Mit der Drohne gegen den Mähtod – Wieder Rehkitzrettung in Gadheim
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Es ist fünf Uhr morgens, der Himmel noch grau, das Gras vom Tau schwer und kühl. In aller Frühe schwebt leise eine Drohne über die Felder bei Gadheim. Ihr Ziel: das Leben retten. Denn versteckt im kniehohen Klee liegen kleine Rehkitze – hilflos, bewegungslos, kaum zu sehen. Wenn kurz danach die Mähwerke anrollen, wären sie ohne Hilfe dem sicheren Tod geweiht.
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Doch es gibt Menschen wie Michael Hein, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Würzburg und zugleich einer der Veitshöchheimer Jagdpächter. Er ist an diesen Tagen kaum zu Hause. Seit Wochen ist er gemeinsam mit seinen Mitstreitern unterwegs, um Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. „Jagd ist für uns aktiver Naturschutz“, sagt Hein. „Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wenn Tiere durch die Mahd sterben.“
Gerade im Mai und Juni, wenn die Landwirte ihre Wiesen mähen, bringen viele Rehe ihre Jungen zur Welt. In den ersten Lebenswochen können die Kitze der Mutter noch nicht folgen. Ohne Eigengeruch und mit perfekter Tarnung drücken sie sich instinktiv ins Gras – eine gute Strategie gegen natürliche Feinde, aber fatal bei Mähmaschinen. Der Fluchtreflex fehlt noch. Die Folge: Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 90.000 Rehkitze bei der Mahd.
Doch moderne Technik schafft Abhilfe. Die Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands (BJV) in Würzburg verfügt inzwischen über drei eigene und eine Leihdrohne mit hochauflösenden Wärmebildkameras. Sechs ausgebildete Drohnenpiloten und über 100 freiwillige Helfer engagieren sich ehrenamtlich, um Kitze aufzuspüren – oft in aller Herrgottsfrühe, wie Hein schmunzelnd sagt.
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In Gadheim war es wieder soweit. Hier arbeitet der Biolandwirt Johannes Römert eng (rechts) mit den Jägern zusammen. Für ihn ist die Kitzrettung Teil seines Verständnisses von ökologischer Landwirtschaft. Auf seinen Flächen hat er nicht nur einen Rundweg mit Infostationen zur Biodiversität angelegt, sondern nutzt auch gemähtes Luzerneheu als natürlichen Dünger – ganz im Sinne nachhaltiger Kreislaufwirtschaft.
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Auf 16 Hektar Mähfläche im 210 Hektar großen Gadheimer Feld-Revier ging heute morgen eine Drohne in die Luft. .
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Per Funk lotste Michael Hein sein Team zu den Wärmequellen, die auf dem Monitor erscheinen.
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Drei Rehkitze konnten in knapp drei Stunden in Sicherheit gebracht werden – ebenso wie viele Feldhasen und erwachsene Rehe, die beim Näherkommen weghoppelten oder davonsprangen.
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Das Prozedere ist eingespielt: Die Kitze werden vorsichtig gefangen und in gut belüfteten Boxen am gemähten Feldrand untergebracht.
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Bereits um 8 Uhr konnte Hein zwei Rehkitze wieder auf der gemähten Fläche zwischen Gadheim und dem Oberdürrbacher Wald aussetzen.
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Während das eine Kitz vorne noch eine kurze Zeit in Schockstarre verharrte, sprang das zweite Kitz sofort in das benachbarte Getreidefeld, einen lauten Schrei nach seiner Mutter ausstoßend.
Nach dem Schnitt kehrt die Geiß meist schon nach kurzer Zeit zurück, um ihr Junges aufzunehmen. Die Methode funktioniert – und jeder Fund ist ein kleiner Sieg für das Team.
Michael Hein, der seit 14 Jahren die Gadheimer Flur bejagt, neuerdings zusammen mit Armin Braun, lobt die gute Zusammenarbeit: „Ohne die Unterstützung der Landwirte wäre unsere Arbeit gar nicht möglich. Es ist schön zu sehen, wie sehr das Verständnis für Wildtierschutz gewachsen ist.“
Die Anschaffung einer Drohne mit Wärmebildtechnik kostet rund 8.000 Euro. Doch der Einsatz lohnt sich – nicht nur für die geretteten Kitze, sondern auch für das gute Gefühl, konkret geholfen zu haben. „Jedes gerettete Leben zählt“, sagt Hein. „Und das Lächeln der Helfer nach einem erfolgreichen Einsatz ist unbezahlbar.“
Ein weiteres Anliegen richtet sich an die Hundebesitzer: In der sogenannten Brut- und Setzzeit, die noch bis 15. August dauert, sollten Hunde unbedingt an der Leine geführt werden – zum Schutz von Wildtieren und Bodenbrütern. Denn auch außerhalb der Mahdzeit braucht die Natur Rücksicht und Respekt.
Die Rehkitzrettung in Veitshöchheim-Gadheim zeigt, wie viel erreicht werden kann, wenn Technik, Ehrenamt und Landwirtschaft Hand in Hand gehen. Für mehr Leben im Gras – und ein kleines bisschen Hoffnung auf den Feldern.
Fotos Dieter Gürz