BR-Frankenschau berichtete über Fahrtauglichkeit-Tests für Senioren beim WIVW in Veitshöchheim
Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten präsentierten die bei WIVW angestellten Verkehrspsychologinnen Dr. Yvonne Kaußner (re.) und Dr. Ramona Kenntner-Mabiala (li.), während im beweglichen Fahrsimulator (Vorderteil eines alten 5er BMW) BR-Reporterin Uschi Schmidt den Probanden Horst Tittmann interviewt.
Die Frankenschau Aktuell des Bayerischen Fernsehens ist mit ihrem Ü-Wagen täglich in Franken unterwegs.
Live-Reporterin Uschi Schmidt und ihr zwölfköpfiges Team mit Redakteurin Elke Kalb an der Spitze besuchten am Mittwoch das Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW) in Veitshöchheim.
Dabei ging es um das Thema "Sicher im Straßenverkehr – Training für Senioren".
Bekanntlich schließt das Bundesverkehrsministerium verpflichtende Fahrtauglichkeits-Tests für Senioren nicht mehr grundsätzlich aus. Im Moment setzt die Regierung noch auf freiwillige Tests für Senioren, die etwa beim TÜV absolviert werden können. Ärzte und Krankenkassen sollen ältere Autofahrer künftig dazu bringen, ihre Fahrtauglichkeit untersuchen zu lassen. Experten auf diesem Gebiet beschäftigt das in der Raiffeisenstraße 17 in Veitshöchheim bisher in Mieträumen ansässige Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften GmbH (WIVW).
Sie erstellen Studien zum Fahrverhalten älterer Autofahrer, zum Beispiel für die Automobilwirtschaft, die Hersteller von Navigationsgeräten oder auch für den Bund.
Die BR-Frankenschau stellte in ihrem um 17.30 Uhr live gesendeten zehnminütigem Beitrag nun das „Labor“ des Instituts vor und schilderte, wie zwei ältere Probanden, der 74jährige Horst Tittmann und die 70jährige Rosemarie Müller in dem beweglichen Fahrsimulator die Aufgabe bewerkstelligten, typische Verkehrssituationen zu meistern.
Link auf BR-Video von der Sendung
Livereporterin Uschi Schmidt ließ es sich nicht nehmen,attestiert durch die Verkehrspsychologin Yvonne Kaußner selbst Simulator-Erfahrungen zu sammeln.
Forschungsarbeit "Autofahren im Alter: Einschränkungen und Perspektiven"
Stellen ältere Autofahrer ein Risiko im Straßenverkehr dar? Welche altersbedingten Veränderungen beeinflussen die Fahrtauglichkeit? Wie kann man die Mobilität älterer Menschen möglichst lange erhalten? Welche technischen Möglichkeiten der Unterstützung älterer Fahrer gibt es? Diesen Fragen gehen Ramona Kenntner-Mabiala & Ingo Totzke - Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW GmbH) & Interdisziplinäres Zentrum für Verkehrswissenschaften (IZVW) an der Universität Würzburg in der Ausgabe 2/2011 des In-Mind Magazins nach, das vierteljährlich vier relativ kurze Beiträge zu aktuellen und spannenden Themen aus der psychologischen Forschung veröffentlicht.
Dieser Link führt zu den Erkenntnissen dieser Arbeit.
Ihr Fazit lautet:
"Ein hohes Alter für sich allein ist kein Grund dafür, das Autofahren grundsätzlich aufzugeben. Entscheidend ist die individuelle geistige und körperliche Fitness. Informations- und Assistenzsysteme im Fahrzeug können bei der Kompensation altersbedingter Leistungseinbußen helfen. Entscheidend aber ist: Nur wer regelmäßig fährt, hat auch eine gewisse Routine, kennt seine Leistungsgrenzen und kann durch seine Erfahrung mögliche altersbedingte Leistungseinbußen ausgleichen. Fahrtrainings können dabei helfen, die vorhandene Fahrtauglichkeit zu verbessern oder wenigstens zu stabilisieren.
Wenn sich der Gesundheitszustand aber dauerhaft verschlechtert, bleibt irgendwann keine andere Möglichkeit mehr, als das Fahren aufzugeben. Für die Zukunft müssen alternative Mobilitätskonzepte entwickelt und gefördert werden, die es älteren Menschen auch nach dem Aufhören des Fahrens ermöglichen mobil zu bleiben."
