdler, ASP-Betreuer und Kinder kamen sich schnell näher und so wird in der Mittagszeit auch mal Salsa getanzt.

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Taehyun ist der Einzige, der bisher überhaupt kein Wort deutsch verstand. Er übt jedoch fleißig seit seiner Ankunft. Als er so am ersten Tag auf dem Abenteuerspielplatz die Kinder in seiner Gruppe auf deutsch nach ihren Namen fragte, war der Bann schnell gebrochen. Seitdem ist er ihr Liebling und wollen mit ihm spielen und sich sogar mit ihm "Huckepack-Reiten". Auch sind viele Kinder wissbegierig, was die Sprachen anbelangt.

 

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So brachte die Veitshöchheimerin Lara Fabienne ihr Spanisch-Bilderbuch mit um mit der Spanierin Rocio und dem Venezulaner Alvaro sogleich zu üben. Ein Junge demonstrierte voller Stolz, dass er im letzten Italienurlaub gelernt hat, in italienisch bis 60 zählen zu können.

Das Naturfreundehaus - die ideale Unterkunft mit internationaler Küche

Wie die Mannschaft, so präsentiert sich  auch die Küche international im Naturfreundehaus, das mit seinen Räumlichkeiten und dem grünen Umfeld ein ideales Quartier darstellt. Hier fühlen sich alle so wohl und genießen die Abende im Garten nach den selbst zubereiteten Abendessen. Hier werden Sprachbarrieren überwunden und auch gemeinsam gesungen mit musikalischer Gitarrenbegleitung.  Das gemeinsame Kochen und Einkaufen gehört zum Gruppenleben des Workcamps. Hierfür und um in ihrer Freizeit mobil zu sein, stellt ihnen die Gemeinde den Gemeindebus für die Dauer des Aufenthalts zur Verfügung. Täglich übernehmen zwei andere den Küchendienst. Die jungen Leute entscheiden selbst,  was auf den Speiseplan kommt und können so auch den anderen Teilnehmern Gerichte aus ihren Heimatländern vorstellen, wie etwa die drei Südamerikaner Alvaro, Gabriel und José, die gestern die anderen mit einem typischen Bohnengericht ihres Kontinents überraschten, ebenso die Japanerin Erika, die plötzlich italienische kochte.  Ansonsten sind Reis- und Nudelgerichte sehr beliebt. Für die beiden Gruppenleiterinen heißt es haushalten, denn die ijgd stellt ihnen für das Essen nur vier Euro pro Tag und Teilnehmer zur Verfügung.

Ihnen steht es ansonsten frei, das Programm nach dem Arbeitseinsatz selbst zu gestalten und ob sie die von der Gemeinde angebotenen Ausflugsmöglichkeiten in die nähere Umgebung nutzen. Beschlossen ist eine Stadtführung in Würzburg und eine Fahrt nach Frankfurt. Begeistert waren die internationalen Gäste bereits vom  hiesigen Freibad, in das sie an allen Tagen freien Eintritt haben.

"Alle sind sehr froh und dankbar über die tolle Atmosphäre und die neuen Erfahrungen, die ihnen die ijgd und die Gemeinde Veitshöchheim ermöglichen." so lautet nach fünf Tagen Aufenthalt in Mainfranken das Zwischenfazit von Mitleiterin Linnea, der einzigen Deutschen im Camp.   Am letzten Abend nach der großen Abschiedsfete werden in Holznagelhausen sicherlich die Tränen fließen.

Link auf Erinnerungsfotopräsentation (pdf)

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