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Elf Arbeitgeber und nur eine Interessentin - JU-Info-Veranstaltung "Quali und dann...?" in den Mainfrankensälen ein totaler Flop

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Beck
von Dieter Gürz

Viel Mühe machte sich  und einen großen Aufwand betrieb die Junge Union im Landkreis Würzburg, um Schülern mit Mittel- oder Realschulabschluss zu helfen, auf dem Arbeitsmarkt Tritt zu fassen.

In den Veitshöchheimer Mainfrankensälen bot sie unter Schirmherrschaft von Landrat Eberhard Nuß eine Plattform,  um Ausbildungsinteressierte mit potientellen Ausbildern in Kontakt zu bringen.

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Koebau

So war unter der Leitung von Reinhard Munz die Werkberufschule von Koenig & Bauer, mit 2000 Beschäftigten und jährlichen 130 Auszubildenden einer der größten Betriebe in Würzburg, mit acht Auszubildenden im dritten Lehrjahr vertreten, die einen interessanten Stand aufgebaut hatten, um anschaulich über die Anforderungen und einen Einblick in ihre jeweiligen Ausbildungsberufe wie Elektronier, Mechatroniker, Modellbauer, technischer Zeichner, Zerspannungsmechaniker, Industriemechaniker oder Gießereimechaniker  zu geben.

Doch der Einladung folgte mit Pauline Gerlach aus der M 9 der Mittelschule Gerbrunn nur eine Interessentin (im Bild ganz oben erfährt sie  von Thomas Mache, dem Ausbildungsleiter der Firma Beck in Würzburg, dass diese Firma elf Auszubildende im gewerbetechnischen und kaufmännischen Bereich einstellt und alle Bewerber ohne Rücksicht auf die Noten zu einem dreiteiligen Test vorgeladen werden).

Ausführliche Informationen hatten auch die Ausbildungsvertreter der Stadt Würzburg mitgebracht, die derzeit 100 Nachwuchskräfte in 25 Berufen ausbildet. 

Weitere Stände gab es von der Firmengruppe Haaf aus Gaubüttelbrunn, der Frischemärkte Trabold, Joeys Pizza-Service, Keller Fußbodentechnik, dem Kommunalunternehmen des Landkreises, der LIDL Vertriebs-GmbH, der Metzgerinnung Würzburg und von Global Logistic Geis.

"Was haben wir falsch gemacht?" fragten sich maßlos enttäuscht und frustriert die diese Ausbildungsmesse organisierenden JU-Verantwortlichen Björn Jungbauer, Sebastian Scheder, Susanne Lurz und Benjamin Tausch. Sie hatten im Vorfeld schriftliche Einladungen  an alle Mittel- und Realschulen in Stadt und Landkreis Würzburg verschickt und darüber hinaus auch eine zielgruppengerechte und zielgerichtete Werbung via Facebook vorgenommen.

Nicht fassen konnten die totale Ignoranz der Messe durch seine Schüler auch der Rektor der Veitshöchheimer Mittelschule Otto Eißner, der gleichwohl mit seinen beiden völlig enttäuschten M 9- Klasslehrern  Christian König und  Stefan Baier sowie Theresia Öchsner von der HWK-Kompetenzwerkstatt an der Schule die Gelegenheit nutzte, sich mit den elf anwesenden Ausbildungsbetriebs-Vertretern über eine Zusammenarbeit  und Praktikumsmöglichkeiten auszutauschen.

"Wir konnten unsere Schüler nicht verpflichten, diese Ausbildungsmesse in ihrer Freizeit zu besuchen, haben aber an alle appelliert, es zu tun" sagte Christian König.  Er bedauerte auch, dass offenbar auch die Eltern ihrer Schüler wenig Interesse zeigen, ihre Kinder  bei der Ausbildungssuche zu unterstützen.

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Wie wertvoll eine qualifizierte Unterstützung  bei der Berufsauswahl  sein kann, weiß der Veitshöchheimer JU-Vorsitzende Benjamin Tausch (im Bild rechts) aus eigener Erfahrung. Er war vor sieben Jahren einer der ersten Schüler, der an der örtlichen Hauptschule im M-Zweig seinen Abschluss machen konnte, aber erst nach über 50 Bewerbungen von der Firma Bonitas-Print eine Zusage für eine Ausbildung als Printoperator (Drucker) erhielt. Bei dieser Firma ist er heute noch tätig, will jedoch alsbald seinen Techniker machen . Zusammen mit Björn Jungbauer unterhält er sich im Bild mit  Lisa Krauß (li.), der ersten Frau, die bei KoeBau in dieser Männerdomäne eine Ausbildung als Gießereimechanikerin absolviert.

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"Lassen Sie sich von dem Misserfolg heute nicht entmutigen“ sagte Landrat Eberhard Nuss, der eine Stunde nach der Eröffnung gekommen war, um ein Grußwort zu sprechen. Er bat er die anwesenden Arbeitgebervertreter, weiterhin im Ausbildungsmarkt tätig zu sein. Als Schirmherr hatte er sich hier ein ganz anderes Bild vorgestellt. Man könne es auch als gutes Zeichen werten, dass junge Leute die Orientierung, die die Junge Union mit dieser Ausbildungsmesse geben wollten, nicht mehr brauchen, weil ihre Ausbildungsverträge bereits unter Dach und Fach sind.

Dass dem nicht so ist, erklärte Veitshöchheims Mittelschul-Leiter Otto Eisner. Ein Großteil der 27 Schüler, die heuer bei ihm in der neunten Regelklasse ihren Abschluss machen, habe nämlich noch keine Ausbildungsstelle.

Laut Landrat bestehe aber im Gegensatz zu vor drei Jahren Gewandelt nun das Phänomen Facharbeitermangel und es gebe jetzt auch bedeutend mehr Lehrverträge.

Überhaupt sei der Landkreis aus der großen Finanzkrise der Wirtschaft in den letzten Jahren Würzburg mit einem blauen Auge heraus gekommen. Habe die Arbeitslosigkeit im Landkreis Würzburg vor der Krise im Jahr 2008 bei 3,0 Prozent, in der Krise kurzzeitig bei 3,4 Prozent gelegen, so sei sie jetzt aktuell bei 3,2 Prozent. Wenn man dies als Gradmesser nehme, habe dem Landkreis die Krise eigentlich nichts ausgemacht. Nuß wertete dies auch als eine großartige soziale Leistung des Mittelstandes im Landkreis. Dabei habe sich wieder einmal gezeigt, dass dieser im Gegensatz zu Großkonzernen nicht einfach seine Mitarbeiter hinausschmeiße.

Den Ansatz, der Jugend ein Portal zu geben, wo man sich informieren könne über das breite Angebot des Mittelstandes vor allem auch im Landkreis Würzburg, hielt der Landrat trotzdem für richtig.

Nichts destotrotz blieb dem JU-Kreisvorsitzenden Björn Jungbauer nichts anderes übrig, als die Messe zwei Stunden früher als beabsichtigt abzubrechen. Ob man sie in Zukunft weiterführen werde, gegebenfalls in anderer Form, um besser werben zu können, ließ er offen.

 

 

 

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