WIVW auf Expansionskurs - Neubau mit über 935 Quadratmeter Büro- und Forschungsflächen
Das vor 14Jahren gegründete Institut hat vor kurzem von der Gemeinde ein eigenes Gewerbegrundstück erworben und errichtet nun in der Robert-Bosch-Straße 4 visavis vom Betrieb Mehlig & Heller einen Neubau mit 541 Quadratmeter Büroflächen und 394 Quadratmeter Flächen für Forschungsräume. Bis Ende 2012 soll der Neubau fertig sein.
Das aufstrebende, in der Verkehrspsychologie und Informatik tätige Forschungs-Unternehmen arbeitet unter der Leitung von Dr. Armin Kaussner und Alexandra Neukum eng mit dem Interdisziplinären Zentrum für Verkehrswissenschaften (IZVW) an der Universität Würzburg zusammen, dessen Vorsitzender Prof. Dr. Hans-Peter Krüger ist. Der Professor hat insgesamt 30 wissenschaftlich qualifizierte Mitarbeiter aus den Bereichen Psychologie/Ergonomie und Informatik um sich gesammelt. Dieses junge interdisziplinäre Team hat sich auf Verkehrsforschung sowie die Entwicklung und Anwendung von Fahrsimulation spezialisiert.
Alleinstellungsmerkmal in Deutschland
In unterschiedlichen Streckennetzen wie Überland- und Stadtszenarien, Nachtverkehr und bei Regen können Verkehrsflüsse wie dichter Gegenverkehr und Staus simuliert werden.
Möglich macht dies die am Institut entwickelte Fahrsimulationssoftware SILAB, die laut Krüger ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland hat. Sie biete in Bezug auf Skalierbarkeit, Streckengestaltung, Messtechnik, Datenaufzeichnung und Anwenderfreundlichkeit höchste Flexibilität. Das WIVW liefert Software für Fahrsimulatoren in allen Ausbaustufen vom PC-Arbeitsplatz bis hin zum High-End-Simulator mit Bewegungssystem und Rundumsicht. Zentrale Forschungsbereiche sind beispielsweise Müdigkeit im Straßenverkehr, Auswirkungen und Gestaltung von Fahrerassistenzsystemen, Elektromobilität, Sicherheit und Komfort in Kraftfahrzeugen, Einfluss von Psychodrogen und Medikamenten im Verkehr oder Autofahren im Alter. Auch werden Trainingskonzepte für spezielle Fahrergruppen erstellt.
Fahrerassistenz-Systeme erhöhen Sicherheit
Während die Informatiker am technischen System arbeiten, setzen sich die Psychologen mit dem menschlichen Verhalten auseinander und untersuchen die Ursachen. Beide suchen dann im Auftrag des Staates und der Industrie nach Lösungsansätzen. So beschäftigen sich die Verkehrswissenschaftler des Instituts auch mit der Frage, wie viel Sicherheit Fahrer-Assistenzsysteme (FAS) bringen können, vor allem um Unfälle zu vermeiden und Staus zu reduzieren. Hierunter fallen sowohl Systeme wie z.B. Kreuzungs-, Spurwechsel-, oder Abstandshaltesysteme, die in Interaktion mit dem Fahrzeugführer einen Sicherheits- und Komfortgewinn versprechen, als auch Systeme, die weitgehend ohne Eingriffsmöglichkeiten durch den Fahrer zur Stabilisierung des Fahrzeugs im sicherheitskritischen Grenzbereich beitragen. Untersucht werden außerdem zukunftsweisende Technologien wie die sog. Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation, die es ermöglicht, dass verschiedene Verkehrsteilnehmer über Funk miteinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Gefahren warnen.
Testfahrer im Einsatz
Um die Auswirkungen solcher Fahrerinformations- und Fahrerassistenzsysteme auf das Fahrverhalten zu untersuchen und zu bewerten, lädt das WIVW Testfahrer aus der Bevölkerung ein, die so in Fahrversuchen am Simulator mit Bewegungssystem oder mit Realfahrzeugen auf der Teststrecke sowie im Verkehr einen wichtigen Beitrag leisten, den Verkehr sicherer und effizienter machen.